Die Menschen in Argentinien müssen gewiss krisengestählt sein. Allein im Lauf der letzten dreißig Jahre ist das südamerikanische Land zweimal in den Bankrott geschlittert. Nach 1989 geschah dies erneut im Jahr 2002.

Unternehmen und Sparer leeren ihre ausländischen Währungskonten

Nun erweckt es den Eindruck, als ob sich die Geschehnisse schon bald zum dritten Mal innerhalb von nur einer Generation wiederholen könnten. Wer in diesen Tagen auf den massiven Absturz des argentinischen Pesos und die galoppierenden Zinsen blickt, kann eigentlich nur zu eben jenem Fazit gelangen.

Dass heimischen Banken kein Vertrauen mehr entgegengebracht wird, zeigt die Tatsache, dass die auf US-Dollar-Basis gehaltenen Einlagen unter Unternehmen und Sparern in der letzten Woche um knapp zwei Milliarden US-Dollar – oder sechs Prozent – gesunken sind.

Innerhalb von nur wenigen Tagen sanken diese Dollareinlagen von insgesamt 30,5 Milliarden auf 28,6 Milliarden US-Dollar, wie neueste Daten der argentinischen Zentralbank zeigen. Solange Unternehmen und Sparer noch Zugang zu und Zugriff auf ihre ausländischen Währungseinlagen haben, scheint hiervon im Angesicht der wachen Erinnerungen an vorherige Finanzkrisen rege Gebrauch gemacht zu werden.

In der letzten Krise wurden die Konten eingefroren – Mittelklasse verarmte

Zwischen den Jahren 2001 und 2002 fror die damalige Regierung ausländische Währungseinlagen bei heimischen Banken in einem Gesamtumfang von rund 40 Milliarden US-Dollar ein. Gleichzeitig wurden in den großen Krisenjahren Abhebebeschränkungen eingeführt.

Viele Argentinier können sich heutzutage noch gut an die Straßenkämpfe und Tumulte erinnern, die in argentinischen Großstädten wie Buenos Aires daraufhin ausbrachen. Viele Supermärkte und Geschäfte wurden in diesem Zuge geplündert.

Kaum ein Wunder, dass eine große Mehrheit der damals zur Mittelklasse zählenden Bevölkerungsschichten in den Jahren 2001 und 2002 nicht selten alles verlor, um in die Armut zu schlittern.

Aktien und Bonds verlieren – Sieg der Opposition lässt Peso einbrechen

Im Krisenjahr 1989 gestalteten sich die Dinge aus Sicht der Bevölkerung gar als noch schwieriger, da die ausländische Spareinlagen als auch Bankeinlagen in heimischer Währung durch die Regierung konfisziert wurden. Im Austausch hierfür emittierte die Regierung Staatsanleihen und IOUs, auf welche die fällig werdenden Zinszahlungen nicht geleistet wurden.

In der vergangenen Woche wurden Erinnerungen an diese Krisen wach, nachdem sowohl der heimische Aktien- wie auch Bondmarkt in den Sinkflug übergingen. Der Sieg des Oppositionskandidaten Alberto Fernandez hatte darüber hinaus einen Absturz des Pesos von fast 20 % zur Folge.

Angst vor Kapitalkontrollen - das Misstrauen wächst

Investoren schmeckte der überragende Sieg von Fernandez, der mit Cristina Fernandez de Kirchner im Bunde ist, überhaupt nicht, was vor allem an der interventionsfreundlichen Politik von Kirchner in deren ehemaligen Amtszeit als Staatspräsidentin gelegen haben dürfte.


Die Furcht vor einer Wiedereinführung von Kapitalkontrollen liegt mit Blick auf Argentinien förmlich in der Luft. Die Vorwahlen erweisen sich historisch betrachtet als sehr gutes Barometer für das finale Wahlergebnis, das am 27. Oktober ermittelt wird.

Das Team Fernandez/Kirchner wird einen Anteil von 45 % in Relation zu allen am 27. Oktober abzugebenden Wahlstimmen benötigen, um die argentinischen Nationalwahlen bereits in der ersten Runde für sich zu entscheiden.

Der Mangel an Vertrauen in die politische Entwicklung spiegelt sich unter anderem auch in einem Rückgang der privaten Ersparnisse bei den Banken. In Relation zum Bruttoinlandsprodukt Argentiniens sind diese privaten Ersparnisse im laufenden Jahr auf gerade noch zwölf Prozent - von knapp 15% vor drei Jahren – gesunken.

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