Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0683 (05:48 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0656 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,77. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,88. EUR-CHF oszilliert bei 0,9589.

Märkte: Europas Aktien schwächer

Europas Aktienmärkte verloren gestern deutlich an Boden. Dagegen konnten US-Märkte mit leicht grünen Vorzeichen am Tagesschluss reüssieren. Asien zeigte sich heute früh überwiegend schwächer.

An den Rentenmärkten kam es zu divergenten Entwicklungen zulasten der europäischen Märkte. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,70% (Vortag 2,68%), während die 10-jährigen US-Staatsanleihen eine Rendite in Höhe von 4,31% abwerfen (Vortag 4,36%). Der USD verlor gegenüber dem EUR leicht an Boden. Die edlen Metalle konnten gegenüber dem USD zarte Terraingewinne verzeichnen.

US-Staatsschulden: 33 Billionen-Marke geknackt – Schuldenlimitdebatte "ante portas"

Am 15. September 2023 nahmen laut US-Treasury die Staatsschulden im Tagesvergleich um gut 56 Mrd. USD zu (geplante Neuverschuldung Deutschland 2024 17,7 Mrd. USD – US-Wirtschaft ist circa 5,5 mal größer als Deutschlands) und markierte mit 33.044,9 Mrd. USD einen neuen historischen Höchstwert. Im laufenden Kalenderjahr lag die Zunahme bei 1625,2 Mrd. USD. Im US-Fiskaljahr (01.10. – 30.09.) stellte sich die Neuverschuldung laut US-Treasury bisher auf 2.116 Mrd. USD.

Auf das Fiskaljahr bezogen reden wir über eine Zunahme der Staatsverschuldung um circa 8% des BIP (IWF Wachstumsprognose 2023 1,5%). Dieses Daten sind prekär. Sie sind prekärer, wenn man das verstärkte Risiko für den Leitwährungsstatus in jüngerer Zeit in das Kalkül einbezieht.

Das Thema gesetzliches Schuldenlimit wird per 1.10.2023 erneut relevant. Im Hintergrund laufen bereits bisher fruchtlose Gespräche. Die Fronten sind im Hinblick auf die politische und gesellschaftspolitische innere Konfrontation verhärteter als in der Vergangenheit. Es drohen Stresszustände in der realen Welt durch die Möglichkeit von "Shutdowns" im Regierungsapparat mit möglichen belastenden Folgen für US-Märkte.

Bundesbank: Aktueller Monatsbericht - Wirtschaft schrumpft „etwas“

Die Wirtschaftskrise setzt sich laut Prognose der Bundesbank weiter fort. Die Wirtschaftsleistung dürfte im 3. Quartal 2023 "etwas schrumpfen", heißt es in dem aktuellen Monatsbericht. Damit würde sich die wachstumsfreie Phase der deutschen Volkswirtschaft verlängern: Ende 2022 und Anfang 2023 war das BIP jeweils geschrumpft, ehe es im Frühjahr stagnierte. Im August hatte die Bundesbank noch geschätzt, dass die Wirtschaft im Sommer weitgehend stagnieren würde.

Kommentar: Die Bundesbank stellt sich der Realität. Ich schließe nicht aus, dass das BIP des 2. Quartals 2023 eine negative Revision erfährt. Deutschland ist das Schlusslicht Europas und laut IWF das Schlusslicht weltweit. Das ist für die viertgrößte Volkswirtschaft eine Mahnung.

Im von Juli bis September laufenden Vierteljahr könne kaum mit spürbaren positiven Impulsen vom privaten Konsum gerechnet werden. Trotz des nachlassenden Preisanstiegs, der kräftigen Lohnzuwächse und der guten Arbeitsmarktlage hielten sich die privaten Haushalte fortgesetzt mit Ausgaben zurück, lautet ein Erklärungsansatz der Bundesbank. Daneben drücke auch die sich verstärkende Schwäche der Industrie die Wirtschaftskraft. Niedrige und weiter sinkende Auftragseingänge als auch abnehmende Auftragsbestände wirkten sich immer deutlicher belastend in der Industrieproduktion aus.

Kommentar: Kein Widerspruch. Zusätzlich belastet die Investitionsschwäche, was sich perspektivisch negativ auf die Produktivität und das Potenzial des Kapitalstocks (Lohnsummen privat, Staatseinkommen, vermindertes zukünftiges Potenzialwachstum) auswirkt. Die Rezession in der Bau- und Immobilienbranche setzt sich fort und intensiviert sich weiter.

Zur schwachen Nachfrage aus dem In- und Ausland dürften die gestiegenen Finanzierungskosten beigetragen haben, heißt es im Monatsbericht.

Kommentar: In der Tat, ich verweise auf den Kommentar vom 18. September, Beispiel Japan!

In Deutschland liegt die Inflationsrate aktuell bei 6,1%. Der Bundesbank zufolge dürfte sie im Jahresverlauf abnehmen (auch wegen Basiseffekten durch den Tankrabatt und das 9 EUR- Ticket im September 2023). Zusätzlich dürften die Rückgänge bei den Import- Erzeuger- und Großhandelspreisen sukzessive auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Trotzdem würden die Verbraucherpreise mittelfristig deutlich oberhalb von 2% liegen.

Kommentar: So ist es. Muss die Konjunktur dann durch weitere Zinsmaßnahmen weiter abgewürgt werden? Frage an die Bundesbank: Welches Feld der Wirtschaft zeigt positive Wachstumsbeiträge, die den Begriff "etwas" bei der BIP-Prognose rechtfertigen?

Belastende Entwicklungen in Deutschland - Mahnung

Deutschland: Geschäftsklimaindex der Selbstständigen bricht weiter ein

Der vom IFO-Institut berechnete Geschäftsklimaindex sank im letzten Berichtsmonat August den fünften Monat in Folge. Per August kam es zu einem Rückgang von zuvor -16,4 auf -19,9 Punkte. Das IFO-Institut bezeichnete die Lage als "angespannt".

Deutschland: Wohnungsbaugenehmigungen brechen um mehr als 30% ein

Laut Statistischem Bundesamt kam es per Juli zu einem Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen im Jahresvergleich um 31,5%. In den ersten sieben Monaten des Jahres stellte sich ein Minus in Höhe von 27,8% ein. Hintergrund der negativen Entwicklung seien steigende Baukosten und verschlechterte Finanzierungsbedingungen.

Kommentar: Das Nachrichten- und das Datenpotpourri der ersten und zweiten Reihe erlaubt kein Kleinreden unserer strukturellen und konjunkturellen Probleme durch Verantwortliche.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Irlands Konsumsektor fragiler

Irland: Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors sank per Berichtsmonat August von zuvor 45,6 auf 44,9 Zähler.

 

USA: NAHB Index deutlich schwächer

Der NAHB Housing Market Index verzeichnete per Berichtsmonat September einen Rücksetzer von zuvor 50 auf 45 Punkte (Prognose 50) und markierte den niedrigsten Indexstand seit April 2023.

 

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0920 – 1.0950 negiert das für den USD positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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