Erwartungsgemäß hat die Federal Reserve ihren Leitzins am gestrigen Abend abermals um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Dass diesem Beispiel eine völlig unerwartete Zinsanhebung in China am heutigen Tage auf dem Fuße folgen würde, ließ sich so kurz vor Weihnachten hingegen nicht unbedingt erwarten.

Mögliche Gründe für die aktuelle Entwicklung

Doch einen Moment bitte. Hatte ich Ihnen nicht Anfang Dezember <link de wirtschaftsfacts beitrag post china-bondmaerkte-zinsen-klettern-auf-drei-jahres-hoch>berichtet, dass die Zinsen an Chinas Bondmärkten auf ein 3-Jahres-Hoch geklettert sind?! Ich bezog mich in diesem Bericht unter anderem auch auf Analystenaussagen, laut denen sich momentan gar schon eine Abverkaufswelle an den Staatsanleihemärkten im Reich der Mitte beobachten ließe.

Nicht nur der Ausblick auf eine ab Mitte des Jahres 2019 fallende Staatsgarantie für die im Schattenbankensystem des Landes verkauften Vermögensmanagementprodukte, sondern auch die sich durch die Pekinger Behörden beschleunigenden Prüfungen der Vorgänge im Schattenbankensystem des Landes werden gewiss mit zu den aktuellen Ereignissen an Chinas Bondmärkten beitragen.

Gleichzeitig unternimmt die People´s Bank of China (PBoC) den Versuch, die ausufernde Kredit- und Darlehensvergabe im Reich der Mitte zu drosseln und unter Kontrolle zu bringen. Globale Währungs- und Zinsanalysten sind allerdings der Ansicht, dass die Entwicklung in China ganz schnell auch auf andere Weltregionen – samt Industriestaaten – überspringen könnte.

Während die großen Zentralbanken damit begonnen haben, ihre Geldpolitik zu verschärfen, unternimmt China nach wie vor den Versuch, seine heimische Inflation in alle Welt zu exportieren – und dies in einem sich beschleunigenden Ausmaß.  

People´s Bank of China müht sich, mit den tatsächlichen Gegebenheiten Schritt zu halten

Nun ist es nicht so, als ob es in China in den letzten Monaten nicht bereits zu Zinsanhebungen gekommen wäre. Ganz im Gegenteil, erweckt es den Eindruck, als ob der PBoC nicht viel anderes übrig bleiben würde, als der vorauseilenden Entwicklung an den heimischen Zins- und Bondmärkten zu folgen.

Wie würde es sich sonst erklären, dass die PBoC nur Minuten nach dem Eingang von leicht enttäuschenden Einzelhandelsabsatzdaten eine weitere Schlüssel-Leitzinsanhebung (PBOC an heimische Banken) von 5 Basispunkten wie aus dem Nichts bekannt gegeben hat?  Wurde mittels dieser Entscheidung vielleicht auch auf den in den USA nur wenige Stunden zuvor getroffenen Zinsentscheid reagiert?

Dass die Pekinger Behörden mittlerweile direkt in eine Reihe von Teilbereichen ihrer Ökonomie eingreifen, indem Produktionskapazitäten, die mitunter auf teilweise massive Produktionsüberhänge blicken, per Zwangsanordnung still gelegt werden, könnte sich für das zukünftige Wachstum der Wirtschaft im Reich der Mitte laut Analysten als riskant erweisen. 

Von den eingehenden Einzelhandelsabsätzen einmal abgesehen, die mit einem Zuwachs von 10,2% im Jahresvergleich die Konsenserwartungen (+ 10,3%) unter Analysten im Hinblick auf den Monat November leicht verfehlten, kam es an anderen Fronten hingegen zu keinen Überraschungen.

So legte Chinas Industrieproduktion im Monat November im Vergleich mit dem Vorjahr um 6,1% zu, was unter Analysten auch auf eben jene Weise erwartet worden ist. Gleiches lässt sich in Bezug auf festverzinsliche Vermögensinvestments berichten, die im Reich der Mitte seit Jahresbeginn erwartungsgemäß um 7,2% zulegt haben.     

China reagiert wenige Stunden nach der Zinsanhebung in den USA

Und dennoch dauerte es nicht lange, bis die PBoC auf die neuerliche Zinsanhebung in den USA reagierte, um ihrerseits mittels einer moderaten Zinserhöhung auf diese Entwicklung zu antworten. Immerhin handelt es sich dabei nun bereits um die dritte Zinsanhebung in China im laufenden Jahr. Doch in Peking scheint man guter Dinge zu sein, dass die heimische Wirtschaft diese Entwicklung wegstecken kann.

Dabei lässt sich schon seit einiger Zeit beobachten, dass die Zinsen an Chinas Geldmärkten im Vergleich mit dem Leitzinssätzen der PBoC bedeutend höher liegen. Wie die PBoC in einem Statement nach ihrer Zinsentscheidung zum Ausdruck brachte, könnte die erneute Anhebung des Leitzinses in China mit dabei helfen, die entstandene Lücke zu schließen. 

Wer macht eigentlich die Zinsen?!?

Und nun stelle ich Ihnen nochmals eine aus meiner Sicht bedeutende Frage, werte Leser. Wer macht und setzt die Zinsen? Sind es die Zentralbanken oder eher doch die Bondmarktakteure, die ab einem gewissen Zeitpunkt vorauseilen, egal ob nach oben oder nach unten, worauf Notenbankbürokraten mit ihren Entscheidungen hinterher hecheln?

Gewiss sind Notenbanken dazu in der Lage, die Zinsmärkte temporär zu manipulieren und zu verzerren, doch wenn dieses Pendel irgendwann zurückschwingt, um einfachen Naturgesetzen Rechnung zu tragen, werden die daraus resultierenden Ergebnisse dann auch entsprechend aussehen.

Zentral- und Notenbanken werden meiner Ansicht nach nicht dazu in der Lage sein, die von ihnen in den letzten Jahren bewusst angefachte und weltweite Vermögenspreisblase nochmals durch neue Reflationsbemühungen zu befeuern, wenn diese finale und größte aller Blasen seit Bestehen des nach dem Zweiten Weltkrieg institutionalisierten Systems platzen wird.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit spätestens dann auf diese Hasardeure der Finanzmärkte richten wird, die für das Entstehen von immer größeren Boom- und Bustzyklen vollumfänglich verantwortlich zeichnen, dafür jedoch keinerlei Verantwortung übernehmen wollen.  

Chinas Funktion als Frühwarnsystem

Anfang Dezember erreichten sowohl Chinas Staatsanleihezinsen als auch die Zinsen auf mit AAA eingestufte Unternehmensanleihen ein 3-Jahres-Hoch. Die Zinsen im Reich der Mitte dürften auch anhand der zuletzt gemeldeten Inflationsdaten mit zu diesem neuen Höhenflug animiert worden sein.  

Denn laut Statistikbehörde ist Chinas Kerninflation – unter Herausrechnung der Energie- und Lebensmittelpreise – im vergangenen Monat auf ein 6-Jahres-Hoch von 2,3 Prozent geklettert. Zins- und Währungsanalysten bekräftigten ihre Sichtweise, dass sich die zu beobachtende Zinsentwicklung in aller Welt fortsetzen werde, auch wenn das viele Akteure noch immer nicht wahrhaben wollten.

Im Fall von China handele es sich lediglich um einen frühen Warnsignalgeber mit Blick auf den Rest der Welt, so der Tenor. Dass die PBoC mittels eines moderaten Zinsschritts von 5 Basispunkten auf die weltweiten und heimischen Entwicklungen geantwortet habe, wurde unter Bondanalysten als gutes Zeichen interpretiert.

Denn anscheinend gibt es im Board der PBoC keine Bestrebungen, den jüngsten Abverkauf an Chinas Bond- und Aktienmärkten nochmals zu beschleunigen. Warten wir die Dinge ab!

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