So gab der Fed-Vorsitzende Jerome Powell im Rahmen einer gestern in Chicago gehaltenen Rede bekannt, selbst offen für Zinssenkungen der Federal Reserve zu sein, falls dies nötig werden sollte. Doch nicht nur das. Gleichsam wies Powell auch darauf hin, dass die einst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise ergriffenen „unkonventionellen“ Maßnahmen der Fed fortan zu „konventionellen“ Instrumenten in der Geldpolitik der Fed avancieren werden.

QE und Zinssenkungen schauen in den USA also bereits um die Ecke, obwohl sich die US-Wirtschaft noch nicht einmal in einer Rezession befindet und die Aktienmärkte sich nicht allzu weit von ihren Allzeithochs entfernt befinden. Während Bondrenditen und der US-Dollar daraufhin einknickten, wurde an den Aktienmärkten die größte Short-Squeeze-Rally seit langer Zeit ausgelöst.

Eine gute Gelegenheit, um Sie nochmals zu fragen, was dies alles mit Kapitalismus und freien Märkten zu tun hat?! Die Antwort lautet gar nichts. Vielmehr wird im Angesicht dieser sich verewigenden Staatsinterventionen deutlich, dass es noch nicht mal mehr zu einer Rezession kommen darf, ohne dass die immanente Gefahr eines Systemzusammenbruchs bestünde.

Bereinigen darf sich im System auch nichts mehr. Aus Sicht der zunehmenden Anzahl von Zombiefirmen, die auf eben jene Weise künstlich am Leben erhalten werden, wirkt dies auch nicht Wunder. Wer diesen Gang in den Staatssozialismus möchte, bitte schön. Die DDR hat seinerzeit gezeigt, dass ein solches System nicht funktionieren kann, doch wir machen im Westen heute denselben Käse und beschreiten denselben gefährlichen Pfad.

Im vergangenen Jahr hatte ich Sie bereits in einer Reihe von Berichten darauf eingestimmt, dass sich die Fed bald schon dauerhaft „unkonventioneller“ Maßnahmen bedienen könnte – dann nämlich, wenn die Konjunkturdaten in den Keller rauschen sollten. Und an eben jenem Punkt stehen wir jetzt. Und Zackzack, wie auf Geheiß, sind die notorischen Gelddruckbarone wieder da.

Ob diese „unkonventionellen“ Maßnahmen im Angesicht der Entwicklungen in der Welt und der Tatsache, dass die weltweite Verschuldung niemals höher war als heute, nochmals erfolgreich sein werden, bleibt indes abzuwarten. Es muss mittlerweile nämlich immer mehr Geld in den Kreislauf gepumpt werden, um denselben Grad an Wachstum zu erzeugen.

Eine Entwicklung, die der australische Professor Steve Keen im Jahr 2009 so wunderbar in seinem Bericht „The Roving Cavaliers of Credit“ aufgezeigt hatte. Aus Sicht Powells gälte es nun, ein aufmerksames Auge auf den globalen Handelskrieg und einige große Ökonomien in der Welt zu werfen.

Powell ergänzte, dass die Fed „in geeigneter Weise“ operieren werde, um eine anhaltende wirtschaftliche Expansion zu unterstützen. Wie zuvor schon erwähnt, es darf ganz offensichtlich nicht einmal mehr zu einer Rezession in den USA kommen, in deren Zuge sich Fehlallokationen von Kapital und Fehlinvestitionen endlich bereinigen könnten.

Dass Powell mittlerweile nur noch ein Abziehbild seiner selbst ist, zeigt seine abermals plötzliche Kehrtwende in Sachen Geldpolitik. Nicht nur QE, sondern Nullzinsen und gar Negativzinsen seien aus Sicht der Fed in einem immer schwieriger werdenden Umfeld Optionen, die aus Sicht der Fed ins Kalkül gezogen werden müssten.

Sagt jener Mann, der die Finanzmärkte gegen Ende des vergangenen Jahres noch auf weiter anhaltende Zinsanhebungen der Fed eingestimmt hatte. Sorgen macht sich Powell über die allgemeinen Inflationserwartungen, die in naher Zukunft den Rückwärtsgang einschalten könnten.

Dass sich alle Pläne der Fed über den Haufen geworfen sehen, zeigt Powells nächste Aussage. Danach habe die Fed die Kontrolle über ihren sogenannten Dot-Plot-Plan verloren, ganz so, als ob die Fed jemals etwas unter Kontrolle gehabt hätte. Unerwartete ökonomische Entwicklungen setzten nun einmal ungewöhnliche Maßnahmen voraus, so Powell weiter.

Dass diese immer extremeren Maßnahmen auf der eigens betriebenen Geldpolitik und der anhaltenden Manipulation der Finanzmärkte durch die Notenbanken basieren könnten, wollte weder Alan Greenspan, Ben Bernanke, Janet Yellen noch Jerome Powell in den Sinn kommen.

Seit gestern wird in den USA mit viel Ironie bereits über den Anti-Dot-Plot-Plan der Fed geschmunzelt. Du kannst es auch echt nicht mehr Ernst nehmen. Sie stochern größtenteils im Nebel herum, lösen durch ihre Zinssenkungen und Zinserhöhungen seit nunmehr mindestens drei Jahrzehnten Boom-and-Bust-Zyklen sowie Finanzkrisen in der Welt aus.

Die Götterdämmerung dürfte in den USA jedoch tatsächlich erst anbrechen, wenn es in Bezug auf den US-Dollar einmal ans Eingemachte gehen wird. Aus Sicht des Rests der Welt springt diese riesige Achillesferse der Vereinigten Staaten förmlich ins Auge, doch bislang scheint nur Russland verstanden zu haben, wo es anzupacken gilt, um den Koloss auf tönernen Füßen ins Wanken zu bringen.

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