Momentan liegt der US-Leitzins bei 5,25 bis 5,5 Prozent. Ein viertel Prozent weniger dürfte vermutlich kaum spürbar sein. Derzeit preisen die Zins-Futures bis April 2025 drei kleine Zinsschritte ein. Von großen Entlastungen auf der Schuldnerseite kann also auch mittelfristig nicht die Rede sein. Aber die Richtung würde für die Börse stimmen, vorausgesetzt, es kommt zu keinen Unfällen. Doch die Wahrscheinlichkeit nimmt zu. Moment! Eine fallende Börse wäre für die FED ein durchaus geeigneter Anlass, um sich wieder als Retter feiern lassen zu können, so wie früher...

Noch vor wenigen Monaten hatte die US-Notenbank einige Zinsschritte für dieses Jahr angekündigt. Nix da, denn die Inflation sei mit 3,5 Prozent noch zu hoch, heißt es jetzt. Doch der Druck auf die FED steigt. Frisches Geld kostet schon länger richtig Geld und die auslaufenden Kredite müssen teuer refinanziert werden. Normalerweise bremst das die Wirtschaft, die Inflation sinkt. So war es früher. Heute aber verhindert die Ausgabewut des Staates sowohl eine Rezession als auch eine Rückkehr der Inflation in den Bereich von zwei Prozent. Was nun, liebe FED?

Angeblich ist die Zentralbank ja völlig unabhängig. Theoretisch ist sie das auch. Doch inzwischen erkennt man auch die Verflechtungen mit der Politik, die nach einer gewissen Zeit dazu führen, dass irgendwann beide miteinander im Bett liegen. Bald sind ja wieder Wahlen. Na? Der Staat haut Geld raus, was er nicht hat - und macht neue Schulden, um die Wirtschaft zu boostern. Die Zentralbank muss dann mit tieferen Zinsen dafür sorgen, dass die Zinslast des Staates nicht zu groß wird. Man fragt sich, wer in dieser „Ehe“ eigentlich die Hosen anhat: Geldpolitik oder Fiskalpolitik?

Auch wenn die US-Leitzinsen erst später sinken, halten sich die Sorgen an den Börsen noch in Grenzen. Es läuft ja offiziell gut in der US-Wirtschaft, weil der Staat ja Billionen ausgibt, die die Nachfrage anfachen und damit auch die Preise. Und nein, der „Inflation Reduction Act“ reduziert keine Inflation. Er befeuert sie sogar.

Eines Tages, so wird vermutet, wird die FED erklären, warum vier Prozent Inflation viel besser sind als das alte Zwei-Prozent-Ziel. Heureka! Dann kann sie ja auch ganz bedenkenlos wieder die Zinsen senken. Vier Prozent Inflation fressen sich viel schneller durch den Schuldenberg. Das wäre sogar gewünscht.

Welchen Wert hat eine Geldpolitik, wenn der Staat diese mit Programmen für die Wirtschaft konterkariert? Die USA machen inzwischen alle 100 Tage eine Billion Dollar neue Schulden. Dann beklagen sich die Geldhüter, dass sie keine Fortschritte in Sachen Inflation sehen, während die Staatsschulden so schnell wachsen wie Spargel im Mai.

Was kommt als Nächstes? Mehr politischer Druck auf die Zentralbank, die Zinskosten für den Schuldenberg bezahlbar zu halten. Keine Sorge! Ist die Kasse ruiniert, verschuldet sich’s ganz ungeniert, wenn die Zentralbank brav pariert. Hier kann die FED auch von der EZB etwas lernen.

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