Wer aber auf seinem Geld sitzenblieb, ist wohl jetzt weniger enthusiastisch. Auch wenn es mit der Wirtschaft nicht so richtig klappt, der DAX kann auch ohne diese klettern. Bis jetzt jedenfalls. Hauptsache, der Druck in den Geldschläuchen lässt nicht nach und wird noch höher.

Die Börsenparty stören derzeit nur die Inflationserwartungen und das Zinsgespenst. Beide schmiegen sich aneinander und beginnen zu tanzen. Manche fürchten, die Zentralbanken müssen bald die Zinsen anheben. Vergesst es!

Der DAX steht jetzt höher als damals, als die Börsen nach einigen Wochen der Beschwichtigungen vor dem Virus feststellen mussten, dass die viel gefeierte Globalisierung auch Viren gut reisen lässt. Die Folge war ein veritabler Crash im Schnellwaschgang.

Vor rund einem Jahr rutschten die DAX-Notierungen bis auf 8.257 Punkte ab. Binnen weniger Wochen waren 40 Prozent dahin. Von dort aus stieg er bis zur letzten Woche um 71 Prozent und erreichte bei 14.197 Zählern ein frisches Allzeithoch. Wer hatte, der konnte. Wer nicht konnte, der hatte zumindest die Hoffnung, dass es bald besser wird. Die geschürte Hoffnung darauf stirbt zuletzt, nur fällt deren Halbwertszeit immer kürzer aus. Irgendwann aber ist der Liefertag.

Die Würde zurückgeben

Bald kommt der digitale Impfpass. Damit wird das Leben wieder schön. Und einige Privilegien gibt es dazu. Das ist das, was es nicht geben sollte. Impfpässe sollen die Freiheit zurückbringen, die ja ohnehin nie eingeschränkt wurden - bis auf ein paar Dinge.

Wenn die Impfungen erst richtig anlaufen, es sieht danach aus, dann werden wir eine hitzige Debatte darüber erleben, wer was darf und wer nicht. Um wieder in die Oper gehen zu dürfen, wäre ich ja für vieles bereit. Andere würden für einen Trip nach Mallorca alles geben. Die Öffnungsforderungen werden zunehmen. Aber die Digitalisierung im #Neuland wird hier und dort noch einiges verschleppen. Ist ja auch nicht so einfach, zumindest hierzulande, wo wir gut und gerne digital leben.

Haben Sie heute schon mal in den Spiegel geschaut? Die Öffnung der Friseure hat vielen ein Stück ihrer Würde zurückgeben. Im Vogtland (Sachsen) muss man sich in einem Testzentrum einen Negativ-Test holen. Auf der Bahnhofstraße in Plauen standen die Leute drei Stunden lang an, so wie früher, als es Bananen, Bettwäsche oder eine Tina Turner Langspielplatte gab.

Ein Damenhaarschnitt, das weiß ich aus direkter Quelle, kostet mit Waschen, optischen Aufhellungen und ein paar netten Worten 80 Euro oder umgerechnete frühere 160 D-Mark. Im Westen etwas mehr. Ha! In Ostmarkt waren das 1.120 Mark oder mehr als ein Monatsgehalt. Soweit zum Thema Geldwert der Währungen. Nein, ich schweife ab!

Zurück zur Börse… Was für eine verrückte und auch sorgenvolle Zeit der Kursgewinne... Anfangs gab es so viel „Schlimmer Gewimmer“ und „Hammer Gejammer“, dass die Rufe nach Rettung durch die Notenbanken von diesen diesmal ganz schnell erhört wurden.

Sie können zwar nichts gegen Coronaviren ausrichten, aber gegen den Geldfraß, indem sie noch mehr Geld produzieren. Sie liefern den Schmierstoff, der die Börse jetzt auch ganz ohne Wirtschaft auskommen lässt. Und wenn die Börse steigt, scheint doch alles bald in Ordnung zu sein!

Die Schuld, der Zins

Jetzt aber trübt sich die Stimmung und die Zins- und Inflationsgespenster jagen sich gegenseitig. Vor der Pandemie betrug der weltweite Schuldenberg 250 Billionen US-Dollar. Bald wird er 300 Billionen US-Dollar erreicht haben. Haben Sie Sorgen? Unsinn! Es könnten auch 600 Billionen werden oder 600 Billiarden. Geld kostet nichts.

Es ist im Lichte betrachte auch nichts wert. Noch aber bekommt man etwas dafür. Und wer hat, der bekommt mehr. Früher waren es die Zinsen, die die Geldsummen aufblähten, heute die Kursgewinne.

Der Teufel macht immer noch auf den größten Haufen, nur hat er auf den anderen Berg gewechselt. Heute werden die Geldwerte enteignet und die Sachwerte steigen im Preis. Mit Sachwerten wird man zwar nominal reicher, real aber weniger verlieren als mit den herkömmlichen Geldeinheiten. Es ist die Differenz, die die Leute später in zwei unversöhnliche Lager zerteilt.

Nach neuen Zahlen der ING-Bank haben ein Viertel der Europäer gar keine Rücklagen. Das Viertel sind immerhin 25 Prozent Wählerstimmen. Womit könnte man dieses Viertel motivieren, auf dem Wahlzettel das Richtige anzukreuzen? Haben Sie eine Idee? ich schweife schon wieder ab!

Dem Zinsgespenst können die Zentralbanken den Garaus machen, indem sie noch mehr Anleihen aufkaufen und wieder das Feuer mit Benzin löschen. Dem Inflationsgespenst kann man nur statistisch antworten, bis sich Statistik und Realität sich so weit entfernt voneinander haben wie Sonne und Pluto.

Aber wie schon immer wollen die Zentralbanken zum Jagen getragen werden. Nun testet der „Markt“ ihre Bereitschaft aus. Sie werden erst dann einknicken, wenn der Druck groß genug geworden ist, sodass ihre zentralbänkischen Wunder als die ultimative Rettung daherkommt. Geduld! Geld kostet nichts! Viel Geld kostet nicht viel mehr.

Seit dem Allzeithoch am Mittwoch schaut der DAX aber etwas „schlumpfig“ aus der Wäsche, vor allem die Überflieger aus dem Hightech-Bereich. Manchen spahnt hier Böses.

Unterdessen wurde in Deutschland ein Impfstoff erfunden, der nun meist woanders verimpft wird. Aber unser Gender*sternchen funktioniert zuverlässig. Über Spanien lacht die Sonne, über uns die halbe Welt. Vieles wirkt ratlos und hastig. Dort glaubt man an das, was selbst verzerrt, ignoriert und übersteigert wurde. Da verlässt man sich doch lieber auf sich selbst.

Heute wird langsam geöffnet, mancherorts mehr, mancherorts weniger. Auch die Baumärkte sind wieder auf. Kaufen Sie Blumen! Stellen Sie damit Ihren Garten und die Balkone voll, damit es beim nächsten Lockdown nicht so trist aussieht! Und in drei Lockdowns ist sogar endlich wieder Weihnachten!

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