Wer sich die üblichen Datenreihen zur Gehaltsentwicklung anschaut, den überrascht bestenfalls das Ausmaß, nicht aber die Richtung. Während der Verbraucherpreisindex in Deutschland munter in der Höhe verweilt und gerade die Kerninflationsrate (ohne Energie, Nahrungsmittel und Tabakwaren) sich sehr hartnäckig zeigt, sinken die Reallöhne deutlich. Die folgende Grafik des Statistischen Bundesamts zeigt diese Entwicklung eindrucksvoll.

 

Der Schmerz darüber, real weniger für seine Arbeit zu erhalten, überdeckt dabei die für viele Menschen mindestens ebenso wichtige Frage, wie sich die Inflation auf das Nettovermögen, also das Vermögen abzüglich aller Verbindlichkeiten, auswirkt.

Manche Gazette begnügt sich leider immer noch auf Grund mangelnden Wissens oder Wollens allein mit der nominalen, also nicht kaufkraftbereinigten Entwicklung des Vermögens Wie groß die Zahl auf ihrem Konto ist, spielt aber nur vor dem Hintergrund eine Rolle, was sie von dieser Summe noch kaufen können.

 

Gerade in inflationären Zeiten sind nominale Betrachtungen irreführend, ob absichtlich oder nicht spielt keine Rolle. In einem professionellen Bericht, der die Grundlagen seriöser Berichterstattung beachtet, sollten die nominalen Werte nicht ohne den Hinweis auf die reale Entwicklung genannt werden. Wird dann noch mit moralischem Zeigefinger auf einen Vermögensanstieg hingewiesen, der in der Realität gar keiner ist, dann ist man mitten im ideologischen Getümmel angelangt. Von dem was Sie real weniger haben, sollen Sie mehr abgeben, weil es nominal gestiegen ist. Eine perfide Logik.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des realen Nettovermögens der Deutschen seit 1999. Nach dem derzeitigen scharfen Einbruch, der womöglich noch eine Weile anhält, ist der Anstieg seit Beginn der Datenreihe nicht beeindruckend. Um lediglich 2,9% p.a. haben die Vermögen seit 1999 real zugelegt. Vieles davon dürfte noch auf den über Jahre anhaltenden Preisanstieg der Immobilien zurückzuführen sein. Diesem geht es jetzt zum einen wegen der ansteigenden aber immer noch zu niedrigen Zinsen an den Kragen.

 

Große Einschläge und Preisrückgänge gibt es zudem bei Altbauten, bei denen sich derzeit niemand mehr sicher sein kann, wie viele der geradezu surrealen Beschlüsse zum Thema Heizung und Dämmung am Ende wirklich durchgesetzt werden. Da die Preisfeststellung am Immobilienmarkt träge ist, dürften sich die entsprechenden Auswirkungen erst in den kommenden Quartalen in der Datenreihe niederschlagen. Sie werden nicht positiv sein.

Der Blick auf die Veränderung des realen Nettovermögens der Deutschen in der folgenden Abbildung zeigt, wie groß der Einbruch relativ zum letzten Hochpunkt bereits heute ist. Schon jetzt betrachten wir den größten realen Rückgang des Nettovermögens der Deutschen seit mindestens 22 Jahren.

 

Bei der Inflation handelt es sich nicht nur um eine Steuer auf die Einnahmen von heute. Viel gewichtiger ist die Entwertung des Vermögens der Bürger. Dies betrifft übrigens auch viele Menschen, die sich nicht als vermögend betrachten. Jeder Bürger, der Ansprüche auf Zahlungen aus Versorgungswerken, Altersvorsorgeverträgen oder sonstige zukünftige Forderungen hat, die nicht vollständig inflationsindexiert sind, wird gerade enteignet. Vor wenigen Jahren hätte man noch „schleichend“ gesagt, aber angesichts der erreichten Geschwindigkeit und der Hartnäckigkeit des Kaufkraftverlustes ist dieses Wort nicht mehr angebracht.

Aber mit der Transformation der Wirtschaft kommt das ja alles wieder in Ordnung. Da geben wir keine handbreit Boden preis.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Neben der direkten Bedrohung der finanziellen Sicherheit durch bekannte Themen wie die im Ernstfall nicht tragfähige Einlagensicherung der Banken ist die Inflation eines der größten unmittelbaren Risiken. Da den Entscheidern bei zunehmendem wirtschaftlichen Stress außer schuldenfinanzierten Transferleistungen, die ihrerseits wieder inflationstreibend sind, nichts Neues einfallen wird, sollte man von länger anhaltenden Problemen und zunehmenden Verteilungskämpfen ausgehen.

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