Allerdings bestehen zwischen dem, was Notenbanken sagen und tun, ein paar Welten, aber an den Taten werden wir sie irgendwie schon messen können. Das Gerede als moderne Geldpolitik funktioniert, solange es funktioniert. Fakt ist: Die Schamanen der Geldpolitik haben viel Vertrauen verspielt, als sie die Inflation nicht sehen wollten, während sie ihnen längst schon um die Ohren flog.

Sie hatten den unsichtbaren Inflations-Elefanten durch ihre Gelddruckerei selbst in den Porzellanladen geschoben. Deshalb ist ihre verbale Strenge irgendwie verständlich, was wiederum die Börsen zittern ließ. Ach, wie abhängig die Finanzmärkte von billigen Gelddrogen doch sind... Der DAX rutschte hunderte Punkte ab und vergrößerte damit sein Jahresminus auf 13 Prozent, während die Fernrohre der meisten Experten ein gutes Börsenjahr vorhersagen. Wo soll es herkommen?

Inflation, Rezession, Stagflation....

Das Rückgrat der deutschen Industrie ist die Automobilbranche (Umsatz 2021: 411 Milliarden Euro) deren Zulieferer, die chemische Industrie (Umsatz 2021: 220 Milliarden Euro) und der Maschinenbau (Umsatz 2021: 221 Milliarden Euro), wo noch Aufträge abgearbeitet werden, malt die chemische Industrie das nächste Jahr in düsteren Farben. 2022 konnte man die Preise dort zwar um 17,5 Prozent anheben, hat aber sechs Prozent weniger produziert. Eine Besserung im nächsten Jahr wird nicht erwartet.

Interessante Zahlen kommen von der Unternehmensberatung Berylls. Dort sagt man voraus, dass allein die Stromkosten zu einem Standortproblem für die Autoindustrie werden. So ist der durchschnittliche Stromkostenanteil pro Auto in Europa von 300 im letzten Jahr auf 800 Euro in diesem Jahr gestiegen - mit der Aussicht auf 1.200 Euro pro Fahrzeug im nächsten Jahr. Dagegen stecken in US-amerikanischen Autos Stromkosten von rund 250 Euro pro Fahrzeug. Immerhin auch eine Verdopplung im Vergleich zu 2021.

Cui bono. Wem nutzt es?

Wenn einem Industrieland wie Deutschland, abhängig von billiger Energie und Rohstoffen, beides nicht mehr in gewohntem Umfang zur Verfügung steht, kommt es erst zu Schwierigkeiten, dann zu Verwerfungen. Davon dürften unsere Freunde in den USA profitieren, gibt es doch schon viele Äußerungen, Produktionen dorthin zu verlagern und auch das Interesse der USA, Industrie dorthin anzulocken. Spätestens mit dem Krieg in der Ukraine kommt das deutsche Geschäftsmodell ins Rutschen.

Ist Ihnen kalt?

Überhaupt wurde in den letzten Tagen viel gerutscht. Die Temperaturen rutschten so tief in den Keller, dass mehr Gas verbraucht wurde. Erstaunlich, dieser Winter mitten im Winter. Die Bundesnetzagentur rief dringend auf, Gas zu sparen. Offenbar versagen dabei Industrie und Haushalte. Vielleicht versagt aber auch die Politik und verwechselt Energie- mit Moralpolitik?

Wer funktionierende Atomkraftwerke abschaltet, kann eigentlich kein Stromproblem haben. In der Realität aber brauchen wir das Gas, um daraus Strom für Frankreich zu machen. Ich bin ganz durcheinander! Für wen frieren wir dann eigentlich? Für die Ukraine? Oder für die Franzosen? Solange wir aber Gas verstromen und die AKWs abschalten, kann es so schlimm nicht sein.

Doch wenn du denkst, es heizt nicht mehr, kommt irgendwo ein LNG-Tanker her. Der erste landete am Wochenende in Wilhelmshaven mit 170.000 Kubikmetern Flüssiggas an. Das entspricht einer Energiemenge von 1.040 Gigawattstunden. Da laut Netzagentur der tägliche Gasverbrauch in Deutschland im November bei 2.537 Gigawattstunden lag, reicht so ein Tanker neun Stunden und 36 Minuten. Damit können 50.000 bis 80.000 Haushalte ein Jahr lang versorgt werden.

In Deutschland gibt es 41 Millionen Haushalte. Dafür müssten pro Jahr 510 bis 820 solche LNG-Tanker wie in Wilhelmshaven anlanden. Dazu die Tanker für die Industrie mit diesem guten und teuren Frackinggas, wovon auch noch ein Viertel der Energiemenge auf dem Weg zu uns verloren geht. Selbst wenn das alles technisch machbar wäre, was kostet das? Und wer bezahlt das? Da wird einem doch gleich nochmal so kalt...

Machen Sie sich keine Sorgen! Zum Glück wurde in der letzten Woche die schuldenfinanzierte Strom- und Gaspreisbremse beschlossen. Was soll schon passieren, außer dass Energie dauerhaft sündhaft teuer bleibt?

Nach neuen Zahlen nimmt Deutschland im nächsten Jahr 539 Milliarden Euro Schulden auf, um 325 Milliarden Euro an alten Schulden zu bezahlen und mit dem Rest Löcher zu stopfen. In Zeiten, in denen Schulden die neuen Vermögen sind und die Sparbremsen mit Bremsöl juristisch ausgelegt und umgedeutet werden, läuft jetzt schon die Suche nach denen, die das auch noch bezahlen werden…

„Was bedeutet das für mich konkret!?“

Nicht nur die verkorkste Energiewende kommt uns teuer zu stehen. Außerdem frieren wir nicht. Wir haben es nur nicht mehr so warm wie früher. Was kann man tun? Den Energieanbieter wechseln! Oder die Regierung? Letzteres dürfte 50-60 Prozent der Kosten einsparen. Vielleicht auch mehr. Nicht ärgern! Nur wundern! Und zahlen!

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