Die japanische Regierung hat ihren Wirtschaftsausblick gesenkt, wovon insbesondere die Exportindustrie betroffen sei. Zwar wurde der Ausnahmezustand in der Hauptstadt Tokio und drei weiteren Präfekturen vor einigen Tagen aufgehoben, was jedoch nichts an der Tatsache zu ändern scheint, dass neben der japanischen auch die globale Wirtschaft unter anhaltenden Covid-Restriktionen zu leiden haben.

Abschwung im Fahrzeugexportbereich sorgt für negativen Exportausblick

Im Wirtschaftsbericht der japanischen Regierung für den Monat März heißt es unter anderem, dass die heimische Ökonomie im ersten Quartal noch immer unter Schwäche gelitten habe, wenn auch Hoffnung auf eine Besserung der allgemeinen Lage im zweiten Quartal bestünde. Erstmals seit Mai letzten Jahres hat die Tokioter Regierung ihren Ausblick für die aus Japans Sicht so wichtige Exportindustrie gesenkt.

Begründet wurde diese Sichtweise aufgrund eines Abschwungs im Fahrzeugexportbereich, der neben Engpässen im Halbleiter- und Chipsektor unter anderem auch aus einer über die vergangenen Monate vorgezogenen Nachfrage resultiere. Dies scheint im Besonderen für Fahrzeugausfuhren in die Vereinigten Staaten zu gelten.

Es ist von den Restriktionen abhängig, ob sich die Hoffnungen auf das 2. Quartal bewahrheiten

Finanzanalysten gehen im ersten Quartal des laufenden Jahres von einer ziemlich starken Schrumpfung der japanischen Wirtschaft aus, was vor allem aufgrund eines Rückgangs der Geschäftsaktivitäten und des heimischen Konsums der Fall sein soll. Ob es im zweiten Quartal auf annualisierter Basis zu dem erhofften Aufschwung kommen wird bleibt abzuwarten.

Vieles, wenn nicht alles, wird wohl davon abhängen, ob die Covid-Restriktionen tatsächlich aufgehoben bleiben, oder ob es – ähnlich wie auf dem europäischen Kontinent – nicht doch zu erneuten Verschärfungen der Maßnahmen kommen wird. Aus aktueller Perspektive erweckt es zumindest den Eindruck, als ob die von der japanischen Wirtschaft ausgehenden Signale ab Beginn des zweiten Quartals auf eine Erholung deuten würden.

Knappheit im Halbleitersektor drückt bekanntermaßen auf Automobilsektor

Ein großer Wermutstropfen leitet sich anhand der extremen Knappheit im Halbleitersektor ab, der insbesondere wie ein Kilo Blei auf der globalen Fahrzeugindustrie lastet. Fahrzeugbänder stehen inzwischen unter Autobauern in aller Welt still, weil keine Halbleiter für elektronische Steuerungen geliefert werden können.

Brand bei Renesas Electronics verschärft die Lage

Zu allem Überfluss ist es gestern Morgen auch noch zum Ausbruch eines Feuers in einem Halbleiterwerk des japanischen Unternehmens Renesas gekommen, wodurch sich die Lage an den weltweiten Angebotsmärkten für Chips und Halbleiter nochmals verschärfen könnte. Vor allem japanische Autobauer wie Toyota, Nissan und Honda werden jetzt wohl noch stärker in die Bredouille geraten.

Laut Renesas-Chef Shibata werde der Brand wahrscheinlich einen großen Einfluss auf die Fahrzeugindustrie ausüben, weil zwei Drittel der Produktionsbänder in der von dem Brand betroffenen Fabrik Halbleiter für die Fahrzeugindustrie hergestellt hätten. In einem Bericht des Wall Street Journal heißt es hierzu ergänzend, dass die Auswirkungen dieses Brands auf globaler Ebene Wellen zu schlagen drohen.

Das Wall Street Journal nimmt Bezug auf eine Warnung der Japan-Dependence von Moody’s Investors Service, laut der das Feuer in der japanischen Renesas-Fabrik zu einer weniger stark als erhofft ausfallenden Erholung im Bereich der globalen Fahrzeugproduktion im laufenden Jahr beitragen werde.

Auch Elektronindustrie empfindlich getroffen

Laut Renesas-Chef Shibata entstünde dem eigenen Unternehmen ein finanzieller Schaden, der sich auf rund 160 Millionen US-Dollar pro Monat summiere. Zu den Kunden von Renesas gehören unter anderem Toyota, VW und Continental. Auch die beiden deutschen Autobauer BMW und Daimler sowie eine Reihe von anderen Halbleiter-Unternehmen wie Infineon oder STMicroelectronics könnten negative Auswirkungen zu spüren bekommen.

Die Engpässe im globalen Halbleiter-Bereich scheinen also nicht mehr nur auf die Hersteller von Automobilen beschränkt zu sein. Erst vor wenigen Tagen hatte auch Samsung mitgeteilt, unter negativen Auswirkungen aufgrund der allgemeinen Lage an den Märkten für Halbleiter zu leiden.

Laut Samsung handele es sich um eine „sehr ernsthafte Krise“, die sich im zweiten Quartal auch auf die globale Elektronikindustrie auszuwirken drohe. Ähnlich wie mit Blick auf Apple könnte es jetzt auch bei Samsung zu möglichen Verschiebungen von Produktneueinführungen kommen. Hiervon scheint beispielsweise die Markteinführung des Galaxy Note im laufenden Jahr betroffen zu sein.

Taiwan Semiconductor könnte Begehrlichkeiten Pekings erhöhen…

Zusätzlich erschwerend gesellt sich die Situation in den Vereinigten Staaten hinzu, wo die US-Regierung es den eigenen Halbleiter-Produzenten immer stärker <link wirtschaftsfacts beitrag sino-amerikanischer-technologiekrieg-haelt-an-huawei-in-der-mangel _blank>verkompliziert, Chips und Halbleiter zum Bau von Hardware in die Volksrepublik China zu exportieren.

Dass in der aktuellen Situation ausgerechnet Taiwan Semiconductor Pläne verfolgt, die eigene Chip- und Halbleiterfertigung auszubauen, könnte die Begehrlichkeiten Pekings in Bezug auf eine „Heimholung“ Taiwans in nächster Zeit noch vergrößern. Geopolitischen Aspekte – und deren Auswirkungen – dürfen also nicht unter den Tisch gekehrt werden.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Wie bereits vor Wochen und Monaten erwähnt, könnte sich eine individuelle Lagerhaltung von Elektronikprodukten, Batterien und anderen Gütern dieser Art aufgrund einer sich inzwischen zu beobachtenden Knappheit als empfehlenswert erweisen, um sich gegen mögliche Engpässe in diesen Bereichen entsprechend zu wappnen. Egal ob Zweithandy, Reserve-Notebook oder Batteriebestände. Wer weiß, ob solche Reserven nicht irgendwann hilfreich sein werden?!



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