Wenige Monate nach der Einreichung eines Finanzangebots von 84,17 Millionen Euro, mit dem das Unternehmen im vergangenen Herbst im Rahmen der entsprechenden Treuhand-Ausschreibung 67 % der Igoumenitsa Port Organization (OLI S.A.) erwarb, hat die Grimaldi-Gruppe (Euromed S.p.A. & Minoan Lines, mit einer Flotte von über 130 Schiffen) erneut zugeschlagen, und mit einem Gebot von 80 Millionen Euro das entsprechende Ausschreibungsverfahren zum Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung von 67 % des Aktienkapitals des Unternehmens „Heraklion Port Authority“ (ALL SA) gewonnen.

Die griechische Treuhand (TAIPED) gab den Deal vor wenigen Tagen bekannt. Der Gesamtpreis von 80 Millionen Euro für 67 % der Anteile des Hafens von Heraklion, erhöht die Gesamtbewertung des Werts des Hafens auf rund 120 Millionen Euro, was dem Zwölffachen des Umsatzes von 2022 entspricht. Der Gewinn vor Steuern betrug für den Hafen von Heraklion im vergangenen Jahr 3,77 Millionen.

Mitbewerber, wie die Bietergemeinschaft von in GEK TERNA, AVIAREPS und Nectar Holding Ltd. wurden mit dem erheblich höheren Gebot ausgestochen. Auch beim Hafen von Igoumenitsa sind die Dimensionen vergleichbar. Hier stieg die Bewertung des Hafens auf eine Summe von rund 127 Millionen Euro. Als Vergleichsgröße anzumerken ist, dass der Börsenwert des Hafens von Piräus – also des größten des Landes - bei rund 500 Millionen Euro liegt und der Wert des zweitgrößten Hafens von Thessaloniki auf knapp 245 Millionen Euro taxiert wird.

Igoumenitsa und Heraklion sind im Vergleich dazu eher kleine Häfen. Grimaldi zahlte einen stolzen Preis für eine auf vierzig Jahre terminierte Zwei-Drittel-Beteiligung. Was steckt dahinter?

Grimaldi expandiert und investiert in Griechenland

Bereits seit 2008 kontrolliert Grimaldi mit einem Mehrheitsanteil von 95,8 Prozent das ursprünglich griechische Fährunternehmen Minoan Lines. Das Interesse an den zu privatisierenden griechischen Häfen hat Emanuele Grimaldi, Vorsitzender und Geschäftsführer von Grimaldi Euromed SpA, gegenüber griechischen Medien schon 2019 bekanntgegeben.

Damals meine er, dass ein Kauf der Konkurrenzfährgesellschaft ANEK kaum interessant sei, der Erwerb der Häfen Patras, Igoumenitsa und Heraklion dafür umso mehr. „Wir sind an der Logistik in diesen Häfen und am Transport aus diesen Häfen interessiert. Ja, das sind Chancen, die wir nutzen werden“, sagte er zu einem Zeitpunkt als die Grimaldi Euromed bereits 400 Millionen Euro in Griechenland investiert hatte.

Drei Jahre später wurden die Pläne konkreter und Grimaldi stellte sich erneut der Presse. „Viele Leute denken, wir spielen aggressiv. Aber die Realität ist, dass wir Verteidigung spielen. Denn sowohl in Igoumenitsa als auch in Heraklion auf Kreta ist unser Konzern der Großkunde. 60 % des Umsatzes von Igoumenista stammen von uns. Im Wesentlichen wollen wir dafür unsere Investitionen schützen und nehmen an der Ausschreibung von Igoumenitsa teil. Wir werden auch an der Ausschreibung für den Hafen von Heraklion teilnehmen“, erklärte er und versprach, dass eine Erhöhung der Hafengebühren nicht zu seinen Planungen gehöre.

Vielmehr strebe die Grimaldi Gruppe mit ihrer Investition eine Verkürzung der Transportzeiten und Transportkosten an. Die Ost-West-Autobahn Griechenlands, die Egnatia, ist für Grimaldi die passende Ergänzung zu seiner Vision. Konkret holen seine Schiffe heute Lastwagen aus Izmir ab und transportieren sie nach Triest. Die Fahrer werden per Flugzeug nach Triest gebracht.

Nun soll in Igoumenitsa die Infrastruktur entstehen, damit die über die Egnatia-Autobahn ankommenden Fahrer die Fähren nach Triest nehmen können. Schätzungen zufolge wird sich die Transportzeit auf diese Weise drastisch verkürzen. Der neapolitanische Geschäftsmann hat auch für Heraklion Ausbaupläne. Der kretische Hafen wird mit den entsprechenden Einrichtungen in einen Transitpunkt für Fahrzeuge umgewandelt, die dann mit RO-RO Fähren über den Suez-Kanal transportiert werden sollen.

Während in Igoumenitsa mit der Egnatia-Autobahn die Straßenanbindung bereits perfekt ist, wird die neue Ost-West-Autobahn auf Kreta in den nächsten Jahren entstehen. Trotzdem gilt Heraklion als das Filet-Stück unter den Regionalhäfen.

Wie ernst es der Grimaldi Gruppe mit der Expansion ist, zeigt die Tatsache, dass eine im Januar 2023 bekanntgewordene Bestellung von fünfzehn Ro-Ro-Autofähren zwei Wochen vor dem Zuschlag für den Hafen von Heraklion auf siebzehn Schiffe ausgedehnt wurde.

Die Schiffe werden in China gebaut und sollen statt mit Diesel in der Lage sein umweltfreundlicher mit Ammoniak betrieben werden. Zudem soll mit Mega-Lithium-Batterien, Sonnenkollektoren der Kraftstoffverbrauch um 50 Prozent verringert werden.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Die Reedereigesellschaft Grimaldi hat in Griechenland zwei regionale Hafen für einen relativ hohen Preis erworben. Zugleich investiert sie in Schiffe mit klimafreundlicherer Technologie.

Es stellt sich die Frage, warum die griechischen Reeder nicht auch auf die Idee gekommen sind. Die transportieren aktuell lieber LNG…

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