Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Dem Erfolgsinvestor Peter Lynch zufolge sind jene Unternehmen interessant, die Produkte herstellen, die man immer und immer wieder kaufen muss. Genau in diese Kerbe schlägt CMC Materials.

Ähnlich wie die letztens analysierte Onto Innovation gehört auch CMC Materials (ehemals Cabot Microelectronics) zu den vergleichsweise unbekannten Zulieferern der haussierenden Chipbranche.

Der Konzern beliefert die Chipgrößen mit Chemikalien und Materialien, die für die Chipproduktion vonnöten sind – also Materialien, die während des Herstellungsprozesses von Siliziumwafern & Co. laufend verbraucht und neu gekauft werden müssen.

Anders als vermutet, besteht eine gute geografische globale Umsatzdiversifikation. Das hat aber auch damit zu tun, da man unter anderem auch Produkte für Pipeline-Betreiber und die Holzbearbeitung im Sortiment führt. Letztere wachstumsschwache Aktivität soll zum Jahresende aufgegeben werden.

   

Quelle: guidants.com

Nach dem starken Abverkauf versucht sich die Aktie an einer Trendwende, die kurzfristig mit der Überwindung der roten Trendlinie gelungen sein könnte. Unter 120 Dollar sollte es jetzt aber tunlichst nicht mehr gehen.

Quelle: guidants.com

Der Wechsel in den logarithmischen Chart offenbart oft Muster, die im herkömmlichen Chart verborgen bleiben. Hier ist die schöne Bewegung innerhalb eines aufsteigenden Trendkanals zu sehen. Gerade setzt die Aktie auf der Unterseite des Kanals auf – eine gute Einstiegsgelegenheit. Fällt die Aktie durch diese Unterstützung, rückt allerdings der Bereich um 85 Dollar wieder in den Bereich.

Bewertung

Restrukturierungskosten sowie Abschreibungen drücken infolge von Übernahmen in der Regel auf die Gewinne. CMC macht hier keinen Unterschied. Bereinigt man das Ergebnis um diese Faktoren, entsteht ein differenziertes Bild, das sich bei Kontrolle des freien Cashflows bestätigt.

Eine freie Cashflow-Marge von 18 Prozent als Basis (Durchschnitt der letzten vier Quartale bzw. Schnitt der letzten drei Jahre) scheint hier angemessen. Dadurch ergibt sich ein Kurs/Freier-Cashflow-Verhältnis von 17. Im Schnitt der letzten fünf Jahre lag die Kennzahl bei 25,8.

Allerdings gibt es auch gute Gründe für den Abschlag. So senkte der Konzern aufgrund schwacher Nachfrage von chinesischen Kunden seinen EBITDA-Ausblick im August, nachdem dieser noch im Mai erhöht wurde. Das hinterließ ein ‚Geschmäckle‘, das auch den Investoren nicht sonderlich zu schmecken schien, wie man am folgenden Kurseinbruch gut erkennen kann.

In Anbetracht des starken Wachstums der Chipindustrie wäre durchaus mehr drin gewesen. Wer auf Nummer sicher geht, setzt den Titel erst einmal auf die Watchlist. Wer antizyklisch spekulieren möchte, setzt eine erste kleine Position mit einem Stopp unter 118 Dollar ein.

Bilanz und Verschuldung

Durch die Übernahme von KMG hat der Konzern die Umsatzmilliarden knacken können. Der Zukauf war in Verhältnis zur eigenen Größe zwar kein Pappenstiel, allerdings sinnvoll. Schließlich passt KMG, welches Chemikalien für die Chipbranche bereitstellt, großartig in das eigene Portfolio. Zudem war der Kaufpreis nicht übertrieben hoch, insbesondere da KMG über ein hervorragendes Wachstums- und Margenprofil verfügte.

Die Verschuldung stieg infolge der Übernahme zwar an – sollte aufgrund der Cashflows allerdings beherrschbar sein

Profitabilität

Die Margen sind angemessen. Das ist auch wichtig, um die Verschuldung möglichst schnell herunterfahren zu können. Das inflationäre Umfeld könnte hier kurzfristig aber Druck auf die Margen bringen, wenn man die Preissteigerungen nicht an den Endkunden weiterzugeben vermag.

Wachstum

Die Übernahme von KMG hat zu einem Umsatzsprung verholfen. Jetzt muss allerdings auch organisches Wachstum vorgezeigt werden. Für das laufende Jahr wird mit einem Umsatz von 1,2 Milliarden und damit rund sieben Prozent mehr als im Geschäftsjahr 2020 gerechnet. In Anbetracht des boomenden Chipmarktes ist das ok, aber auch nicht mehr. Das in 2020 lahmende Pipeline-Geschäft, das sich gerade erholt, könnte CMC bei weiter starken Öl- und Gasnotierungen hier wieder unter die Arme greifen.

Konkurrenz

Der Konzern ist mit wesentlich finanzstärkeren Konzernen wie DuPont, BASF oder Honeywell im Wettstreit, die über weitreichende Vertriebsnetze und gute Kontakte verfügen. Der Löwenanteil des Chipbooms kommt wohl diesen Unternehmen zugute.

Risiken

Mit den Zahlen zum vierten Quartal (11. November) wird darüber entschieden, in welche Richtung es mit dem Aktienkurs in den kommenden Monaten geht. Kann der Konzern hier wider Erwarten überzeugen, könnte es mit dem Titel schnell gen Norden gehen. Falls nicht, steht das Rendezvous mit der 85-Dollar-Marke an.

Ganz abgesehen davon besteht – wie immer im Chipsegment – eine starke konjunkturelle Abhängigkeit.

Porter’s Five Forces

Die Produkte, die man bietet, sind zwar essentiell, aber lange nicht so hochtechnisch, um nicht von anderen Unternehmen (neue Konkurrenten+Branche) in gleicher Qualität geliefert werden zu können.

Die anhaltende Chipnachfrage – auch unterfüttert durch in Europa und den USA neu entstehenden Chipwerke – egalisiert das Substitutionsrisiko. Allerdings hat man aufgrund der austauschbaren Produkte keinen großen Verhandlungsspielraum gegenüber den Abnehmern. So ist es wahrscheinlich, dass steigende Kosten für Rohmaterialien (Lieferanten) nicht so 1:1 an den Kunden übertragen werden können. Und darunter würde die Marge leiden.

   

Die Story ist durchaus interessant, hat aber einige Mäkel. Mutige Anleger setzten auf einen Schub durch den neuen Investitionszyklus in der Chipindustrie und die Stärke im Ölsektor. Die kurzfristige Schwäche könnte sich für langfristig denkende und risikobewusste Investoren auszahlen.

Wer konservativer agiert und sein Chancen-Risiko-Verhältnis zusätzlich verbessern will, setzt ein Abstauberlimit bei 85 Dollar.

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, www.cmcmaterials.com, guidants.com, wikipedia.de

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.


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