Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0704 (05:31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0691 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 156,77. In der Folge notiert EUR-JPY bei 167,71. EUR-CHF oszilliert bei 0,9758.

Märkte: Fokus auf Fed-Sitzung am 1. Mai

An den Finanzmärkten dominierte eine abwartende Haltung vor der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank am Mittwoch. Dabei ist unstrittig, dass es zu keiner Veränderung des Leitzinses kommen wird (Konsensus im Markt).

Der Fokus des Finanzmarkts wird auf der Verbalakrobatik der Fed-Granden liegen. Zuletzt wurden 1 – 2 Zinssenkungen per 2024 ab September vom Markt unterstellt. Es ist im höchsten Maße wahrscheinlich, dass es in der heißen Präsidentschaftswahlkampfphase zu den Zinssenkungen kommen wird. Das sollte dann auch dem Aktienmarkt im Herbst wohl bekommen. Wahljahre sind grundsätzlich starke Börsenjahre. "Food for thought!"

Es gab auch gute Nachrichten. Die Asien/Pazifik Region bleibt laut IWF größter Wachstumstreiber der Weltwirtschaft. Die Wirtschaftsdynamik sei dort am größten. Sie würde im Jahr 2024 60% zum weltweiten Wachstum beitragen (1,9% von 3,2%). Die Aussichten hätten sich weiter verbessert. Zuletzt wurde die Prognose für diese Region um 0,3% auf 4,5% erhöht.

Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte kaum erbauliche Daten. Der Economic Sentiment Index der Eurozone enttäuschte, in Dallas gibt es keine "gute Laune", die vom NBS ermittelten PMIs Chinas signalisieren Dynamikverluste und Japans Daten waren durchwachsen.

Der DIHK feiert das EU-Freihandelsabkommen mit Neuseeland. In der Tat ist das grundsätzlich gut bezüglich Wolle und Lammfleisch. Das deutsche Handelsvolumen mit Neuseeland lag zuletzt bei gerade einmal 1,6 Mrd. EUR (Platz 62 in Statistik) – kein weiterer Kommentar.

In den USA wird das Thema der Finanzierung des öffentlichen Haushalts kritischer. Die US-Treasury gab das Volumen für die Mittelaufnahme bekannt. Im 2. Quartal sollen es 243 Mrd. USD (zuvor 202 Mrd. USD) und im 3. Quartal 847 Mrd. USD sein. Die US-Geopolitik ist nicht hilfreich, diese massiven Summen zu finanzieren. Immer mehr Länder des Globalen Südens nehmen Abstand davon, weil die USA bezüglich der Wahrung der Eigentums- und Verfügungsrechte nicht länger verlässlich sind. Eventrisiken nehmen für die USA und damit für den Westen zu.

Europas Aktienmärkte verloren, US-Märkte waren fester, ebenso der Nikkei, der Sensex, der Kospi und der Hangseng Index. Dagegen verlor der CSI 300. Rentenmärkte waren etwas entspannter.

Deutschland: Arbeitskräftenachfrage sinkt weiter

Die schwache Konjunktur drückt immer stärker auf die Arbeitskräftenachfrage. Der um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Stellenindex sei von März auf April um zwei Punkte auf 111 Zähler gesunken, so die Bundesagentur für Arbeit (BA). Das seien zwölf Punkte weniger als ein Jahr zuvor und 27 weniger als beim Allzeithoch im Mai 2022. In fast allen Wirtschaftszweigen sei die Arbeitskräftenachfrage im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken.

 

Kommentar: Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Wirtschaftsindikatoren. Sie reagieren erst spät auf veränderte konjunkturelle oder strukturelle Entwicklungen. Dieser Datensatz belegt, dass die strukturelle Problematik Deutschlands, die sich in negativen Konjunkturdaten erkennbar niederschlägt, nun immer stärker den Arbeitsmarkt erreicht. Aber auch die Arbeitslosenquote liefert eindeutige Aussagen. Während die Quote der Eurozone im Dunstkreis historischer Tiefs oszilliert, ist die Quote Deutschlands seit Mai 2022 von 5,0% auf aktuell 5,9% gestiegen. Auch hier belastet Deutschland das Zahlenwerk der Eurozone!

 

Die Warnsignale an die deutsche Politik sind unverkennbar. Werden sie weiter kleingeredet? Es ist nicht die Frage, ob sich die Verantwortlichen in der Politik Realitäten und ihrer Verantwortung (Schäden abwenden!) zu stellen haben. Es ist die Frage, wann sie reagieren werden und wieviel zusätzlicher Schaden aus Sicht der Politik als opportun angesehen wird, bis man reagiert. Jeder Tag, der ohne markante Neuausrichtung vergeht, erhöht den zukünftigen Anpassungsbedarf bei Reformen und wirkt kontraproduktiv auf die gesellschaftspolitische und damit auf die politische Stabilität.

Manch ein Politiker argumentiert, man dürfe den Standort nicht schlecht reden. Weise Ökonomen mögen sagen, dass man Struktur- und Konjunkturdaten nicht ignorieren sollte. Diese Daten sind das Gesicht des „Normativ Faktischen“, sie sind kein Wolkenkuckuckskeim. Narrative, genährt durch bewusst etablierte Echokammern, haben dagegen sehr viel mit dem Charakter von Wolkenkuckucksheimen zu tun. Sie sind der „Res Publica“ nicht zuträglich.

Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden

Eurozone: Economic Sentiment Index enttäuscht

Der Economic Sentiment Index stellte sich per Berichtsmonat April auf 95,6 Punkte (Prognose 96,7, Vormonat 96,2 revidiert von 96,3).

Deutschland: Die Verbraucherpreise verzeichneten per April laut vorläufiger Berechnung im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,5% (Prognose 0,6%, Vormonat 0,4%). Im Jahresvergleich kam es einem Plus in Höhe von 2,2% (Prognose 2,3%, Vormonat 2,2%).

USA: Keine gute Laune in Dallas

Der Dallas Fed Manufacturing Business Index sank per Berichtsmonat April geringfügig von zuvor -14,4 auf -14,5 Zähler.

China: NBS PMIs signalisieren geringere Dynamik

 

Japan: Datenpotpourri mit Sonne und Schatten

Die Einzelhandelsumsätze nahmen per März im Jahresvergleich um 1,2% (Prognose 2,2%) nach zuvor 4,7% (revidiert von 4,6%) zu. Die Industrieproduktion sank per März im Jahresvergleich um 3,6% nach zuvor -6,8% (Monatsvergleich +3,8% nach -0,6%). Die Arbeitslosenrate stellte sich per März auf 2,6% (Prognose 2,5%) nach zuvor 2,6%.


Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.

Viel Erfolg!

 

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