Im Angesicht einer immer mehr mit dem Rücken zur Wand stehenden Regierung in Caracas verschärft sich die Verbalrhetorik der venezolanischen Sozialisten um Staatspräsident Nikolas Maduro gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika zusehends.

Es lässt sich ohnehin keineswegs behaupten, dass die USA und Venezuela in jüngster Zeit gute bilaterale Beziehungen miteinander gepflegt hätten.

Öffentliche Bezichtigung der Beteiligung am Drogenschmuggel

Schon seit einigen Wochen nehmen diese Spannungen deutlich zu, nachdem das US-Finanzministerium Venezuelas Vizepräsidenten El Aissami öffentlich einer Beteiligung am Drogenschmuggel bezichtigte.

Bei diesen Geschäften soll es sich um den Transport von mehr als 1.000 Kilogramm Kokain von Venezuela via Mexiko in die Vereinigten Staaten gehandelt haben.

Dass das US-Finanzministerium hochrangige Mitglieder der venezolanischen Regierung einer aktiven Beteiligung am illegalen Drogenschmuggel bezichtigt, wird unter geopolitischen Experten als eine Art Game Changer in den außenpolitischen Beziehungen zwischen beiden Ländern wahrgenommen.

Doch selbst falls sich die Bezichtigungen seitens Washingtons als korrekt erweisen sollten, wird sich an den aktuellen Begebenheiten sehr wahrscheinlich kaum etwas ändern. 

Indem die Washingtoner Regierung Sanktionen gegen El Aissami und dessen persönliches Umfeld verhängt, brandmarken die USA hochrangige venezolanische Regierungsoffizielle ganz offizielle als Drogendealer.

Vermögenswerte in Millionenhöhe eingefroren

Erst kürzlich teilte der neue US-Finanzminister Steven Mnuchin mit, dass die Washingtoner Regierung in den USA durch El Aissami und dessen persönliches Umfeld veranlagte Vermögenswerte in den USA in Höhe von mehreren zehn Millionen US-Dollar eingefroren habe.

Die sich seit Beginn der 1990iger Jahre zwischen beiden Ländern rapide verschlechternden Beziehungen sind in eine offene Feindschaft ausgebrochen.

Damals sorgte der Präsidentschaftswahlsieg des inzwischen verstorbenen Sozialisten und „Maximo Leaders“ Hugo Chavez für das Aufkommen von Sorgenfalten in Washington.

Trotz einer verheerenden Wirtschaftskrise, einem auf den Schwarzmärkten seit mehr als zwei Jahren im freien Fall befindlichen Bolivar und dem Ausbruch einer Hyperinflation hat es der ehemalige Busfahrer Nikolas Maduro – der Chavez´ politisches Erbe angetreten hat – geschafft, seine politische Macht in Caracas mit harter Hand zu festigen.

USA werden für Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht

Maduro hatte in den vergangenen vier Jahren wiederholt den Versuch unternommen, die Vereinigten Staaten von Amerika für die verheerende Wirtschaftspolitik seiner Regierung verantwortlich zu machen.

Einen Sündenbock hatte Caracas in Ex-US-Präsident Barack Obama gefunden, dem wiederholt öffentlich der Vorwurf gemacht worden war, Venezuela ins Chaos gestürzt zu haben.

Seitdem ist zwischen Caracas und Washington eine neue Eiszeit ausgebrochen. Am renommierten Peterson Institute wird jedoch nicht davon ausgegangen, dass die aktuelle Situation schon das Ende der Fahnenstange bedeuten muss.

Auf Sanktionen folgt Abschottungspolitik der USA

Die kürzlich gegen hochrangige venezolanische Regierungsmitglieder seitens Washingtons verhängten Sanktionen werden gewiss eine entsprechende Reaktion seitens Caracas zur Folge haben.

Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich alles andere als davon ausgehen, dass der neue US-Präsident Donald Trump, der ohnehin den Plan verfolgt, sein Land stärker gegen seine mittel- und südamerikanischen Nachbarn abzuschotten, bereit sein wird, die bilaterale Lage zwischen beiden Staaten zu entspannen.

Auf welche Weise die Entwicklungen in Caracas gesehen werden, wurde bereits während des langen Präsidentschaftswahlkampfs in den USA im letzten Jahr deutlich.

Damals betitelte Maduro die Partei der Republikaner in öffentlichen Reden ganz unverhohlen als „Diebe“ und „kriminelle Gangster“. Nach Trumps Wahlsieg kühlte sich diese Rhetorik dann ein wenig ab als Maduro erklärte, dass Trump sich nicht sehr viel schlimmer erweisen werde als es Obama jemals hätte sein können.

Ablehnung der US-Politik in immer mehr Ländern der Welt

Sonderbar ist es schon, dass Friedensnobelpreisträger Obama, der diese Auszeichnung durch das Stockholmer Nobelkomitee vor dessen Amtsantritt allein in der Hoffnung auf weitreichende außenpolitische Veränderungen verliehen bekam, durch mehrere Regierungen in der Welt zuletzt öffentlich an den Pranger gestellt wurde.

Der politische Bruch in den Beziehungen zwischen den langjährigen Verbündeten USA und den Philippinen legt ebenfalls darüber Zeugnis ab.

Immer mehr Ländern in der Welt und deren Regierungen scheinen die andauernden Interventionen und Einmischungen Washingtons in innerstaatliche Angelegenheiten von souveränen Drittstaaten langsam aber sicher zu weit zu gehen.  

Die durch das US-Finanzministerium getroffene Entscheidung, El Aissami und dessen Umfeld zu sanktionieren, hätte keineswegs zu einem schlechteren Zeitpunkt erfolgen können.

Inflationsrate erreicht 800 Prozent

Denn die wirtschaftliche Situation gerät in Venezuela zusehends außer Kontrolle. Zum Ende des letzten Jahres erreichte die Preisinflation einen Wert von erschreckenden 800%, während sich die allgemeine Versorgungslage im Land immer drastischer zuspitzt.

Gleichzeitig schießt die Verbrechensrate – und hier vor allem in der Hauptstadt Caracas – bereits seit mehreren Monaten förmlich durch die Decke.

Das Einfrieren von mehreren zehn Millionen US-Dollar, die El Aissami und dessen Umfeld auf Konten in den USA veranlagt haben, zeigt jedoch auf eindrucksvolle Weise, wie selbst ernannte Sozialisten der Bevölkerung in der Heimat Wasser predigen, während dieselben Personen im Ausland Wein trinken und dort in Saus und Braus leben.

Es stellt sich in diesem Kontext automatisch die Frage, wo die „Diebe“ und „Gangster“ wirklich sitzen und zu Gange sind.

Ölförderland Venezuela geht das Benzin aus

In Venezuela ist die allgemeine Lage inzwischen so dramatisch, dass es zu einer verheerenden Knappheit an Gütern des alltäglichen Bedarfs, Lebensmitteln und vor allem Medikamenten gekommen ist.

Jenem Land, das über die höchsten Rohölreserven der Welt verfügt, geht zudem das Benzin aus, weil es die sozialistische Regierung verpasst hat, rechtzeitig zu Zeiten des Ölbooms in die eigene Infrastruktur sowie den Aufbau von Basisindustrien und Raffinerien zu investieren.

Resultat ist, dass sich der Erdölexporteur Venezuela im Angesicht eines inzwischen abgestürzten Ölpreises und einer abschmierenden Währung kaum mehr dazu in der Lage sieht, die Versorgung der heimischen Bevölkerung aufrecht zu erhalten.

Inzwischen geht es vielerlei Berichten hervor, dass Menschen einfach sterben, weil für gewöhnlich heilbare Krankheiten aufgrund von Medikamentenknappheit nicht mehr behandelt werden können.

Auf Kollisionskurs auch mit China und Russland

Als ebenso besorgniserregend erweist sich die Tatsache, dass sich Venezuelas Regierung mittlerweile auch auf Kollisionskurs mit deren beiden Haupthandelspartnern China und Russland befindet.

Grund ist, da die einst zwischen dem staatlichen Ölkonzern PDVSA und China vereinbarten Ölexporttransporte mittlerweile weit hinter den ehedem zwischen beiden Ländern abgeschlossenen Verträgen zu den jährlichen Liefermengen zurückbleiben.

China war ehedem jedoch in finanzielle Vorlage gegangen, und hatte Venezuela darüber hinaus zinsgünstige und langlaufende Kredite für zukünftige Erdöllieferungen zukommen lassen.

Venezuela unmittelbar vor Implosion?

Am Peterson Institute zeigen sich geopolitische Analysten fest davon überzeugt, dass Venezuela sich bereits im Stadium einer Implosion befindet.

Die durch die USA verhängten Sanktionen dürften sich zudem auch als Weckruf für Venezuelas Nachbarländer Brasilien und Kolumbien erweisen.

Denn die Verhängung dieser US-Sanktionen dürfte den politischen Druck auf die Regierungen Kolumbiens und Brasiliens verschärfen, ihrerseits für eine drastische Erhöhung der Sicherheit an deren jeweiligen Außengrenzen zu sorgen.

Nachbarländer werden in Mitleidenschaft gezogen

Hinzu kommt, dass beide Staatsregierungen politisch in einem Boot mit der Washingtoner Staatsführung sitzen. Inzwischen mehren sich die Berichte, dass immer mehr Venezolaner – teils illegal – die Grenzen zu Kolumbien und Brasilien passieren.

Auf ihrer Suche nach Medikamenten und Lebensmitteln werden diese venezolanischen Grenzpassanten nicht selten für illegale Drogenschmuggler gehalten.

Deutlich wird gerade, auf welch rapide Weise sich die politische Stabilität im Norden des südamerikanischen Kontinents am Verschlechtern ist.

Sowohl Brasilien als auch Kolumbien werden aufpassen müssen, um nicht in die innenpolitischen Wirren und das in deren Nachbarland Venezuela herrschende Chaos mit hineingezogen zu werden...

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