Chinas Touristenstrom nach Neuseeland ist nach einer Reisewarnung der Pekinger Regierung am Einbrechen. Nicht aus Gründen antizipierter Terrorattacken oder sonstiger Gefahren, sondern vielmehr aufgrund von politisch-wirtschaftlichen Hintergründen, die mit einem Bann des chinesischen Netzwerkanbieters Huawei bezüglich des anstehenden 5G-Netzwerkbaus in Verbindung stehen.
5G-Gegenschlag mit voller Härte: China verbannt Australien vom wichtigsten Kohle-Absatzmarkt
Nach Neuseeland trifft es im Zuge der Vergeltung nun auch Australien. Nach einer deutlichen Reduzierung der chinesischen Kohleeinfuhren aus Australien in den letzten Wochen, haben Chinas Behörden nun einen kompletten Bann von Kohleimporten aus Down Under verfügt, der Australiens Minenkonzerne praktisch über Nacht vom wichtigsten Importmarkt der Welt abschneidet.
Peking hatte bereits vor der Entscheidung der so genannten „Five Eyes“ Nationen bekannt gegeben, dass ein Ausschluss Huaweis aus dem dortigen 5G-Netzwerkbau mit ähnlich harten Maßnahmen beantwortet würde. China erweist sich aus Sicht australischer Firmen als größter und wichtigster Markt in der ganzen Welt.
Wie die Zollbehörden im chinesischen Hafen von Dalian bekannt gegeben haben, werden Kohleimporte aus Down Under auf „unbestimmte Zeit“ gebannt. Zuvor wurde bereits erklärt, die Kohleimporte unter allen anderen Anbietern nach Einführung eines Quotensystems auf zwölf Millionen Tonnen pro Jahr zu limitieren, wie Reuters berichtet.
Neuseelands Tourismus & Australiens Minensektor empfindlich getroffen
Im Angesicht dieser drastischen Vergeltungsmaßnahmen Pekings sieht es momentan nicht danach aus, als ob in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China tatsächlich große Fortschritte erzielt worden sind. Dass Australien und Neuseeland sich in Sachen Huawei auf die Seite der USA geschlagen haben, bekommen beide Länder nun empfindlich zu spüren.
Neuseelands Tourismusindustrie brechen die Einnahmen aufgrund des Ausbleibens von chinesischen Urlaubern weg, während sich Australien vom weltweit größten Importmarkt für Kohleprodukte plötzlich ausgeschlossen sieht. Dem auf den Rohstoffabbau fokussierten Land wird diese Entwicklung äußerst wehtun.
Zangengriff: Europa schlittert ins Dilemma
Experten und Beobachter warnen gar davor, dass Australier ihre Reiseabsichten nach China aufgrund der Zuspitzung der aktuellen Lage überdenken sollten. Schon bald könnte sich auch die Europäische Union auf der Kontermaßnahmenliste Pekings wiederfinden. Dann nämlich, falls auch Deutschland Huawei vom 5G-Netzwerkausbau ausschließen sollte. In U.K. wurde vor wenigen Tagen zurückgerudert, sich von einer solchen Entscheidung verabschiedend.
Aus europäischer und deutscher Sicht sehen die Dinge momentan ohnehin schon nicht allzu gut aus, da US-Präsident Trump in den kommenden 90 Tagen über eine Verhängung von US-Sonderzöllen auf europäische Fahrzeugimporte entscheiden wird. Sollte auch China gegen den EU-Block zu wirtschaftlichen Sanktionsmaßnahmen greifen, sähe sich der Kontinent in der Quetsche der Interessendurchsetzung beider Großmächte.
Inwiefern eine Beteiligung Huaweis am deutschen 5G-Netzwerkbau unter den aktuellen Bedingungen möglich sein soll, erschließt sich den meisten Beobachtern nicht. Kanzlerin Angela Merkel hatte von Huawei zuletzt eine Garantie eingefordert, auf deren Basis keine Daten mit der Pekinger Regierung geteilt werden dürfen. Wie sich diese Forderung praktisch umsetzen ließe, steht indes in den Sternen.
Regierung in Down Under zeigt sich überrascht
Im Hinblick auf Australiens Kohleexporte erging das Pekinger Dekret, alle durch den Hafen Dalian kontrollierten Subhäfen und Zollstationen dazu anzuweisen, ab nun keine Importkohle aus Australien mehr abzufertigen, geschweige denn ins Land zu lassen. Importkohle aus Russland und Indonesien ist von dieser Anordnung nicht betroffen.
In Australien zeigte sich die politische Führung überrascht ob der plötzlichen Entscheidung Chinas. Im Fall von China handele es sich um einen wertgeschätzten Handelspartner, in den die australische Regierung weiterhin das Vertrauen setze, seinen Verpflichtungen aus dem zwischen beiden Ländern geschlossenen Freihandelsabkommen nachzukommen, wie es in Canberra hieß.
Ökonomen und Analysten verweisen unterdessen auf die Größe der Probleme, die auf die australische Wirtschaft jetzt zurollen werden. Die Auswirkungen des in China verhängten Kohleembargos werden in der breiten Wirtschaft des Landes spürbar werden.
Doppelschlag: Aussie-Dollar & Minen unter Druck, Kurse chinesischer Kohlefirmen gewinnen
Denn laut aktuellen Berechnungen gingen rund 23% der australischen Kokskohleexporte (zur Stahlherstellung) und 24% der Kraftwerkskohleexporte (zur Energiegewinnung) im Jahr 2018 an China. Gleichzeitig kletterten nach der Bekanntgabe des Kohleembargos die Aktienkurse unter chinesischen Kohleproduzenten.
Denn es erweckt den Anschein, als ob Peking gerade zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen versuche, indem den heimischen Kohlepreisen durch eine Reduzierung der Kohleeinfuhren beziehungsweise Einführung eines Einfuhrquotensystems unter die Arme gegriffen werden soll.
Immerhin ist australische Importkokskohle in Chinas nördlichen Häfen um umgerechnet knapp $30 pro Tonne günstiger als die Preise unter heimischen Anbietern. Im Bereich der Kraftwerkskohle lägen die Dinge ähnlich. Ob sich australische Kohle aufgrund von deren niedrigem Schwefelgehalt langfristig bannen lassen wird, bleibt abzuwarten.
Die aktuellen Lagerkapazitäten in Chinas Häfen werden für bis zu zwei Monate ausreichen. Trotz allem hat die plötzliche Ankündigung eines Kohleembargos aus Sicht Pekings erst einmal den gewünschten Effekt erzielt. Der australische Dollar reagierte mit Abschlägen auf die Nachricht, während die Aktien von australischen Minenfirmen unter Preisabgaben litten.
Huawei: Werden die Australier nun einlenken?
Dass die aktuellen Entwicklungen keine Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt in Down Under haben werden, wird unter den meisten Analysten stark bezweifelt. Vielmehr ist die Politik in Canberra völlig auf dem falschen Fuß erwischt worden, was dort schon bald zu einem Einlenken gegenüber Huawei und dem wichtigsten Handelspartner China führen könnte.
Kommentare
Was haben Sie gegen Russland? Stationiert Russland auf allen Kontinenten Militärsysteme und baut rund um Amerika mit "Verbündeten" ein Waffengürtel? Erlässt Russland Sanktionen gegen andere Staaten, um sie auf Ihre Wirtschaftslinie zu bringen?
Ich glaube, die Russen haben in Afghanistan ihre Lektion gelernt. Ihr Land und ihre Bodenschätze sind groß genug, um damit auch in Zukunft auszukommen und gut zu leben.
Vermutl. ein bezahlter Troll.
Ein Lächeln oder schmunzeln, angesichts der weltweiten Kriege und Konflikte zugunsten des Einen oder Anderen, kann einem eigentlich nicht mehr über die Lippen kommen. Wer hier denkt, Europa befinde sich in der Lage des lachenden Dritten, hat den Ernst des fortschreitenden Wahnsinns nicht begriffen.
Ich fürchte, für viele, viele Menschen wird das Erwachen und Erkennen, dass wir uns in der Mitte der zermahlenden Mühle befinden, sehr heftig werden.
Dass die Politiker in Australien davon überrascht sind, zeigt nur ihre Naivität. Nun geht es in die nächste Runden mit harten Bandagen, was ist wichtiger: Der heimische Kohle- und Tourismusmarkt oder die Folgschaft der USA?
Und sicher werden auch wir Europäer von diesen Auseinandersetzungen nicht verschont bleiben.
Ob China die bessere Wahl ist? Ich glaube eher nicht, doch der feine Unterschied ist (jedenfalls bisher), dass die USA mit der Brechstange (Militär) ihre Interessen durchsetzen wollen (siehe Venezuela), während China auf die feine Klinge der Wirtschaftssanktionen setzt.
Wohin das führt, ist derzeit noch nicht zu erkennen.
Mir fällt dabei wieder Stephen Hawking ein (siehe Kurze Antworten auf Große Fragen):
Dass wir bisher noch keine außerirdische Intelligenzform entdeckt haben, mag daran liegen, dass sich alle Zivilisationen, die unseren derzeitigen Status erreicht hatten, selbst ausgelöscht haben.
Mit Optimismus erfüllt mich das nicht
Wer wenn nicht die USA greifen überall andere Länder an oder heizen Konflikte in entfernten Ländern an (naher Osten, Jemen, Ukraine, Irak, Vietnam, Südamerika, Taiwan gegen China, ...). Wieso haben wir so Angst vor China´s Spionage, wenn doch die Spionage der USA (in Europa, in Rußland, überall) allbekannt ist. Unsere Daten sind in der Google- und Mikrosoft-Cloud, da braucht man keine "backdoor" alles schon da.
Ich denke bei Huawei ist die technologische Überlegenheit im 5-G-Bereich die Gefahr für die USA, mit Spionage hat die USA wahrscheinlich die größer und sicher die längere Erfahrung
By the way, was ist eigentlich aus der hochrangigen Huawei-Angestellten und Tochter der Firmengründers in Canada geworden, die die dortige Regierung auf Befehl der USA bei ihrer Zwischenlandung festgesetzt hat?
Da wird schon seit Jahrzehnten weltweit dezent darüber hinweggesehen, dass das Volk der Tibeter und ihre Kultur systematisch zerstört wird und ein schleichender Genozid stattfindet.
Ist ja auch viel bequemer ewig auf anderen alten Geschichten rumzureiten, anstatt sich mit einem akut stattfindenden Völkermord zu konfrontieren, der sich nachteilig aufs Geschäft mit China auswirken könnte...
Das halb Australien ( und die halbe Welt) mittlerweile von finanzkräftigen Chinesischen Investoren aufgekauft wird, scheint auch niemanden zu beunruhigen, solange daran mitverdient wird.
Menschenrechte oder andere demokratischen Werte ( Gemeinwohl, Umweltschutz, Datenschutz etc.)scheinen bedeutungslos und werden nicht mehr verteidigt, sondern mit ausverkauft...
Ich finde es gruselig, wie eine Supermacht China sich in alle Demokratien und Länder der Welt einkauft, einschleicht und dann alle gnadenlos erpresst ihre Werte zu verraten...und alle Knicken davor ein- keine guten Aussichten!
Lassen sich kontrollieren und übergeben sogar ihre wichtigsten Schlüsseltechnologien in deren Hände-
Fatal!
1. Wir müssen für unsere Sicherheit selber einstehen und können uns nicht mehr auf den 'erpresserischen Partner' USA verlassen.
2. Wir müssen zusammen mit Russen und Chinesen daran arbeiten ein 'Eurasien' zu bauen das uns allen Nutzen bringt.
3. Wir werden um diesen Prozess zu starten nicht umhin kommen die Realität dass Russland die Krim niemals wieder an die Ukraine abtreten wird anerkennen (ein Fakt der so denke ich allen denkenden Politikern klar ist).
4. Die Sanktionen die in blinder Gefolgschaft zu den USA mitgetragen werden müssen abgeschafft werden. Europa sollte sich aus dem Status eines 'Vasallengebietes' lösen und dafür sorgen auf 'Augenhöhe' mit gegenwärtigen und zukünftigen Partnern zu verhandeln.
5. Wir sollten Militäreinrichtungen der USA von unserem Gebiet verbannen ebenso wie die von ihnen auf unserem Gebiet immer noch gehorteten Atomwaffen die nicht unserer direkten Kontrolle unterliegen und uns nicht in einen erneuten Rüstungswettlauf zu Wohle der US - Waffenindustrie hineinziehen lassen.
6. Wir sollten die NATO in ihrer jetzigen Form in Frage stellen da der 'Hegemon' ja für sich beansprucht die absolute Wahrheit gepachtet zu haben, gleichzeitig jedoch durch seine dummen Kriege die Welt langsam aber sicher in Flammen zu setzen scheint.
Um uns unsere Freiheit zu erkämpfen sind ein paar Jahre mit weniger fetten Beute für unsere oberen 100 wohl ein kleiner Preis jedoch sind unsere Politiker dazu wohl eher nicht bereit.
Gegen Kaution wieder freigelassen
@GoldenGirl
Ganz so einseitig sehe ich das nicht, denn an der einen Seite zieht China am (virtuellen) Strick, auf der anderen Seite die USA, und wir hängen in der Mitte, ebenso wie viele andere Länder.
Wer globale Wirtschaft betreibt wird wohl immer abhängig sein, der Exporteur vom Importeur, der vom Binnenmarkt des eigenen "Reiches", andererseits auch von der Menge der Importe, die man ihm zugesteht. Erpressung schreibe ich aber nicht nur China zu, sondern den USA ebenso.
Demokratische Werte? Aber nicht, wenn es um wirtschaftliche Belange geht, die werden überall inzwischen höher bewertet, nicht zuletzt dank etlicher "Freihandelsabkommen".
Die "westliche Wertegemeinschaft" gibt es doch nur noch in den Worten der Politiker in den Mainstreammedien, die Realität sieht längst anders aus - leider.