Ich bin gestern schon einmal auf die aktuellen Entwicklungen an den privaten Immobilien- und Häusermärkten in den Vereinigten Staaten eingegangen und möchte die Berichterstattung zu diesem Thema heute fortsetzen.

Denn neue Daten zeigen, dass sich im Monat August knapp ein Drittel aller amerikanischen Mieter und Hypothekennehmer nicht mehr dazu in der Lage sah, einstmals aufgenommene Hypothekendarlehen und ausstehende Mietzahlungen in Gänze weiter zu bedienen.

Es handelt sich mittlerweile um den vierten Monat in Folge, in dem sich diese Entwicklung fortsetzt. Abermals sei betont, dass die Lage an den Mietmärkten, an denen sich die Mietrückstände Monat um Monat weiter auftürmen, nicht viel besser aussieht.

Persönliche Finanzlage der Bevölkerung verschlechtert sich trotz Unterstützungsleistungen

Die USA sind inzwischen in die größte Arbeitsmarktkrise seit Zeiten der großen Depression geschlittert, was zur Folge hat, dass sich die persönliche Finanzlage unter Millionen von US-Haushalten trotz der bislang generösen Unterstützungsleistungen der Bundesregierung teils dramatisch verschlechtert hat und anhaltend verschlechtert. Das Magazin Capital sprach in einem Bericht aus dem Monat Juni bereits ganz offen von einem kompletten Staatsversagen.

Wir erinnern uns in diesem Kontext an die vor einiger Zeit publizierte Studie der Federal Reserve, laut deren Ergebnis rund die Hälfte aller amerikanischen Privathaushalte keine vierhundert US-Dollar in bar aufbringen könnten, falls finanziell Not am Mann oder der Frau wäre, ohne sich von persönlichen Besitzständen zu trennen und diese veräußern zu müssen.

Seit dem 31. Juli ist das im ersten CARES Act enthaltene Extrabezugsrecht auf 600 US-Dollar an staatlicher Arbeitslosenunterstützung pro Woche ausgelaufen. US-Präsident Trump hatte vor rund zwei Wochen ein Präsidentendekret unterzeichnet, um die aus seiner Sicht wichtigsten Unterstützungsleistungen des Staates unter Umgehung des Kongresses weiter aufrechtzuerhalten.

Keine Einigung in Sicht: Konjunkturhilfe- und Fiskalpaket der Regierung lassen weiter auf sich warten

Doch wer in diesen Tagen in die Hauptstadt Washington blickt, erkennt, dass die Partei der Demokraten die Politisierung nahezu aller gesellschaftlichen Ereignisse über das allgemeine Wohl des Landes zu stellen scheint, was bedeutet, dass sich der Blockadezustand zwischen Republikanern und Demokraten im Kongress in Bezug auf die angedachte Verabschiedung eines zusätzlichen Konjunkturhilfe- und Fiskalpakets der Regierung zeitlich verzögert.

Aus Perspektive von Main Street zeitigt diese Entwicklung verheerende Auswirkungen, was sich unter anderem auch anhand der Beobachtung konstatieren lässt, dass die Autokolonnen vor den heimischen Food Banks oder Tafeln in diesen Tagen immer länger werden. Manche Regionen berichten über kilometerlange Schlangen.

32 % aller Mieter und Hausbesitzer konnten im August ihren Verpflichtungen nicht mehr umfänglich nachkommen

Kehren wir nun zurück zur aktuellen Lage an den Häusermärkten. Dort lässt sich beobachten, dass sich der Berg an unbezahlten Rechnungen, unbezahlten Mieten und ausstehenden Hypotheken in einem schnell wachsenden Ausmaß auftürmt. Einblick in die aktuellen Entwicklungen gewährt zum Beispiel eine neue Studie der Online-Vermietungsplattform Apartment List.

Danach beläuft sich der Anteil unter Amerikas Mietern und Hausbesitzern, die im Monat August ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr oder nur noch teilweise nachgekommen sind, inzwischen auf 32 Prozent in Relation zum Gesamtmarkt! Mindestens 20 Prozent der Betroffenen blickten im August auf nicht geleistete Zahlungsverpflichtungen von mehr als eintausend US-Dollar.

    

Mietverträge werden neu verhandelt

Mieter, die in vielen Fällen nun schon seit mehreren Monaten ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachgekommen sind, versuchen in einem zunehmenden Ausmaß ihre Verträge neu zu verhandeln. Laut der Studie handele es sich mittlerweile um 49 Prozent aller Mieter in den USA, die sich mit ihren Vermietern in direkten Verhandlungen über eine Neuausgestaltung ihrer laufenden Mietverträge befänden.

Auch in der Studie von Apartment List wird davor gewarnt, dass die meisten zu Beginn der Pandemie verabschiedeten Unterstützungsleistungen des Staates nun ausliefen oder bereits ausgelaufen seien, was ebenfalls auf diverse, gesetzlich verabschiedete Schutzmaßnahmen für bestimmte Bereiche der Gesellschaft und Wirtschaft zuträfe.

Vermieter zeigen sich Verhandlungsbereit, doch es könnte zunehmend zu Räumungsklagen und Zwangsversteigerungen kommen

Während durch US-Präsident Donald Trump und das Weiße Haus der Plan bezüglich einer Verabschiedung eines neuen Konjunktur- und Fiskalpakets in Höhe von rund 1,1 Billionen US-Dollar verfolgt wird, verharren die Demokraten aufgrund eigener Forderungen eines Einpumpens von abermals bis zu 3,5 Billionen US-Dollar (!) in Amerikas Wirtschaft in einer Blockadehaltung.

Trotz der jüngsten Unterzeichnung des Präsidentendekrets durch Donald Trump vor rund zwei Wochen, das eine Fortsetzung von wichtigen Unterstützungsleistungen des Staates in vielerlei Bereichen samt einer Aussetzung der Steuerpflicht vorsieht, bleibe der Ausblick auf eine Verabschiedung eines neuen Fiskalpakets von Unsicherheit geprägt, wie es in der Studie von Apartment List weiter heißt.

Da sich die unbezahlten Rechnungen an den amerikanischen Immobilienmärkten Monat um Monat weiter stapelten, nähmen die Bedenken im Hinblick auf unmittelbar bevorstehende Räumungsklagen und eine Zunahme im Sektor der Zwangsversteigerungen zurzeit deutlich zu. Daran ändere auch die weitläufig zu beobachtende Verhandlungsbereitschaft unter den Vermietern nichts.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Auf das im CARES Act enthaltene, nun jedoch zeitlich ausgelaufene Stundungsprogramm an den Häusermärkten bin ich in meinem gestrigen Bericht bereits eingegangen. Beziehen Sie in Ihre Überlegungen bitte mit ein, dass rund ein Viertel aller monatlichen Bezüge unter den privaten Haushalten in den USA bereits aus staatlichen Regierungsprogrammen generiert werden.

Abschließend sei aus meiner Sicht nochmals darauf hingewiesen, dass ich mir nicht darüber im Klaren bin, wie es auf Basis der aktuellen Ereignisse (anhaltende Gewaltausschreitungen in einigen großen Metropolen wie NYC, Chicago, Seattle, Portland oder Minneapolis inbegriffen) und unter Berücksichtigung des in den USA vorherrschenden und vollkommen vergifteten politischen Klimas zu einer V-förmigen Erholung der Wirtschaft kommen soll.

Im dritten Quartal wird die US-Wirtschaft gegenüber Q2 bedingt durch die Wiedereröffnung der Wirtschaft nach dem Lockdown auf Quartalsbasis wahrscheinlich deutlich zulegen, was ab dem vierten Quartal – dem Quartal der Präsidentschaftswahlen – allerdings schon wieder ganz anders aussehen könnte – und unter aller Voraussicht auch anders aussehen wird.



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