Es gibt zahlreiche selbsternannte „Gurus“ an den Finanzmärkten. Die Aussagen von Bondpapst Jeff Gundlach verfolge ich allerdings gerne, denn diese sind für mich „outstanding“, weil Gundlach in der Vergangenheit sehr oft richtig gelegen hat, ohne dabei in die ein oder andere Richtung zu übertreiben.

Ähnlich wie Jim Rogers, der davor warnt, dass im Zuge der nächsten Finanzkrise und einem potenziellen Platzen der „Alles-Blase“ kein Stein auf dem anderen mehr bleiben werde, teilt nun auch Jeff Gundlach mit, dass amerikanische Aktien geschreddert würden, wenn es in den Vereinigten Staaten zur nächsten Rezession kommen wird.

Es brauchte zwei Dekaden und Weltkriege, um den Abschwung zu beenden...

Gundlach fügte an, dass es nach dem nächsten Crash lange dauern werde, bis sich die Aktien- und Vermögensmärkte wieder erholen werden. Blicken wir zurück auf die beiden Depressionen zwischen 1875 und 1895 und 1929 bis 1949, so zeigt sich, wie lange sich eine ökonomische Malaise hinziehen kann.

Es handelte sich nicht nur um Jahre, sondern gar um jeweils zwei Dekaden. Schlimm an der ganzen Sache ist, dass es augenscheinlich den Ersten und Zweiten Weltkrieg benötigte, um die globale Wirtschaft und die darniederliegende Industrie aus dem Teufelskreis eines sich verstetigenden Abschwungs zu befreien.

Was wird in unserer Zeit geschehen, wenn es Regierungen und Zentralbanken nicht mehr gelingen sollte, die Wirtschaft zu stimulieren? Wissen Sie es? Ich kann Ihnen hierauf leider auch keine Antwort geben. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die globale Verschuldung heutzutage so hoch ist wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit.

Notenbanken machten 2019 im Rückblick zu einem der einfachsten Anlagejahre

Zurück zu Gundlach. Laut des Chefs von DoubleLine Capital sei es ohnehin schon mit einer Aktien-Outperformance der Vereinigten Staaten in Relation zum Rest der Welt vorbei. Das laufende Jahr habe sich im Rückblick als eines der einfachsten „Anlagejahre“ seit Langem aus Sicht von Investoren erwiesen.

Und woran wird das wohl liegen? Legen Sie einfach einmal die diesjährige Expansion des Bilanzbuchs der Fed in einem Linienchart über die Entwicklung des Dow Jones und S&P 500 Index! Sie werden sich Ihre Antwort dann selbst geben können. Die Fed und andere große Notenbanken haben sich des Aktieneinbruchs zum Ende des letzten Jahres bedient, um wieder voll in den QE-Modus zurückzuschalten.

Es wird in aller Welt inzwischen schon wieder mehr elektronisch erzeugtes Geld in die Finanz- und Vermögensmärkte gepumpt als zu den Hochzeiten von QE. Doch wie wir seitens der Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve Bank of St. Louiszuletzt vernommen haben, kursiert selbst unter den Zentralbankern die Furcht, dass in dem eingeschlagenen Weg in der Geldpolitik der Keim für den Zusammenbruch des Systems liegen könnte.

Gundlach: US-Aktienmärkte werden von Rezession schwer getroffen werden

Wieder zurück zu Gundlach. Habe man im aktuellen Börsenjahr eigentlich alles kaufen können – neben US-Aktien auch globale Aktien und Ähnliches –, um leichterdings Renditen von 15 bis 20 Prozent einzustreichen, so werde es damit definitiv vorbei sein, wenn die nächste Rezession in den USA einsetzen wird, so Gundlach weiter.

Wir erinnern uns, dass die recht zuverlässigen BIP-Prognosemodelle der Fed of Atlanta und der Fed of New York der amerikanischen Wirtschaft im vierten Quartal nur noch ein Miniwachstum von 0,35 bis 0,43 Prozent voraussagen. Laut Gundlach würden die Aktienmärkte in den USA schwer unter die Räder kommen, falls sich eine Rezession nicht vermeiden ließe.

„Nach einem Crash werde ich in meiner Karriere keine Rekordhochs an den US-Börsen mehr erleben“

Noch interessanter ist aus meiner Sicht die Aussage, dass es die amerikanischen Aktienmärkte hierauf nicht mehr schaffen würden, ihre ausgebildeten Hochs, um welche die Märkte gerade pendelten, noch einmal zu erreichen. Gundlach legt sich fest, um darauf hinzuweisen, dass mit einem Erreichen der alten Hochs nach dem nächsten Crash bis zum Rest seiner Karriere nicht mehr zu rechnen sei.

Diese Aussagen spiegeln sich unter anderem auch in den Erwartungen von Jim Rogers, der damit rechnet, dass nach einem Platzen der „Alles-Blase“ kein Stein mehr auf dem anderen bleiben wird. Es werde zur größten Finanzkrise, welche die Welt jemals gesehen habe, und den entsprechenden sich hieraus ableitenden Auswirkungen, kommen.

Wenn der US-Dollar unter die Räder kommt, werden Aktienmärkte außerhalb der USA interessant

Gundlach zeigt sich ferner davon überzeugt, dass der US-Dollar in der nächsten Rezession aufgrund des Defizitproblems in den USA fallen wird. Investoren werden dann ebenfalls besser damit fahren, ihr Geld an ausländischen Aktienmärkten – anstelle der Vereinigten Staaten von Amerika – zu veranlagen.

Selbst Ex-Fed-Chefin Janet Yellen reiht sich inzwischen mit in die wachsende Phalanx der Mahner ein. Laut Yellens Warnung erhöhten die wachsenden ökonomischen Risiken die Wahrscheinlichkeit, dass die amerikanische Wirtschaft in eine Rezession schlittern könnte. Yellen sprach in diesem Kontext explizit die ungleiche Vermögensverteilung im Land an, für welche die während ihrer aktiven Zeit verfolgte Geldpolitik der Fed hauptverantwortlich ist.

Yellen: Ungleiche Vermögensverteilung wird in Rezession offen zutage treten

Diese ungleiche Vermögensverteilung werde laut Yellen im Zuge der nächsten Rezession offen zu Tage treten, und überaus „disruptiv“ wirken. Im Falle eines sich beschleunigenden Abschwungs der Wirtschaft werde die Fed nicht mehr über viel Spielraum verfügen, da unter anderem die Zinsen bereits auf einem derart historisch niedrigen Niveau seien. Es gäbe gute Gründe, um sich Sorgen zu machen, so Yellen.

Gleichzeitigkritisierte Yellen die Zollpolitik der US-Regierung. Der sino-amerikanische Handelskrieg erweise sich als Gift für die amerikanische Wirtschaft. Erst kürzlich hatte ich Ihnen berichtet, dass erste ernstzunehmende Studien- und Analyseergebnisse der Fed of New York zu dem Fazit gelangt sind, dass Amerikas Unternehmen und Verbraucher die Zeche für die erhobenen Sonderzölle in den USA bezahlten – und nicht China.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Die Warnungen, die aus dem Finanzsystem selbst kommen, häufen sich, so wie es damals auch vor Ausbruch der globalen Finanzkrise im Jahr 2007 der Fall gewesen ist. Wir sollten diese Warnungen ernst nehmen, da der Tag bevorstehen könnte, an dem es mit dem Frieden und der Ruhe an den Finanzmärkten ganz schnell vorbei sein könnte.

Wie verhalte ich mich persönlich anlagetechnisch? Wie Sie aus vorherigen Berichten wissen, trenne ich. Als absichernde – und für mich bis nach einem Aktien- (und Währungscrash) unverkäufliche Vermögenswerte – erweisen sich PHYSISCHES Gold und Silber, die bestenfalls diversifiziert in der Welt gelagert werden.

Wer an den Aktienmärkten oder anderen Finanzmarktsegmenten darüber hinaus aktiv möchte, kann das tun, solange das einhergehende Risiko bekannt ist. Ein reines Trading-Depot sollte entsprechend gegen unvorhersehbare Eventualitäten abgesichert werden, was zwar einige Prozente an Performance kostet, allerdings ruhiger schlafen lässt.

Denn schon seit einiger Zeit zeigt sich, dass die Entwicklung der großen Indizes in den USA die sich mehrenden Kurskapriolen in vielerlei Einzelaktien nicht annähernd widerspiegeln, da es einfacher ist, die Indizes über ETFs und die Futures-Märkte „nach oben zu ziehen“. Darauf setze ich persönlich im Fall von Trades auch, heißt Optionsscheine auf die Indizes, keine Einzelaktienselektion.

Bitte machen Sie nicht den Fehler zu denken, dass die Börse eine Einbahnstraße wäre. Noch sieht es zwar danach aus, doch das kann sich auch ändern. Bitte berücksichtigen Sie auch, dass Sie Papier in Händen halten, dass von Papier in Papier zu tauschen ist, woraus sich inflationsbedingte Kaufkraftverluste ableiten lassen.

Historisch betrachtet gab es ebenfalls immer wieder langjährige Übertreibungen nach oben, denen dann allerdings auch ein mehrjähriger Kater auf dem Fuße folgte. Unsere Welt hat bereits zwei verheerende Wirtschaftsdepressionen – wie im Text erwähnt – durchgemacht, die beide über einen Zeitraum von rund zwanzig Jahren anhielten.

Heute ist die allgemeine Lage aufgrund des immensen Grads der gesellschaftlich ungleichen Vermögensverteilung noch prekärer, sodass wir alle darauf hoffen müssen, dass es im Zuge des nächsten Wirtschafts- und Systemkollapses nicht erneut zum Krieg kommen wird. Kein System lebt ewig. Rufen Sie sich dies bitte in Erinnerung. Doch hoffen und vertrauen wir darauf, dass wir Menschen aus den Entwicklungen in unserer Vergangenheit gelernt haben!

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