Europas Banken, die ohnehin unter Negativzinsen und einer deutlich sinkenden Profitabilität in der Eurozone leiden, sehen weiteren Finanzschwierigkeiten entgegen. Wie die europäische Bankenregulierungsbehörde bekannt gab, mangelt es den großen Instituten des Kontinents an schlappen 135 Milliarden Euro, um die mit den Baseler Kapitalanforderungen einhergehenden Verpflichtungen bis zum Jahr 2027 zu erfüllen.

Übersetzt bedeutet das, dass Europas Großbanken ihre Eigenkapitalbasis in den nächsten acht Jahren um mindestens 24,5 Prozent werden steigern müssen. Die Bankenregulierungsbehörde arbeitet zurzeit an abschließenden Empfehlungen zu den sich aus dem so genannten Basel III Akkord ableitenden Kapitalverpflichtungen, die bis zum Jahr 2027 umgesetzt werden müssen.

Im Fall des Basel III Akkords handelt es sich um eine auf internationaler Ebene vereinbarte Maßnahme, die nach der globalen Finanzkrise vorsah, die staatliche Regulierung, Aufsicht und das Risikomanagement im Bankensektor zu verschärfen, damit es zukünftig nicht mehr zu teuren Steuerzahler-Bailouts zugunsten von Instituten in Schieflage wird kommen müssen.

Die europäische Bankenregulierungsbehörde teilte bereits im Frühjahr dieses Jahres mit, dass das durchschnittliche Kerneigenkapital unter Europas Großbanken um 19 Prozent angehoben werden muss. Der damit einhergehende Betrag würde sich unter Bezugnahme auf aktuelle Schätzungen zu insgesamt 189 Instituten auf kumuliert knapp 25 Milliarden Euro belaufen.

Die Großbanken kommen dabei am schlechtesten weg. Denn der Gesamtbedarf an frischem Kapital beläuft sich auf die bereits zuvor erwähnten 135 Milliarden Euro, der insbesondere durch die Großbanken des Kontinents zu stemmen wäre. Anstelle von Kapitalerhöhungen ließe sich dieser immense Betrag teils auch mittels zukünftiger Gewinnrücklagen über die nächsten acht Jahre erreichen, wie es heißt.

Dies würde allerdings bedeuten, die Dividenden und Ausschüttungen an Investoren und Aktionäre drastisch zu kürzen oder in Gänze einzustampfen, was sich abermals nachteilig auf die Aktienkurse der meisten Institute auswirken würde. Im Bankensektor selbst wird davor gewarnt, dass Kapitalerhöhungen in Höhe von 20 Prozent nicht von Pappe seien, was vor allem unter Berücksichtigung eines bereits angeschlagenen Bankensektors gelte.

Es reicht vielleicht schon sich vorzustellen, wie viele neue Aktien die Deutsche Bank AG im Angesicht eines über die letzten zehn Jahre um mehr als 80 Prozent gesunkenen Aktienkurses emittieren müsste, um die Vorgaben aus Basel III zu erfüllen. Es zeichnet sich zudem ab, dass sich mit der Ernennung von IWF-Chefin Lagarde zur EZB-Präsidentin an der Geldpolitik in der Eurozone unter aller Voraussicht nichts ändern wird.

Ganz im Gegenteil erweckt es den Eindruck, als ob vor allem die Franzosen die wichtigsten Posten nur mehr für sich selbst proklamieren, um sicherzustellen, dass die Geldschleusentore in der Eurozone – falls notwendig – weit offen gehalten werden, um die Südschiene der Eurozone vor internen oder externen Schocks abzuschirmen.

Ein potenzieller EZB-Präsident namens Jens Weidmann würde hiervor wahrscheinlich schon weitaus schwieriger zu überzeugen sein, weshalb Weidmann auch keine politische Lobby in Brüssel hinter sich zu wissen scheint.

Trichet – Draghi – Lagarde. Aus den Nordländern der Eurozone soll augenscheinlich niemand Verantwortung übernehmen dürfen, wenn es sich um den Chef-Posten bei der EZB handelt. Im Hinblick auf das sich gegenseitig entgegengebrachte Vertrauen in der EU und der Eurozone lässt dies recht tief blicken.

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