Bevor ich meine Berichtsreihe zu den Entwicklungen an den Finanzmärkten heute fortsetzen möchte, gilt es eingangs einen Blick auf die Veröffentlichung von lange entgegengefieberten Wirtschaftsdaten aus China zu werfen.

Die Frage aller Fragen lautete, wie „konstruiert“ diese Daten zum BIP-Wachstum im ersten Quartal ausfallen würden. Die Konsensschätzung unter Analysten lagen vor Veröffentlichung der BIP-Daten für Q1 bei einer Schrumpfung von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die ING Bank erwies sich als Ausreißer, von einer Wachstumszunahme von +3,4 Prozent im ersten Quartal ausgehend. Den Wein, den diese Analysten trinken, müsste ich vielleicht auch einmal probieren!

Arbeitslosigkeit: Es droht eine weltweite Rückkopplungsschleife

Vermeldet wurde dann schließlich eine Wirtschaftsschrumpfung von 6,8 Prozent im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr. Dieser massive Wirtschaftseinbruch unterstreicht, welchem Druck sich die politische Führung in China mit Blick auf den Versuch ausgesetzt sieht, die heimische Wirtschaft wieder hochzufahren.

Längst schon warnen aufmerksame Beobachter davor, dass der massive Wirtschaftseinbruch in allen anderen Weltregionen und das dort kursierende Coronavirus zu einer neuen Gefahr aus Sicht der chinesischen Exportwirtschaft avanciert ist. Letztendlich handelt es sich um nichts anderes als eine weltweite Rückkopplungsschleife, die rund um den Globus zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit führen dürfte.

Die gestern in den USA vermeldeten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zeigen, dass über den kumulierten Zeitraum der vergangenen vier Wochen 22,045 Millionen Amerikaner ihrer Jobs verlustig gegangen sind. Ein absoluter Negativrekord!

BoE wirft die Druckerpresse an

Szenenwechsel. Die Bank of England gab vor Ostern bekannt, die britische Regierung in Reaktion auf die Covid-19-Pandemie „temporär“ auf direkte Weise zu finanzieren. Ich denke nicht nur ich stelle mir die Frage, wo das ganze Geld, das Regierungen rund um den Globus in ihre Finanzsysteme, privaten Haushalte und Wirtschaften pumpen, herkommen soll?

Allzu viele „Verrückte“ wird es an den internationalen Bondmärkten im Angesicht der Lage und unter Berücksichtigung einer unvorhersehbaren Entwicklung wohl nicht mehr geben, die Regierungen Geld auch noch zu Null- oder Negativzinsen zur Verfügung stellen. Also muss dieses Geld zu einem guten Teil aus der elektronischen Druckerpresse kommen.

Und so hieß esin einer Erklärungder Bank of England vor Ostern dann auch, dass sich eine direkte Finanzierung der britischen Regierung durch die Notenbank nicht vermeiden ließe, falls es dem Finanzministerium nicht möglich sein sollte, sich dringend benötigtes Geld nicht sofort an den Bond- und Schuldenmärkten zu beschaffen.

Für gewöhnlich beschaffen sich Regierungen Geld zum Bestreiten ihrer Ausgaben mittels Regierungsbondemissionen direkt an den Staatsanleihemärkten. Immerhin sah sich das britische Finanzministerium vor Ostern dazu in der Lage, mehr als zehn Milliarden Pfund Sterling in Form von neuen Gilt-Emissionen zu vereinnahmen.

Dass diese Gilt-Emissionen in manchen Laufzeitbereichen zu rekordniedrigen Zinsen erfolgt sind, zeigt, dass es dort draußen noch immer genügend „Verrückte“ geben muss, die trotz der massiven Geldschwemme ausreichend Vertrauen in diese Papiere setzen. In der Woche zuvor hatte das noch anders ausgesehen.

Hieran änderte es sich erst etwas, nachdem die Bank of England ankündigte, im Rahmen eines QE-Programms Vermögenswerte in einem Volumen von 200 Milliarden Pfund Sterling anzukaufen – weitestgehend handelt es sich hierbei um Anleihen. Am Donnerstag vor Ostern folgte hierauf dann die Ankündigung der BoE, die britische Regierung auf direkte Weise zu finanzieren.

Geldstabilität? Es wird alles über den Haufen geworfen!

Aus Sicht der aktuellen Lage scheint mittlerweile alles egal, egaler, am egalsten, scheißegal zu sein! Warum sich noch an irgendwelche geldpolitischen Regeln halten, die sich Menschen aus dem akademischen Spektrum einst ausgedacht haben, um den Anschein einer Wahrung der Geldwertstabilität zu wecken und zu wahren?

Dass all diese in Zeiten von Schönwetterphasen verabschiedeten Regularien jetzt aus dem Fenster fliegen, weckt in mir Erinnerungen an meine Berichterstattung über die letzten Jahre, wonach ungedeckte Fiat- und Papierwährungen im Zeitablauf stets im Wert und in der Kaufkraft in Richtung Null gesunken sind.

In einer gemeinsamen Erklärung der BoE und des britischen Finanzministeriums hieß es wie folgt:

„Im Angesicht einer temporären Maßnahme wird sich diese Entscheidung vorteilhaft auf eine kurzfristige Bereitstellung von zusätzlicher Liquidität zugunsten der Regierung auswirken, um den Cashflow der Regierung – falls notwendig – aktiv zu unterstützen und über den Zeitraum anhaltender Covid-19-Turbulenzen einen Beitrag zur ordentlichen Funktionsweise der Märkte zu gewährleisten.“

Was bedeutet „temporär“ & was sind die Auswirkungen

Jetzt möchte ich Ihnen die Frage stellen, wie Sie den „Zeitraum der anhaltenden Covid-19-Turbulenzen“ definieren würden?! Die BoE spricht von einer „temporären“ Finanzierung der britischen Regierung, doch gingen wir einmal davon aus, dass die Covid-19-Pandemie, wie ehedem die Spanische Grippe vor einhundert Jahren, sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren hinziehen sollte.

Würden Sie dann auch noch über eine „temporäre“ Maßnahme sprechen?

Und wie verheerend würde sich diese Direktfinanzierung der britischen Regierung mittels der Notenbankdruckerpresse auf den Außenwert, und nicht zuletzt den intrinsischen Wert, der britischen Währung auswirken? Es ist das, wovor unter anderem Jim Rogers gewarnt hatte! Vielleicht möchte der ein oder andere unter Ihnen nochmals in dieses zwischen Jim Rogers und mir geführte Gespräch aus dem Jahr 2014 hineinhören.

Ja, Ihr könnt Geld elektronisch am Fließband erzeugen, was nun auch ohne Vorbehalte und ohne ein schlechtes Gewissen gemacht wird.

Britisches Pfund: Es droht die Mutter aller Krisen

Doch seid Euch darüber bewusst, dass dadurch die „Mutter aller Krisen“ an den globalen Währungsmärkten ausgelöst wird! Schlittert unsere Welt in eine solche Weltwährungskrise wird es ganz schnell vorbei sein mit diesen Maßnahmen, da neben Edelmetallen, allen voran Gold und Silber, auch die Zinsen in vielerlei Bereichen explodieren werden!

Um die Bondmärkte zu beruhigen, verlautbarte die BoE ferner, dass die britische Regierung die zusätzlich durch die BoE zur Verfügung gestellte Liquidität bis Ende dieses Jahres zurückzahlen werde. Nun gut, also hierbei handelt es sich um ein reines Glaubensspielchen. Ich persönlich würde nicht das Vertrauen aufbringen, dass es hierzu kommt, geschweige denn überhaupt an das Stattfinden einer Umkehr aus diesen Maßnahmen glauben.

Schon einmal, und zwar zu Zeiten der globalen Finanzkrise im Jahr 2008, war es zeitweise zu einer direkten Finanzierung der britischen Regierung durch die BoE in einem Umfang von knapp 20 Milliarden Pfund Sterling gekommen. Dieser Betrag hört sich im Angesicht der aktuell benötigten Gelder jedoch nach Peanuts an.

BoE-Gouverneur Andrew Bailey hatte in der Vergangenheit stets darauf insistiert, dass sich die BoE nicht im Bereich einer direkten Monetisierung von Staatschulden engagieren werde. Auf diesem Pfad sollte die BoE auch bleiben, wenn berücksichtigt wird, auf welch massive Weise das britische Pfund Sterling schon seit 2016 im Zuge des Brexits an Außenwert in Relation zu anderen Fiat- und Papierwährungen verloren hat!

Sollte die BoE von diesem Pfad abgekommen sein, was ganz offensichtlich der Fall ist, und die britische Regierung nicht „temporär“, sondern über einen längeren Zeitraum direkt mittels der elektronischen Notenbankdruckerpresse finanzieren sollte, drohen in U.K. womöglich ähnliche Verhältnisse wie in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg, Venezuela, Argentinien oder Simbabwe.

Ich empfehle Ihnen, den nachfolgenden Bericht Deutsche Bank: Helikopter-Geld wird sich als „desaströs“ erweisen und zu Hyperinflation führen – „Gold kaufen“ aufmerksam zu lesen, um sich über die aktuellen Vorgänge an den Finanzmärkten ins Bild zu setzen.

Türkische Lira schwer unter Druck!

Es lohnt auch ein Blick auf die Emerging Markets um sich darüber bewusst zu werden, wie massiv beispielsweise die türkische Lira über die vergangenen Wochen abermals auf den Deckel bekommen hat. Wen wundert das? Sie blicken auf eine politische Führung, der nichts anderes einfällt, als auf Krisen gleich welcher Art durch ein Anwerfen der elektronischen Gelddruckerpresse zu reagieren.

Unter einer echten „politischen Führung“ verstehe ich etwas anderes. Politische Führung bedeutet aus meiner Sicht nicht, ganze Volkswirtschaften aufgrund dieses immerfort eingeschlagenen und „alternativlosen“ Pfades eines Tages über den Klippenrand zu schicken. Politische Führung hätte im besten Fall das Wohl aller Staatsbürger und Zukunftsperspektiven der Gemeinschaft – und nicht nur der Finanzmärkte – in einer solchen Nation im Blick!

Ich kann mit Blick auf das politische Establishment hiervon seit Jahren nichts mehr erkennen. Wie sich zeigt, jagt eine Krise die nächste in unserer Welt, und womöglich wird die Covid-19-Krise die letzte dieser Krisen sein, die dann letzten Endes gezwungenermaßen zu einem „System Reset“ wird führen müssen.

Szenenwechsel. Widmen wir unsere Aufmerksamkeit den Ereignissen, die sich in den USA beobachten lassen. Dass die Federal Reserve die amerikanischen Finanzmärkte in einem nie zuvor gesehenen Tempo verstaatlicht und immer stärker unter die Fuchtel der US-Regierung und des US-Finanzministeriums gerät, wurde im Laufe dieser Berichtsreihe bereits aufgewiesen.

Hat der US-Dollar als Weltleitwährung ausgedient?

Ich möchte mich einer Grafik der Deutsche Bank AG bedienen, aus der die wöchentliche Geschwindigkeit der US-Staatsanleihekäufe der Fed hervorgeht. Vergleichbares hat kein an diesen Märkten aktiver Anleger in seinen Lebzeiten jemals zuvor erlebt, geschweige denn gesehen.

Zurück zur Deutsche Bank AG und den hinsichtlich dieser Entwicklung getätigten Aussagen von Analyst Torsten Slok, die sich mit der Frage beschäftigen, ob MMT eine neue Ära der sozialistischen Prosperität und eines neuen Utopia aus Sicht von jedermann hervorrufen wird, oder ob diese Entwicklung dann nicht doch eher eine globale Fiskalkrise und das Ableben des US-Dollars als Weltreservewährung zur Folge haben dürfte. Slok urteilt wie folgt:

„Ende März kaufte die Fed US-Staatsanleihen in einem Umfang von 75 Milliarden US-Dollar pro Tag an. Seitdem ist dieses Volumen unter Bezugnahme auf die New York Fed auf „nur“ noch 30 Milliarden US-Dollar pro Tag gesunken. Diese enormen US-Staatsanleiheankäufe, gepaart mit Zinssätzen, die in den letzten Wochen seitwärts gelaufen sind, werfen die Frage auf, wo die 10-jährigen Zinsen zum jetzigen Zeitpunkt wären, wenn die Fed nicht in einem solchen Ausmaß interveniert hätte? Während sich die Federal Reserve über die nächsten Wochen sukzessive zurückziehen wird, werden sich die Emissionen des Finanzministeriums weiter erhöhen, um die fiskalpolitischen Stimulierungspakete zu finanzieren. An den Märkten wird der Fokus aus diesem Grund mehr und mehr auf Angebot und Nachfrage an den US-Staatsanleihemärkten liegen.“

MMT wird zum geldpolitischen Instrument

Da die aktuelle Krise durch das politische Establishment genutzt wird, um MMT vor unserer aller Augen zu einem Instrument in der Geldpolitik zu machen, verwundert es auch nicht mehr, dass wir uns auf eine massive Schulden-, Währungs- und Fiskalkrise in aller Welt zubewegen. Denn die Fed monetisiert laut der Deutsche Bank AG momentan das doppelte Volumen an Nettoneuemissionen durch das amerikanische Finanzministerium an den Treasury Bond Märkten. Auch das hat es niemals zuvor gegeben!

Großbritannien: Hilfsprogramme laufen schleppend…

Szenenwechsel.  Zurück zur aktuellen Lage in Großbritannien. Britische Banken haben bisher gerade einmal Krisenkredite an rund 5.000 Kleinunternehmen während der Coronavirus-Krise vergeben.

Von den insgesamt 300.000 Kreditanträgen, die im Zuge des durch die britische Regierung aufgelegten Programms Coronavirus Business Interruption Loan Scheme (CIBLS) beantragt worden sind, wurde bislang gerade einmal einer von 60 Kreditanträgen durch die heimischen Banken bewilligt.

Das durch den britischen Finanzminister Rishi Sunak im März angekündigte Programm sollte heimische Banken und Kreditgeber dazu ermutigen, die Darlehensvergabe an finanziell stark unter Druck stehende kleine und mittelgroße Unternehmen aufrechtzuerhalten.

Bislang hat die britische Regierung eine Garantie auf 80 Prozent dieser potenziell zu vergebenden Darlehen übernommen. Wer in den letzten Wochen auf Deutschland blickte, dem wurde bewusst, dass ein solches Regime im Angesicht der aktuellen Ereignisse nicht funktionieren kann.

In Großbritannien gibt es rund 5,8 Millionen Unternehmen und es geht inzwischen die Befürchtung um, dass viele Firmen die Coronavirus-Krise ohne direkte Hilfen nicht überleben werden, wie die The Sunday Times berichtet.

Ein laut Wirtschaftsverbänden viel zu komplexer Beantragungsprozess und eine zu langsame Reaktion der Banken führten dazu, dass viele Unternehmen die durch die britische Regierung versprochenen Hilfen und Unterstützungsleistungen nicht in Anspruch nehmen könnten, wie es in einer jüngst durchgeführten Umfrage der britischen Handelskammer heißt.

Gerade einmal ein Prozent aller befragten Firmen gab an, den eigens eingereichten Kreditantrag inzwischen bewilligt bekommen zu haben. Acht Prozent der befragten Firmen erklärten, dass der eingereichte Antrag nicht bewilligt worden sei. Weitere 14 Prozent der Unternehmen gaben an, dass allein schon der Versuch, die versprochenen Hilfen zu erhalten, fruchtlos gewesen sei.

83 Prozent der hiervon betroffenen Firmen erklärten, den Anforderungen zugunsten einer Kreditvergabe nicht gerecht geworden zu sein. Weitere 14 Prozent hierunter erklärten, dass die Reaktion der Regierung auf die Krise viel zu langsam erfolge und keine Erfolge zeitige.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Eigentlich ist im Bericht alles gesagt, was es für heute zu sagen gab. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, werte Leser! Machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken über „the state of affairs“ und genießen Sie das herrliche Sonnenwetter…

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"