An den Finanzmärkten gibt es zwei Gruppen von Teilnehmern: Die einen wollen immer Recht behalten, die anderen wollen Geld verdienen. Wie im Straßenverkehr ist es auch an den Börsen auf Dauer sehr gefährlich, auf seiner Meinung zu beharren. Wer immer wartet, bis die Welt untergeht, der verpasst die besten Entwicklungen und wer immer aufs Neue von einem Pferd aufs nächste umsattelt, der wird allenfalls viele tote Gäule in seinen Depots ansammeln.

Für Anleger, die sich nicht beruflich mit der Kapitalanlage beschäftigen, ist es daher ratsam, sich eine Strategie auszuwählen und an dieser für lange Zeit festzuhalten. Zu einer solchen Strategie gehört bei vielen auch ein Anteil Gold im Depot. Bei der Beurteilung der Entwicklung ist es sinnvoll, sich nicht nur eine Gesamtentwicklung über einen langen Zeitraum, sondern auch verschiedene andere Perioden anzuschauen.

Die untenstehenden Grafiken zeigen drei separate Darstellungen der Performance von Gold im Vergleich zu Aktien nach Steuern, jeweils normalisiert auf einen Startwert von 100. Beginnend mit dem Jahr 2004, dann 2009 und schließlich 2019, illustrieren die Diagramme die Entwicklung der beiden Anlageklassen über unterschiedliche Zeiträume.

Die Aktienmärkte werden in den Darstellungen durch den breiten europäischen MSCI Europe Index abgebildet. Da Gold nach einer Haltedauer von einem Jahr steuerfrei ist, die Erträge aus Aktien jedoch versteuert werden müssen, haben wir die Aktienentwicklung um die Steuer von 25 % korrigiert, sodass ein fairer Vergleich zu sehen ist.

Im ersten Diagramm, beginnend im Jahr 2004, zeigt sich eine deutliche Abweichung der Entwicklung von Gold und Aktien ab dem Beginn der globalen Finanzkrise. Gold verzeichnete in dieser Zeit einen signifikanten Anstieg, während die Aktienmärkte einbrachen. Zwar zeigte der Goldpreis im Nachgang eine deutliche Korrektur, konnte es aber sowohl absolut als auch relativ später wieder an Wert gewinnen.

 

Das zweite Diagramm, das die Entwicklung seit 2009 darstellt, zeigt die Erholungsphase nach der Finanzkrise und die bereits angesprochene Korrektur des Goldpreises. Beide Anlageklassen legen zu, wobei die Aktienerträge trotz der Besteuerung zunächst eine stärkere Entwicklung zeigen, schlussendlich aber Gold nicht schlagen können. Diese Periode umfasst die expansive Geldpolitik vieler Zentralbanken, die zu massiven Liquiditätszuflüssen in die Anlagemärkte geführt hat.

 

Das dritte Diagramm, ab 2019, umfasst jüngere Marktgeschehnisse, einschließlich der Auswirkungen der ab 2020 weltweit staatlich verordneten Restriktionen und deren Auswirkungen auf Lieferketten, die wirtschaftliche Entwicklung und das gesellschaftliche Gefüge. Auch hier zeigt sich die Widerstandsfähigkeit von Gold. Nach einer kurzen und überschaubaren Korrektur stieg der Preis des Metalls rasch wieder an. In diesem Zeitraum zeigt sich geradezu lehrbuchmäßig die Gegenläufigkeit der Entwicklungen von Gold und Aktien.

Über alle drei Zeiträume hinweg wird deutlich, dass die Kombination aus Gold und Aktien in einem diversifizierten Portfolio die Volatilität glätten kann. Während Aktien für die Chance stehen, von der Entwicklung von Unternehmen und dem wirtschaftlichen Wachstum zu profitieren, bietet Gold einen Ausgleich in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und trägt zur Stabilität des Gesamtportfolios bei.

Im nächsten Artikel betrachten wir verschiedene Portfolios mit unterschiedlichen Goldanteilen und deren Effekte auf die Portfolioentwicklung.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Gold ist eher eine Absicherung gegen Krisen verschiedenster Natur als ein Schutz vor Inflation. Zwar konnte Gold seine Kaufkraft auch über sehr lange Zeiträume erhalten, was im Vergleich zu Papiergeld und Anleihen schon eine gute Leistung ist, zeigt sich der Wert des Metalls doch vor allem in Zeiten hoher Unsicherheit. Beim Vergleich mit Aktien sollte die steuerliche Komponente berücksichtigt werden, die derzeit (noch) Gold bevorteilt. In den Werbebroschüren der Institute werden sie diese Nachsteuerbetrachtung vermutlich nicht finden.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"