Jeden Monat werden 28 Millionen Barrel aus der Strategischen Petroleumreserve der USA abgezapft. Das ist kein Pappenstiel, handelt es sich doch um eine Menge, die etwa der Hälfte des gesamten monatlichen Verbrauchs Deutschlands entspricht. Die aktuelle Administration hat diesen Prozess im Frühjahr 2021 angestoßen und hält munter daran fest.

Die folgende Grafik zeigt das Ausmaß der Entwicklung bis Ende 2022.

 

 

Die prozentuale Veränderung des Füllstandes über die jeweils zurückliegenden zwölf Monate zeigt das untenstehende Diagramm. Allein im letzten Jahr sank der Inhalt der Tanklager um mehr als 37 %, was ein auch historisch außergewöhnlicher Aderlass ist.

Obwohl die USA derzeit bei der Ölversorgung wie andere Regionen auch trotz der zuletzt rückläufigen Notierungen an hohen Preisen laborieren, kann von einer Notsituation in den Staaten keine Rede sein. Möglicherweise aber hat die aktuelle Administration ihr Abbauprogramm einfach vergessen. So etwas kommt ja in allen Kreisen vor. Was genau der Zweck der Aktion sein soll, steht in den Sternen. Wenn das Ziel gewesen sein sollte, einen Crash am Ölmarkt herbeizuführen – was Freunde des fairen Wettbewerbs freilich niemals tun würden – dann ist dieser Ansatz zumindest bisher gescheitert.

Wem auch immer man mit einem solchen Bühnenstück ein Bein stellen wollte, er wird es mangels spürbarer Auswirkungen nicht gemerkt haben. Wenn das Ziel des Abbaus etwas bescheidener in der Vermeidung weiterer Preisanstiege läge, um in der Wählergunst besser dazustehen, dann darf man gespannt sein, ob und wie der Markt reagiert, wenn die Reserven erschöpft sind. Spätestens, wenn die Preise wieder steigen, dürfte die Frage gestellt werden, wer diesen Quatsch zu verantworten hat.

Mit der Konsistenz des eigenen Handels hat man in Washington, D.C., derzeit offenbar genauso wenig am Hut wie die Sekte der Urbano-Apokalyptiker an der Spree. So pumpt Bidens Gefolge einerseits weiterhin emsig Öl aus den Tanks in Richtung Verbraucher. Zuvor hatte die derzeitige US-Administration jedoch sämtliche von der Regierung Trump eingeführten Maßnahmen zur Stärkung der nationalen Energiesicherheit mittels Executive Order wieder einkassiert. Darunter waren unter anderem Pipeline-Projekte sowie die Stärkung und der Ausbau konventioneller Förderstätten.

Als dann die Ölpreise stiegen ging man aggressiv auf die OPEC zu und forderte von den beteiligten Staaten eine Erhöhung der Ölfördermengen. In der Zwischenzeit forderte die Regierung die OPEC Staaten immer mal wieder in barschem Tonfall zu einer Erhöhung der Fördermengen auf, was die Mitgliedsstaaten jedoch nicht mehr so zu interessieren scheint, wie dies vor zwanzig Jahren der Fall gewesen ist.

Aber, ach, was soll die Sorge. Vermutlich will man in den Staaten einfach mal die schmierigen Tanks ordentlich putzen. Auffüllen kann man die Reserve nach der Reinigungsaktion dann ganz in Ruhe. Wenn es in diesem Zuge mit der Versorgung einige Monate lang eng werden sollte, verschifft man halt weniger nach Deutschland. Die haben ja Wind und Sonne, wollen nebenbei die in der Vergangenheit stets erfolgreiche und menschenfreundliche Räterepublik einführen und brauchen schon wegen der aus dem Land gejagten Industrie immer weniger Energie. Was soll also schiefgehen? Gute Freunde erkennt man doch daran, dass sie alles mitmachen, sich nicht beklagen und die Schuld verlässlich bei ganz anderen suchen.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Die Vorgänge am US-Energiemarkt sind für die Europäer wichtiger denn je. Während in Berlin von Unabhängigkeit schwadroniert wird und debile Wortschöpfungen wie „Freiheitsenergien“ auch von Ministern abgesondert werden, sind in den letzten Monaten lediglich die eigenen Abhängigkeiten neu sortiert worden. Von daher warten wir gespannt auf die nächsten Live-Übertragungen der Treffen mit den Unterhändlern aus Kinshasa, Washington und Peking. Gebückt, im Bild schlecht zu sehen, Robert Morgenthau bei der Begrüßungszeremonie. Die Energierechnungen der Bürger atmen vorsorglich schon einmal tief ein.

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