Bis dahin aber plagen uns ganz andere Dinge wie die sogenannten „Präsenzlücken“ in den Supermärkten und ALDIs Warnung, die Preise für 400 Artikel anzuheben. Kenner gehen davon aus, die anderen Supermärkte ziehen nach. Witzig! Dabei ist der Einkaufskorb schon länger weniger voll und der Geldbeutel schneller leer.

Manche stört das nicht, da sie immer nur für 50 Euro einkaufen. Und die Leute haben was zu reden. Kaum jemand denkt jetzt schon an die Folgen, wenn die Lieferketten reißen und sie mühsam neu gestrickt werden müssen.

Ich frage nur mal in die Runde, was im Laufe des Jahres passiert, wenn die alten Verträge zwischen den Unternehmen enden und mit den Energieversorgern neu verhandelt werden muss, oder wenn die alten Kontrakte auslaufen? Was wird das dann alles kosten? Wer geht pleite und wer bleibt? Die Energiehändler funkten in der letzten Woche schon nach Hilfe wegen ihrer Verpflichtungen an den Terminmärkten. Ihre finanziellen Puffer könnten nicht ausreichen...

Neulich habe ich nach Benzin vom Vortag gefragt. Beim Bäcker klappt das ja sonst auch. Pustekuchen. Und sonst? Die Lage ist unübersichtlich, die wirtschaftlichen Aussichten trüb. Nichts Genaues weiß man gar nicht, ja nicht mal die Experten. Deshalb werden die derzeit so oft von Mikrofon zu Mikrofon gereicht.

Sie sagen uns eine schwächere Wirtschaft voraus und eine noch höhere Inflation. Außer, es kommt anders. Ihre Ratschläge haben den Charme von rotierenden Wegweisern. Sie drehen so schnell, dass man damit ganze Windparks betreiben könnte.

Ich halte mich heute mal mit Prognosen zurück. Meine Glaskugel hat einen Sprung und mein Fernrohr finde ich nicht. Es reicht, zu wissen, dass wir nichts wissen. Deshalb dreht sich auch alles um das Glauben.

Der Glaube an eine aufziehende Stagflation, früher noch Verschwörungstheorie, biegt um die Ecke. Steigende Preise und eine absaufende Wirtschaft gab es schon lange nicht mehr. Aber wir sind ja lernfähig.

Nicht nur in der Ukraine tobt der Krieg, auch an der Preisfront. Wegen der gestiegenen Strompreise ist der Griff an den Lichtschalter so gefährlich, wie gleich in die Steckdose zu greifen. Dreht man die Heizung auf, ist das finanziell so tödlich wie den Gashahn offenzulassen. Erdgas gehört inzwischen zu den Luxusgütern und sein Verbrauch ist bald vergnügungssteuerpflichtig.

In Supermärkten gehören derzeit wieder Hamsterkäufe zu den beliebtesten Einkäufen. Selbst „mit scharf“ und mit viel „7“ und „9“ schmecken diese Viecher nicht besonders gut, sagen die Chinesen. Aber was soll man tun? Erst einmal Luft holen.

In den dunklen Ecken der Städte wird von Schwarzmärkten für Sonnenblumenöl berichtet. Dort werden die Flaschen angeblich schon gegen iPhones oder Playstations getauscht oder sogar in Gold aufgewogen. Schauen Sie mal bei Ebay vorbei, was man dort aufruft. Vielleicht auch bald „Gebrauchtes“? Wer einen Teil seiner Vorräte dort verkauft, kann sicherlich ein paar Jahre früher in Rente gehen.

Ach nein. Wenn das alles nicht so traurig wäre, könnte man sogar lachen. Eine Diät in Sachen Nachrichten und Breaking News könnte ganz bekömmlich sein. Lieber den zeitigen Frühling genießen und schon mal üben, zeitlich mit den Hühnern ins Bett zu gehen und mit ihnen aufzustehen, sollte die Heizung mangels russischen Gases kalt bleiben. Oder wenn sich der Klimawandel dieses Jahr verspätet, wie grundsätzlich die Deutsche Bahn.

„Was bedeutet das für mich konkret?!“

Es gibt in diesen Tagen wichtigere Dinge als die Börse. Statt hektisch über den Ecktisch sollte man sich aufs Wesentliche konzentrieren und lernen, mit seiner Angst umzugehen. Die Angststimme ist keine wirklich kluge Stimme. Vielleicht doch ein zweites Päckchen Nudeln im Schrank und ein Zweitbuch im Regal, wenn es mal wieder etwas länger dauert.

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