Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0353 (05:43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0320 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 138,60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,53. EUR-CHF oszilliert bei 0,9861.

Finanzmarkt: Erhöhtes Problembewusstsein dämpft Laune

Die Sensibilität für die internationalen Problemfelder und der zu erwartenden Zinspolitiken ist derzeit erhöht und dämpft die Laune und damit die Risikobereitschaft an Finanzmärkten.

So mäandern die internationalen Aktienmärkte auf den erhöhten Niveaus mit leicht negativen Vorzeichen. Das gestern veröffentlichte Datenpotpourri lieferte für die USA und Fernost Gegenwind, anders war es bei besser als erwartet ausgefallenen Daten aus der Eurozone (siehe Datenpotpourri).

Am Kapitalmarkt ergaben sich keine neuen Erkenntnisse. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 1,93 % (Vortag 1,97 %) und US Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit mit 3,73 % (Vortag 3,71 %).

Der Euro zeigt auf den erhöhten Niveaus gegenüber dem USD Widerstandskraft und bewegt sich weiter in der Spanne 1,0250 – 1,0470 der letzten Wochen. Gold und Silber entwickeln gegenüber dem USD keine trendfähigen Kräfte.

Scholz warnt vor Abschottung

Kanzler Scholz und die Präsidenten/Präsidentinnen des IWF, der Weltbank, der WTO, der ILO und der OECD haben vor einer Tendenz der Abschottung gewarnt. Scholz sagte man brauche eine smarte Globalisierung, in der Abhängigkeiten reduziert würden. Die Welthandelsorganisation WTO müsse gestärkt werden, es dürfe beim Klimaschutz zu keinen neuen Handelsbarrieren kommen. Globale Probleme könne man nur gemeinsam bewältigen. Die IWF-Chefin warnte davor, den Handel mit Ländern wie China einzuschränken. Die WTO-Chefin Okonjo-Iweala stimmte dem zu. Falls die Welt in Handelsblöcke zerfiele, sänke das Weltbruttosozialprodukt um fünf Prozent, warnte sie in Anspielung auf die Spannungen zwischen den USA und China.

Kommentar: Ich bin förmlich begeistert. Alle hier aufgenommenen Themen kennen Sie aus diesem Report. Lehnen sie sich zurück. Ist das ein Schulterschluss zwischen Deutschland/EU mit diesen multilateralen Organisationen. Wer hat die Probleme kreiert, die hier angesprochen werden? Bekommt das gesetzesbasierte System eine „zweite Luft“? Es wäre und ist überfällig!

Deutschland: Reallöhne sinken im dritten Quartal um 5,7 %

Im dritten Quartal 2022 legten die Bruttoverdienste um 2,3 % im Jahresvergleich zu. Gleichzeitig zogen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 8,4 % an. Damit kam es laut Statistischem Bundesamt zu Reallohnverlusten in Höhe von 5,7 %. Das war der vierte Rückgang in Folge.

Zeitraum:Reallohnrückgang im Jahresvergleich
3. Quartal 2022-5,7 %
2. Quartal 2022-4,4 %
1. Quartal 2022-1,8 %
4. Quartal 2021-1,4 %

 

Im aktuellen Quartal kam es zum stärksten Einbruch in der Historie dieser Datenreihe, die bis 2008 zurückgeht. Darüber hinaus ist es die längste Phase realer Lohnrückgänge.

Kommentar: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Spitzen dieser Reallohnrückgänge im zweiten Halbjahr 2022 markiert werden, ist zunächst hoch. Diese Reallohnentwicklungen sind Folge diverser Krisen und unserer politischer Reaktionen darauf, ich betone „unsere Reaktionen“.

Das vorhergehende Thema „Scholz/Abschottung“ ist damit korreliert (u.a. Frage Aggressor). Es besteht massiver Handlungsbedarf, um weitere Verarmungstendenzen zu verhindern.

Deutschland: IFO-Barometer der Preiserwartungen sinkt

Laut Barometer des IFO-Instituts sinkt die Absicht der Unternehmen, Preise zu erhöhen. Per November sank das entsprechende Barometer von zuvor 51,4 auf 46,7 Punkte.

Kommentar: Diese leicht entspanntere Situation ist positiv. Sie reflektiert gesunkene Rohstoffpreise, den steigenden Wert des Euros und Subventionsmaßnahmen (200 Mrd.-Paket). Kurzfristige Preisentwicklungen als auch konsumtive Subventionspolitiken reichen nicht aus. Sie helfen derzeit, das fühlt sich gut an, es bedarf aber signifikanter Strukturpolitik.

Deutschland: Risiken für den Kapitalstock

Circa jedes 60. deutsche Unternehmen (1,6 % der Unternehmen) hat in der Phase 2018 – 2020 wirtschaftliche Aktivitäten ins Ausland verlagert (Produktion, Marketing, Vertrieb, Kundendienst, Forschung und Entwicklung). Die Motivation liegt maßgeblich in der Sicherung von Kostenvorteilen (Lohnkosten 89 %, 75 % weitere Kostenvorteile). Aber auch der Mangel an qualifizierten Fachkräften in Deutschland war für 62 % ein Grund, Unternehmensfunktionen ins Ausland zu verlagern oder dies zumindest in Erwägung zuziehen.

Kommentar: Das war in der Phase 2018 – 2020! Die genannten Probleme sind heute sehr viel akuter. Es ist nicht mehr jedes sechzigste Unternehmen. Es sind sehr viel mehr, circa jedes fünfte Unternehmen des deutschen Mittelstands erwägt laut BDI eine Abwanderung.

Deutschland: Habeck übt sich in Optimismus

Die deutsche Industrie würde laut Bundeswirtschaftsminister Habeck durch die Energiepreise nicht kaputt gehen. Die Politik würde das nicht zulassen. Das sei die Botschaft für nächstes Jahr. Es würde jetzt verstärkt darum gehen, die Sicherung des Standorts zu unterstützen.

Der Industrieverband BDI äußerte sich besorgt. Die Energiepreise, die seit Ende Februar nach oben geschossen sind, seien ein Handicap für deutsche Unternehmen im internationalen Wettbewerb. Die Gefahr der Abwanderung sei real. Laut Umfrage unter 600 Mittelständlern hätten über 20 % der befragten Firmen bereits von konkreten Plänen berichtet.

Kommentar: Es ist fünf vor zwölf! Die Einlassungen von Scholz und Habeck signalisieren, dass sie auf die Uhr geschaut haben oder diesen Report lesen.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Sentiment etwas höher, Preisdruck in Deutschland und Italien rückläufig

Der Economic Sentiment Index der Eurozone legte per November von 92,7 (revidiert von 92,5) auf 93,7 Punkte zu (Prognose 93,5).

Deutschland: Gemäß vorläufiger Berechnung sanken die Verbraucherpreise per November im Monatsvergleich um 0,5 % (Prognose -0,2 %) nach zuvor +0,9 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 10,0 % (Prognose 10,4 %) nach zuvor 10,4 %.

Italien: Der Absatz der Industrie sank per September im Monatsvergleich um 1,2 % nach zuvor +3,4 % (revidiert von 3,6 %). Im Jahresvergleich übersetzte sich das in einen Anstieg um 18,0 % nach zuvor 22,9 % (revidiert von 23,1 %).

Italien: Die Erzeugerpreise legten per Oktober im Jahresvergleich um 28,0 % nach zuvor 41,7 % zu (Monatsvergleich -3,3 % nach +2,7 %).

Schweiz: BIP schwächer als unterstellt

Das BIP stieg per drittem Quartal 2022 im Quartalsvergleich um 0,2 % (Prognose 0,3 %) nach 0,1 % (revidiert von 0,3 %). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 0,5 % (Prognose 1,0 %) nach zuvor 2,2 % (revidiert von 2,4 %).

USA: US-Daten signalisieren Abschwächung

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board fiel per November von 102,2 (revidiert von 102,5) auf 100,2 Zähler (Prognose 100,0).

Der Case/Shiller Hauspreisindex sank per Berichtsmonat September im Monatsvergleich um 1,2 % (Prognose -1,2 %) nach zuvor -1,3 %. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 10,4 % (Prognose 10,8 %) nach zuvor 13,1 %. Das war der geringste Anstieg auf Jahresbasis seit Dezember 2020.

China: Schwache Einkaufsmanagerindices

Einkaufsmanagerindices von NBS (staatlich):

Verarbeitendes Gewerbe:48,0 (Prognose 49,0) nach 49,2
Dienstleistungssektor:46,7 nach 48,7
Composite Index:47,1 nach 49,0

 

Japan: Enttäuschende Konjunkturdaten

Die Industrieproduktion sank per Oktober im Monatsvergleich um 2,6 % (Prognose -1,5 %) nach -1,7 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 4,5 % nach 9,6 %.

Neubaubeginne fielen per Oktober im Jahresvergleich um 1,8 % (Prognose -1,3 %) nach +1,1 % im Vormonat.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg


Risikohinweis

Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken, bietet keine Anlageberatung und empfiehlt nicht den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.

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