Buy & Hold: Bei unvorhersehbaren Rallyes immer dabei

Wer Buy & Hold betreibt, muss eine derartig unerwartete Rallye aber gar nicht vorhersehen. Man ist bei jeder Rallye dabei und das ist einer der großen Vorteile dieses Systems.

Wer obendrein noch antizyklisch investiert, kann sich aktuell doppelt freuen. Man hat die Kursschwäche im letzten Jahr für sich genutzt und ordentlich eingekauft.

Wer das konsequent und über viele Jahre hinweg durchzieht, der wird an der Börse viel Freude haben.

Doch nicht nur die Entwicklungen an der Börse sind überraschend, auch die Konjunktur, der Leitzins und die Inflation entwickeln sich mitunter anders als angenommen wurde.

Wie ist das nur möglich?

Der große Ausreißer ist derzeit die US-Wirtschaft. Während sich bei uns die dunklen Wolken mehren, kommen von dort immer mehr ermutigende Daten. Statt einem massiven wirtschaftlichen Einbruch, wie er für das dritte Quartal erwartet wurde, scheint es weiterhin gut zu laufen.

Die ersten Live-Indikationen für das Wirtschaftswachstum zeigten in den ersten Juliwochen ein Plus von 1,5 – 2,0 % an.

Am Freitag schockte die Atlanta FED jedoch den Markt, denn ihr GDP-Now-Modell zeigt derzeit ein US-Wirtschaftswachstum von 3,5 % an.

Damit hätte sich die Konjunktur nicht wie erwartet massiv abgekühlt, die Dynamik hätte sogar zugenommen. Denn im ersten Quartal lag das US-Wirtschaftswachstum bei 2,0 % und in Q2 waren es 2,4 %.

Selbstverständlich muss man bei diesen Live-Messungen große Vorsicht walten lassen. Die Daten werden wöchentlich eruiert. Die Lage kann sich im Verlauf des Quartals noch drastisch ändern, doch bisher sind die Prognosen überraschend gut.

Die Schätzungen der Banken sowie Researchhäuser sahen bis vor kurzem noch eine Kontraktion der US-Wirtschaft voraus und selbst jetzt liegt der Konsens noch knapp über der Null-Linie. Daher ist die Indikation der Atlanta FED mit 3,5 % auch so erstaunlich.

Haben die Banken ihren Kunden dasselbe erzählt?

Wir werden sehen, wer am Ende recht behalten wird. Auf die Banken und ihre öffentlichen Aussagen und Schätzungen würde ich nicht wetten.

Wer weiß, ob sie ihren Kunden in den letzten Monaten nicht zum Kauf geraten haben und gleichzeitig öffentlich die Lage schlechtgeredet haben. Es wäre nicht das erste Mal.

Darüber hinaus ist das GDP-Now-Modell der FED sehr zuverlässig und gehört zu den besten Wirtschaftsdaten, die zu bekommen sind.

Die Schwergewichte liefern ab

Was fängt man nun mit diesen Informationen an? Sollte die US-Wirtschaft tatsächlich weiterhin mit ordentlichem Tempo wachsen und der konjunkturelle Einbruch ausbleiben, gibt es wenig Gründe für eine größere Korrektur.

Denn in diesem Szenario dürften auch die Schätzungen für die Unternehmensgewinne zu niedrig sein. Liegen die Quartalszahlen in den allermeisten Fällen über den Erwartungen, vor allem bei den Schwergewichten, könnte die Rallye noch für Monate weitergehen.

Und genau danach sieht es aus. In der laufenden Berichtssaison haben die Schwergewichte bisher durch die Bank abgeliefert. Letzt Woche haben Meta, Alphabet und Microsoft Zahlen vorgelegt.

Der Gewinn von Meta lag mit 2,98 je Aktie weit über den Erwartungen von 2,86 USD. Der Umsatz übertraf mit 32,0 Mrd. die Analystenschätzungen von 30,8 Mrd. USD ebenfalls. Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr wurde erhöht und die Capex gesenkt. Das bedeutet mehr Umsatz bei geringeren Kosten, also steigende Margen.

Der Gewinn von Alphabet lag mit 1,44 je Aktie weit über den Erwartungen von 1,32 USD. Der Umsatz übertraf mit 62,1 Mrd. die Analystenschätzungen von 60,2 Mrd. USD.

Der Gewinn von Microsoft lag mit 2,69 je Aktie weit über den Erwartungen von 2,55 USD. Der Umsatz übertraf mit 56,2 Mrd. die Analystenschätzungen von 55,4 Mrd. USD ebenfalls.

In dieser Woche folgen am 3. August Apple und Amazon. Wir werden sehen, ob es bei diesen Schwergewichten auch besser gelaufen ist als erwartet. Sollte das der Fall sein, wird der Markt vorerst nicht korrigieren, obwohl er überhitzt ist und die Bewertungen im Allgemeinen (zu) hoch sind.

S&P 500 (WKN A0AET0) - Chart vom 29.07.2023 – Kurs 4.581 - Kürzel: SPX - Wochenkerzen

 

Bricht der S&P500 jetzt über 4.600 Punkte aus, kommt es zu einem Kaufsignal mit einem Kursziel bei 4.700 – 4.715 Punkten. Darüber wäre es denkbar, dass der US-Leitindex in Richtung Allzeithoch durchzieht.

Als antizyklischer Investor wären mir sinkende Kurse lieber, aber das ist die aktuelle Lage.

Prallt der Index vorerst bei 4.600 Punkten ab, könnte das eine Korrektur in Richtung 4.450 Punkte einleiten.

Die nächsten Unterstützungen darunter liegen bei 4.400 sowie 4.340 und 4.290 – 4.300 Punkten.

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