Im heutigen Bericht wird an die gestern getätigten Ausführungen angeschlossen. Heute Morgen waren alle Augen auf die Bank of Japan gerichtet, die im Rahmen ihrer Zinssitzung bekannt gab, wie es mit Yield Curve Control (YCC) sowie Bondkäufen an den heimischen Staatsanleihemärkten (JGB-Märkte) weitergehen soll.

Dass sich die Bedingungen an den JGB-Märkten seit den signifikanten Zinsanhebungen in den Vereinigten Staaten und in weiten Teilen des Rests der Welt mehr und mehr verändern, stand im gestern publizierten Bericht im Zentrum der Betrachtungen.

Ein elektrisiertes Umfeld

Das Umfeld der vielerorts mit Spannung entgegengefieberten Zinssitzung der Bank of Japan wurde gestern zusätzlich durch einen Nikkei-Bericht elektrisiert. In dieser Publikation hieß es, dass Japans Zentralbank ihre „Erlaubnis“ für ein Überschreiten der erst im Sommer dieses Jahres eingezogenen Zinsobergrenze von 100 Basispunkten (oder 1 %) im 10-jährigen JGB-Bereich verkünden könnte.

Wie dem auch sei, so teilte die Bank of Japan heute mit, ihren kurzfristigen Schlüsselzinssatz unverändert bei -0,1 Prozent verharren zu lassen. Auch im 10-jährigen JGB-Bereich wird sich an dem durch die Bank of Japan anvisierten (Zins-)Zielsatz von null Prozent nichts ändern.

Gleichzeitig wurde jedoch darauf hingewiesen, dass die im diesjährigen Sommer eingezogene Zinsobergrenze bei 100 Basispunkten lediglich als eine „lockere anstelle einer hartnäckig (durch die Zentralbank) zu verteidigenden Obergrenze zu betrachten ist“.

Auf ein hohes Interesse dürfte die Ankündigung der Bank of Japan an den internationalen Finanzmärkten gestoßen sein, die seit Sommer gültige Zinsobergrenze bei 100 Basispunkten – anders als zuvor kommuniziert – nicht durch einen unlimitierten Ankauf von 10-jährigen JGBs verteidigen zu wollen.

Eine auf Logik basierende Interpretation

Und so wurde diese Bekanntmachung an den internationalen Finanzmärkten dann auch auf eine allein auf Logik basierende Weise interpretiert.

Danach wird die Bank of Japan unter aller Voraussicht nichts unternehmen, falls die Zinsen unter japanischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren demnächst die Schwelle von 100 Basispunkten nach oben durchbrechen sollten.

Es empfiehlt sich ein Blick auf die aktuelle Zinsentwicklung (nachfolgend anhand der 10-jährigen Staatsanleihe nebst meiner eigenen Kommentare).

 

Es verwundert angesichts dieser Verlautbarung nicht, dass der Zins im 10-jährigen Bereich im sich anschließenden Handel ganz schnell die Schwelle von 0,9 Prozent nach oben durchbrach, um in der Spitze auf bis zu 0,96 Prozent – und somit nur noch einen Hauch von der 1-Prozent-Marke entfernt – zu klettern.

Vorausschauend mag es wahrscheinlich auch nicht mehr allzu lange dauern, bis die Schwelle von 100 Basispunkten oder einem Prozent nach oben durchstoßen werden könnte.

Dass die Bank of Japan ihren Inflationsausblick für die Jahre 2023 und 2024 in ihrem Quartalsbericht von zuvor 1,3 respektive 1,2 Prozent dann auch noch auf jeweils 2,8 Prozent angehoben hat, machte die Dinge keineswegs besser.

Ein neues Kaninchen aus dem Hut zaubern

Eigentlich ging unter den meisten Beobachtern, Kommentatoren, Analysten und Investoren an den globalen Finanzmärkten überdies die Erwartung um, dass die Bank of Japan irgendeine Maßnahme aus ihrem Hut zaubern würde, um den abermals steilen Absturz des japanischen Yens zu adressieren.

Doch Pustekuchen.

Vielmehr setzte sich der Absturz des japanischen Yens gegenüber dem US-Dollar im direkten Anschluss an die Zinssitzung der Bank of Japan fort – um in diesem Zuge die mancherorts als „Nuklearschwelle“ von 150 Yen pro USD bezeichnete Marke nach unten zu durchbrechen.

Es folgt ein Blick auf den Verlauf des japanischen Yens gegenüber dem US-Dollar. Zum Zeitpunkt der Ausarbeitung dieses Berichtes büßte der japanische Yen gegenüber dem US-Dollar um rund 1,3 Prozent auf 150,934 ein.

 

Es beginnt sich abzuzeichnen, dass die Bank of Japan gleich an beiden Fronten, nämlich an der Zins- wie auch an der Währungsfront unter einem enormen Druck bleiben wird.

Wie würde eine „große Intervention“ überhaupt aussehen?

An den internationalen Kapitalmärkten wird inzwischen nicht mehr ausgeschlossen, dass es zu einer weitreichenden Intervention durch die Tokioter Regierung kommen wird, falls der japanische Yen in den nächsten Tagen und Wochen weiter im Außenwert abschmieren sollte.

Denn hierdurch erhöhen sich die Risiken und Gefahren bezüglich einer aus dem Ausland importierten Inflation, welche sich im Zuge eines weiter nachgebenden Yens nochmals (über die Einfuhrpreise) zu beschleunigen droht.

Wie eine solche „Generalintervention“ überhaupt aussehen könnte, scheint vielen Akteuren an den Bond-, Währungs- und Zinsmärkten angesichts des massiven Zinsgefälles zwischen den Vereinigten Staaten und Japan auf der einen sowie zwischen einer Vielzahl von anderen klassischen Industrieländern und Japan auf der anderen Seite nicht wirklich klar zu sein.

Bis zum heutigen Tag hatte die Bank of Japan ihre artifiziell festgelegte „Zinsobergrenze“ bei einem Prozent im 10-jährigen Bereich mittels einer massiven Ausweitung ihrer JGB-Ankäufe (vornehmlich im Bereich der längeren Laufzeiten) zu verteidigen versucht.

Einladung zu einem sich fortsetzenden Abverkauf?

Dass im Rahmen der heute abgehaltenen Zinssitzung plötzlich nur noch von einer „lockeren Obergrenze“ gesprochen wurde, muss an den Staatsanleihemärkten fast wie eine Einladung zum Verkauf und Shorten von japanischen Regierungsanleihen verstanden und interpretiert worden sein.

Unwillkommene Nebenwirkung der zahlreichen Bondmarktinterventionen durch die Bank of Japan, vornehmlich im Monat September, war allerdings auch eine Beschleunigung des Yen-Abverkaufs, was wiederum die zukünftigen Inflationserwartungen befeuerte.

Wen wundert es angesichts dieser Entwicklung, dass die Zustimmungswerte des japanischen Premierministers Fumio Kishida unlängst auf neue Rekordniedrigwerte gesunken sind? Dies wird unter Bezugnahme auf eine jüngst durch Nikkei TV in Auftrag gegebene Umfrage im Großraum Tokio deutlich.

 

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite der Bank of Japan.


Dieser Bericht wird in einem dritten Teil fortgesetzt.

Zwischenfazit (Roman Baudzus)

Was die Japaner mehr noch als eine hartnäckige Deflation zu fürchten scheinen, ist eine galoppierende Inflation. Die aktuellen Zustimmungswerte von Premierminister Fumio Kishida deuten in diese Richtung, wenn auch die eigentlich Verantwortlichen bei einer – nun schon seit längerer Zeit unter politischer Fuchtel stehenden – Bank of Japan zu suchen sind.

Ferner erweist sich Yield Curve Control inzwischen als das was es immer war, ist und bleiben wird: Nämlich das Festklammern an einer reinen Illusion, die einen Ausweg aus einem selbst angerichteten Dilemma ebnen sollte.

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