Es ist an der Zeit, wieder einmal einen Blick auf Amerikas Autofinanzierungsmärkte zu werfen. Denn laut neuen Daten der New York Fed ist die Alarm auslösende Säumnisquote im Bereich der Fahrzeugkredite – somit also Darlehen, die seit 90 Tagen und mehr nicht mehr bedient wurden – im vierten Quartal auf 4,47% in Relation zu den insgesamt ausstehenden Krediten in diesem Sektor geklettert.

Führen Sie sich vor Augen, dass die Säumnisquote im Fahrzeugkreditsektor damit nur noch 0,6 Prozentpunkte von ihrem im ersten Quartal 2011 erreichten Allzeithoch entfernt liegt. In der Übersetzung heißt das Folgendes: Ende des Jahres 2018 blickten mehr als sieben Millionen Fahrzeugkreditnehmer in den Vereinigten Staaten auf ausstehende Autokredite, die sie seit 90 Tagen und mehr nicht mehr bedienten.

   

In einem anderen Bericht der New York Fed heißt es zu dieser Entwicklung wörtlich wie folgt:

„Die substanzielle Zunahme der wachsenden Anzahl an Not leidenden Kreditnehmern in den USA deutet darauf hin, dass nicht alle Amerikaner von der starken Wirtschaft und von dem starken Arbeitsmarkt profitiert haben.“

Wir reden hier nicht über Peanuts. Im Vergleich zum vorherigen Hoch im zweiten Quartal 2008 haben sich die insgesamt ausstehenden Fahrzeugkredite in den USA nämlich nahezu auf $1,275 Billionen verdoppelt. Der Finanzierungsanteil unter neu und gebraucht gekauften Fahrzeugen in den USA hat sich im Verlauf der vergangenen Dekade dabei relativ stabil zwischen 50% und 60% gehalten.

Der Anteil der Fahrzeugkredite, die in Relation zu den insgesamt ausstehenden Autokrediten an Subprime-Darlehensnehmer vergeben wurden – an Personen also, die über einen Credit Score von weniger als 620 verfügen – sank auf den ersten Blick zwar auf 22%. Allerdings führt die New York Fed hierzu selbst wie folgt aus:

Heutzutage gibt es mehr Subprime-Fahrzeugkreditnehmer als jemals zuvor – und somit eine stark vergrößerte Gruppe von Kreditnehmern, die den hohen Risiken eines Kreditausfalls unterliegt. Die allgemeine Kreditperformance im amerikanischen Fahrzeugsektor hat sich trotz eines größeren Anteils von erstklassigen Kreditnehmern sukzessive verschlechtert.

Um es zu wiederholen: Mehr als sieben Millionen Amerikaner blicken auf Fahrzeugkredite, die sie seit nunmehr 90 Tagen oder mehr nicht bedient haben. Und dies bei einer anhaltenden Zunahme der ernsthaften Säumnisquoten. Dies zeigt sich anhand der Daten vom dritten auf das vierte Quartal letzten Jahres.

Danach hat sich der Anteil der Kreditsäumnisse, die sich im Fahrzeugsektor im dritten Quartal in einem Frühstadium befanden und im vierten Quartal in ein ernsthaftes Säumnisstadium übergingen, auf 2,4% in Relation zu den insgesamt im Sektor ausstehenden Krediten erhöht.

Und nun ein Blick auf das Segment der Subprime-Fahrzeugkredite. Hier hat sich der Anteil der Darlehen, die im vierten Quartal in ein ernsthaftes Säumnisstadium übergingen, auf acht Prozent erhöht. Hierzu erklärt die Fed of New York in ihrem Bericht wie folgt:

Es handelt sich im Angesicht einer starken Wirtschaft und eines starken Arbeitsmarktes um eine überraschende Entwicklung.

Tatsächlich? Soll ich diese Aussage kommentieren? Ich denke nicht, da zu Statistik- und Datentricksereien in der Vergangenheit alles gesagt wurde. Momentan stehen in den Vereinigten Staaten ungefähr $275 Milliarden in Form von Subprime-Autokrediten aus. Wer hat diese Darlehen vergeben? Die Antwort auf diese Frage dürfte viele Leser kaum überraschen.

Es sind vor allem spezialisierte Fahrzeugkreditgeber, die sich unter den immer zahlreicheren Nicht- oder Schattenbanken in den USA tummeln, die nach der letzten Rezession aggressiv in diesen Sektor eingestiegen sind. Ein näherer Blick zeigt zwar, dass diese Kreditgeber „nur“ rund $150 Milliarden an allen in den USA ausstehenden Fahrzeugkrediten vergeben haben (Balken ganz links in der obigen Grafik).

Doch im Fall von mehr als der Hälfte dieser Darlehen ($77 Milliarden) handelt es sich um klassische Subprime-Kredite. Spezialisierte Fahrzeugkreditgeber unternehmen stets den Versuch, einen großen Teil ihrer vergebenen Darlehen zu verbriefen, so dass die verbrieften Kredite durch andere Investoren gehalten werden.

Großbanken in den Vereinigten Staaten, jene Institute also, die über mehr als $500 Milliarden in Vermögenswerten verfügen, haben die meisten Autokredite ($389 Milliarden) vergeben, davon 25% im Subprime-Bereich. Der Rest erschließt sich aus der obigen Grafik. Eines sei jedoch hierzu gesagt.

Es sind weder die Kreditgenossenschaften, die zum aktuellen Zeitpunkt gerade einmal auf einen Anteil von 0,7% an notleidenden Krediten (90 Tage und länger nicht bedient) blicken, noch die Autobauerbanken oder Kleinbanken, die sich am stärksten in der Bredouille sehen. Amerikas Großbanken haben im Fahrzeugsektor rund $98 Milliarden an Subprime-Krediten vergeben.

Es lässt sich auch hier damit rechnen, dass ein großer Teil dieser Kredite verbrieft und somit an Investoren weiter verkauft wurde. Trotz der Verbriefungsbemühungen unter spezialisierten Fahrzeugkreditgebern in den USA ist im Jahr 2018 eine Reihe dieser Unternehmen in die Insolvenz gegangen. Den Hauptteil an der absehbaren Verlusttüte werden jedoch in ABS-Papiere investierende Anleger hinzunehmen haben.

Konstatieren lässt sich abschließend, dass sich im Vergleich zu den Jahren der globalen Finanzkrise nichts geändert hat. Es wurde – unter Einbezug anderer Kreditsektoren – jedoch ein noch weitaus größeres Rad gedreht als jemals zuvor.

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