Anschließend an den gestrigen Bericht zeichnet sich auch auf eine immer klarere Weise ab, dass der US-Dollar auf dem internationalen Parkett einer wachsenden Konkurrenz ausgesetzt ist.

Vielerorts wird wiederholt nach Art eines Mantras darüber diskutiert, dass der chinesische Yuan/Renminbi nicht so schnell die Pole-Position des US-Dollars wird übernehmen können. Als Hauptgründe hierfür werden stets die Intransparenz des chinesischen Finanzsystems, ein zu wenig liberalisierter Finanz- und Bondmarkt, Kapitalkontrollen und das Management der chinesischen Währung durch die People´s Bank of China ins Feld geführt.

Internationale Gewichtung des Yuan nimmt zu

Wie dem auch sei, renommierte Akteure wie Zoltan Pozsar sind laut eigener Aussage nicht gewillt, in diesen Chor mit einzustimmen. Vielmehr wies Zoltan Pozsar jüngst darauf hin, dass eine Weltreservewährung langsam in diese Rolle hineinwachsen müsse.

Damit war natürlich der chinesische Yuan/Renminbi gemeint, der sich, wie beispielsweise aktuelle Daten der israelischen Zentralbank trotz der in China vorherrschenden Situation zeigen, einer sukzessive zunehmenden Diversifizierung auf Kosten des US-Dollars und des Euros erfreut.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die Volksrepublik China in letzter Zeit Maßnahmen eingeleitet und Schritte unternommen hat, um das heimische Finanzsystem zu modernisieren und ausländischen Investoren auf eine stärkere Weise zu öffnen.

 

All diese Entwicklungen scheinen in den vorherrschenden Debatten vielerorts noch immer unter den Tisch zu fallen. Dabei ließ sich angesichts dieser ergriffenen Maßnahmen in den letzten Jahren beobachten, dass eine ganze Menge Geld aus dem Ausland an die Bondmärkte der Volksrepublik China geflossen ist und somit dort seinen Weg in festverzinsliche Anlagen gefunden hat.

Investitionen in chinesische Mischfonds und ETFs haben sich versechsfacht

Diese Beobachtung wird durch nackte Daten untermauert (siehe obige Grafik), wenn bedacht wird, dass die Investitionen in chinesischen Mischfonds und Exchanged Traded Funds (ETF) seit dem Jahr 2016 um das Sechsfache geklettert sind.

Gleichzeitig hat sich der Anteil des Yuans/Renminbis in Relation zu den durch ausländische Notenbanken gehaltenen Gesamtwährungsreserven seit diesem Zeitpunkt laut offiziellen Daten fast vervierfacht. Diese Entwicklung geht beispielsweise aus der nachfolgenden Grafik hervor, die einem jüngst publizierten Bericht von Goldman Sachs entnommen worden ist.

 

Bei Goldman Sachs wird davon ausgegangen, dass dieser Trend über den Verlauf der nächsten Jahre anhalten wird. Mit einer der Gründe hierfür dürfte sein, dass die Gewichtung von chinesischen Vermögenswerten unter den führenden globalen Indizes weiter zunehmen wird.

Attraktivere Renditen in China

Gleichzeitig erweisen sich die im chinesischen Wirtschaftsraum und in Yuan/Renminbi denominierten Anlagen zu erzielenden Zinsen sowohl nominal als auch real in vielen Fällen als deutlich höher als in den Vereinigten Staaten oder in Europa.

Wer zudem die Aktienmärkte in den USA und der Volksrepublik China miteinander vergleicht, wird erkennen, dass die Bewertungen vieler Titel im Reich der Mitte relativ betrachtet in vielen Fällen teils deutlich günstiger sind als in den USA oder in Europa.

Diese Beobachtung gilt insbesondere unter Berücksichtigung der zuletzt deutlichen Kursrückgänge an den chinesischen Börsen, einschließlich Hongkongs.

Mittlerweile beginnen sich die über diese Themen geführten Debatten inhaltlich langsam aber sicher auch ein wenig zu verschieben. Einen großen Anteil hieran hat vor allem jene durch die People´s Bank of China lancierte Digitalwährung – oder kurz E-Yuan. Denn auf diese Weise könnte die internationale Nutzung des Yuans/Renminbis zukünftig vereinfacht werden.

Anteile hieran könnten neben chinesischen Touristen im überseeischen Ausland auch eine ganze Reihe von Partnerländern der Volksrepublik China angesichts des Projekts der Neuen Seidenstraße (Belt & Road Initiative) haben.

Ein Vergleich mit dem Euro

Es empfiehlt sich ein Blick auf und Vergleich mit dem Euro. Aus heutiger Sicht hat sich der Euro den Status einer internationalen Reservewährung erobert, was sich hauptsächlich dem sich über die vergangenen Jahre beschleunigenden Handel mit den regionalen Nachbarländern zuschreiben lässt.

Nichtsdestotrotz zeichnet sich mit einer immer größeren Gewissheit die Tatsache ab, dass der Euro die ursprünglich in der Projektphase in die Währung gesetzten Ambitionen, Hoffnungen und Erwartungen nicht zu erfüllen wusste.

Die Gründe sind vielfältig. Erstens weist die Eurozone eine geringere makroökonomische Stabilität als andere hochentwickelte Wirtschaftsräume auf. Es mag daran liegen, dass sich so viele unterschiedliche sowie kulturell, wirtschaftlich und politisch voneinander abweichende Länder in diesem Staaten- und Währungsbund befinden.

Zweitens bleibt es dabei, dass die bereits vor Jahren anvisierte Fiskalunion in der Eurozone zu einem Dauerbrenner und Projekt mit ungewissem Ausgang avanciert ist. Gleichzeitig nehmen die Ungleichgewichte in der Eurozone in vielerlei Bereichen zu.

Drittens mangelt es der Eurozone an einem ausreichenden Angebot an Emittenten von qualitativ hochwertigen Regierungsbonds und Staatsanleihen. Und viertens lassen es die weiter oben beschriebenen Unterschiede und Disparitäten unter den einzelnen Mitgliedern der Eurozone beziehungsweise der EU nicht zu, einen vergleichbaren geopolitischen Einfluss wie beispielsweise die USA zu erlangen.

Ganz im Gegenteil droht der europäische Kontinent trotz jener über die vergangenen Jahre voranschreitenden Integration zwischen den Interessen der Großmächte marginalisiert zu werden.

Beständiger Brückenkopf Amerikas am Westrand des Eurasischen Kontinents

Anstelle des längst fälligen Aufbaus einer gemeinsamen Verteidigungspolitik flüchtet sich das Gros Europas nach wie vor unter den nuklearen Schutzschirm der Vereinigten Staaten. Diese Situation hat mehr als 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wiederum zur Folge, dass sich viele europäische Nationen wie Vasallenstaaten der USA anstelle von selbstbewusst auftretenden Nationen geben.

Auch ein ausschlaggebender Grund hierfür ist, da sowohl die Außenpolitik als auch die Verteidigungspolitik unter den Mitgliedern der Eurozone beziehungsweise der EU nach wie vor auf lokaler Staatsebene betrieben und determiniert werden.

Auf diese Weise bieten die Europäer den USA einen steten Brückenkopf am westlichen Rand des Eurasischen Kontinents, der für die Ambitionen einer globalen Machtausübung der USA unerlässlich und unverzichtbar ist. Da die Vereinigten Staaten in dominierenden transatlantischen Institutionen wie der NATO die Führung innehaben, wird es den Europäern wiederum auch zukünftig schwerfallen, sich endlich aus deren Rolle eines Juniorpartners zu emanzipieren.

Anders als die USA sähen sich die Europäer – falls notwendig – auch nicht dazu in der Lage, den Euro mittels eines Einsatzes des eigenen Militärs zu verteidigen. Krisen in der Eurozone wurden in der Vergangenheit immerhin dazu genutzt, um die Integrationspläne auf Brüsseler Ebene voran zu treiben, wodurch sich das Fundament der gemeinsamen europäischen Währung ein wenig gefestigt hat.

Wurden einzelne Erfolge auf Kosten von zukünftigen Krisen erkauft?

Es lässt sich nicht ausschließen, dass diese Mini-Erfolge auf Kosten von zukünftigen Krisen erkauft worden sein könnten. Der Einmarsch von russischen Truppen in die Ukraine wird darüber hinaus wohl auch mit neuen Herausforderungen aus Sicht der Europäischen Union als solcher wie auch der Euro-Währung einhergehen.

Sollten Kryptowährungen wie Bitcoin in der Zukunft nicht gesetzlich verboten werden, so wird sich deren zugrundeliegende Technologie schlussendlich auf verschiedene Bereiche der internationalen Zahlungs- und Transaktionssysteme ausweiten. Auch auf diese Weise könnte es zu einem Ende des US-Dollars als weltweit führender Reservewährung kommen.

Der sich ausweitende Konflikt zwischen dem Westen und der Russischen Föderation demonstriert auf anschauliche Weise eben jene Schlüsselherausforderungen, die Bitcoin, Ethereum & Co. in der Zukunft adressieren und lösen helfen könnten.

Hierbei handelt es sich um unterschiedliche Parteien, die sich entweder nicht persönlich kennen oder sich nicht gegenseitig vertrauen, jedoch trotzdem werthaltige Transaktionen untereinander durchführen und abwickeln.

In der Vergangenheit diente allein Gold als alternatives Geldsubstitut auf internationaler Ebene, woran sich trotz Bitcoin-Mania bis heute noch nichts Grundlegendes geändert hat. Vor der Entstehung von Bitcoin gab es keine digitale (Anlage- oder Flucht-)Alternative zu Gold, was insbesondere für Investoren und Sparer gilt, die ein schwindendes oder kein Vertrauen mehr in die zukünftige Stabilität von Fiat-Währungen haben.

US-Dollar profitiert kurzfristig von sich gegenseitig beeinflussenden Krisen

Noch gibt es keinerlei Garantie dafür, dass Bitcoin in eine ähnliche Rolle wie Gold in der Zukunft hineinschlüpfen könnte. Um abschließend wieder auf den US-Dollar zu sprechen zu kommen, so ließ sich über den Verlauf der letzten Wochen und Monate beobachten, wie die amerikanische Währung gegenüber vielen anderen Fiat-Währungen aufwertete.

Neben einer angespannten geopolitischen Lage, der aktuellen Aussicht auf weiter steigende Zinsen im amerikanischen Wirtschaftsraum und einer tendenziell weltweit zunehmenden Furcht vor einer platzenden Schuldenblase dürften die ausgezählten Aspekte hauptsächlich verantwortlich sein für diese Entwicklung.

Mittelfristig dürften die Risikoabwägungen rund um die Zukunft des US-Dollars allerdings zunehmend negativ ausfallen. In Erinnerung sollte man sich hierbei auch stets rufen, dass die amerikanische Währung gegenüber vielen anderen Fiat-Währungen nun schon recht stattlich bewertet ist.

Der US-Dollar wird seine Rolle als global führende Reservewährung wohl nicht über Nacht einbüßen, doch eine Reihe von sich ändernden strukturellen und taktischen Trends werden den US-Dollar auf mittelfristige Sicht einer ganzen Reihe von Problemen aussetzen.

Sollte der US-Dollar seinen Abwärtstrend zu einem bestimmten Zeitpunkt wiederaufnehmen, so würden sich gleichzeitig auch die bestehenden Strukturprobleme in den USA selbst auf enorme Weise verschärfen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Nach wie vor gilt, die Lage an den globalen Währungs- und Devisenmärkten aufmerksam zu beobachten, weil sich hier das Wohl und Wehe über die Zukunftsaussichten des bestehenden Weltfinanzsystems entscheiden werden.

Ein Weltfinanzsystem auf tönernen Füßen, das bereits vor Ausbruch der globalen Finanzkrise immer wieder einmal durch Regierungen und Zentralbanken vor einem drohenden Untergang „gerettet“ werden musste, scheint in sein fiskal- und geldpolitisches Endspiel eingetreten zu sein.

Aus diesem Blickwinkel – und unter Berücksichtigung der Historie – verwundert es auch nicht sonderlich, wenn die politisch Mächtigen jetzt verstärkt auf militärische Konflikte und Krieg setzen werden, um die eigens begangenen Fehler, die uns alle in diese Situation geführt haben, zu kaschieren.

Ein scheiterndes Geldsystem hat historisch betrachtet schon zum Ausbruch von manchen großen Konflikten geführt, weshalb abschließend die Frage erlaubt sei, warum heute alles anders als zu damaligen Zeiten sein soll?

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