Im heutigen Bericht wird an die gestern getätigten Ausführungen angeschlossen. In diesen Ausführungen wurde auf einen Brief von 39 US-Senatoren an die führenden Aufsichts- und Regulierungsbehörden in den Vereinigten Staaten, einschließlich der Federal Reserve Bank, aufmerksam gemacht.

Einmal abgesehen von der extremen Staatsverschuldung der Washingtoner Bundesregierung haben auch die Verschuldungsgrade im privaten Wirtschaftssektor in nahezu allen wichtigen Bereichen neue Allzeit- und Rekordhochs erreicht.

Private Verbraucher haben beispielsweise ihre Kreditkarten auf maximale Weise ausgereizt, um in einem Umfeld, das sich für viele Amerikaner schon seit Monaten wie eine Rezession anfühlt, ihre Konsumausgaben angesichts von deutlich gestiegenen Preisen weiter aufrecht zu erhalten. Es folgt ein Blick auf die Entwicklung der Säumnisquoten im Kreditkartensektor.

Ersichtlich wird anhand der oben abgebildeten Grafik, dass die Säumnisquoten in diesem Bereich mittlerweile deutlich über jene Niveaus in der Zeit vor dem Ausbruch der Covid-Krise geklettert sind. Ferner deutet der aktuelle Trend auf einen anhaltenden Anstieg der Säumnisquoten hin.

Es lässt sich davon ausgehen, dass auch die Zahlungsausfälle im US-Kreditkartensektor in den nächsten Quartalen in die Höhe schießen werden. Selbstverständlich werden Amerikas Geschäftsbanken durch diese Entwicklung hart getroffen.

Unrealisierte Verluste im amerikanischen Bankensystem

Denn zusätzlich zu den bislang unrealisierten Verlusten, die Geschäftsbanken durch den Einbruch der Kurse an den Bond- und Staatsanleihemärkten entstanden sind, drohen sich auf Sicht auch potenzielle Verluste in anderen wichtigen Wirtschaftsbereichen zu türmen.

Hierzu gehören in erster Linie die Immobilienmärkte. Diese Beobachtung gilt gleichsam für die gewerblichen wie auch für die privaten Häusermärkte. Im Rahmen dieser Berichtsreihe wurde zuvor bereits auf die mittlerweile deutlich steigenden Kreditausfallrückstellungen unter amerikanischen Geschäftsbanken aufmerksam gemacht.

Hierin dürfte sich einer der Gründe finden, weswegen selbst die Aktien von amerikanischen Großbanken wie Bank of America oder Citigroup seit Jahresbeginn auf signifikante Weise gesunken sind.

Ferner hatte beispielsweise die Bank of America berichtet, dass die unrealisierten Verluste des Instituts im dritten Quartal auf 131,6 Milliarden US-Dollar (!) gestiegen sind. Alles in allem sollen sich die unrealisierten Verluste unter Amerikas Geschäftsbanken auf einen Betrag von 650 Milliarden US-Dollar belaufen.

Angesichts der durch die Bank of America für das dritte Quartal vermeldeten Zahlen sieht dieser Gesamtbetrag noch recht bescheiden aus. Denn wenn allein die Bank of America laut eigener Aussage auf einem solch hohen Betrag an unrealisierten Verlusten sitzt, wie wird es dann erst in den Bilanzen der anderen Geschäfts- und Kreditbanken in den USA aussehen?!

Rückläufige Kreditvergabe

Es verwundert aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet nicht sonderlich, dass sich die Kreditvergabe unter den amerikanischen Geschäftsbanken zuletzt deutlich verlangsamt hat.

Um hier noch einmal an Warnungen von TS Lombard vor einigen Monaten zu erinnern,würde sich eine reduzierende Darlehensvergabe unter Amerikas Geschäftsbanken wie eine zusätzliche Zinserhöhung der Fed um gut 150 Basispunkte auswirken.

Wenn Jamie Dimon, Chef der Großbank JPMorgan Chase, darüber spricht, dass die Federal Reserve Bank die Fed Funds Rate noch bis auf 7 Prozent anheben könnte, so herrschen diese Bedingungen in der amerikanischen Wirtschaft unter Berücksichtigung der ausgesprochenen Warnungen von TS Lombard real wohl schon längst vor.            

Dass immer mehr Menschen in diesem Umfeld schlichtweg nicht mehr mithalten können beziehungsweise sich auf signifikante Weise durch einen Wohlstandsverlust bedroht sehen, zeigt zum einen, wie eine wachsende Anzahl von Amerikanern zwei oder sogar drei Beschäftigungen gleichzeitig nachgeht, um alltägliche Ausgaben weiter bestreiten zu können.     

In diesem Zusammenhang sei auf die offiziell publizierten Arbeitsmarktberichte des Bureau of Labor Service in den vergangenen Monaten verwiesen. Zum anderen beginnt sich anhand der jüngst vermeldeten Konsumausgabedaten abzuzeichnen, dass Amerikas Verbrauchern wohl mehr und mehr die Luft ausgeht.

Eine Wirtschaft berücksichtigend, deren Funktionstüchtigkeit zu einem Grad von bis zu siebzig Prozent auf der Ausgabefreudigkeit der heimischen Verbraucher basiert, während sowohl Staat, Verbrauchern und Unternehmen die Schulden sprichwörtlich aus den Ohren wachsen, wird unter aller Voraussicht in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.

Einer der Anhaltspunkte, die für diese Sichtweise sprechen, leitet sich anhand der Tatsache ab, dass Amerikas Bankenkrise unterhalb der Oberfläche weiter vor sich hin köchelt. Wenn dem nicht so wäre, würden wie ein Boxer angeschlagene Institute wie PacWest nicht unter die Kontrolle von Wettbewerbern geraten oder wie die Citizens Bank anhaltend durch die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) übernommen.

Strip Clubs, D*ck Picks & Booze

Um hier einmal bei der FDIC zu verharren, so hatte die Behörde am vergangenen Donnerstag eine geplante, öffentliche Zusammenkunft plötzlich abgesagt. Im Rahmen dieses geplanten Treffens wollte die Führungsspitze der FDIC grünes Licht für im Raum stehende Maßnahmen zur Generierung von (steigenden) Bankgebühren beschließen, um jene sich aus den im März erfolgten Zusammenbrüchen der Silicon Valley Bank und der Signature Bank ableitenden Verluste zu kompensieren.      

Nun heißt es, dass die FDIC-Führung an einer Zusammenkunft festhalten wolle, die allerdings nicht öffentlich, sondern hinter verschlossenen Türen stattfinden soll. Auf Nachfrage von verschiedenen Medien, weswegen es zu dieser Änderung kommt, hat die FDIC bislang keinen offiziellen Kommentar abgegeben.

Momentan liegt ein zu diskutierender Vorschlag auf dem Tisch, über den es abzustimmen gilt. Danach sollen die der FDIC durch diverse Bankpleiten entstandenen Verluste in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar in Form von quartalsweise anfallenden Zahlungen über einen Zeitraum von zwei Jahren unter amerikanischen Geschäftsbanken, die über mehr als fünfzig Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten verfügen, eingesammelt werden.

Die plötzliche Absage des geplanten Treffens steht sehr wahrscheinlich mit dem Umstand in Verbindung, dass sich FDIC-Chef Martin Gruenberg mittlerweile im Kreuzfeuer der Kritik seitens der Abgeordneten im Washingtoner Kongress befindet. Worum geht es?

Nun, wie Zerohedge in der vergangenen Woche unter Bezugnahme auf ein Exposé des Wall Street Journals berichtete, scheint die Arbeitsatmosphäre innerhalb der FDIC aus Sicht von weiblichen (und äußerlich attraktiven) Mitarbeiterinnen überaus toxisch zu sein.

Hierin dürfte sich der Grund finden, warum eine zunehmende Anzahl von Mitarbeiterinnen den Job bei der FDIC an den Nagel hängt und den Dienst quittiert. Mache sich jedermann über die an die Oberfläche drängenden Gegebenheiten innerhalb der FDIC sein eigenes Bild, wenn es in medialen Überschriften zu diesen Vorkommnissen unter anderem wie folgt lautet: Strip Clubs, D*ick Pics & Booze.  

Wenn männliche Mitarbeiter der FDIC ihr Hauptaugenmerk augenscheinlich auf eine Jagd nach dem weiblichen Geschlecht unter Ausnutzung und Missbrauch ihres Ranges innerhalb der Behörde richten, braucht uns um die Stabilität des amerikanischen Bankensystems gewiss nicht bange zu sein.

Du kannst nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Es sei an dieser Stelle beispielsweise noch einmal an die Verhältnisse bei der im März kollabierten Silicon Valley Bank erinnert.

Laut Bankeninsidern und Experten habe es sich vielmehr um einen Zirkus anstelle der Führung einer Bank (wohlgemerkt bis dahin Nummer 16 am US-Bankenmarkt) gehandelt.

Basel-III-Vorschriften: Grad der Ablehnung wächst

Und hier schließt sich der Kreis im heutigen Bericht. Um noch einmal auf den eingangs erwähnten Brief der 39 US-Senatoren an Amerikas Aufsichts- und Regulierungsbehörden einzugehen, so zeichnet sich gegen eine Umsetzung der Basel-III-Vorschriften in den USA mittlerweile ein wachsender Widerstand ab.

Wen wundert es, sind hiermit doch Kapitalanforderungen verbunden, die durch Amerikas Großbanken als jenseits von Gut und Böse bezeichnet werden. Da sich die Bereitschaft zur Kreditvergabe anhand dieser Vorschriften nochmals signifikant reduzieren wird, führt, wie sich nun zeigt, nicht nur unter Geschäftsbanken, sondern auch im Washingtoner Kongress zu einer zunehmenden Abwehrhaltung.

Der übersendete Brief der Senatoren findet sich in den gestern getätigten Ausführungen in deutscher Übersetzung. Mache sich anhand dessen jeder ein eigenes Bild, welche Entwicklungen auf die amerikanischen Banken- und Kreditmärkte zukommen werden, insofern an einer Umsetzung der Basel-III-Vorschriften festgehalten werden sollte.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf eine Publikation von US-Senator Mike Crapo.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Nochmals sei erwähnt, dass diese Geschehnisse einer Wirtschaft, die zu einem Grad von siebzig Prozent vom Konsum abhängig ist, nicht gut tun können. Hier und dort wird darauf hingewiesen, dass es doch Ziel sei, die Menschen mittels immer höherer Schuldenstände zu versklaven. Mag sein. Dabei wird jedoch außer Acht gelassen, dass sowohl Firmen wie auch Konsumenten morgen einen Zahlungsausfall leisten können.

Die hieraus resultierenden Verwerfungen und Umbrüche werden alle in der Gesellschaft zu spüren bekommen – somit auch die Kreditgeber. Einer wachsenden Anzahl von Mitgliedern des Washingtoner Kongresses scheint ein solcher Ausblick gerade zu dämmern.

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