Trotz der jüngsten Annexion von vier Regionen in der Ukraine durch Russland wird Indien mit der Moskauer Regierung weiter zusammenarbeiten. Dies gilt augenscheinlich nicht nur für den wichtigen Rohstoffbereich, sondern auch für die rüstungstechnische Kooperation zwischen beiden Nationen.

So hatte der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar zu Wochenbeginn erklärt, dass sein Land auch in der Zukunft Waffen- und Rüstungskäufe in der Russischen Föderation tätigen wird.

Indien verweist auf die Zeiten des Kalten Krieges

Begründet wird diese Vorgehensweise damit, dass sich die indische Regierung während des Kalten Krieges dazu gezwungen gesehen habe, militärische Ausrüstungsgüter aus der Sowjetunion zu beziehen. Denn schließlich haben die USA und der Westen zu jener Zeit das pakistanische Regime unterstützt.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der australischen Außenministerin Penny Wong teilte Subrahmanyam Jaishankar mit, dass zwischen der Russischen Föderation und Indien bereits seit langer Zeit gute Beziehungen bestehen. Hieran solle sich in Zukunft auch nichts ändern.

Diese bilateralen Beziehungen hätten Indien in der Vergangenheit in die Lage versetzt, die landeseigenen Interessen im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich zu wahren. Nicht von ungefähr sind die indischen Waffenarsenale bestens mit russischen Rüstungsgütern gefüllt.

Die durch die indische Armee gehaltenen Waffenbestände aus Russland haben sich über den Verlauf der letzten Jahre nochmals erhöht. Subrahmanyam Jaishankar wies in diesem Zuge auf die langjährige Kooperation zwischen den USA und dem Westen auf der einen Seite und Pakistan auf der anderen Seite hin.

Zur damaligen Zeit sei in Pakistan laut des indischen Außenministers eine Militärdiktatur an der Macht gewesen. Anstelle der indischen Armee hätten westliche Nationen während der Zeit des Kalten Krieges dieses pakistanische Regime mittels Waffenlieferungen unterstützt.

Seit der politischen Teilung des indischen Subkontinents begegnen sich Indien und Pakistan zudem als miteinander verfeindete Erzrivalen. So kam es zwischen beiden Nationen in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts unter anderem auch zum Ausbruch von Kriegen um die Region Kaschmir.

Wie jeder andere Staat träfe auch Indien seine politischen Entscheidungen ausschließlich im Sinne der jeweils vorherrschenden Interessenlage. Dabei werden neben der Ist-Situation auch zukünftige politische Entwicklungen mit in die Entscheidungsfindung einbezogen, wie der indische Außenminister weiter ausführte.

Verärgerung über indische Vorgehensweise in der Biden-Administration

In den Vereinigten Staaten zeigen sich die Biden-Administration und das Weiße Haus mittlerweile verärgert darüber, dass die indische Regierung keine Intentionen erkennen lässt, sich von der Russischen Föderation politisch und wirtschaftlich abzuwenden.

Wie über den Verlauf der vergangenen Monate berichtet, hat Indien seine Rohstoffimporte aus der Russischen Föderation auf eine enorme Weise ausgeweitet. Hierunter befindet sich allen voran die Lieferung von fossilen Brennstoffen.

Gleichzeitig haben Indien und die Russische Föderation inzwischen einen Mechanismus aus der Taufe gehoben, der es beiden Nationen erlaubt, ihren bilateralen Handel auf Basis ihrer landeseigenen Währungen – der indischen Rupie und dem russischen Rubel – abzuwickeln.

Bekannt geworden ist in der Zwischenzeit, dass indische Raffinerien russische Öleinfuhren in Destillate wie Benzin und Diesel umwandeln, um diese Endprodukte zu weit höheren Kosten an Länder der Europäischen Union zu exportieren. In der Volksrepublik China lassen sich inzwischen ähnliche Entwicklungen beobachten.

Hieß es seitens des amerikanischen Sendernetzwerks CNN vor Kurzem noch, dass sich Indien und die Vereinigten Staaten in einem intensiven Dialog über eine Distanzierung der indischen Regierung von der Russischen Föderation befinden, so lässt sich beobachten, dass Neu-Delhi keine Bereitschaft an den Tag zu legen scheint, dem Ansinnen Washingtons nachzukommen.

Auf eine recht ähnliche Weise scheint sich auch das BRICS-Land Südafrika positioniert zu haben. Nach seinem jüngsten Besuch im Weißen Haus hatte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa erklärt, die Geschicke seines Landes gerne selbst bestimmen zu wollen.

Auf eine ähnliche Weise verhielten sich die Dinge aus Perspektive der Afrikanischen Union (AU). Zuvor hatte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen in New York, Linda Thomas-Greenfield, den afrikanischen Staaten mit einer potenziellen Verhängung von US-Sanktionen gedroht, falls die Länder Afrikas mit Ausnahme von einigen lebenswichtigen Agrargütern weiter Handel mit der Russischen Föderation betreiben sollten.

Hierzu sei erwähnt, dass die Russische Föderation ihren politischen, wirtschaftlichen und militärischen Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent, parallel zur Volksrepublik China, über den Verlauf der letzten Monate und Jahre sukzessive ausgeweitet hat.

Wie dem auch sei, so pocht die indische Regierung seit dem Ausbruch des militärischen Konfliktes in der Ukraine auf ihrem Standpunkt, diese Probleme auf einem diplomatischen Wege zu lösen – um schnellstmöglich wieder Frieden in der Region einkehren zu lassen.

Nichtsdestotrotz haben sich weder Neu-Delhi noch Peking bislang den Aufrufen des Westens angeschlossen, die Russische Föderation für ihren Einmarsch in die Ost- und Südukraine zu verurteilen, geschweige denn zu bestrafen.

Wenn der Unmut in den westlichen Kanzleien mit Neu-Delhi und Peking ob dieser Tatsache auch täglich zu wachsen scheint, so ist es seitens der westlichen Nationen bislang zu keinen Überlegungen gekommen, Indien und China mit potenziellen Zweitsanktionen ob ihres Verhaltens zu belegen.

Nach dem inzwischen erfolgten Kauf von fortschrittlichen Luftabwehrsystemen des Typs S-400 aus der Russischen Föderation wurden der indischen Regierung durch die Vereinigten Staaten zwar schon einmal Sanktionen angedroht, die sich bis dato jedoch nicht manifestiert haben, geschweige denn umgesetzt worden sind.

Anders verhielt es sich ehedem mit Blick auf die Volksrepublik China und die Türkei. Auch diese beiden Staaten erwarben Luftabwehrsysteme des Typs S-400 aus Russland, um danach für deren Kauf durch die Washingtoner Regierung mit Sanktionen belegt zu werden.

„Dies ist ein verdammter Krieg“

Vor dem Wochenende soll abschließend noch auf einige Aussagen von Jamie Dimon, des Vorstandsvorsitzenden der amerikanischen Großbank JPMorgan Chase, geblickt werden.

In einer recht ungewohnten und ziemlich deutlichen Weise teilte Jamie Dimon im Rahmen eines Investorenseminars mit, dass der US-Präsident endlich der Realität ins Auge blicken müsse, dabei eingestehend, die eigens gesetzten Klima-Ziele seiner Administration bis zum Jahr 2050 wahrscheinlich nicht erreichen zu können. Weiter erklärte Jamie Dimon:

Dies ist ein verdammter Krieg.“

Jamie Dimon forderte die Washingtoner Regierung ferner dazu auf, endlich mit ihrer Bettelei um höhere Erdöllieferungen aus Saudi-Arabien und Venezuela aufzuhören. Anstelle dessen müsse in den Vereinigten Staaten endlich wieder mehr Erdöl und Erdgas gefördert werden.

Wenn dies auch der durch Jamie Dimon beschriebene Ist-Zustand sein mag, so stellt sich angesichts von drastischen Investitionskürzungen in der amerikanischen Erdölindustrie über die vergangenen Monate und Jahre die Frage, wie sich eine solche Wende auf möglichst schnelle Weise bewerkstelligen lassen würde.

Viele Unternehmen in der amerikanischen Erdöl- und Frackingindustrie werfen der Biden-Administration vor, eine Art Kreuzzug gegen deren wirtschaftliche Interessen in den USA zu führen.

Nicht nur der Ausbau oder Neubau von diversen Pipelines wurde durch die Biden-Regierung gestoppt, sondern auch die Restriktionen und gesetzlichen Auflagen für Förderaktivitäten – insbesondere im Offshore-Bereich – wurden durch die US-Regierung zuletzt nochmals stark verschärft.

Wenn Joe Biden angesichts einer solchen Situation dann den schwarzen Peter für die stark gestiegenen Energie- und Tankstellenpreise in den Vereinigten Staaten der heimischen Erdöl- und Gasindustrie in die Schuhe schieben möchte, so geht hiermit ein massives Problem der Glaubwürdigkeit des Weißen Hauses einher.

Immerhin befanden sich die Vereinigten Staaten während der Präsidentschaft von Joe Bidens Amtsvorgänger Donald Trump in einem Zustand der Energieunabhängigkeit. Diese Situation hat sich innerhalb der vergangenen beiden Jahre seit dem Amtsantritt von Joe Biden völlig auf den Kopf gedreht.

 

Gleichzeitig zeigt sich Jamie Dimon davon überzeugt, dass der Zustand einer Stagflation (stagnierende oder schrumpfende Wirtschaft bei einer gleichzeitig hohen Inflation) noch eine ganze Weile erhalten bleiben wird.

Fed wird eigenen Leitzins noch viel stärker anheben müssen

Aus diesem Grund geht Jamie Dimon persönlich davon aus, dass die Federal Reserve Bank ihren Leitzins weiter wird anheben müssen – und zwar über die momentan an den globalen Finanzmärkten erwartete Schwelle von vier bis 4,5 Prozent hinaus.

Auf eben jene Situation hatte zuvor auch Peter Schiff mehrfach hingewiesen. Peter Schiff hatte in diesem Zusammenhang wiederholt die Frage aufgeworfen, auf welche Weise die Fed die heimische Inflation bekämpfen wolle, wenn sich der eigene Leitzins nach wie vor sehr deutlich unterhalb der offiziell ausgewiesenen Inflationsrate in den USA befindet?

Die gestern in den USA publizierten Inflationsdaten wiesen einmal mehr darauf hin, dass der amerikanische Realzins trotz der zuletzt vorgenommenen Zinsanhebungen der Fed nach wie vor tief im negativen Bereich liegt (offiziell ausgewiesene Inflation von 8,2 Prozent minus eines aktuellen Leitzinses von drei bis 3,25 Prozent = negativer Realzins von minus fünf Prozent).

Der Federal Reserve Bank werde deshalb unter Bezugnahme auf Peter Schiff überhaupt nichts anderes übrigbleiben, als den eigenen Leitzins weiter anzuheben. Um die Inflation in der Heimat auf eine effiziente Weise zu bekämpfen, benötige es einen positiven Realzins, der nur dann zustande kommen könne, wenn die Fed ihren Leitzins über die offiziell ausgewiesene Inflationsrate im Land anheben würde.

Trotz einer sich verschärfenden Rhetorik seitens der Federal Reserve Bank lässt sich hiervon allerdings nichts beobachten. Immerhin müsste der amerikanische Leitzins in einem solchen Fall auf bis zu zehn oder vielleicht gar zwölf Prozent angehoben werden.

Auf welche Weise eine solche Vorgehensweise den US-Dollar weiter beflügeln und das globale Kredit- und Schuldenkartenhaus zum Einsturz bringen würde, lässt sich leichterdings vorstellen.

Um auf Jamie Dimon zurückzukommen, so warnte der Chef von JPMorgan Chase die US-Regierung davor, ihre führende Position in der Welt nur dann aufrechterhalten zu können, falls in der Heimat – wie momentan im Rest der Welt – endlich wieder mehr Erdöl und Gas gefördert würde.

In einer solchen Vorgehensweise liege überdies auch der Schlüssel für die Beantwortung der Frage, ob der Westen seine Einigkeit und Geschlossenheit wird aufrechterhalten können. Mit jedem Tag, den sich diese Krise verlängert, steht zu befürchten, dass manche dem Westen zugerechnete Nationen eigene Wege gehen werden, um sich dem immensen Druck im Kessel letztendlich zu beugen.

Jamie Dimon ließ sich zudem zu der Aussage hinreißen, dass Amerika eine starke politische Führung benötige. Eine solche politische Führung finde sich allerdings weder unter der einen noch unter der anderen Partei in den USA.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von indianexpress.com.

Der heutige Bericht ist selbstredend, eigentlich ist alles Erwähnenswerte gesagt. Allen Lesern sei ein schönes Wochenende gewünscht!

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