Der anhaltende Zinsanhebungszyklus der Federal Reserve und der voranschreitende Prozess der Automatisierung und Roboterisierung erweisen sich hingegen als Gegenwind bezüglich einer zunehmenden Preissteigerung in den USA. Solange der US-Dollar – wie momentan eine wachsende Anzahl von Schwellenländerwährungen – in den Mahlstrom eines sich vollends zersetzenden intrinsischen Werts gerät, dürfte Schlimmeres wohl erst einmal ausbleiben.

Bei der Schweizerischen Großbank Credit Suisse hat man augenscheinlich noch einen weiteren Grund ausgemacht, warum die Preise trotz Erhebung von Sonderzolltarifen in den USA entgegen landläufiger Meinungen fallen werden: Überkapazitäten! Zu Wochenbeginn senkte die Credit Suisse ihren Ausblick für Amerikas Stahlsektor. Der Grund hierfür steht unmittelbar mit der Erhebung von Sondereinfuhrzöllen im US-Stahlsektor in Verbindung.

Laut neuer Prognose werden die Stahlpreise in den Vereinigten Staaten sinken, da sowohl die Stahlpreise als auch die Stahlproduktion in den Vereinigten Staaten auf Multi-Jahres-Hochs geklettert sind. Einerseits wird eine nach wie vor anhaltend hohe Stahlnachfrage in den USA hierfür verantwortlich gemacht. Andererseits seien es jedoch auch die Stahlsonderimportzölle, die diesen Prozess beförderten.

Der Sektorherabstufung durch die Credit Suisse erfolgte ebenfalls aufgrund der Tatsache, da die Bank anführt, dass die Kapitalinvestitionen der Unternehmen unter Investoren abermals zu Enttäuschung geführt haben. Insbesondere amerikanischen Stahlriesen wie Nucor, Steel Dynamics & Co. stehen im Zentrum dieser Beobachtungen.

Während Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus China durch die Trump-Administration bereits mit Sonderzolltarifen in den USA belegt wurden, halten die Gespräche und Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Nachbarn Kanada über Sonderzolltarife im Stahl- und Aluminiumsektor weiterhin an. Analysten rechnen nicht mit einer schnellen Einigung zwischen beiden Nationen.

Laut Credit Suisse könnte es im 1. Halbjahr 2019 zum Abschluss einer solchen Vereinbarung kommen. Sollte dies der Fall sein, rechnet die Schweizerische Großbank jedoch viel weniger mit einer gegenseitigen Erhebung von Sonderstahl- und Aluminiumzolltarifen zwischen den USA und Kanada, als vielmehr mit der Einführung von festzulegenden Importquoten.

Wie sich zeigt, tragen die in den Vereinigten Staaten erhobenen Sonderzolltarife im Stahl- und Aluminiumsektor keineswegs dazu bei, die Überkapazitäten an den Weltstahlmärkten zu bereinigen. In der vergangenen Woche kündigte Kanada an, neue Importquoten für insgesamt sieben Stahlkategorien zu verabschieden, um eine Überschwemmung der eigenen Stahlmärkte durch ausländische Stahlimporterzeugnisse zu verhindern.

Insbesondere China und eine Reihe von anderen asiatischen Stahlproduzenten haben nun ein Problem. Auch die Europäische Union hatte nach der Einführung von Sonderzolltarifen im Stahl- und Aluminiumsektor in den USA bereits kurz darauf mitgeteilt, die eigenen Märkte gegen ausländischen Stahl stärker abschotten zu wollen.

Überseeische Stahlhersteller sehen sich mittlerweile von den amerikanischen Stahlmärkten ausgeschlossen, womit händeringend nach anderen Abnehmern und Märkten in der Welt Ausschau gehalten wird. Nicht selten wird dahingehend auf Preisdumping zurückgegriffen, was die Arbeitsplatzsituation (beispielsweise in der EU) hochgradig gefährdet.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass China mehr Stahl produziert als alle anderen Länder zusammen genommen. Chinas Hersteller drohen nun also auf einem guten Teil ihrer massiven Überkapazitäten sitzen zu bleiben, da sich auch der Zugang zu den Stahlmärkten in Kanada und der Europäischen Union mehr und mehr verschließt.

Protektionismus in den USA wird unausweichlich einen sich verschärfenden Protektionismus in der ganzen Welt mit sich bringen, um auf Abschottungsmaßnahmen zu reagieren und die heimischen Märkte gegen eine aus der Not heraus geborene Überschwemmung mit Produkten aus dem Ausland zu schützen.  

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