Während sich der Crash unter Regionalbankaktien in den Vereinigten Staaten fortsetzt und Fed-Chef Jerome Powell eine weitere Zinsanhebung durch die Fed am Mittwoch von den in den nächsten Wochen eingehenden Wirtschafts- und Inflationsdaten abhängig gemacht hat, mag sich ein Rundumblick zum Ende der Handelswoche als empfehlenswert erweisen.

Ähnlich verdutzt wie die meisten anderen Beobachter wird Jerome Powell wahrscheinlich die heutige Publikation eines abermals stark aufgehübschten Arbeitsmarktberichts des BLS zur Kenntnis genommen haben, der in der Headline Number wieder mal alle Konsensprognosen übertroffen hat, jedoch vor Abwärtsrevisionen zu den Vormonaten nur so strotzt!

Wer glaubt diesen ganzen Mummenschanz tatsächlich noch?

Abhängigkeit von billigem Geld ist größer als jemals zuvor

Kommen wir zu den Börsen. Auch wenn der S&P 500 Index inzwischen durch die Kursentwicklung von acht bis zehn Top-Titeln dominiert wird, befindet sich der amerikanische Leitindex nach wie vor um gut zwanzig Prozent unterhalb seines einst ausgebildeten Hochs.

Nicht außer Acht zu lassen bleibt, dass die Aktienmärkte mehr als jemals zuvor von einer ultralockeren Geld- und Zinspolitik abhängen. Viele börsengelistete Unternehmen werden ihre Aktienrückkäufe im aktuellen Umfeld von auf 5,00 bis 5,25 Prozent gestiegenen Zinsen und einem sich – laut Jerome Powell – fortsetzenden Abbau des Bondportfolios der Fed kaum oder überhaupt nicht aufrechterhalten können.

Apple mag es sich finanziell noch leisten können, die meisten anderen allerdings nicht. Für unbestimmte Zeit entfällt damit einer der Hauptantriebkräfte für die über die letzten Jahre gestiegenen Aktienkurse.

Paradiesische Zustände für Shortseller: Wer will nochmal, wer hat noch nicht?

Man kommt nicht umhin, als nachfolgend einmal mehr auf die aktuelle Situation unter börsengelisteten Kommunal- und Regionalbanken in den Vereinigten Staaten zu blicken.

 

Bezug auf einen Tweet der ehemaligen Kapitalmanagerin Genevieve Roch-Decter nehmend, lag die kumulierte Marktkapitalisierung unter börsengelisteten Regionalbanken in den USA im Januar bei 475 Milliarden US-Dollar. Anfang Mai ist dieser Wert auf gerade noch hundert Milliarden US-Dollar gesunken.

Stellvertretend für viele andere Titel im Regionalbankensektor erfolgt ein Blick auf die jüngste Aktienkursentwicklung der wohl nächsten in die Pleite schlitternden Regionalbank PacWest Bancorp.

 

So viel zu der inkorrekten Annahme, laut der Aktien langfristig nur steigen können, richtig?! Viele Leute scheinen über den Verlauf der vergangenen Dekade vergessen oder ausgeblendet zu haben, dass Aktien zu den Risikovermögenswerten gehören.

Die Aktionäre der zuletzt kollabierten Institute werden sich an diese Tatsache nach ihrem inzwischen erfolgten Wipe Out nun wohl wieder erinnern. Auch Bondhalter sehen sich von den jüngsten Pleiten übrigens keineswegs ausgenommen.

Wie viele Unternehmen gab es noch vor der globalen Finanzkrise, deren Aktien sich einst einmal unter den Highflyern befunden haben – und die es heutzutage gar nicht mehr gibt?!! Und wie vielen Firmen könnte es in absehbarere Zeit angesichts des sich nun augenscheinlich wiederholenden `Pump and Dump´ Schemas ebenso ergehen?

`Pump and Dump´ – Wird es jemals anders sein?

Es geht mir nicht darum, Aktien generell madig zu machen. Selbstverständlich gibt es solide Firmen, die unter Einhaltung von Risikomanagementgesichtspunkten ein Investment wert sind.

Allerdings darf nicht ausgeblendet werden, dass über die letzten Jahre durch Zentralbanken artifiziell inflationierte Aktien- und Vermögenspreise Mechanismen unterlagen, die sich jetzt mehr und mehr in Luft auflösen und in ihr Gegenteil verwandeln.

Es lohnt hierzu ein Blick auf einen Chart des Dow Jones Index, der zeitlich zurück in die Zeit der großen Depression und den kurz zuvor einsetzenden Aktienmarkt-Crash zurückreicht.

 

Wie sich anhand des oben abgebildeten Charts beobachten lässt, hat es fast dreißig Jahre gebraucht, bis sich der Dow Jones Index nach seinem damaligen Crash wieder komplett erholen konnte. Bis 1940 kamen die Kurse nach einer Zwischenerholung sogar fast noch einmal bis auf die im Jahr 1932 ausgebildeten Tiefs zurück.

Die Chancen sind groß – die Risiken allerdings auch!

Leute, die in den Jahren 1928/1929 auf dem Höhepunkt der Spekulationsblase nicht verkauften, um danach anfallende Kursrückgänge und eintretende Verluste „auszusitzen“, haben die sich quälend langsam und über gut drei Dekaden vollziehende Kurserholung und Rückeroberung der ehedem ausgebildeten Hochs vielleicht gar nicht mehr erlebt.

Es empfiehlt sich also, Vorsicht walten zu lassen, wenn Ihnen Anlageberater und sonstige Finanzmarktakteure erklären möchten, dass Aktien langfristig nur steigen könnten. Die heute zu beobachtenden Ereignisse legen Zeugnis darüber ab, dass ein Aktieninvestment auch in einem Totalverlust enden kann.

Wie dem auch sei, es haben sich bislang – und unter Bezugnahme der am Mittwoch durch Fed-Chef Jerome Powell getätigten Aussagen nach dem Zinsentscheid – bislang keinerlei Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende „Kapitulation“ und einem damit verbundenen Pivot der Fed eingestellt.

Egal-Haltung oder einkalkulierter Kollateralschaden?

Bisher erweckt es vielmehr den Eindruck, als ob den Verantwortlichen der Federal Reserve Bank der wachsende Druck an den Kredit- und Immobilienmärkten, tendenziell weiter rückläufige Aktienkurse (Bezug wird hier allein auf die US-Aktienmärkte genommen), in die Höhe schießende Insolvenzen und sich fortsetzende Zusammenbrüche im regionalen Bankensystem des Landes nicht allzu wichtig zu sein scheinen.

Massenentlassungsankündigungen in allen Ecken und Winkeln der amerikanischen Wirtschaft runden dieses Bild ab. Parallel hierzu haben sich die sehr großzügig über Firmen und privaten Haushalten abgeworfenen „Hilfsmaßnahmen“ (aka Helikopter-Geld) auf dem Höhepunkt der Covid-Krise in ihr Gegenteil umgekehrt.

Es fließen nicht mehr nur keine Regierungsschecks mehr, sondern auch die Zinsen sind seit jenen Tagen von 0,00 bis 0,25 auf nunmehr 5,00 bis 5,25 Prozent angehoben worden. Und dies zu einem Zeitpunkt, zu dem eine riesige Kreditrefinanzierungswelle an den gewerblichen US-Immobilienmärkten ansteht und Kreditkartendarlehen durch private Haushalte nahezu in Gänze ausgereizt worden sind.

 

Wen wundert es, wenn Megabanken wie JPMorgan Chase im ersten Quartal Supergewinne eingefahren haben, wenn Konteninhabern ein Einlagenzinssatz von 0,01 Prozent angeboten wird, während sich die durchschnittlich berechneten Kreditkartenzinsen auf mehr als zwanzig Prozent belaufen?!!

Meine Frage lautet: Wie soll der amerikanische Verbraucher, dessen Konsumlaune einen Beitrag von gut 70 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des Landes beisteuert, die aktuelle Situation überleben? Und wie soll – im Umkehrschluss – die US-Wirtschaft das überleben?

Nächste Station: Preiskontrollen?

Wenn sich die allgemeine Lage weiter verschlechtern wird, so scheinen vielerorts schon kaum mehr Zweifel daran gehegt zu werden, dass das Weiße Haus und die Demokraten ab diesem Zeitpunkt zu einer Verabschiedung von Preiskontrollen greifen könnten, einem vermeintlich letzten Strohhalm vor dem Absaufen sozusagen.

Hierzu könnte es insbesondere dann kommen, falls die Inflation in den USA – anders als erhofft – eine Kehrtwende vollziehen und von den aktuell erreichten Niveaus wieder steigen sollte. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass zumindest eine Handvoll von Republikanern – oder RINOs – eine solche Gangart unterstützen könnten.

Selbstverständlich wäre eine solche Vorgehensweise mittel- bis langfristig fatal. Denn wie wir aus der Historie oder Erinnerungen an die DDR nur allzu gut wissen, haben Preiskontrollen eine Minimierung des Angebots zur Folge. Denn auf diese Art und Weise kommt es zu einer Zerstörung der Profite unter den Anbietern.

Unternehmen und anderen Anbietern bieten sich ab einem solchen Zeitpunkt keine Anreize mehr, die eigene Produktion aufrechtzuerhalten und unter solchen Bedingungen weiter zu betreiben. Hierauf folgt dann der nächste Schritt, indem Regierungen Produktionszweige in der Hoffnung, es besser als der private Wirtschaftssektor zu können, verstaatlichen. Ende vom Lied ist die Herausbildung einer Mangelproduktion.

Rationierungen wären die Folge

Zu rechnen ist damit, dass sich das zur Verfügung stehende Angebot weiter verringern und die Qualität der hergestellten Produkte verschlechtern wird. Parallel hierzu klettern die Preise an den sich spätestens zu diesem Zeitpunkt manifestierenden Schwarzmärkten weiter in die Höhe.

Gleichzeitig muss mit Rationierungen in den Bereichen der wichtigsten Wirtschafts- und Alltagsgüter gerechnet werden. Rationierungen erweisen sich schlussendlich einfach nur als Spiegelbild gestörter oder nicht mehr funktionsfähigen Lieferketten sowie möglicherweise zuvor verabschiedeten Preiskontrollen.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt hüte sich jedermann davor mit irgendwem darüber zu sprechen, sich einen Vorrat an wichtigen Grundalltagsprodukten angelegt zu haben. Nicht auszuschließen ist, dass solche Leute nach einsetzender Propaganda dämonisiert und durch neidische Nachbarn verpfiffen werden.

Rationierungen erweisen sich nicht nur als Kontrollmechanismus im Angebotsbereich, sondern auch über die Bevölkerung an sich. Zusätzlich macht sich in der Öffentlichkeit eine Atmosphäre des allgemeinen Misstrauens und der gegenseitigen Bezichtigungen breit, die wiederum eine Zunahme des Spitzelwesens zur Folge haben könnte.

Wer in diesen Tagen in die USA blickt, nimmt mit einer wachsenden Traurigkeit wahr, wie es insbesondere in den urbanen Zentren des Landes zu einer enormen Zunahme von Diebstählen, gewaltsamen Plünderungen und der zunehmenden Ausbreitung eines nihilistischen Verhaltens unter Teilen der Bevölkerung kommt.

Allen voran die Westküstenmetropole San Francisco ist hiervon ganz besonders betroffen, wo immer mehr große Einzelhändler zuletzt verlautbart haben, sich aus Teilen der Stadt oder gar in Gänze aus San Francisco zurückziehen zu wollen.

Die angekündigte Schließung der noch vor Ort betriebenen Filialen wird hauptsächlich auf einen immensen Anstieg der Kriminalitätsrate und eine häufig ausbleibende Strafverfolgung von Kriminellen zurückgeführt. Wer es satt hat, schließt seine Pforten, wodurch das Angebot vor Ort wiederum dezimiert wird.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite von Zerohedge.

Was heißt das für mich konkret? (Roman Baudzus)

Die Phase der Beschönigung und der allgemeinen Ignoranz neigt sich dem Ende entgegen. Denn der wirtschaftliche und gesellschaftliche Crash steht angesichts des Zustands des durch nichts gedeckten Fiat-Geldsystems wohl erst an seinem Anfang. Wer der Ansicht sein sollte, dass eine sich fortsetzende Eliminierung von Kommunal- und Regionalbanken, deren Kredit- und Darlehensvergabe sich seit jeher als Motor der amerikanischen Wirtschaft erwiesen hat, keine Auswirkungen auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Struktur nebst der Stärke des Landes zur Folge haben wird, wird sich in ein, zwei Jahren vielleicht noch verdutzt die Augen reiben. Es sei allen ein schönes Wochenende gewünscht!  

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