Die Massenproteste in dem mittelamerikanischen Land Panama gehen mittlerweile in ihre dritte Woche. Angesichts einer völlig aus dem Ruder laufenden Inflation wirken sich die landesweiten Demonstrationen, Ausstände und Blockaden inzwischen äußerst negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung im Land aus.

Was vor gut drei Wochen in Form eines Streiks der Lehrergewerkschaften, deren Mitglieder die steigenden Fahrtkosten zum und vom Arbeitsplatz angesichts der steigenden Rohöl- und Rohstoffkosten leid zu sein schienen, begonnen hatte, ist mittlerweile in einen Ausstand und landesweite Blockaden unter den Mitgliedern von vielerlei Gewerbezweigen im ganzen Land gemündet.

 

Dem panamaischen Staatspräsidenten Laurentino Cortizo lässt sich nicht einmal der Vorwurf machen, nichts gegen die sich dramatisch verschlechternden Wirtschaftsbedingungen und die abhebenden Preise in seinem Land unternommen zu haben.

Die Wirtschaft des gesamten Landes wird blockiert

Wie lokale Medien berichten, bedienen sich viele Protestler spätestens seit der vergangenen Woche nichtsdestotrotz einer zunehmenden Anzahl von aggressiven Taktiken, zu denen auch komplette Blockaden von Seehäfen und Autobahnen gehören.

 

Die panamaische Fischerei- und Seehandelskammer teilte vor gut eineinhalb Wochen mit, dass die anhaltenden Autobahnblockaden der heimischen Fischerei- und Logistikindustrie bereits finanzielle Schäden in Millionenhöhe verursacht haben.

Nichtsdestotrotz hatten Mitarbeiter in der Bauindustrie erklärt, sich den Protesten anschließen zu wollen. Auch jene die Mitarbeiter des Panama-Kanals vertretenden Gewerkschaften haben den Protestlern ihre Solidarität ausgesprochen.

Diese speziellen Gewerkschaften dürfen ihre Mitglieder laut Gesetz allerdings nichts selbst zu einer aktiven Teilnahme an den landesweiten Protesten aufrufen. Mittlerweile gehen neben einem Großteil der Studentenschaft auch die Angehörigen der indigenen Völker Panamas auf die Straßen.

Preisobergrenzen in wichtigen Güterbereichen werden zeitlich verlängert

Jüngst hatte Staatspräsident Laurentino Cortizo angekündigt, eingeführte Preisobergrenzen im Benzin- und Dieselbereich zeitlich verlängern zu wollen. In diesem Zuge hatte die Regierung Panamas den Benzinpreis auf einem Niveau von 3,95 US-Dollar eingefroren und gedeckelt.

Immerhin ging mit dieser Entscheidung eine Preisreduzierung in Höhe von knapp einem Viertel in Relation zu den zuvor erreichten Höchstständen gegen Ende des Monats Juni einher. Einschränkend sei erwähnt, dass sich die Einführung einer Benzinpreis-Obergrenze seitdem nur auf den Bereich des öffentlichen Verkehrsmitteltransportgewerbes bezog.

Die noch über die nächsten zweieinhalb Monate in diesen Sektor fließenden Subventionen der Regierung werden sich auf einen Betrag in Höhe von 150 Millionen US-Dollar belaufen. Wie viele andere Regierungen auf der Welt, macht auch die panamaische Regierung hauptsächlich den sich fortsetzenden Krieg in der Ukraine wie auch die Corona-Krise für die abhebende Inflation in der Heimat verantwortlich.

Der panamaische Staatspräsident Laurentino Cortizo hatte seinen Landsleuten in diesem Zuge versprochen, Preisobergrenzen auch im Bereich von mindestens weiteren zehn essentiellen Alltagsgütern einführen zu wollen.

Hierunter befinden sich beispielsweise Nudeln, Speiseöl, Sardinen in Dosen und Rindfleisch. Einmal mehr sei an dieser Stelle gesagt, dass sich diese wohl aus purer Verzweiflung heraus geborene Maßnahme mittel- bis langfristig desaströs auf die allgemeine Versorgungslage im Land auszuwirken droht.

Preisobergrenzen tragen wirtschaftshistorisch betrachtet erst recht zu Güterknappheiten bei

Denn die Wirtschaftshistorie legt hinlänglich Zeugnis darüber ab, dass eine Einführung von Preisobergrenzen unweigerlich zu zukünftigen Produktknappheiten und Engpässen beiträgt. Leere Regale sind ein wenig älteren Kalibern unter uns noch gut anhand von Erinnerungen an die DDR bekannt.

Für gewöhnlich führen solche Produktknappheiten sowie eine an allen Ecken und Enden sichtbar werdende Mangelwirtschaft in der Folge nicht nur zu weiter kletternden Preisen, sondern auch zu einer Zunahme der gesellschaftlichen Tumulte.

Verschiedene Gewerkschaften hatten zuletzt angekündigt, dass sich die Massenproteste im ganzen Land fortsetzen werden, bis die Regierung die heimischen Benzin- und Dieselpreise um nochmals mindestens 25 Prozent reduzieren wird.

In diesem Zuge sollen die Preise an den heimischen Tankstellen, falls möglich, unter die Schwelle von drei US-Dollar pro Gallone gesenkt werden. Auch die Preise im Bereich von wichtigen Alltagsgütern sollen praktisch per Regierungsdekret auf eine artifizielle Weise reduziert werden.

Die Massenproteste haben am Wochenende nochmals an Intensität gewonnen

Nichtsdestotrotz haben sich die Proteste in Panama im Laufe der vergangenen Woche noch einmal deutlich ausgeweitet und haben an zusätzlicher Intensität gewonnen. Bezug auf Beobachter nehmend, handele es sich um die größte Protest- und Demonstrationswelle in Panama seit mindestens dreißig Jahren.

Dabei war es zuletzt zu einem Beginn von Vermittlungsgesprächen zwischen der Regierung und führenden Protestlern unter Mediation von Erzbischof Jose Domingo Ulloa gekommen. Diese Gespräche scheinen bislang weitgehend ins Leere gelaufen zu sein. Denn während die landesweiten Proteste weiter anschwellen, stellen einzelne Gewerkschaften inzwischen die Forderung nach einer dauerhaften Reduzierung der Preise für Strom, Medikamente, Benzin, Diesel und Lebensmittel auf.

Regierung legt Axt an öffentlichen Dienst an und kündigt Verabschiedung von Austeritätsmaßnahmen an

Auch zunehmende Forderungen nach einer allgemeinen Erhöhung der Löhne und Gehälter werden vielerorts laut. Die Regierung hatte ihrerseits zuletzt Öl ins Feuer der Proteste gegossen, ankündigend, die Mitarbeiteranzahl im öffentlichen Dienst und bei den Behörden um zehn Prozent senken zu wollen.

Gleichzeitig wurde auch eine Reihe von Ausgabekürzungen samt Austeritätsmaßnahmen in Aussicht gestellt. Unter den Gewerkschaften und den Demonstranten ist diese Ankündigung erwartungsgemäß alles andere als auf fruchtbaren Boden gefallen.

Im Gegenteil hieß es zu dieser getroffenen Entscheidung der Regierung, dass sich auf diese Weise „der Hunger im Land potenzieren wird“.

Bislang ist es angesichts der an Gewaltbereitschaft zunehmenden Proteste nicht zu Verletzten oder Todesopfern gekommen. Laut lokalen Medienberichten werden jedoch vielerorts immer wieder Autoreifen in Brand gesetzt, während es an manchen Orten auch zu Gebäudeschäden gekommen sei.

Angriffe auf Polizeikräfte nehmen zu – Autobahn- und Straßenblockaden legen das gesamte Land lahm

Auch Polizeifahrzeuge haben wohl wiederholt im Fokus von Angriffen durch die Protestler gestanden. In diesem Zuge wurden Fahrzeugfenster eingeschlagen, Karosserien zerbeult oder Fahrzeugreifen plattgemacht.

 

Am vergangenen Wochenende hatten sich die anhaltenden Massenproteste auf eine solch enorme Weise ausgeweitet, dass Kommentatoren von den größten Demonstrationen seit der Herrschaft von Diktator Manuel Noriega sprechen.

Denn zusätzlich verstärkte Autobahn- und Straßenblockaden haben mittlerweile sowohl weite Teile des kommerziellen Handels wie auch die Logistik lahmgelegt. Jetzt geht es nicht mehr nur um die aus dem Ruder gelaufene Inflation und die abhebenden Preise, sondern auch um die Anprangerung der Korruption im Regierungsapparat.

Und damit gerät die Regierung von Staatspräsident Laurentino Cortizo zunehmend unter Druck. Inzwischen werden die Rufe nach einem Rücktritt der gesamten Regierung vielerorts nämlich immer lauter.

Die der panamaischen Wirtschaft durch die anhaltenden Proteste entstandenen Schäden sollen sich laut aktuellen Schätzungen bisher auf einen Betrag von einer halben Milliarde US-Dollar belaufen.

 

Denn jetzt sieht sich neben allen wichtigen Autobahnen im Land auch die Fernstrecke namens Pan Americana durch die Demonstranten blockiert. Selbst Migrantenbusse aus Kolumbien, die sich wohl das Erreichen jener sperrangelweit offenstehenden mexikanisch-amerikanischen Grenze zum Ziel gesetzt haben, werden nicht mehr ins Land gelassen.

Sollte der Panama-Kanal blockiert werden, rollen auf die Weltwirtschaft zusätzliche Lieferengpässe zu

Obwohl es den Mitarbeitern des Panama-Kanals gesetzlich verboten ist, sich an den Streiks und Ausständen zu beteiligen, könnte es lediglich noch eine Frage der Zeit sein, bis auch diese noch bestehende Hemmschwelle aus dem Fenster zu fliegen droht.

Dann, so Analysten und Kommentatoren, müsse sich der internationale Seehandel auf neu entstehende Schwierigkeiten und Lieferengpässe gefasst machen. Wie dem auch sei, so hatten sich Staatspräsident Laurentino Cortizo und führende Köpfe der Demonstranten im Rahmen ihrer Gespräche auf eine nochmalige Senkung der Benzinpreise auf maximal 3,25 US-Dollar pro Gallone geeinigt.

Im Gegenzug sollten die Autobahn- und Straßenblockaden aufgehoben werden, was bis dato allerdings nicht geschehen ist. Am vergangenen Montag hatten die Verhandlungsführer der Nationalen Allianz für die Rechte der Bevölkerung (Anadepo) den mit der Regierung zuvor vereinbarten Kompromiss offiziell widerrufen.

Begründet wurde diese Entwicklung auf Basis des Vorwurfs, dass die Regierung Druck auf die Verhandlungsführer der landesweiten Protestbewegung ausgeübt habe. Unter dem Dach von Anadepo haben sich verschiedene Gewerkschaften, Bürgerrechtsorganisationen sowie die Repräsentanten der indigenen Völker des Landes zusammengeschlossen.

Aus den Massenprotesten droht eine Revolution zu werden

Gegenüber Staatspräsident Laurentino Cortizo wurde mitgeteilt, dass es keine Verhandlungen über Benzinpreise oberhalb einer Schwelle von drei US-Dollar mehr geben werde. Da die heillose Korruption in den Regierungsbehörden samt einer viel zu üppigen Bezahlung unter Politikern und Beamten nun mehr und mehr in das Zentrum der Massenproteste rücken, warnen Beobachter davor, dass die aktuellen Geschehnisse in Panama schlimmstenfalls in eine Revolution münden könnten.

Auch in Ecuador ebben die seit Wochen anhaltenden und teilweise gewaltsamen Proteste in diesen Tagen nicht ab, wie der nachfolgende Tweet zeigt.

 

Übersetzung: „Die Proteste in Ecuador setzen sich aufgrund der steigenden Benzin- und Lebensmittelpreise fort. Nicht, dass irgendjemand etwas hierüber mitbekommen würde, da unsere Medien so tun, als ob es nicht auch im Rest der Welt zu einem Aufstand gegen die globale Elite kommen würde.“

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von ibtimes.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Die aktuellen Geschehnisse in Ecuador, Panama, Sri Lanka, Pakistan, Südkorea, China und einer Reihe von Nationen in Afrika werden sich unter Umständen lediglich als Auftakt zu einem globalen Aufstand angesichts einer drohenden Intensivierung des globalen Finanz- und Energiecrashs (siehe Lateinamerika, Euro, Yen, Inflationsentwicklung sowie Kredit- und Bondmärkte) gegen die herrschenden Machteliten erweisen.

Einmal mehr sei die Annahme wiederholt, dass es sich um einen Moment des „Wenn sie kein Brot mehr haben, dann sollen sie doch Kuchen essen“ zu handeln droht. Die Auswirkungen bleiben für den Moment abzuwarten, obwohl sich die Vermutungen verdichten, wonach es sich um die finalen Auflösungserscheinungen dieses durch nichts gedeckten Fiat-Geldsystems handeln könnte.

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