Allein ein Blick auf etwaige Zinskurven, allen voran in den Vereinigten Staaten von Amerika, lässt schon seit geraumer Zeit darauf schließen, dass es zu einem solchen Ereignis kommen dürfte.

Auch wenn die Biden-Administration sich alle Mühe gibt, um trotz einer wirtschaftlichen Schrumpfung in den USA im ersten und zweiten Quartal so zu tun, als ob sich das Land nicht in einer Rezession befinden würde, deuten harte Fakten und Kerndaten auf eine ganz andere Situation hin.

Denn es könnte durchaus der Fall sein, dass die amerikanische Wirtschaft auch im dritten Quartal schrumpfen wird. Es bleibt also der Verlauf des Modells GDPNow der Federal Reserve Bank of Atlanta zu beobachten und nicht aus dem Blick zu verlieren.

Wer bestimmt, was real und wahr ist?

Was real und wahr ist, scheinen aus heutiger Sicht mehr und mehr Regierungen und deren angeschlossene „Experten“ bestimmen zu wollen. Ganz nach George Orwells 1984 werden die Dinge dabei auf eine sich intensivierende Weise auf den Kopf gestellt.

Angesichts des im Außenwert zulegenden US-Dollars sind es allen voran auch die Emerging Markets und Schwellenländer, die in zunehmende ökonomische Probleme schlittern. Es sind neben Engpässen auf der Angebotsseite und nach wie vor bestehenden Lieferkettenproblemen auch die vielerorts stark zulegenden Importpreise, welche die Inflation in diesen Nationen mit ankurbeln.

Dass sich viele der Schwellenländer in der Vergangenheit vor allem auf Basis des US-Dollars verschuldet haben, holt diese wirtschaftlichen Akteure nun ebenfalls ein. Nach China blickend zeigt sich, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal auch dort im Vergleich mit dem Vorquartal deutlich geschrumpft ist.

In Hongkong ging das Bruttoninlandsprodukt um 1,4 Prozentpunkte zurück, während vor Ort nichts auf eine schnelle Erholung der ökonomischen Aktivitäten hinweisen würde. Auf dem europäischen Kontinent sieht es kaum besser aus.

Hier hat sich der Fluss an Erdgas aus der Russischen Föderation überdies deutlich reduziert. Und so kommt augenscheinlich auch Morgan Stanley nicht umhin, sich den Gegebenheiten und Bedingungen in der globalen Wirtschaft zu beugen.

In diesem Zuge erfolgte nun eine Revision der eigens angestellten Prognose zum Wachstum im laufenden Jahr. Danach soll die Weltwirtschaft im Gesamtjahr 2022 gerade noch um 2,5 Prozent zulegen.

Morgan Stanley hält einst in Aussicht gestelltes Bärenmarktszenario für gegeben

Ergänzend wurde darauf hingewiesen, dass Morgan Stanley die eigens im Mai publizierten Warnungen vor einem sich möglicherweise intensivierenden Bärenmarktszenario aus heutiger Sicht nun für gegeben hält.

Es sei eine globale Rezession, die sich mittlerweile am Horizont abzuzeichnen beginne, wie es heißt. Dies gelte insbesondere mit Blick auf die Eurozone. Allein die massiv gestiegenen Gaspreise hätten das Zeug dazu, das ökonomische Wachstum in vielen Ländern der Eurozone zu beeinträchtigen.

Spätestens im vierten Quartal des laufenden Jahres werde es in der Eurozone offiziell zum Einsetzen einer Rezession kommen. Hierauf weisen unter anderem die vielerorts aufmerksam beobachteten Einkaufsmanagerindizes (PMIs) hin, die bereits im Monat Juli in negatives Terrain abgedriftet sind.

Es könnte laut Morgan Stanley allerdings auch noch schlimmer kommen. Dann nämlich, falls der Fluss an Erdgas aus der Russischen Föderation an die Europäische Union komplett zum Erliegen kommen sollte.

Zinsen in der Eurozone werden weiter steigen

Morgan Stanley geht zudem davon aus, dass die Europäische Zentralbank ihren Leitzins in den kommenden Monaten weiter anheben wird – solange es nicht zu einem schwerwiegenden Wirtschaftseinbruch oder Anzeichen für einen Rückgang der Preisteuerungen kommen sollte.

Einschränkend weist Morgan Stanley allerdings darauf hin, dass ein erkennbarer Rückgang der Inflation in der Eurozone wahrscheinlich nicht so schnell einsetzen wird, weshalb auch von weiter steigenden Zinsen im Euro-Raum ausgegangen werden müsse.

In die Vereinigten Staaten blickend, wird abzuwarten bleiben, auf welche Weise sich die zuletzt deutlich gestiegenen Zinsen in den USA auf die Aktivitäten an den kommerziellen und privaten Immobilienmärkten auswirken werden.

Im Allgemeinen ließe sich unter Bezugnahme auf Morgan Stanley nicht davon ausgehen, dass es in den Vereinigten Staaten von Amerika alsbald zu einer Trendwende an diesen wichtigen Märkten kommen wird.

Ganz im Gegenteil ist die Verkaufsbereitschaft unter Immobilienbesitzern im Verlauf der vergangenen Wochen deutlich gestiegen, während die Stimmung unter potenziellen Haus- und Wohnungskäufern im Keller ist.

Von dieser Seite dürfte also ein sich intensivierender Druck auf der amerikanischen Wirtschaft lasten, zumal immer mehr Immobilienverkäufer ihre Bereitschaft dazu an den Tag legen, ihre Verkaufspreise angesichts von wachsenden Beständen zu senken.

Auch mit Blick auf den amerikanischen Konsumsektor sieht es momentan nicht wirklich gut aus. Einerseits befindet sich Verbraucherstimmung massiv im Keller, während die deutlich gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise vielen Verbrauchern die Lust am Shopping genommen haben.

Helikopter-Geld-Effekte sind ausgelaufen

Inzwischen zeigt sich, dass ausgelaufene Fiskal- und Konjunkturunterstützungsprogramme der Washingtoner Regierung, wie kaum anders zu erwarten, auch mit auslaufenden Effekten, die hiermit verbunden waren, Hand in Hand gehen.

So ist die Sparquote in den Vereinigten Staaten nach einer wiederholten Übersendung von Regierungsschecks ebenfalls wieder in den Keller gerauscht, was angesichts der gestiegenen Preise in den Supermärkten und an Tankstellen dazu geführt hat, dass sich die Amerikaner wieder stark mittels einer verstärkten Nutzung von Kreditkarten verschulden.

Viele Beobachter stellen sich nach der Publikation des jüngsten Arbeitsmarktberichtes des Bureau of Labor Service, der eine Schaffung von 528.000 neuen Arbeitsplätzen im Monat Juli in den Vereinigten Staaten indizierte, die Frage, wie diese Zahlen mit den zunehmenden Entlassungsankündigungen im Unternehmensbereich und den zuletzt deutlich gestiegenen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe korrespondieren?!

Hoffnungen auf eine sanfte Landung der Wirtschaft werden anhand dieser Entwicklungen auf eine harte Probe gestellt. Zudem lässt sich behaupten, dass die Federal Reserve Bank es in der Vergangenheit noch nie fertiggebracht hatte, mittels „Zinsadjustierungen“ ein solches Ereignis herbeizuführen.

Vielmehr zeigte sich, dass das Einpumpen von Geld in die Finanzmärkte und ein darauf folgender Entzug von Liquidität stets zu einem Einbruch der Wirtschaft und an den Börsen geführt hatten.

Als Boom-and-Bust sind diese Zyklen über die letzten Jahrzehnte an den Finanzmärkten mit Fug und Recht bezeichnet worden. Auch aus aktueller Sicht lässt sich davon ausgehen, dass die Federal Reserve Bank solange ihren Leitzins anheben wird, bis es zu einem Crack an den Finanzmärkten und in der Wirtschaft kommen wird.

Allenthalben wird damit gerechnet, dass es ab diesem Zeitpunkt sofort wieder - wie in der Vergangenheit – zu einem Kurswechsel der Federal Reserve Bank kommen wird, um mittels einer Neuauflage von QE solchen Ereignissen entgegenzuwirken.

Das ganze System wird immer instabiler

Dass das gesamte System auf diese Weise immer instabiler zu werden droht, scheint an den Finanzmärkten und in der Politik niemanden so wirklich umzutreiben. Eher werden diese Maßnahmen als „alternativlos“ bezeichnet, was aus einer bestimmten Sichtweise heraus betrachtet ja auch der Fall ist.

Ob sich ein finales Einklappen des Kartenhauses auf eine solche Weise wird verhindern lassen, bleibt für den Moment abzuwarten. Die zunehmenden Großproteste rund um den Globus deuten jedoch darauf hin, dass sich viele Gesellschaften in einer Schieflage befinden, die politisch adressiert werden muss.

Anscheinend hat der Grad der gesellschaftlichen Unzufriedenheit in vielen Nationen auf der Welt in einem solchen Maß zugenommen, dass sich nichts mehr politisch aussitzen oder lediglich auf die traditionelle und althergebrachte Weise fortsetzen lässt.

Nichtsdestotrotz kann man bei Morgan Stanley der aktuellen Situation in den Vereinigten Staaten im Vergleich mit der Eurozone noch einiges mehr abgewinnen, obwohl sich die amerikanische Wirtschaft nach ursprünglicher Lesart (zwei aufeinander folgende Quartale der ökonomischen Schrumpfung) bereits in einer Rezession befindet.

In der Volksrepublik China sehen die Dinge und Entwicklungen nochmals ein wenig anders aus. Angesichts der restriktiven No-Covid-Strategie und den damit verbundenen Lockdowns ist die chinesische Wirtschaft in Q2 auf Quartalsbasis deutlich um 2,6 Prozent geschrumpft. Auf Jahresbasis ließ sich gerade noch ein mickriges Wachstum von 0,4 Prozent verzeichnen.

Trotz allem wird bei Morgan Stanley davon ausgegangen, dass die chinesische Wirtschaft ihren Boden jetzt gefunden haben könnte. Schon bald sollte es angesichts von Öffnungen in der heimischen Wirtschaft zu einem Rebound kommen.

Vielleicht hat man bei Morgan Stanley noch nicht bemerkt, dass sich die No-Covid-Strategie in der Volksrepublik China fortsetzt. Auch wenn Peking und Shanghai zurzeit nicht mehr so stark von Lockdowns betroffen sind, so werden solche Maßnahmen allerdings nach wie vor anderen Metropolen wie Wuhan & Co. zuteil.

Auf welche Weise es unter Berücksichtigung dieser Umstände zu einer Normalisierung der Wirtschaftsaktivitäten in der Volksrepublik China kommen soll erschließt sich nur schwer. Hinzu gesellt sich die Fortsetzung einer Immobilien- und Hypothekenmarktkrise, von der so gut wie sicher ist, dass diese Geschichte nicht allzu positiv ausgehen wird.

Bei Morgan Stanley wird diese Ansicht geteilt, da darauf aufmerksam gemacht wurde, dass noch weit mehr Unterstützungsmaßnahmen notwendig sein werden, um die Lage an den chinesischen Immobilien- und Hypothekenmärkten zu stabilisieren. Einschränkend wird darauf hingewiesen, dass sich eine Rückkehr von Vertrauen an den chinesischen Immobilien- und Häusermärkten nur dann einstellen wird, falls es zu einem Rebound an diesen Märkten kommen sollte.

Dennoch wird bei Morgan Stanley darauf gehofft, dass sich eine Normalisierung der Wirtschaftsaktivitäten im Reich der Mitte spätestens nach dem im Oktober abzuhaltenden Parteikongress der Kommunistischen Partei Chinas einstellen wird. Würde hierauf allerdings jemand wetten wollen?

Kein Hehl wird daraus gemacht, dass die Welt durch eine Vielzahl von zusammenwirkenden Krisen erschüttert worden ist. Hierzu zählen primär die Krisen an den Angebotsmärkten, im Bereich der Lieferketten, an den Rohstoffmärkten und der Dollarschock.

Abschließend weist Morgan Stanley darauf hin, dass es angesichts der aktuellen Situation auf der Welt schwierig werden wird, zu jenem Wachstumstrend, der sich vor dem Ausbruch der Corona-Krise im Jahr 2019 beobachten ließ, zurückzukehren.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Finanzseite Zerohedge.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Welche Halbwertzeit haben Prognosen unter Berücksichtigung der aktuellen Umstände und Begebenheiten überhaupt? Es handelt sich hierbei um die Hoffnung, bestimmte Situationen und Wahrscheinlichkeiten vorhersagen zu können. Da jedoch niemand in die Zukunft schauen kann, handelt es sich eher um vergebene Liebesmüh. Analystenprognosen sind von so vielen unbestimmbaren Variablen abhängig, dass man sie sich eigentlich auch gleich schenken könnte. Doch in diesem Fall würde es an einem Element mangeln, welches eine Aussicht auf Kontrollierbarkeit der Dinge verheißt.

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