Einerseits hat sich das US-Handelsdefizit mit dem Reich der Mitte im März abermals ein wenig reduziert, was nicht unbedingt darauf schließen lassen muss, dass die USA mehr Güter in die Volksrepublik ausgeführt haben. Vielmehr lässt sich vermuten, dass die Bestellungen unter amerikanischen Importeuren aus China im Herbst letzten Jahres aufgrund einer vorgezogenen Nachfrage ein Hoch erreicht haben, um den ab dann einsetzenden Sonderzöllen zu entgehen.

Peking spielt auf Zeit – Grund dürfte Trumps Kernwählerschaft sein

Im Umkehrschluss ließe sich schlussfolgern, dass sich Chinas Exporte an die Vereinigten Staaten abschwächen. Des Weiteren ließe sich die Vermutung anstellen, dass Peking zurzeit auf Zeit spielt, um die Kernwählerschaft von Donald Trump in den sogenannten Rust und Farm Belts des Landes vor dem Abhalten der nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 wirtschaftlich auszubluten.

Darauf lässt beispielsweise die erneute Verschiebung der Verkündung eines bilateralen Handelsabkommens zwischen beiden Nationen bis zum 27. Mai oder „irgendwann im Monat Juni“ schließen. Das Wall Street Journal berichtete am Freitag, dass Unterhändler der Vereinigten Staaten und Chinas sich auf ein neues Zeitintervall für die nächste Runde der Handelsgespräche geeinigt haben.

Handelsgespräche weiterhin ohne Ergebnis und kein Ende in Sicht

Unter dem bekannt gegebenen Szenario wird der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer voraussichtlich in der letzten Aprilwoche mit einer Delegation nach Peking reisen, um die Gespräche dort fortzuführen. Chinas Handelsbeauftragter Liu He soll daraufhin Anfang Mai in Washington willkommen geheißen werden. Die Handelsgespräche setzen sich also erneut ohne Ergebnis fort.

Offizielle Vertreter der USA und Chinas haben vormals gesetzte Zeitultimaten zur Lösung des Handelskriegs und Verkündung eines einvernehmlichen Handelsabkommens zwischen beiden Nationen verstreichen lassen. Die abermalige Verschiebung auf Ende Mai lässt nicht unbedingt etwas Gutes erahnen, nachdem es aus dem Weißen Haus in den letzten Wochen immer wieder geheißen hatte, dass der Abschluss eines Deals kurz bevorstünde.

Nun soll es also erst am Memorial Day des 27. Mai „oder irgendwann im Monat Juni“ so weit sein. Nichts Genaues weiß man nicht. In die Vergangenheit blickend, lässt sich resümierend sagen, dass eine Verschiebung der anvisierten Handelsabkommensverkündung inzwischen Tradition zu haben scheint. Im Dezember teilte das Weiße Haus mit, dass es nicht später als dem 1. März dazu kommen werde, da die USA ansonsten weitere Sonderzölle gegen Chinas Produktexporte verhängen würden.

Der 1. März ist mittlerweile lange verstrichen, ohne dass es dazu gekommen wäre. Vielmehr hieß es am 1. März, dass ein einvernehmlicher Deal zwischen beiden Seiten bis Ende März erreicht werden würde. Doch auch daraus wurde nichts. Am 4. April teilte das Weiße Haus nach einer Zusammenkunft mit Liu He mit, dass ein Deal innerhalb der nächsten vier Wochen anstünde, vielleicht zeitlich ein wenig länger, vielleicht auch ein wenig schneller. Trump twitterte damals noch, dass etwas Monumentales verkündet werden könnte.

Auch Trumps ökonomischer Top-Berater Larry Kudlow gab in den vergangenen Wochen immer wieder den gute Launebär, in Interviews ausführend, dass eine Einigung zwischen den USA und China in Reichweite läge. Zuletzt ist es im Hinblick auf solche Äußerungen jedoch recht ruhig geworden. Nun dürfen sich Anleger und Investoren an den Finanzmärkten also auf den 27. Mai oder vielleicht auf ein Datum irgendwann im Monat Juni einstellen.   

Vergeltungszölle treffen Amerikas Bauern und damit die Kernwählerschaft Trumps

Gleichzeitig ersuchte Trump die Chinesen darum, ihre Vergeltungszölle in einem Umfang von $50 Milliarden auf amerikanische Agrargüterexporte – darunter insbesondere Sojabohnen – auf einen anderen Sektor wie den Flugzeugbereich zu verlagern. Könnte es vielleicht daran liegen, dass die Sojabohnentransporte in den USA mittlerweile auf ein 1-Jahres-Tief gesunken sind und Amerikas Bauern – die zur Kernwählerschaft Trumps gehören – inzwischen unter stark rückläufigen Geschäftsaktivitäten bei extrem hoher Verschuldung leiden?!!

In Peking wird man ob der aktuellen Entwicklungen unter Umständen schon in sich hinein schmunzeln. Jedenfalls ist man dort dabei, Donald Trump zu zeigen, dass Handelskriege weder leicht zu gewinnen sind, noch überhaupt irgendwelche Gewinner kennen. Handelskriege kennen leider nur Verlierer. Der US-Präsident wird diese Lektion zu gegebener Zeit gewiss auch noch lernen. Ob mit Deal oder ohne Deal, spielt keine Rolle.

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