Inflation war das Hauptthema auf der Jahreskonferenz von Morgan Stanley

In der vergangenen Woche kam es beispielsweise zur Abhaltung der jährlich stattfindenden Laguna-Konferenz der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley. Wie in jedem Jahr nahmen wieder einmal Vertreter und Repräsentanten von einigen der größten Unternehmen in den Vereinigten Staaten an der in diesem Jahr virtuell abgehaltenen Konferenz teil.

Eines der diesjährigen Hauptthemen, wenn nicht das Hauptthema, drehte sich voll und ganz um den komplexen Charakter einer im Anstieg begriffenen Inflation. Selbstverständlich liegen dieser Entwicklung eine ganze Reihe von Mechanismen zugrunde, die im jeweiligen Zusammenspiel zu einer Situation führen könnten, die außer Kontrolle zu geraten droht.

Hierzu gehören allen voran die teilweise deutlich steigenden Rohstoffkosten, Arbeitskosten, ein Mangel an Arbeitskräften in vielerlei Bereichen (wo sind die Leute nur geblieben?) und Logistik- sowie Lieferkettenprobleme rund um den Globus.

General Electric, 3M und Trane Technologies warnen vor zunehmendem Inflationsdruck

Es waren insbesondere hochrangige Repräsentanten der landesweit größten Industriefirmen, darunter General Electric, 3M und Trane Technologies, die unter Bezugnahme auf Bloomberg vor einem weiter zunehmenden Inflationsdruck gewarnt haben

3M-Finanzchef Patolawala schockte seine Zuhörerschaft mit den Worten, laut denen die aktuell in den Vereinigten Staaten zu beobachtende Inflationsentwicklung bisher „ungesehen“ sei.

Nicht nur die deutlich gestiegenen Rohstoffpreise, sondern auch jene massiv in die Höhe schnellenden Fracht- und Transportpreise würden die Gewinnentwicklung von 3M laut Patolawala im laufenden Jahr negativ beeinflussen.

Patolawalas Counterpart bei Trane Technologies, Chris Kuehn, wusste über eine ähnliche Entwicklung zu berichten. Auch Chris Kuehn bezeichnete die Geschwindigkeit, in der sich die aktuellen Preisanstiege vollzögen, als etwas, was sich in einer solchen Intensität bislang noch nicht habe beobachten lassen.

Als der Vorstandsvorsitzende von General Electric, Larry Culp, an der Reihe war, wurde dem durch Fed-Chef Jerome Powell erzählten Märchen über eine nur „temporär“ hohe Inflation die Grundlage genommen, nachdem Larry Culp davor warnte, dass der in vielerlei Bereichen zu beobachtende Preisdruck einen zunehmend strukturellen Charakter annähme.

Inflation bekommt zunehmend strukturellen Charakter

Sekundiert wurde Larry Culp in seiner Einschätzung durch David Petratis, Chef der Firma Allegion, der davon ausgeht, dass uns eine hohe Inflation über die nächsten zwei bis drei Jahre erhalten bleiben wird.

Laut David Petratis handele es sich alles andere als um eine „temporäre“ Situation, weshalb sein Unternehmen momentan damit beschäftigt sei, ausreichende Vorkehrungen in Bezug auf eine solche Entwicklung zu treffen.

Auch Craig Arnold, der Vorstandsvorsitzende der in vielerlei Bereiche diversifizierten Energiemanagementfirma Eaton Corporation teilte mit, dass es insbesondere Engpässe auf der Angebotsseite wären, welche Hauptgrundlage für die zu beobachtenden Preisanstiege im nun endenden Quartal gewesen seien.

Laut Craig Arnold hätten sich die Dinge nicht nur aus Sicht seines eigenen Unternehmens, sondern auch aus Perspektive von allen Wettbewerbern in seinem Industriezweig deutlich verschlechtert. Es lässt sich somit damit rechnen, dass diese Entwicklung im vierten Quartal und zu Beginn des kommenden Jahres anhalten wird, obwohl vielerorts noch immer auf eine baldige Entspannung der allgemeinen Lage gehofft werde.

Entwicklung wurde allgemein unterschätzt

Craig Arnold ging gar soweit, zuzugeben, die Situation zuvor falsch eingeschätzt zu haben. Er befinde sich gewiss nicht allein auf weiter Flur. Auch viele andere Unternehmen in den USA hätten die heimische Inflationsentwicklung zum Teil auf signifikante Weise unterschätzt.

Es folgte die Warnung, dass Eaton Corporation seine Gewinnziele im abgelaufenen Quartal aufgrund der Knappheit von Teilen wahrscheinlich nicht erreichen werde. Nicht viel anders wird die Lage durch das Unternehmen Carrier Global eingeschätzt.

Die im Bereich von Möbeln und Heimausstattungen aktive Firma warnt davor, dass eine Zeit einer hartnäckig hohen Inflation vor uns liegen würde. Momentan hinke das Unternehmen dabei hinterher, eigene Preiserhöhungen an die reale Inflationsentwicklung anzupassen, wie es weiter hieß.

Aus dem Rüstungsbereich nahm unter anderem das Unternehmen Raytheon Technologies an der Konferenz teil. Unter Bezugnahme auf Raytheon-Chef Greg Hayes führe ein Cocktail aus höheren Rohstoffpreisen und zunehmenden Arbeitskosten aus Sicht seines Konzerns zu teils deutlichen finanziellen Belastungen.

Aus aktueller Perspektive ließe sich keine Vorhersage darüber treffen, über welch einen Zeitraum dieser Zustand noch anhalten werde. Allein der offiziell bekanntgegebene Anstieg des amerikanischen Verbraucherpreisindexes auf 5,3 Prozent (auf Jahresbasis) sei laut Greg Hayes für sich betrachtet schon eine echte Hausnummer.

Neben steigenden Rohstoffpreisen spielen Angebotsengpässe sowie Lieferkettenunterbrechungen eine tragende Rolle

Die weitere Entwicklung in dem Bereich sollte aus diesem Grund aufmerksam beobachtet werden. Wer die letztwöchigen Aussagen zugrunde legt, kann eigentlich nur zu dem Ergebnis gelangen, dass die steigenden Preise nicht nur auf dem Phänomen von kletternden Preisen im Rohstoffsektor basieren.

Daneben spielen auch weitreichende Angebotsengpässe sowie Lieferkettenunterbrechungen eine tragende Rolle. Wie dem auch sei, wer meine Berichterstattung über die vergangenen Jahre verfolgt hat, wird sich in Erinnerung rufen, dass Preisinflation aus meiner Sicht ein durch die Kreditmärkte getriebenes Phänomen ist.

Jene seit der globalen Finanzkrise zu beobachtende Kreditausweitung mit der Brechstange, die weltweite Verschuldung hat laut BIZ einen neuen Rekordstand von dreihundert Billionen US-Dollar erreicht, hat sich nach und nach Kanäle gesucht, in welche dieses neu geschaffene Geld geflossen sind.

Inzwischen sind es nicht mehr nur die Vermögens- und Immobilienmärkte, die unter teils hohen Preisauftrieben leiden, sondern das überschüssige Geld sickert nun auch sukzessive in viele andere Kanäle ein, was durch Helikopter-Geld, das inzwischen auch direkt über den Köpfen von Unternehmen und privaten Haushalten – wie in den USA – abgeworfen wird, unter Berücksichtigung der zuvor durch Lockdowns verursachten Angebotsverknappung preistreibend wirkt.

Schuldgeldsystem kann nur durch immer weitere Expansion der Kreditmenge existieren

Da Deflation mit einer Ausradierung von umlaufendem Kreditgeld einhergehen würde, findet sich hierin auch eben jener Grund, weswegen Zentralbanken – allen voran die Fed in den USA – auf Gedeih und Verderb zum Festhalten an jener einst eingeschlagenen Strategie der elektronischen Gelderzeugung wird festhalten müssen.

Andernfalls bräche der gesamte Laden nämlich einfach zusammen, was wir zwischen den Jahren 2007 bis 2010 während der globalen Finanzkrise bereits live mitverfolgen konnten. Im Jahr 2018 gipfelte der Versuch der Fed, die auf dem eigenen Bilanzbuch gehaltene und im Zuge von QE aufgebauten Positionen zu reduzieren und dabei die Zinsen in den USA anzuheben, in einem Mini-Crash an Aktienmärkten.

Die kumulierten Kursverluste beliefen sich bis Dezember 2018 auf etwas mehr als zwanzig Prozent und brachten die amerikanischen Aktienmärkte an den Rand eines Bärenmarktes. Was folgte hierauf? Eine exakte Kehrtwende. Nicht nur wurden die Zinsen trotz gegenteiligen Geredes plötzlich wieder durch die Fed gesenkt.

Auch mit dem Versuch eines anhaltenden Abbaus von gehaltenen Staatsanleihen und MBS-Papieren (Tapering) was es ab diesem Moment vorbei. Wie es heute aussieht, zeigt ein Blick auf die aktuelle Entwicklung des Bilanzbuchs der Federal Reserve, dass inzwischen der Marke von neun Billionen US-Dollar entgegenstrebt.

Angemerkt sei, dass der Bestand und die Aufrechterhaltung des aktuellen Fiat-Geldsystems nur dann gewährleistet bleiben, solange die weltweite Kreditmenge sich auf Expansionskurs befindet. Aus eben jenem Grund erweisen sich unter anderem auch steigende Zinsen als pures Gift aus dieser Betrachtungsweise.

Doch alles hat einen Haken. Wäre es in der Historie möglich gewesen, einfach so viel Geld zu erzeugen, um ein bestehendes System endlos am Laufen zu halten, so wäre dies gewiss schon längst versucht worden und geschehen.

Es wird sich zeigen, wann der Zeitpunkt erreicht sein wird, an dem die Fiat-Währungen selbst unter einen so starken Druck geraten werden, der das Vorspiel zum Ausbruch einer globalen Währungskrise einläuten wird.

Dass Sparer und Vermögende sich schon seit Jahren darüber Gedanken machen, in welchen Sachanlagen sich Geld wertkonservierend parken lässt, ist ein offenes Geheimnis, das die Spatzen von den Dächern pfeifen.

Angesichts einer weiter zulegenden Inflationsentwicklung, heißt, einer Inflation, die nun auch bald schmerzlich im Portemonnaie von Ottonormalbürgern spürbar zu werden droht – denken Sie nur an die jüngste Entwicklung der Benzin-, Gas- und Strompreise – wächst das Risiko, dass das allgemeine Vertrauen in Papierwährungen drastisch abnimmt, was Grundpfeiler zum Betreten des Vorhofs der Hölle einer weltweit ausbrechenden Währungskrise wäre.

Wer die massiven Probleme an den Transport-, Seefracht- und Containermärkten mit ins Kalkül zieht, wird wahrscheinlich von selbst auf den Gedanken kommen, dass die an diesen Märkten zu beobachtenden Staus keinen weiteren Beitrag dazu liefern werden, die Fähigkeit unter vielen Unternehmen aufrechtzuerhalten, auch weiterhin in den bislang gewohnten Stückzahlen liefern zu können.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Anders ausgedrückt, trifft zu viel billiges Geld nicht mehr nur auf eine beschränkte Anzahl von Sachgütern wie Immobilien, Edelmetallen oder Aktien (wobei ich Aktien persönlich auch nur für eine Art Derivat der Papiergeldmärkte – trotz vordergründigen Sachwertcharakters – halte).

Was bringt mir das Halten einer Aktie wie jener der Evergrande Group, die bis vor Kurzem als Statthalter und „Must Have“ von einer der „stabilsten“ Unternehmensgruppen des Landes angepriesen wurde, und die im Wert mittlerweile um mehr als achtzig Prozent gesunken ist?

Wie viele andere Evergrandes lauern dort draußen? Unternehmen, die aufgrund von ihrer Größe niemand so richtig auf der Rolle hat, die aufgrund von ihrem Status und ihrer Marktmacht einfach nicht in Schwierigkeiten und Probleme geraten können? (Vorsicht Ironie).

Wissen Sie, nach allem, was ich vor zwanzig Jahren zu Zeiten des Neuen Marktes beobachtet und selbst miterlebt habe, ist meine persönliche Skepsis seitdem nochmals um eine gute Portion angewachsen.

Die Ereignisse vor und während der globalen Finanzkrise hatte diese zunehmende Skepsis nicht nur genährt, sondern auch gerechtfertigt, was dazu geführt hat, dass ich die Börse schon lange nicht mehr als „Investitionsportal“, sondern als das was es ist, wahrnehme: Nämlich als ein dereguliertes Einfallstor für Zocker- und Casinogeschäfte.

Investieren (anders als zocken) würde ich aufgrund der im obigen Bericht beschriebenen Problematiken auf langfristige Weise in anderen Bereichen, in denen sich aktiv Einfluss auf Entscheidungen nehmen lässt, und die vor allem darauf fokussiert sind, einen Dienst an der Gesellschaft zu leisten oder die Gesellschaft als solche voranzubringen.

Vielleicht wird ein solches Denken, das den Gedanken der Nachhaltigkeit, und nicht den Gedanken an einen schnellen Rubel zur Grundlage hat, wieder verstärkt Einzug in die Köpfe halten, wenn dieses aktuell bestehende Geldsystem zwangsläufig und aus seiner eigenen Natur heraus gescheitert und Geschichte sein wird. Zu hoffen bleibt es.

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