Ein Blick auf einschlägige Konjunkturdaten zeigt, dass sich Indiens Wirtschaft in einem hohen Tempo abschwächt. Um dieser Entwicklung und einem rückläufigen Energiekonsum entgegenzuwirken, hat die indische Regierung verkündet, 40 Milliarden US-Dollar schwere Konjunkturmaßnahmen aufzulegen, die in den Haushalt 2020/2021 inkludiert wurden.

Auf dem Weg in die Rezession?

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass eine Verabschiedung von finanziellen Nothilfemaßnahmen typisch aus dem Blickwinkel einer Ökonomie sei, die sich in einer Rezession oder auf dem Weg in eine solche befinde. Noch ist es nicht soweit, doch aktuelle Daten zeigen, dass sich das Wachstum auf dem Subkontinent stark abschwächt.

Ein Blick auf das Wachstum der Stromproduktion deutet auf einen massiven Abschwung in diesem wichtigen Bereich hin. Allgemein lässt sich anhand der Stromproduktion in Indien und China nämlich einiges über den Zustand von deren Wirtschaften und Industrien ablesen.

Schon im vergangenen Monat warnte Indiens ehemaliger Chef-Wirtschaftsberater Arvind Subramanian davor, dass es sich nicht lediglich um ein laues Lüftchen, sondern um einen Abschwung handele, den er mit großer Besorgnis beobachte. Die indische Wirtschaft scheine sich auf dem Weg in die Intensivstation zu befinden.

Wachstum in Indien 2020 unter fünf Prozent?

Ähnlich verhält es sich aktuell auch in China. Schon vor der offiziellen Bekanntgabe des Coronavirus-Ausbruchs bewegte sich das Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte darauf zu, unter die Marke von sechs Prozent zu sinken. In Indien deuten aktuelle Daten darauf hin, dass sich das wirtschaftliche Wachstum im Jahr 2020 auf unter fünf Prozent belaufen könnte.

Hierauf deutet beispielsweise das Wachstum der Industrieproduktion in Indien hin. Der nachfolgende Chart sagt eigentlich alles über die aktuelle Entwicklung in diesem Bereich aus.

Laut Subramanian sei nicht nur mit einer sich weiter abschwächenden Wirtschaft in Indien, sondern sowohl auch mit Problemen an den Unternehmenskreditmärkten als auch einer Intensivierung der Zahlungsausfälle unter Schuldnern zu rechnen. Dieser Faktor sei nicht zu unterschätzen, da hiervon Schocks für den Bankensektor des Landes ausgehen könnten.

Budgetdefizit könnte auf 3,8 % in Relation zum BIP steigen

Und somit könnte sich letztendlich auch die Kreditvergabe in Indien abschwächen, was sich wiederum negativ auf die Wirtschaft im Allgemeinen auswirken würde. Am Samstag gab die indische Finanzministerin Nirmala Sitharaman bekannt, staatliche Konjunkturhilfen in Höhe von 2,83 Billionen Rupien oder umgerechnet knapp 40 Milliarden US-Dollar aufzulegen.

Diese Gelder sollen insbesondere in die Bereiche der Landwirtschaft und der alternativen Energien fließen. Auch neue Infrastrukturprojekte sollen im neuen Fiskaljahr auf diese Weise angekurbelt werden. Gleichzeitig sollen umgerechnet 50,65 Milliarden US-Dollar für neue Wasserprojekte verausgabt werden.

Laut der Finanzministerin könnten die geplanten Defizitausgaben ihrer Regierung Druck auf den öffentlichen Haushalt Indiens ausüben. In diesem Zuge könnte es zu einer Ausweitung des Budgetdefizits kommen, die das indische Haushaltsdefizit bis auf 3,8 % in Relation zum BIP steigern könnte.

Nicht nur im Hinblick auf China, sondern auch auf Indien sind zuletzt Vorwürfe zu fälschlich ausgewiesenen BIP-Angaben aufgekommen. Dies soll sich insbesondere auf die Jahre 2014 bis 2017 beziehen. Seitdem hat sich das Wachstum weiter verlangsamt, was die Kritik unter indischen Medien an Premierminister Modi nicht abbrechen lässt.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Der wirtschaftliche Stillstand in China wird sich nicht nur auf die globalen Lieferketten auswirken, sondern auch andere Volkswirtschaften rund um den Globus in seinen Bann ziehen. In jener stark vernetzten Welt, in der wir heute leben, lassen sich keine Ereignisse von Tragweite mehr isolieren. Auch Indien erlebt dies nun.

Das Coronavirus dürfte zudem ein Experiment in Gang gestoßen haben, das aufzeigen könnte, was es bedeutet, wenn sich die amerikanische und die chinesische Wirtschaft auf natürliche Weise voneinander abkoppeln. Auch wenn dies nur über einen Zeitraum von einem Quartal oder gar mehreren Monaten geschehen sollte, dürften sich anhand einer solchen Entwicklung interessante Beobachtungen machen lassen.

Nicht nur Regierungen, sondern auch Zentralbanken rund um den Globus wird wohl kaum etwas anderes übrigbleiben, als noch mehr Geld, das nicht vorhanden ist oder aus dem Nichts erzeugt wird, im Angesicht der aktuellen Krise in ihre nationalen Wirtschaften zu pumpen. Ob es etwas nutzen wird, bleibt abzuwarten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge.

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