Dabei scheint es unter Bezugnahme auf einen Bericht von Bloomberg jedoch nicht zu bleiben, da es momentan den Anschein erwecke, als ob sich auch das US-Justizministerium in diese Ermittlungen einschalten wird, um in diesen Investigationen voraussichtlich die Federführung zu übernehmen.

Diese neue Entwicklung schließt sich an eine vorläufige Investigation der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) gegen Archegos-Chef Bill Hwang an, dessen haarsträubende Anlageentscheidungen für den Kollaps von Archegos Capital Management im März dieses Jahres verantwortlich gemacht werden.  

Wie sich im Nachhinein dieser Pleite gezeigt hat, sehen sich Banken rund um den Globus, allen voran in Europa, Asien und den Vereinigten Staaten, am stärksten durch den Kollaps von Archegos Capital Management betroffen. Die bislang bekannt gewordenen Verluste türmen sich im Multi-Milliarden-Dollarbereich.

Verschiedene Bankhäuser sollen Informationsanfragen erhalten haben

Aus diesem Grund haben Bundesstrafermittler laut Bloomberg bereits Informationsanfragen an verschiedene Bankhäuser, die mit Archegos Capital Management in Verbindung standen oder mit dem Family Office von Bill Hwang Geschäfte tätigten, übermittelt. Bislang ist noch unklar, in welchen Bereichen gegen Bill Hwang und dessen insolvente Firma ermittelt wird.

Um dem Ausbruch einer Finanzpanik vorzubeugen, hatten die federführenden Brokerhäuser von Archegos Capital Management in einer untereinander koordinierten Aktion den Versuch unternommen, immense Stückzahlen jener im Namen von Archegos Capital Management gehaltenen Aktien in Form von riesigen Block-Trades zu veräußern.

Zu diesem Zweck sei es auch zu Swap-Vereinbarungen unter einzelnen Akteuren gekommen. Allerdings schienen Goldman Sachs und Morgan Stanley ab einem gewissen Zeitpunkt kalte Füße bekommen zu haben, was dazu führte, dass die beiden amerikanischen Großbanken das Weite suchten.

Ende vom Lied war, dass Akteure wie die Credit Suisse Group plötzlich Alarm schlugen, um wie im Fall der Schweizerischen Großbank Verluste in Höhe von mehr als fünf Milliarden US-Dollar zu verkünden. Der Milliardär und Archegos-Chef Bill Hwang soll sein Vermögen in diesem Zuge fast komplett eingebüßt haben.

Bisher ist noch keine Anklage erhoben worden, doch Finanzaufsichtsbehörden ermitteln

Bis dato sind weder Archegos Capital Management noch die mit dem Family Office von Bill Hwang in geschäftlicher Verbindung stehenden Geschäftsbanken durch die Strafermittler und Aufsichtsbehörden in den USA offiziell eines Regelbruchs oder gar Verbrechens angeklagt worden.

Doch nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in manch anderen Nationen haben sich die Finanzaufsichtsbehörden nun in diesen Fall eingeschaltet, um eigene Investigationen rund um die Pleite von Archegos Capital Management anzustoßen, nachdem es unter Teilen der Öffentlichkeit einmal mehr zu einem Aufschrei über das Gebaren in der Finanzbranche gekommen war.

Einmal mehr zeigt sich, dass der Grad der Selbstzufriedenheit unter den großen Akteuren an der Wall Street kaum ausgeprägter sein könnte. Der plötzliche Zusammenbruch von Archegos Capital Management könnte das Potenzial dazu haben, dieser Denkweise jetzt einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Wall Street blendet Gefahren weiter aus

Bei Bloomberg wird Bezug auf Aussagen von Michael Hsu, dem neuen Vorsitzenden des Office of the Comptroller of the Currency, genommen. Laut Hsu blendeten viele Akteure an der Wall Street potenzielle Bedrohungen, die sich zurzeit in der amerikanischen Wirtschaft aufbauten, fast komplett aus.

Hinsichtlich der eingeleiteten Ermittlungen ist bis dato bekannt, dass sich die Investigationen der SEC stark auf den Bereich des Derivatehandels konzentrierten, um im Nachgang der Ereignisse zu eruieren, welche durch Archegos Capital Management gehaltenen Derivative-Typen zum finanziellen Kollaps des Unternehmens geführt haben.

In Großbritannien hat die Finanzaufsichtsbehörde Prudential Regulation Authority inzwischen die Großbanken Nomura, Credit Suisse Group und UBS Group darum ersucht, eine Reihe von einschlägigen Informationen im Hinblick auf deren gegenüber dem Family Office Archegos Capital Management gewährten Kreditvergabe zu übermitteln.

Langfristige Auswirkungen noch nicht absehbar – möglicherweise drei Billionen USD im Feuer!

Aus aktueller Sicht lässt sich in keiner Weise abschätzen, welche mittel- bis langfristigen Auswirkungen der finanzielle Zusammenbruch von Archegos Capital Management auf die Finanzwelt als solche zeitigen wird. Inzwischen richten sich nämlich besorgte Blicke auf den Bereich der Aktienfinanzierung – allen voran Margin Debt.

Vor Kurzem hatten Analysten der Firma Risky Finance kalkuliert, dass Drittparteien an den globalen Finanzmärkten (sogenannte) bislang noch verborgene Sicherheiten in Höhe von bis zu drei Billionen US-Dollar (!) halten könnten, die mit Archegos Capital Management in direkter Verbindung stünden.

Derivatebombe tickt – Erinnerungen an AIG werden wach

Sollte es zu einem starken Rückgang der Kurse an den weltweiten Aktienmärkten kommen, so warnen die Analysten bei Risky Finance davor, dass diese Papiere – in den meisten Fällen wohl Derivate – wie tickende Zeitbomben eine nach der anderen hochgehen werden. Wie es in den meisten Fällen nun einmal so Brauch ist, hatte niemand den plötzlichen Kollaps von Archegos Capital Management bis vor Kurzem auch nur annähernd in Erwägung gezogen.

Nicht nur Analysten, sondern auch Finanzaufsichtsbehörden rund um den Globus scheinen im Dunkeln zu tappen, wenn es darum geht, die Risiken, denen Drittparteien an den globalen Finanzmärkten nach der Pleite von Archegos Capital Management ausgesetzt sind, auf exakte Weise zu eruieren.

Allerdings mehren sich die Warnungen, laut denen als Sicherheiten zur Verfügung gestellte Vermögenswerte nur einen sehr geringen Anteil der mit Archegos Capital Management in Verbindung stehenden Derivate wie Aktien-Swaps oder auch Repos abdecken würden, heißt, dass etwas Ähnliches nach Art des Versicherers AIG unentdeckt dort draußen lauern könnte.

Bei Risky Finance wird aus diesem Grund davor gewarnt, dass Geschäftsbanken rund um den Globus unterkapitalisiert zu sein scheinen, um mit den Dingen, welche da unter Umständen noch kommen könnten, alleine fertig zu werden.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Ganz einfach, seien Sie sich zu jedem Zeitpunkt über die Risiken und Gefahren im Finanz-Casino namens Börse bewusst, denn der Wind kann ganz schnell und zu jedem erdenklichen Zeitpunkt drehen! Tickende Zeitbomben gibt es zuhauf und plötzlich steht jemand, wie Bill Hwang, der sich gestern noch als Milliardär wähnte, heute nackt und ohne Kleider da…so etwas ist angesichts der seit nunmehr über drei Jahrzehnte anhaltenden Blasenpolitik der Fed und anderen Zentralbanken keineswegs etwas Neues.

Ich erinnere mich in diesem Kontext an ein nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes publiziertes Buch eines Kleininvestors mit dem Titel Einmal Millionär und zurück. Sehen Sie zu, dass es Ihnen nicht ebenso ergehen wird! Abschließend sei nochmals auf diesen Bericht, der Querverbindungen von Bill Hwang zu Cathie Woods gehypten ARKK-ETFs zieht, verwiesen.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"