Vor wenigen Tagen war bereits darüber die Rede, dass die Federal Reserve Bank im laufenden Jahr erstmals seit 1915 wieder einen Nettoverlust wird hinnehmen müssen.

Wer Mainstream-Ökonomen und den Mitgliedern des Offenmarktausschusses Glauben schenken möchte, so wird es in den Vereinigten Staaten zu einer sanften Landung – oder einem sogenannten „Soft Landing“ – der Wirtschaft kommen.

Fed kündigt Mitarbeiterabbau an

Doch wer einmal eingehender betrachtet, was sich zurzeit alles so tut, der nimmt wahr, dass die Federal Reserve Bank seit mehr als einer Dekade wieder Entlassungen bekannt gegeben hat.

Es sind Hunderte von Mitarbeitern, welche die Institution nach eigener Aussage noch bis Jahresende verlassen werden. Diese Ankündigung erwies sich für viele Marktbeobachter dann doch als überraschend.

Denn seit dem Jahr 2010 und der (artifiziellen) Überwindung der globalen Finanzkrise ist die Federal Reserve Bank als Institution beständig gewachsen. Um zuvor begangene Fehler in der eigenen Geldpolitik zu übertünchen, hatte die Fed im letzten Jahrzehnt nicht nur zahllose neue Geldeinheiten mittels QE in die Finanzmärkte gepumpt, sondern sich ferner auch immer mehr durch den Washingtoner Kongress genehmigte Machtbefugnisse angeeignet.

Nichtsdestotrotz hat die Federal Reserve Bank nicht nur im Hinblick auf ihre eigens erstellten Finanz- und Wirtschaftsprognosen häufig daneben gelegen, sondern auch in der Regulierung der heimischen Bankenmärkte versagt.

Kein Ereignis legte diese Tatsache offener zutage als die seit März dieses Jahres weiter vor sich hin köchelnde Bankenkrise im Land. Immer dann, wenn wieder einmal Not am Mann (und der Frau) an der New Yorker Wall Street und den Finanzmärkten als solchen ist, wurde und wird auf das alt bekannten Instrument der Liquiditätsschwemme zurückgegriffen.

Wie ein Sprecher der Fed mitteilte, werden sich die Mitarbeiterkürzungen auf alle zwölf Regionaldependancen der Institution erstrecken. Hiervon ganz besonders betroffen werden Mitarbeiter in den einzelnen IT-Abteilungen sein.

Zeitenwende voraus?

Da das System FedNow mittlerweile am Start ist und zahlreiche Transaktions- und Zahlungssysteme zusammengeführt worden sind, beginnt die amerikanische Zentralbank in Privateigentum nun mit einem Abbau von Mitarbeitern.

In einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hieß es hierzu kürzlich unter Bezugnahme auf eingesehene Dokumente der Fed, dass die Mitarbeiteranzahl der Institution von 2022 bis 2023 um mehr als fünfhundert Angestellte sinken wird – und zwar von 24.428 auf 23.895.

Auch wenn die mit dieser Ankündigung einhergehenden Entlassungen noch überschaubar sind, so bleibt dennoch zu konstatieren, dass es letztmals im Jahr 2010 zu einer solchen Entwicklung gekommen war.

Nettoverluste der Fed verschlimmern Budgetsituation der Regierung

Aus der oben abgebildeten Grafik geht dies recht anschaulich hervor. Die angekündigten Mitarbeiterentlassungen lassen sich unter Umständen auch darauf zurückführen, dass die Federal Reserve Bank bis Jahresende rund 100 Milliarden US-Dollar an Nettoverlusten anhäufen wird.

Heißt also, dass das US-Finanzministerium bis auf Weiteres erst einmal leer ausgehen wird. Zu Überweisungen aus erzielten Nettogewinnen wird es im laufenden – und womöglich auch im nächsten – Jahr nicht kommen.

Hauptgrund hierfür ist, da die Fed angesichts der signifikant angehobenen Zinssätze zurzeit deutlich höhere Zinsen für die auf ihren Konten durch kommerzielle Geschäftsbanken geparkten Gelder bezahlen muss als zuvor.

Gleichzeitig generiert die Fed unter Berücksichtigung ihres rund 7,5 Billionen US-Dollar schweren Bondportfolios im aktuellen Umfeld (sowohl im Staatsanleihe- als auch im MBS-Bereich) zu geringe Erträge, um die höheren Zinszahlungen kompensieren zu können.

Anders als staatliche Behörden, denen auf Geheiß des Washingtoner Kongresses alljährlich feste Budgets zukommen, finanziert sich die Federal Reserve Bank als Marktakteur selbst. Aus den für gewöhnlich alljährlich erzielten Nettogewinnen wird der eigens unterhaltene Mitarbeiterapparat bezahlt.

Hierfür fielen im vergangenen Jahr immerhin Kosten in Höhe von rund 6,3 Milliarden US-Dollar an. Inzwischen gibt nicht nur der Washingtoner Kongress jedes Jahr mehr Geld aus als in Form von Steuereinnahmen generiert werden kann.

Republikaner blicken zunehmend kritisch auf die Aktivitäten der Fed

Im aktuell vorherrschenden Finanzmarktumfeld ist es nun auch die Federal Reserve Bank, die unter einem solchen Szenario leidet. Hinzu kommt, dass die Federal Reserve Bank als solche unter einer wachsenden Anzahl an Abgeordneten der Republikaner immer kritischer beäugt wird.

Hierbei geht es beispielsweise auch um die Frage, wie tief sich die Fed in Angelegenheiten wie den „Klimawandel“ und sozialgesellschaftliche Themen wie DIE (Diversion, Inclusion, and Equality) verstrickt sieht.

Denn neben der zentralen Aufgabe der Bankenregulierung und der Geldpolitik als solcher nehmen diese Aspekte einen immer größer werdenden Raum in der Entscheidungsfindung der Federal Reserve Bank ein.

Wann erfolgt die Kehrtwende?

Darüber hinaus hatte die Fed im Finanzkrisenjahr 2008 den Startschuss für das bislang größte Experiment in der Geschichte der Geldpolitik gegeben. In diesem Zuge kam es im letzten Jahrzehnt zu einer bis dahin kaum für möglich gehaltenen Ausweitung des Bilanzbuchs der Fed von ehedem 800 Milliarden auf in der Spitze rund 9,6 Billionen US-Dollar.

Alle Versuche, das eigene Bilanzbuch zurückzufahren, scheiterten bislang auf klägliche Weise an den realen Gegebenheiten. Unter aller Voraussicht wird es auch dieses Mal nicht anders sein.

Sollte Amerikas Wirtschaft angesichts des hohen Zinsniveaus und des sich fortsetzenden Abbaus des Bilanzbuchs der Fed (Quantitative Tightening) stärker einbrechen als unter Mainstream-Ökonomen erwartet, wovon sich ausgehen lässt, wird der Institution ab einem gewissen Punkt wohl nichts mehr anderes übrig bleiben, als angesichts eines zunehmenden öffentlichen Drucks die Zinsen wieder in Richtung null Prozent zu senken.

Auch die aktuell zu beobachtende Rückführung des Fed-Bilanzbuchs wird sich dann wohl abermals ins Gegenteil verwandeln. So sah jedenfalls der bisherige Trend aus. Jeder wird das Sprichwort The trend is your friend kennen. Jedenfalls gilt das immer solange, bis dies eben irgendwann nicht mehr der Fall sein wird.

Jamie Dimon gefällt sich zunehmend in der Rolle des Pessimisten

Von Interesse ist in diesem Zusammenhang, auf welche Weise sich Jamie Dimon, der Chef der amerikanischen Großbank JPMorgan Chase kürzlich in einem Interview gegenüber der Times of India geäußert hatte, positioniert.

Während die Ökonomen bei JPMorgan Chase mit Blick auf die USA noch von maximal einem weiteren Zinsschritt nach oben durch die Fed ausgehen, scheint Jamie Dimon die momentanen Entwicklungen weitaus kritischer zu betrachten.

Schlimmstenfalls, so Jamie Dimon, werden die Zinsen in den Vereinigten Staaten auf bis zu sieben Prozent klettern. Zudem hätten sich viele Akteure an den globalen Finanzmärkten inzwischen mit einer über einen längeren Zeitraum anhaltenden Hochzinsphase abgefunden.

Ich hatte Sie in meinen zuvor zu den Bondmärkten publizierten Berichten das ein oder andere Mal für einen potenziellen Ausbruch der Zinsen im Laufzeitbereich der 10-jährigen Anleihen zu sensibilisieren versucht.

Dieser Ausbruch nach oben ist mittlerweile erfolgt. Im gestrigen Handel erreichte der Zins im 10-jährigen Staatsanleihebereich ein Niveau von 4,75 Prozent. Es lässt sich keineswegs ausschließen, dass in absehbarer Zeit die Schwelle von 5 Prozent durchbrochen werden könnte.

Zu selben Zeitpunkt bewegen sich die amerikanischen Hypothekenzinsen im langlaufenden Bereich erwartungsgemäß in Richtung von 8 Prozent. An den US-Staatsanleihemärkten kletterten die Zinsen somit auf ein 16-Jahres-Hoch. Im 30-jährigen Bereich wurde ein 13-Jahres-Hoch erklommen.

Die Warnungen von Jamie Dimon scheinen indes ein wenig im allgemeinen Getöse untergegangen zu sein. Danach werde die Fed ihren Leitzins im schlimmsten Fall auf bis zu sieben Prozent in einem stagflationären Umfeld anheben müssen.

Und wenn es tatsächlich zu einem solchen Szenario kommen sollte, werde Stress im System ausbrechen, wie sich Jamie Dimon überzeigt zeigte. Diese Worte hören sich angesichts der massiven Probleme, mit denen es heimische Banken aufgrund der stark gestiegenen Zinsen jetzt schon zu tun haben, ein wenig verniedlichend an.

Jamie Dimon gab in Richtung seiner Kunden die Empfehlung aus, sich bereits zu aktuellen Zeitpunkt auf den Ausbruch von Stress im System bestmöglich vorzubereiten. Jamie Dimon zeigte sich überdies davon überzeugt, dass es im Zeitablauf zu weiteren Bankpleiten in den Vereinigten Staaten kommen wird.

Hierbei handelt es sich um eine Ansicht, die ich vollumfänglich teile. Bereits seit März dieses Jahres hatte ich Sie darauf hingewiesen, dass sich die Anzeichen für eine möglicherweise zu verkündende Kontenabhebesperre in den USA verdichten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite der Times of India.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Jeder weiß oder ahnt zumindest, dass sich die Federal Reserve Bank – wie auch alle anderen großen Zentralbanken – in einer selbst gebastelten Mausefalle befinden. Anschaulich wird das vor allem, wenn man in diesen Tagen einmal nach Japan blickt. Zu diesem Thema erfolgen in einem zeitnahen Folgebericht weitere Ausführungen.

Der Euro bekommt angesichts der aktuellen „US-Dollar-Stärke“ auch gerade wieder auf die Mütze. Wen wundert es, wenn in den USA inzwischen möglicherweise mit einem Zinsanstieg auf bis zu sieben Prozent gerechnet wird, während die EZB im Rahmen ihrer jüngsten Zinssitzung von einem letzten Zinsanhebungsschritt gesprochen hat?!

Weitet sich das Zinsgefälle zwischen den USA sowie Europa auf der einen und Japan auf der anderen Seite weiter aus, so werden sich die Euro- und Yen-Talfahrten bis auf Weiteres sehr wahrscheinlich fortsetzen.

Inwieweit die beiden stark überschuldeten Wirtschaftsräume eine solche Entwicklung aushalten werden, bleibt abzuwarten. Um das (noch) existierende Finanzsystem scheint es nicht sonderlich gut zu stehen.

Abermals sei gesagt, dass Sachwerte und Rohstoffe zu jenen Komponenten gehören, die dem eigenen Portfolio im aktuellen Umfeld zu einem gewissen Grad beigefügt werden. Wie hoch dieser Grad ist sollte jeder ganz nach eigener Risikoeinschätzung für sich selbst entscheiden.

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