Amerika kommt innenpolitisch einfach nicht zur Ruhe. Es sind nicht nur neue und massive Krawalle und Ausschreitungen, die sich zurzeit unter anderem in der Stadt Portland und im Bundesstaat Minnesota (hier kommt es gerade auch wieder zu massiven Plünderungen von Geschäften) beobachten lassen, sondern auch die im letzten Herbst in den USA abgehaltenen Präsidentschaftswahlen, die für immer neuen Zündstoff sorgen.

Nachdem sich die politische Führung im Bundesstaat Georgia nun dazu durchgerungen hat, die örtliche Wahlrechtsgesetzgebung zu reformieren (darunter die Pflicht zur Vorlage eines Ausweisdokuments mit Blick auf bestimmte Wahlprozesse) ließ eine Antwort auf diese Entwicklung nicht lange auf sich warten.

Amerikas Major League Baseball (MBL) mischt sich – wie zuvor bereits die MBA – in die heimische Politik ein, um ein Zeichen gegen Voter-ID-Gesetzgebungen zu setzen, indem das diesjährige All-Star Game einfach mir nichts Dir nichts von Atlanta, Georgia nach Denver, Colorado verlegt wurde.

Immer mehr Fans und Sportanhänger scheinen diese Einmischungen von Sportverbänden und den Managements von großen Ligen in die innenpolitischen Themen des Landes gar nicht zu gefallen.

Die Menschen wollen schließlich Sportveranstaltungen besuchen und genießen, um dem politischen Alltag zumindest für einen kurzen Zeitraum zu entfliehen, ohne dabei permanent zum Beugen des eigenen Knies oder anderen Gesten der Unterwürfigkeit und Demut animiert zu werden.

Es verwundert im Angesicht einer ausufernden „Cancel Culture“, des immerfort gepredigten „Wokeism“ und einer stringenten Identitätspolitik kaum, dass viele Sportanhänger und Fans inzwischen mit ihren Füßen abstimmen, was sich insbesondere an den Einschaltquoten der großen Networks ablesen lässt, deren Zuschauerschaft sich bei Sportübertragungen schon seit einiger Zeit teils im freien Fall befindet (Quellen HIER und HIER und HIER).

Diese Dinge ändern allerdings nichts daran, dass sich neben den großen Sport-Ligen unter anderem auch immer mehr Großkonzerne und Unternehmen in die politischen Debatten einmischen, um mit einem uralten Brauch zu brechen, der da lautete, sich aus solchen Debatten herauszuhalten und unter Berücksichtigung der eigenen Geschäfte neutral zu bleiben und einfach das zu tun, was ein wirtschaftlich gut aufgestelltes Unternehmen am besten kann: Nämlich Geld verdienen!

Es ist aus aktueller Sicht nur schwer verständlich, was die Verantwortlichen geritten haben mag, um sich – wie im Fall von H&M und anderen Modekonzernen – gar kritisch gegenüber der chinesischen Führung in Peking zu äußern, um Dritten stets mit einem steil erhobenen Zeigefinger die Leviten zu lesen, diese für ihre vermeintlichen Lapsi Calami moralisch an den Pranger zu stellen und selbst so zu tun, als sei man das jungfräulichste auf Erden wandelnde Geschöpf, das keiner Fliege etwas zuleide tun könne.

Was ist los mit diesen Leuten? Wer permanent nach moralischen Fehltritten im Leben von anderen sucht, sollte sich vielleicht irgendwann einmal die Frage stellen, was mit sich selbst nicht in Ordnung sein könnte, und ob hier nicht in erhöhtem Ausmaß von sich auf Dritte projiziert wird.

Wer will schon den ersten Stein werfen, wenn er mit allen anderen in einem Glashaus sitzt, nicht wahr? Ende vom Lied ist, dass sich H&M & Co. teilweise vom chinesischen Internet abgeschaltet sehen, und auf Plattformen wie Weibo massive Boykottaufrufe durch Nutzer und Lokalbehörden in der Volksrepublik China gestartet wurden. War es das denn nun wert?

Ich möchte mich hier gewiss nicht als Verteidiger von Menschenrechtsverletzungen geben, doch wenn solche Dinge schon kritisiert werden, dann müsste dies rund um die Welt – und somit auf eine ausgeglichene Art und Weise – der Fall sein.

Die USA selbst müssten in diese Art von Kritik mit einbezogen werden, denn kein anderes Land führt seit nunmehr zwanzig Jahren endlos anmutende Kriege im Namen eines Kampfes gegen den Terror, destabilisiert Nationen auf der ganzen Welt und hat dadurch eine globale Flüchtlingskrise, die ihres Gleichen sucht, mit zu verantworten.

Inzwischen hat sich um Wokeism, Cancel Culture und Identity Politics eine ganze Industrie gebildet. Die durch Vorreiter dieser Entwicklung aufgestellten Forderungen lassen sich von einfachen Menschen und Ottonormalbürgern oftmals schon überhaupt nicht mehr inhaltlich verstehen – vielleicht verstehen sich die Vorreiter dieser „Kultur“ auch selbst nicht mehr.

Wie dem auch sei, amerikanische Medien berichten, dass sich am Wochenende einhundert Vorstandsvorsitzende von heimischen Unternehmen zusammengeschlossen haben, um „restriktive“ Wahl- und Voter-ID-Gesetze (nach dem aktuellen Vorbild des Bundesstaates Georgia) zu bekämpfen und gegen solche Entwicklungen aktiv vorzugehen.

Haben die Betreffenden eigentlich nichts Besseres zu tun? Wenn dem so wäre, warum lassen sie sich dann nicht einfach selbst zur Wahl aufstellen, um für den Kongress zu kandidieren?! Dass man sich mit einer solch eindeutigen Positionierung auch eine ganze Menge Kunden verprellen könnte, die sich politisch in einem anderen Lager verorten, scheint den Damen und Herren nicht einleuchten zu wollen.

Und mal ganz ehrlich, hat die Präsidentschaftswahl im letzten Jahr nicht glasklar aufgezeigt, dass eine eindeutige Identifizierung von Wählern mittels einer Vorlage von Ausweis- oder Führerscheindokumenten nicht absolut wünschenswert wäre? Wofür gibt es in Amerika eine Sozialversicherungsnummer?

Für jeden Schnickschnack muss mittlerweile ein Ausweis vorgelegt werden, nur dann nicht, wenn die Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen wollen, um Abgeordnete und ihre Regierung zu bestimmen. Sonderbar mutet das schon an.

Im Rahmen einer virtuellen Zoom-Konferenz drohten die teilnehmenden Firmenvorstände jetzt damit, in der Zukunft nicht nur politische Kampagnenspenden zurückhalten zu wollen, sondern auch all jene Bundesstaaten in der Heimat bestrafen zu wollen, die sich, wie Georgia, einer Reformierung ihrer Wahlgesetzgebung „schuldig“ machten.

Um dieses Ziel zu erreichen sollen in den hiervon betroffenen Bundesstaaten Investitionen in Fabriken, Infrastruktur und andere Projekte auf Eis gelegt oder in Gänze gestrichen werden. Als ich das gelesen habe, konnte ich es echt erst nicht glauben.

Unter den Unternehmenslenkern, mit denen der Gaul nun vollends durchzugehen scheint, befinden sich hochrangige Vorstandsmitglieder der Fluglinien Delta Airways, United Airlines und American Airlines, ganz so, als ob deren Gesellschaften ohne sich verewigende Staats-Bailouts überhaupt noch abheben würden.

Laut Axios hätten unter anderem auch James Murdoch, LinkedIn-Mitgründer Reid Hoffmann, Chip Bergh, der CEO von Levi Strauss, und Arthur Blank, Eigentümer der Atlanta Falcons, an der virtuell abgehaltenen Konferenz teilgenommen.

In einem ergänzenden Bericht des Wall Street Journals hieß es zu diesem Thema, dass auch Kenneth Chenault, Ex-Chef von American Express und Kenneth Frazier, der Vorstand von Merck & Co., die anderen Teilnehmer darum ersucht hätten, sich zukünftig für eine stärkere Wählerregistrierung samt eines vereinfachten Zugangs zu abzuhaltenden Wahlen einzusetzen.

Drohen den Vereinigten Staaten fortan also „Zuckerberg-Boxes“ im gesamten Land, in die jedermann seine Briefwahlstimmen nach Gutdünken einwerfen kann, ohne dabei auf eindeutige Wähleridentifizierungen zu setzen?

Wie viele Berichte gab es im Zuge der letzten Wahlen, laut denen politische Aktivisten durch Altenheime gezogen seien, um unter den dortigen Bewohnern massenhaft Briefwahlstimmen „zu ernten“ und diese einzureichen?!

Wer einfach wegschaut, wenn in einem Bundesstaat registrierte Wähler und Wählerinnen vielleicht auch ein zweites Mal in einem anderen Bundesstaat im Zuge derselben Wahl abstimmen, in dem sie zuvor vielleicht einmal gewohnt haben, oder sogar Verstorbene an Präsidentschafts- und Kongresswahlen teilnehmen lässt, steht aus innenpolitischer Betrachtung mit jenen Abläufen, die aus einschlägigen Bananenrepubliken bekannt sind, auf einer Stufe.

Es wäre doch überhaupt kein Problem ideologisch pro Wahlrecht zu sein, dabei aber eine Ausweispflicht (Voter ID) zur exakten Wähleridentifizierung einzuführen. Warum sollte dies Mitglieder von armen Gesellschaftsschichten vom Wahlprozess ausschließen, da doch auch arme Menschen über einen Führerschein – oder zumindest ein Ausweisdokument – verfügen!

Was haben diese Dinge mit einer ins Feld geführten „Diskriminierung“ zu tun? Um einer als „Restriktion von Wählerrechten“ bezeichneten Entwicklung zuvorzukommen, wollen sich die an dem Zoom-Meeting teilnehmenden Konzern- und Unternehmensvorstandsmitglieder nun also zusammenschließen, um Investitionen in hiervon betroffenen Bundesstaaten, wenn nötig, zu unterbinden und/oder zu streichen.

Um es in aller Kürze auf den Punkt zu bringen, so lässt sich sagen, dass Großkonzerne in den USA unmissverständliche Drohungen ökonomischen Charakters gegen politische Führungen von Bundesstaaten ausstoßen, die Wahlreformgesetzgebungen auf den Weg bringen, die dazu da sind, um die Integrität von Wahlen zu gewährleisten. Wow, das ist wirklich unheimlich „demokratisch“! Verzeihen Sie mir an dieser Stelle ein wenig Sarkasmus.

Vielleicht hat es den Konzernlenkern noch niemand gesagt, doch genau dieser Gedanke hat hinsichtlich der zuletzt abgehaltenen Präsidentschaftswahlen in den USA massiv gelitten. Wenn viele Bürger – in diesem Fall Dutzende Millionen – nicht mehr an die Integrität von Wahlen glauben, können die Reste einer „demokratischen“ Republik auch gleich mit beerdigt werden, um das real bestehende System, um es mit den Worten von Jimmy Carter zu sagen, als Herrschaft von Plutokraten und/oder Oligarchen im Gewand eines demokratischen Systems zu bezeichnen.

Scharfe Kritik an den heimischen Konzernen hatte unter anderem der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, Anfang April geäußert. Laut McConnell werde es weitläufige Konsequenzen zur Folge haben, wenn Konzerne ihre ökonomische Macht dazu missbrauchten, um „linksradikale Forderungen“ in der Gesellschaft durchzusetzen.

Angefangen bei Umweltgesetzgebungen über Wahlrechtsreformen bis hin zu radikal-linken Sozialagenden und einer angestrebten Eliminierung des Zweiten Verfassungszusatzes würden sich Teile der privaten Wirtschaft in den USA schon wie eine Art Parallelregierung gerieren, so die Feststellung McConnells.

Konzerne und Unternehmen lüden geradezu dazu ein, schwerwiegenden Konsequenzen ins Auge zu blicken, wenn deren Managements sich selbst zu einem Instrument einer stark links-lastigen Kulturideologie machten, um das eigene Land außerhalb der Verfassungsrechte „zu kapern“.

Um zu dieser Ansicht McConnells selbst Stellung zu beziehen, so sei gesagt, dass das nicht nur für die USA gilt. Auch im Ausland, allen voran in der Volksrepublik China, zeigt sich doch gerade, dass sich Konzerne wie H&M durch ihr Handeln selbst ins Knie schießen, und sich auf dem größten Markt der Welt durch ihren Wokeismus und moralische Dauerkritik unter den dortigen Konsumenten keine Freunde machen.

Laut McConnell sei es geradezu hanebüchen, die aktuellen Wahlgesetzreformen in Georgia in einen direkten Vergleich zu „Jim Crow“ und den ehedem bestehenden Wahlrestriktionen unter Afroamerikanern im Süden des Landes zu setzen.

Danach blickten durch die Demokraten regierte Bundesstaaten wie New York auf eine geringere Anzahl von Tagen vor dem eigentlichen Abhalten von Wahlen, an denen Frühwahlstimmen in den einzelnen Bezirken eingehen könnten, als der Bundesstaat Georgia.

Unter Bezugnahme auf aktuelle Umfragen zu diesem Thema spräche sich eine deutliche Mehrheit der US-Bevölkerung im Übrigen zugunsten einer Einführung von Voter-ID-Gesetzgebungen auf bundesstaatlicher Ebene aus. Allein hieran zeigt sich, wie sehr den Bürgern und Bürgerinnen des Landes dieses Thema nach den jüngsten Ereignissen unter den Nägeln zu brennen scheint.

McConnell kritisierte die Demokratische Parteiführung aufs Schärfste, weil die aktuell auf den Weg gebrachten Wahlrechtsreformen in Georgia auch nicht nur annähernd mit einer damit verbundenen Rassentrennung oder ähnlichen Dingen vergleichbar seien.

Nach der Besetzung des Washingtoner Kapitols am 6. Januar hatten Konzerne in den USA angekündigt, eigene Spendenaktivitäten zugunsten von 147 republikanischen Gesetzgebern auf Eis legen zu wollen oder gar komplett einzustellen. Geschadet scheint es den hiervon Betroffenen nicht zu haben.

Denn wie unter anderem James Oliphant unter Bezugnahme auf einen Bericht von Reuters Anfang März schrieb, sei der Finanzierungsapparat der Republikanischen Partei nach dieser Ankündigung erst so richtig in Gang gekommen. In diesem Zuge seien große Spender der Partei durch eine massiv in die Höhe schnellende Anzahl von Kleinspendern und finanziellen Zuwendungen seitens politischer Graswurzelbewegungen übertrumpft worden.

Hieran zeige sich, dass der politische Einfluss von Konzernen und Unternehmen auf die Washingtoner Zwei-Parteien-Landschaft weiter schrumpfe. Vielleicht mag dies auch der Grund sein, weswegen Konzernspitzen nun den plumpen Versuch unternehmen, selbst Politik auf Basis von Drohungen, die ökonomischer Natur sind, zu machen – ohne dabei im Parlament oder in einem Regierungsamt zu sitzen.

 

„Was heißt das für mich konkret!?“

Es zeigt sich, dass Ex-Präsident Jimmy Carter Recht behalten würde, als er erklärte, dass es sich im Fall der Vereinigten Staaten von Amerika nicht (mehr) um ein demokratisches System, sondern um ein von Partikular- und Sonderinteressen - heißt korrupten Plutokraten und Oligarchen -beherrschtes Land handele. Oder wie beschrieb der russische Oligarch Boris Beresowski einst einmal die Funktionsweise eines demokratischen Systems? Laut Beresowski handele es sich hierbei um nichts anderes als die Macht des Geldes. Machen Sie sich hierzu bitte Ihre eigenen Gedanken.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"