Es ließ sich absehen, dass die jüngste Zusammenkunft der Mitgliedsländer der Shanghai Cooperation Organisation (SCO) unter aller Voraussicht interessante Ergebnisse zur Folge haben würde.

Denn erstmals seit dem Ausbruch der Covid-Krise hatte der chinesischen Staatspräsident Xi Jinping die Entscheidung getroffen, sich wieder persönlich ins Ausland zu begeben. Eines dieser Ergebnisse mag sich in der Verlautbarung zu einem bevorstehenden Beitritt des NATO-Landes Türkei zur SCO widerspiegeln.

Erwähnt sei, dass sich die Türkei und die Russische Föderation parallel darauf geeinigt haben, ihren bilateralen Gashandel in der Zukunft auf Basis der eigenen Landeswährungen – und somit unter Ausschluss des US-Dollars – abzuwickeln.

Ein Viertel aller russischen Gaslieferungen an die Türkei soll fortan auf Rubel-Basis bezahlt werden. Dass sich die Dinge in der persönlichen Unterredung zwischen Wladimir Putin und Xi Jinping im usbekischen Samarkand ebenfalls um die vorherrschende Situation in der Ukraine drehen würden, war auch klar.

Mit einer Eskalation des Krieges in der Ukraine ist zu rechnen

Anhand der sich am vergangenen Wochenende hieran anschließenden Pressekonferenz von Wladimir Putin begann sich abzuzeichnen, dass es wahrscheinlich zu einer Verkündung von Änderungen in der Vorgehensweise der Russischen Föderation in der Ukraine kommen wird.

In der laufenden Woche gaben die beiden Volksrepubliken Luhansk und Donezk nebst dem südukrainischen Oblast Kherson bekannt, sich nach unmittelbar bevorstehenden Referenden (zwischen dem 23. und 27. September) in das Staatsgebiet der Russischen Föderation eingliedern lassen zu wollen.

Ferner gab Wladimir Putin heute Morgen eine Teilmobilisierung bekannt, in deren Zuge gut dreihunderttausend Reservisten eingezogen werden sollen. Absehbar ist, dass die Russische Föderation der Ukraine nach einem möglichen Beschuss dieser in die Russische Föderation demnächst einzugliedernden Regionen offiziell den Krieg erklären wird.

Nicht nur mit einer härteren Gangart der russischen Armee, sondern auch mit einer Besetzung von weiteren Regionen in der Ukraine wäre in einem solchen Fall zu rechnen. Schließlich dürfte es ein Anliegen der Moskauer Kreml-Regierung sein, die in das eigene Staatsgebiet einzugliedernden Volksrepubliken von Luhansk und Donezk wie auch Kherson vor weiterem Beschuss durch ukrainische Truppen abzuschirmen.

Eine potenzielle Besetzung von weiteren ukrainischen Regionen westlich und nördlich davon würde eine Pufferzone bilden, die insbesondere einem Beschuss mittels jener durch die US-Regierung an Kiew gelieferten HIMARS-Raketensysteme vorbeugen würde.

Selbstverständlich muss angesichts der aktuellen Entwicklungen mit einer Eskalation des Krieges in der Ukraine gerechnet werden. Der Moskauer Kreml hatte darüber hinaus klar gemacht, die USA als aktive Kriegspartei zu klassifizieren, falls es zu Lieferungen von noch weitreichenstärkeren Raketensystemen an die Kiewer Regierung kommen sollte.

Selbst der mögliche Abwurf einer Atombombe über ukrainischem Staatsgebiet scheint wohl nicht mehr ausgeschlossen werden zu können. Hieran zeigt sich der gesamte Irrsinn, der am dicken Ende dieser Geschichte zum Ausbruch eines weltweiten Nuklearkriegs zu führen droht. Lösungen auf dem diplomatischen Verhandlungsweg sind nicht mehr erwünscht. Die Bevölkerungen unserer Erde dürfen es ausbaden.

Lage an globalen Währungsmärkten verändert sich in einem rapiden Tempo

Um auf die getroffenen Beschlüsse zum bilateralen Handel zwischen der Türkei und Russland zurückzukommen, so wurde Ähnliches erst kürzlich auch durch die indische Regierung verkündet.

Denn inzwischen scheint der aus der Taufe zu hebende Mechanismus, welcher es der Russischen Föderation und Indien erlauben wird, ihren gegenseitigen Handel fortan auf Basis des Rubels und der indischen Rupie abzuwickeln, startklar zu sein.

Heißt also, dass auch zwischen Russland und Indien keine US-Dollars für Erdölimporte und durch den Subkontinent im Gegenzug nach Russland zu verschiffende Exporte mehr auf Basis des US-Dollars abgewickelt werden.

Anhand dieser Entwicklungen zeigt sich, dass sich nicht nur die geopolitische Landschaft, sondern auch die Lage an den internationalen Währungsmärkten in einem rapiden Tempo verändert.

Afrika wird mit einer Verhängung von amerikanischen Zweitsanktionen gedroht

In den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union scheinen diese Entwicklungen nicht nur für Frust, sondern auch für einen wachsenden Grad an Verzweiflung zu sorgen. Erst Mitte August wurde den Ländern des afrikanischen Kontinents durch die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, angedroht, möglicherweise einer Verhängung von amerikanischen Zweitsanktionen ins Auge zu blicken.

Linda Thomas-Greenfield warnte die Nationen Afrikas in diesem Zuge davor, die westlichen Sanktionen zu unterlaufen, indem die meisten Länder der Region ihren bilateralen Handel mit der Russischen Föderation fortsetzen und aufrechterhalten.

In der Zukunft seien nur noch Importe von Düngemitteln und Getreide aus der Russischen Föderation erlaubt, wenn der afrikanische Kontinent sich nicht dem Zorn der Washingtoner Regierung ausgesetzt sehen wolle.

Dass diese Warnungen in Afrika nicht auf fruchtbaren Boden fielen, wurde anhand des jüngsten Staatsbesuchs des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa in den Vereinigten Staaten deutlich.

In seiner Unterredung mit Joe Biden im Weißen Haus machte Cyril Ramaphosa darauf aufmerksam, dass Südafrika, wie auch viele andere Nationen auf dem schwarzen Kontinent, ihre Geschicke selbst bestimmen möchten.

Seitens des Sprechers des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, John Kirby, wurde im Anschluss darauf hingewiesen, dass die USA dazu bereit seien, die Souveränität von Drittstaaten zu akzeptieren.

Druck auf türkische und internationale Banken soll erhöht werden

Wie dem auch sei, in einem jüngsten Bericht der Financial Times heißt es, dass die USA und die Europäische Union ihren Druck nun auch auf in der Türkei ansässige Banken verschärfen wollen.

Ziel ist es, den bilateralen Handel zwischen der Türkei und der Russischen Föderation zu stören und die Regierung in Ankara davon abzuhalten, die durch den Westen verhängten Sanktionen zu unterlaufen.

Im Bericht der Financial Times wird Bezug auf zwei „westliche Insider“ genommen, die dem Blatt mitgeteilt haben, dass türkische Banken unter Beobachtung stünden, um die Kreditgeber dazu zu zwingen, die durch den Westen verhängten Sanktionen nicht zu unterlaufen.

Von Interesse ist in diesem Zusammenhang gewiss auch der Umstand, dass sich türkische Banken inzwischen in das russische Zahlungssystem Mir integriert sehen.

Schon vor einigen Jahren hatte die russische Zentralbank in Kooperation mit den wichtigsten Kreditinstituten in der Heimat das Mir-System in Form eines alternativen Zahlungs- und Abwicklungssystems entwickelt, um einem zuletzt tatsächlich erfolgten Ausschluss von russischen Banken aus dem SWIFT-System vorzubeugen.

Alternatives Zahlungs- und Abwicklungssystem Mir

Nicht nur die Türkei, sondern auch andere Nationen auf dem asiatischen Kontinent, darunter Vietnam und Südkorea, sehen sich inzwischen in das russische Mir-System integriert, welches als alternatives Zahlungs- und Abwicklungssystem zu Mastercard und Visa fungiert.

In dem Bericht der Financial Times heißt es weiter, dass die Europäische Union eine eigene Delegation in die Türkei zu entsenden gedenkt, um dort vor Ort von Angesicht zu Angesicht gegenüber hochrangigen Vertretern der türkischen Regierung auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Einer der westlichen Offiziellen wird durch die Financial Times wie folgt zitiert:

„Wir werden eine sehr deutliche Botschaft senden, um darauf aufmerksam zu machen, dass Banken und Kreditgeber in Drittstaaten nicht Teil des russischen Zahlungssystems Mir sein sollten. Denn auf diese Weise sieht sich die Russische Föderation dazu in der Lage, sich einem Teil der durch den Westen verhängten Sanktionen zu entziehen.“

Eine Integration in das russische Zahlungs- und Abwicklungssystem Mir wird aus Sicht von international führenden Tourismusdestinationen allein schon deshalb interessant, weil auf diese Weise russischen Urlaubern die Möglichkeit gegeben wird, unabhängig von Mastercard oder Visa ihre im Ausland anfallenden Rechnungen zu begleichen.

In klassischen Urlaubsnationen wie der Türkei, Ägypten, den Malediven oder Vietnam erweisen sich russische Urlauber bereits seit vielen Jahren als international führende Devisenbringer.

So hatte auch die Türkei Anfang August dieses Jahres mitgeteilt, das russische Zahlungs- und Abwicklungssystem Mir im Land zu akzeptieren.

USA drohen mit neuen Sanktionen

Da sich die Anzahl der Banken und Kreditgeber rund um den Globus zuletzt in einem hohen Tempo erhöht hat, die das russische Zahlungs- und Abwicklungssystem Mir in ihren Ländern adaptiert haben, kündigte das US-Finanzministerium inzwischen an, jedes das Zahlungs- und Abwicklungssystem Mir nutzende Finanzinstitut außerhalb Russlands mit Sanktionen belegen zu wollen.

Gleichzeitig kündigte das US-Finanzministerium an, den Vorsitzenden des russischen National Payment Card System (NSPK), Wladimir Komlev, mit Sanktionen zu belegen. Seit der Einführung des neuen Zahlungs- und Abrechnungssystems haben russische Banken gut 130 Millionen Mir-Karten ausgestellt.

Unabhängig von den durch das US-Finanzministerium neu verhängten und gegenüber Banken und Kreditgebern im Ausland angedrohten Sanktionen hat die russische Zentralbank angekündigt, die Expansion des eigenen Zahlungs- und Abwicklungssystems Mir im Ausland weiter vorantreiben zu wollen.

Zumindest vorerst scheinen die Warnungen aus Washingtoner unter zwei türkischen Banken auf Gehör gestoßen zu sein. Hierbei handelt es sich neben der Denizbank auch um die Isbank. Wie Russia Today vor einigen Tagen unter Bezugnahme auf die Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtete, haben sich die Denizbank und die Isbank inzwischen wieder aus dem Zahlungs- und Transaktionssystem Mir zurückgezogen.

Nachdem die Washingtoner Regierung beiden Instituten mit einer Verhängung von Zweitsanktionen gedroht hatte, sei diese Entscheidung unumgänglich geworden, um nicht Gefahr einer Verhängung von amerikanischen Strafaktionen zu laufen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite der Financial Times.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Inzwischen sind es gut 25 Länder weltweit, die daran arbeiten sich aus einer Nutzung des US-Dollars zu verabschieden – oder dies bereits getan haben. Die aktuellen Ereignisse werden den sich intensivierenden Prozess der De-Dollarisierung wahrscheinlich weiter beschleunigen.

Denn der gesamte Globus wird nicht mehr lange dabei zuschauen können (wollen), wie mehr und mehr Nationen oder ganze Kontinente unserer Erde, die sich dem Willen Washingtons nicht beugen wollen, mit einer Verhängung von Sanktionen gedroht wird.

Wie Zoltan Pozsar seit dem Frühjahr warnte und weiter warnt, dürften die aktuellen Ereignisse nicht nur das absehbare Ende des US-Dollars als Weltreservewährung einläuten, sondern unter Umständen auch den Euro gleich mit in den Abgrund ziehen. Es wird spannend bleiben, zu welchen Entwicklungen es in diesem Bereich demnächst noch kommen wird.

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