Es empfiehlt sich, die aktuellen Entwicklungen im amerikanischen Bankensystem bei allen geopolitischen Risiken und Gefahren nicht aus den Augen zu verlieren. Das nach Ausbruch der Bankenkrise in den USA durch die Federal Reserve hastig initiierte Bank Term Funding Program (BTFP) hat über die vergangenen Monate oberflächlich betrachtet für ein wenig Beruhigung gesorgt.

Die Feuerwehr eilt „zur Rettung“

Doch unterhalb der Oberfläche brodelt es weiter. Nachdem die Zinsen im Bereich der 10-jährigen US-Staatsanleihen in der laufenden Woche kurzzeitig die Schwelle von 5 Prozent überschritten, eilte „die Kavallerie“ in Person von Hedgefondsmanager Bill Ackman „zur Rettung“.

 

Auf der Plattform X (zuvor Twitter) machte der Finanzmilliardär zu Wochenbeginn öffentlich darauf aufmerksam, seine Bondshorts glattgestellt zu haben. Als Grund nannte Bill Ackman die seiner Ansicht nach extrem zunehmenden Risiken in aller Welt, die US-Staatsanleihen zu einem demnächst möglicherweise wieder gesuchten „sicheren Hafen“ machen könnten.

Angesichts der in ein Wild-West-Casino verwandelten Börsenplätze stellt sich schon gar nicht mehr die Frage, wie eine solche – und einen enormen Shortsqueeze auslösende „Intervention“ an den Regierungsbondmärkten – durch einen privaten Investor überhaupt erlaubt sein kann?!

Andererseits kam spätestens seit den ausbrechenden Kampfhandlungen zwischen der palästinensischen Hamas und Israel die Frage auf, warum amerikanische Staatsanleihen ihrem Ruf als „sicherer Hafen“ angesichts dieser sich dynamisch vollziehenden Entwicklung – anders als in der Vergangenheit – nicht gerecht werden konnten?!

Blick an die amerikanischen Staatsanleihemärkte

Wahrscheinlich genügt es, das absolut rücksichtslose Ausgabe- und Verschuldungsverhalten der Washingtoner Bundesregierung nebst deren exorbitanten Haushaltsdefiziten zu berücksichtigen, um sich auf diese Frage zumindest eine oberflächliche Antwort zu erteilen.  

 

Auf die oben abgebildete Grafik und den dieswöchigen Verlauf der Zinsen im 10-jährigen Bereich blickend, lässt sich vermuten, dass die zu Wochenbeginn durch einen erzwungenen Shortsqueeze ausgelöste Kauforgie an Amerikas Staatsanleihemärkten womöglich schon wieder einer Beruhigung entgegensehen könnte.

Wie dem auch sei, es bleibt nicht zu vergessen, dass mit jedem weiteren Punktanstieg der Zinsen an den amerikanischen Staatsanleihemärkten auch die Bilanzen unter den heimischen Geschäfts- und Regionalbanken in Mitleidenschaft gezogen werden.

Falls sich Bill Ackman als „weißer Ritter“ des Bankensystems in den Vereinigten Staaten zu engagieren suchte, so mag Bill Ackman diesen Akteuren zumindest kurzfristig Erleichterung verschafft haben.

Zu irgendeiner Art der Intervention musste es nach dem kurzfristigen Überschreiten der Zinsschwelle von 5 Prozent im 10-jährigen Bereich gewiss kommen, denn nicht zu vergessen bleibt, dass die Aufrechterhaltung der Stabilität an den Finanzmärkten einzig und allein davon abhängt, wie lange sich das Monetisierungskarussell an Amerikas Staatsanleihemärkten noch aufrechterhalten lassen wird.

Haben sich Zentralbanken selbst zu Papiertigern degradiert?

Beständig steigende Zinsen führen einer wachsenden Anzahl von Akteuren hingegen vor Augen, dass alle Bemühungen unter den einschlägigen Institutionen – allen voran unter Zentralbanken – im Hinblick auf eine erhoffte Stabilisierung der Lage an den Schulden- und Bondmärkten ins Leere zu laufen drohen.        

Wer die Entwicklungen im amerikanischen Bankensystem seit dem Ausbruch einer neuen Krise im März dieses Jahres weiterhin aufmerksam verfolgt hat, nahm und nimmt wahr, dass neben den hohen Zinsen auch die zunehmenden Probleme an den Immobilienmärkten viele kommerzielle Geschäfts- und Regionalbanken unter einen enormen Druck setzen.

Obwohl Amerikas Großbanken nun schon seit mehreren Quartalen außergewöhnlich gute Ergebnisse präsentieren, bleiben diese Präsentationen mit einem gewissen Grad an Vorsicht zu genießen. In diesem Kontext sei nur an völlig aufgeweichte Bilanzierungsvorgaben und andere Standards erinnert.

Filialschließungen und Mitarbeiterentlassungen in Amerikas Bankensystem setzen sich fort

Unter Berücksichtigung dieser Situation sollte einem zu denken geben, dass Banken in den Vereinigten Staaten Hunderte von Filialen schließen und dabei Tausende von Mitarbeitern entlassen.

Allein in der ersten Oktoberwoche haben amerikanische Geschäftsbanken eine Schließung von weiteren 54 Filialen bekannt gegeben. Hierzu zählen auch die Bank of America und Wells Fargo.

Beklagt wird, dass mehr und mehr Amerikaner durch diese anhaltende Entwicklung von einer Basisversorgung mit Finanzdienstleistungen abgekoppelt werden. Schon im vergangenen Jahr hatten Amerikas Geschäftsbanken die Schließung von weiteren zweitausend ihrer landesweit betriebenen Filialen (auf Nettobasis) bekannt gegeben.              

Neben den akuten Finanzproblemen, denen Geschäftsbanken und Regionalbanken im Land ins Auge blicken, sehen sich viele Institute auch immer stärker durch neue Konkurrenten im Fintech-Sektor oder durch reine Online-Banken herausgefordert.

Wie dem auch sei, so warnen Experten davor, dass sich die Massenentlassungen in Amerikas Bankensektor fortsetzen. So berichtete zuletzt unter anderem der Sender CNBC darüber, dass die Entlassungswellen im amerikanischen Bankensystem nicht abebben.

Ganz im Gegenteil müsse mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung über das laufende Jahr hinaus gerechnet werden. Selbst der Bankenplatzhirsch JPMorgan Chase bleibe von dieser Situation nicht verschont.

Die nach JPMorgan Chase fünf größten Geschäftsbanken in den Vereinigten Staaten haben allein im laufenden Jahr zusammen mehr als 20.000 Mitarbeiter abgebaut. Grund hierfür ist neben einbrechenden Fusionsaktivitäten auch die sich verschärfende Lage an den Märkten für gewerbliche Immobilien (CRE / Commercial Real Estate).

Als wie aussagekräftig sich ein Wachstum der amerikanischen Wirtschaft von 5,4 Prozent im dritten Quartal erweist, sei einmal dahingestellt. Denn nicht außer Acht zu lassen bleibt, dass die vielerorts aufmerksam beobachtenden Frühindikatoren für die amerikanische Wirtschaft sich mittlerweile achtzehn Monate in Folge im Rückwärtsgang befinden.   

Auch andere wichtige Indikatoren deuten darauf hin, dass sich die US-Wirtschaft spätestens zum Jahreswechsel in einer Rezession befinden könnte. Hinzu gesellen sich die gefährlichen Entwicklungen in der Nah- und Mittelostregion, die das Potenzial dazu haben, die Ölpreise abermals deutlich über die Marke von 100 US-Dollar pro Fass zu befördern.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Berichtauf der Seite dailymail.com.

Dieser Bericht wird morgen in einem zweiten Teil fortgesetzt. Ein abschließendes Fazit wird zu diesem Zeitpunkt erfolgen.

 

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