Seit dem letzten Jahr und dem damit verbundenen (bisherigen) Höhepunkt der Energiekrise in Deutschland und auf dem europäischen Kontinent sorgen Warnungen vor der Gefahr einer potenziellen De-Industrialisierung Deutschlands für mediale Schlagzeilen.

Führende Industriekonzerne haben sich in Deutschland, bislang noch der Wirtschaftsmotor der Mitgliedsgemeinschaft der Europäischen Union, inzwischen zu Wort gemeldet, um eben jene Warnungen zu bekräftigen.

Siemens-Chef: „Die Strompreise werden weiter steigen“

Zuletzt war es Siemens-Chef Roland Busch, der in einem Interview gegenüber der Bild-Zeitung erklärte, den Versprechen der Ampel-Regierung nicht zu glauben, um vielmehr mit weiter steigenden Strompreisen unter Unternehmen und privaten Haushalten zu rechnen.

Ferner legte Roland Busch einmal mehr den Finger in die Wunde von so vielen offenen und ungelösten Problemen und Baustellen in Deutschland. Sollten diese nun teilweise seit Jahren bestehenden Probleme nicht möglichst bald gelöst werden, so zeigte sich der Siemens-Chef davon überzeugt, dass die Welt Deutschland überholen wird.

Nun ja, hierbei handelt es sich um Erkenntnisse oder eben jene Befürchtungen, die mittlerweile jedem klardenkenden Menschen im Land bewusst geworden sein dürften. Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt läuft, wird selbst zu seinen Schlussfolgerungen gelangt sein. Die Uhr tickt, oder wie Ex-EU-Kommissar Günther Oettinger den Deutschen in ihr Stammbuch schreibt:

„Deutschland, Absteigerland im Sinkflug!“

Solche Aussagen machen natürlich Mut und stärken das Selbstbewusstsein (Vorsicht Ironie). Es lässt sich nur noch mit dem Kopf darüber schütteln, wie Herr Günther Oettinger mal eben so einen raushaut, um hierbei wie neben sich zu stehen, und dabei den Eindruck zu vermitteln, als ob er und seine einstige Politik damit nichts zu tun haben würden. Einfach geil!

Auf der Suche nach der eigenen DNA

Auch an Ifo-Chef Clemens Fuest gehen die aktuellen Entwicklungen augenscheinlich nicht spurlos vorüber, wenn es, wie in diesem Bericht, heißt, dass Anzeichen für den Prozess einer De-Industrialisierung in Deutschland bereits erkennbar seien.

Nun, mehr und mehr erweckt es den Eindruck, als ob Deutschland, seine Unternehmen und seine Bürger auf der Suche nach jener DNA zu sein scheinen, die das Land einst einmal zu einem weltweit respektierten Erfolgsmodell machte. Diese Beobachtung nimmt Bezug auf Voith-Chef Toralf Haag, auf dessen jüngste Aussagen hier noch eingegangen wird.

Ich habe vielleicht den Vorteil, größtenteils von außen auf Deutschland zu blicken. Gewiss haben auch viele andere Länder auf der Welt ihre ganz spezifischen Probleme. Doch was ich im Ausland oft gefragt werde, ist, warum sich Deutschland eigentlich selbst mit Analphabeten aus aller Herren Länder flute, um sich dabei wirtschaftlich auch noch selbst zu zerlegen?

Ich weiß es auch nicht und bin ehrlich gesagt so müde von all diesen Politisierungen, könnte mir jedoch vorstellen, dass das Zeitalter einer zunehmenden Polarisierung in der deutschen Gesellschaft tatsächlich erst noch in seinen Kinderschuhen steckt.

Meines Erachtens sind westliche Nationen wie die Vereinigten Staaten von Amerika oder auch Frankreich unter Bezugnahme auf einen solchen Prozess schon weiter fortgeschritten als Deutschland.

In der Schweiz wurde ich vor einigen Wochen einmal danach gefragt, wie denn die Moral unter den deutschen Unternehmen und deren Mitarbeitern aussähe. Ehrlich gesagt, weiß ich das auch nicht so recht oder kann es nicht einordnen. Weil mir dazu der momentane Einblick fehlt.

Macht unternehmerisches Handeln überhaupt noch Sinn?

Gefragt wurde ich damals danach, da es aus Sicht und laut Aussage meines Schweizerischen Gesprächspartners mehr und mehr den Eindruck vermittele, als ob es überhaupt keinen Sinn mehr machen würde in Deutschland einer Geschäftsidee und deren Umsetzung nachzugehen.

Tja, sollte es so sein, viele Leser werden dafür sehr wahrscheinlich ein besseres Gefühl haben als ich, so fiel mir dazu ein, dass das wohl vorwiegend an einer alles unter sich erstickenden Bürokratie, einem völlig ausufernden Papierwahn, der Regulierungswut, einer kaum mehr zu ertragenden Oberlehrerhaftigkeit und einem Steuersystem, das selbst Steuerberater nicht mehr vollauf durchschauen, liegen dürfte.

Anders ausgedrückt: Ein völlig aus dem Ruder laufender Beamtenstaat schafft oder würgt, ohne es vielleicht selbst zu bemerken oder die Dinge schlichtweg ignorierend, den privaten Wirtschaftssektor und jedwede Motivation zur Eigeninitiative ab!

Warum sind denn so viele gut ausgebildete Deutsche in den letzten Jahren gegangen, um dem Land den Rücken zu kehren? Zumindest das kann ich Ihnen mit Gewissheit sagen. Erst jüngst unterhielt ich mich mit einem alten Bekannten, der nun schon seit einiger Zeit in Dubai lebt.

Im Gedächtnis ist mir eine seiner Aussagen geblieben. Und zwar: „Ach, was ist es schön, mich mit den unternehmerisch Besten der Welt in meinem Bereich messen zu können, ohne dabei fürchten zu müssen, mehr Zeit für Bürokratie als meine eigentliche Arbeit aufbringen zu müssen.“

Suhlen in der Selbstzufriedenheit – Es mangelt an Selbstreflexion

Deutschland und seine politischen Entscheider sollten sich vielleicht mal selbst aus der Vogelperspektive heraus beobachten. Vielleicht wäre es dann möglich, endlich wieder zu einem höheren und dringend notwendigen Maß der Selbstreflexion zurückzukehren.

Auch ein wenig mehr Demut nebst einer Unterlassung von der zunehmend unerträglicher werdenden moralischen Besserwisserei oder Apostelhaltung täten dem Land wahrscheinlich ebenfalls sehr gut!

Bestes Beispiel hierfür war aus meiner Sicht die unsägliche Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Katar. Einfach nur noch zum Fremdschämen! Ein Gastgeberland auf eine solche Weise zu düpieren und moralisch an den Pranger zu stellen, um dabei gleichzeitig sportlich abermals so richtig auf die Fresse bekommen zu haben, entbehrt jeder Beschreibung.

Wenn man eine solche Haltung schon an den Tag legt, um anderen auf der Welt zu sagen, was richtig und was falsch ist, so wäre die Absage einer Partizipation der Nationalmannschaft im Vorfeld des letztjährigen WM-Turniers das wohl gangbarste Signal gewesen.

Sich in einem Gastland dann aber auf solch eine rüpelhafte Weise zu benehmen, hat von außen auf die Dinge blickend fast schon weh getan und mag wohl auch zu einer wachsenden Entfremdung zwischen Nationalmannschaft sowie Fans und Fußballfreunden in Deutschland geführt haben.

Während Frau Innenministerin Nancy Faeser damals provokativ mit ihrer bunten Armbinde auf der Tribüne saß, um gegen die Intoleranz des katarischen Regimes zu protestieren, waren sich andere Sozialdemokraten/Sozialisten im Europa-Parlament nicht zu schade dazu, diverse im Koffer gehortete Bestechungsgelder von eben jenen katarischen Scheichs anzunehmen.

Das sagt eigentlich alles, oder?! Und das wollen die Leute sein, die das Bargeld abschaffen wollen? Finde den Fehler! Frage sich noch jemand, warum immer mehr Menschen sich angeekelt ob solcher Heuchelei und Unglaubwürdigkeit vom politischen System abwenden.

Anspruch und Realität klaffen in Deutschland mittlerweile meilenweit auseinander. Hin und wieder habe ich das Gefühl, dass es im Land keinerlei Bewusstsein dafür zu geben scheint, dass inzwischen vielerorts auf der Welt dieselbe Qualität zu allerdings teils weit günstigeren Preisen abgeliefert wird. Arroganz und Überheblichkeit gegenüber anderen ist allein schon aus diesem Grund fehl am Platze. Vielleicht kommt Hochmut auch vor dem Fall, man wird sehen.

Voith-Chef spricht Klartext

Wie dem auch sei, so war es nun auch Toralf Haag, Präsident und Vorstandschef des global operierenden Technologieunternehmens Voith Group, der in einem Interview gegenüber der Zeitung Die Welt einer Ursachenforschung in Bezug auf den ökonomischen Abstieg des Landes nachzugehen versuchte.

Angesichts der Tatsache, dass sich Deutschland seit dem vergangenen Quartal offiziell in einer technischen Rezession befindet, treibt Toralf Haag zudem die Befürchtung um, dass die deutschen Lande ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität einbüßen werden.

Folglich werden auch die ausländischen Direktinvestitionen spürbar zurückgehen, während sich Deutschland energiepolitisch auf einem falschen Weg befinde. Vor allem die aggressive Transformation in der Energieproduktion, heißt also weg von Energiequellen wie Kohle und Atomkraft hin zu grün-alternativen Energieformen wie Sonne und Wind, empfindet Toralf Haag „als problematisch“.

Die selbst gesetzten Ziele in der Energiepolitik seien ambitioniert. Gleichzeitig stünden nur unzureichende Anreize und staatliche Unterstützungen zur Verfügung, um diese Ziele zu erreichen.

Ah so, und dann forderte Toralf Haag ferner auch einen Abbau der Bürokratie im Land. Genehmigungen müssten viel schneller erteilt werden, sodass es in diesem Zuge zu einer schnelleren Umsetzung von Projekten und Plänen kommen könne.

Da fällt mir auf kleinerer Ebene etwas zu ein. Versuchen Sie doch mal, in Deutschland ein Café aufzumachen. Ich wünsche allen Enthusiasten viel Spaß mit dem Bauamt! Allein die können Dich dazu bringen, die eigenen Pläne völlig entnervt und demotiviert fahren zu lassen noch bevor überhaupt irgendetwas richtig angefangen hat!

Zurück zu Toralf Haag, der davor warnt, dass Investmententscheidungen in Deutschland immer schwieriger werden. Für sein eigenes Unternehmen sprechend, investiere man zurzeit lieber in Osteuropa, auf dem asiatischen Kontinent oder in den Vereinigten Staaten. Dies gelte insbesondere für den Bau von neuen Fertigungskapazitäten.

Grund hierfür sei, dass sowohl die Energie- als auch die Arbeitskosten in Deutschland zu hoch seien, während Bürokratie und Regulierung parallel immer stärker zunehmen. Im Verlauf der letzten zwei Jahre habe sein Unternehmen dreißig neue Mitarbeiter einstellen müssen, die sich allein mit neuen deutschen Regulierungsverpflichtungen beschäftigten.

Um hier einmal einzuhaken, so denke ich, dass ich eingangs gar nicht so fernab der Realität auf die Dinge geblickt habe, wenn man Toralf Haag einfach mal aufmerksam zuhört, um sich dabei vorzustellen, wie „komplizwickt“ die Dinge gemessen an Umsätzen und Verkäufen gar erst in einer höheren Dimension aussehen müssen.

Beamte sollen im Betrieb erscheinen, um vor Ort etwas zu lernen

Ich halte es für einen sehr guten Vorschlag von Toralf Haag, wenn er die Beamten von einzelnen Ministerien dazu einlädt, sich vor Ort einmal selbst anzuschauen, welche Effekte und Auswirkungen aus Sicht eines Unternehmens mit deren bürokratischen Entscheidungen verbunden sind.

Tja, dafür wird es Zeit, denn die meisten Beamten werden in ihrem Leben wohl noch keine privatwirtschaftlich geführte Firma von innen gesehen haben, wenn man in Studienzeiten vielleicht von dem ein oder anderen unentgeltlichen Praktikum, wenn überhaupt, absieht.

Um überhaupt wieder größere Investitionen in Deutschland zu tätigen, müssten sich die Rahmenbedingungen laut Toralf Haag auf „eine fundamentale Weise“ verändern. Derzeit ließe sich hiervon jedoch nichts erkennen.

Vielmehr warnte der Voith-Chef davor, dass die Gefahren einer De-Industrialisierung im Land und die damit verbundenen Produktionsauslagerungen ins Ausland, „sehr groß sind“. Nahezu jeden Tag beobachte man in seinem Unternehmen inzwischen, wie Industriefirmen nicht in Deutschland, sondern im Ausland investierten.

Gefährlich ist dieser Prozess deshalb, weil Toralf Haag der deutschen Wirtschaft ganz offen ihre Zukunftsfähigkeit abspricht. Mit ihren gut bezahlten Jobs und Arbeitsplätzen habe sich das Industriegewerbe nämlich als Garantiegeber der allgemeinen wirtschaftlichen Prosperität erwiesen.

Deutsche Mittelstandsfirmen warten nicht mehr auf die Politik, sondern handeln

Verwaltungs- und Dienstleistungsjobs sähen sich nicht dazu in der Lage, eine solche Rolle zu übernehmen. In einem jüngsten Bericht auf der Seite von Remix News wurde Bezug auf neue Umfrageergebnisse unter Firmen des deutschen Mittelstandsverbandes (BVMW) genommen.

Die daraus resultierenden Ergebnisse lassen sich eigentlich nur noch als desaströs bezeichnen. Denn so plane ein Anteil von 26 Prozent unter allen befragten Unternehmen eine Schließung von heimischen Kapazitäten oder Aufgabe der eigenen Aktivitäten.

Ein Anteil von 22 Prozent unter den Unternehmen habe danach Interesse daran, die eigenen Aktivitäten ins Ausland zu verlagern. Hauptgrund hierfür sei neben einer zunehmenden Bürokratie auch die zu hohe Steuerlast in Deutschland.

Im Bericht von Remix News wird ferner darauf aufmerksam gemacht, dass im ersten Quartal sowohl die Neubestellungen als auch der Ausstoß im Industriebereich stark zurückgegangen sind.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf ein jüngst durch Die Welt veröffentlichtes Interview.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Um es mal überspitzt zu sagen (noch wird diese Annahme dem Ist-Zustand wohl nicht ganz gerecht): Die Besten verlassen in Scharen das Land, der Kaffeesatz und die Rentner bleiben zurück.

Wer bezahlt eigentlich in der Zukunft den aufgepumpten und aus allen Nähten platzenden Wohlfahrts- und Sozialstaat in Deutschland? Ach so, ja, viele Analphabeten aus dem Ausland, ganz vorne dabei aus Bürgerkriegsländern, die bei Ankunft häufig nicht einmal der deutschen Sprache mächtig und wie sich ferner zeigt nicht selten ob ihrer individuellen Erlebnisse traumatisiert sind.

Gesagt sei, dass jedes dieser Einzelschicksale wie auch der Grad der Verzweiflung, der in diesen Menschen herrschen muss, bei mir auch Empathie auslöst.

Und dann ist da natürlich auch noch die neue Aktienrente, klaro, das war mir für eine Sekunde entfallen. Übrigens noch so ein Beispiel dafür, wie wieder nur die einseitigen Partikularinteressen der Rentier-Akteure an den globalen Finanzmärkten befriedigt werden.

Oder wie sagte der russische Oligarch Boris Beresowski einst zu seinen Lebzeiten, danach gefragt, was Demokratie sei?

„Sie wollen wissen, was Demokratie ist? Nun, Demokratie ist die Herrschaft des Geldes.“

Dem ist angesichts der zu beobachtenden Entwicklungen über die vergangenen Jahre wohl nichts hinzuzufügen. Auch Präsident Jimmy Carter gelangte schon vor einigen Jahren zu der Ansicht, dass sein eigenes Land keine Demokratie, sondern eine von Korruption durchsetzte Oligarchie sei. Fazit? Das Gros der westlichen Welt ist dabei, in diese Fußstapfen zu treten.

Von Gestaltungsfreiheit, einer Ausübung des freien Willens oder von gelebter Liberalität kann in diesen Tagen jedenfalls immer weniger die Rede im Land der Dichter und Denker sein.

Mich würde interessieren, wie Sie auf diese Dinge blicken!

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