Inzwischen beginnt sich abzuzeichnen, welche Gangart die neu ins Amt gekommene Administration in Washington gegenüber der heimischen Industrie der Öl- und Gasförderer in den nächsten Jahren einschlagen wird…

Präsident Joe Biden kündigte gestern offiziell an, eine Vergabe von neuen Lizenzen zur Exploration und Förderung von Öl und Gas auf staatseigenen und durch die Behörden der Bundesregierung verwalteten Ländereien stoppen zu wollen.

In einem Bericht des Wall Street Journals heißt es zu dieser Entwicklung, dass die Biden-Administration dabei sei, eine Konfrontation mit der heimischen Öl- und Gasindustrie über die Zukunft der amerikanischen Energiebranche anzuzetteln.

Branchenexperten warnen davor, dass insbesondere Fracking-Aktivitäten auf Ländereien in Staatseigentum vor einem Aus stünden, wenn in der Vergangenheit vergebene Lizenzen erst einmal zeitlich ausliefen und nicht mehr durch die Behörden verlängert würden.

Vertreter der heimischen Öl- und Gasindustrie zeigen sich erbost ob dieser Entwicklungen, da Biden im Rahmen einer Kampagnenaussage am 31. August 2020 eine Art Rückversicherung gegenüber der Industriebranche abgegeben hatte, in der es wörtlich wie folgt lautete:

Ich werde Fracking nicht verbieten. Lassen Sie mich das noch einmal klarstellen. Ich werde mich keines Banns im Frackingsektor bedienen, egal wie oft Donald Trump Lügen über mich verbreiten mag.“

In der vergangenen Woche hatte die Biden-Administration bereits ein 60-tägiges Moratorium im Bereich der Vergabe von neuen Lizenzen zur Exploration und Förderung von Öl und Gas auf bundeseigenen Ländereien erlassen. Angekündigt wurde zudem, in besagtem Zeitraum eine eingehende Analyse der Öl- und Gasaktivitäten, die auf Lizenzvergaben zur Verpachtung und Vermietung von bundeseigenen Ländereien basierten, durchführen zu wollen.

Es wird damit zu rechnen sein, dass diese Maßnahme nur eine von vielen im Zuge von neu auf den Weg zu bringenden Gesetzgebungen, die sich auf eine heimische Reduzierung von Treibhausgasemissionen und einen Erhalt des Naturschutzes auf bundeseigenen Ländereien fokussieren werden, sein wird.

Andererseits ließen sich auf diese Weise zukünftige Staatsausgaben in Billionenhöhe unter dem Banner des Umwelt- und Naturschutzes legitimieren. Ferner stünde zu erwarten, dass es zu einer umfangreichen Gesetzgebung und neuen Bestimmungen zugunsten des allgemeinen Schutzes von dreißig Prozent aller bundeseigenen Ländereien und Wasserreservoirs kommen wird, die spätestens ab dem Jahr 2030 rechtsgültig werden sollen.

Laut Wall Street Journal sähen Joe Bidens Pläne zudem die Wiedereinsetzung eines wissenschaftlichen Beratungsgremiums, das unter der Ägide von Barack Obama schon einmal Bestand hatte, im Weißen Haus vor.

Wie dem auch sei, die US-Großbank Goldman Sachs hatte sich in der vergangenen Woche mittels eines eigenen Berichtes zu den aktuellen Entwicklungen zu Wort gemeldet, darauf hinweisend, dass der absehbare Fracking-Bann in der Heimat kletternde Notierungen und Preise an den internationalen Ölmärkten zur Folge haben wird.

Der Markt reagiert!

Dass Aktien von amerikanischen Öl- und Gasunternehmen seit der Präsidentschaftswahl am 3. November unter Investoren gesucht waren und seitdem teilweise recht deutlich im Preis geklettert sind, lässt sich eigentlich nur noch auf zweierlei Beobachtungen zurückführen.

Erstens machten viele Sektorwerte bis zum Einsetzen einer plötzlichen Rally-Bewegung einen ziemlich ausgebombten Eindruck. Zweitens pumpt die Federal Reserve jede Woche weiterhin ausreichend Liquidität in das heimische Finanzsystem, so dass vermehrt Spekulanten auf eine bevorstehende Trendwende gesetzt haben könnten.

Amerikanische Öl- und Gaswerte hatte es nach der gestrigen Meldung und auch in den Tagen zuvor dann aber doch ganz schön erwischt, nachdem es zur letztwöchigen Ankündigung des 60-tägigen Moratoriums zur Vergabe von Lizenzen durch die Washingtoner Bundesregierung zur Exploration und Förderung auf Staatsland gekommen war.

Von diesem Moratorium sehen sich übrigens nicht nur Öl- und Gasunternehmen, sondern auch Firmen, die im Minen-, Metall-, Kohle- und Wasserbereich aktiv sind, betroffen. Dass Bidens Pläne möglicherweise eine komplette Einstellung von Lizenzvergaben, wodurch sich rund ein Zehntel des heimischen Öl- und Gasangebots beeinträchtigt sähe, vorsehen, führte im gestrigen Handel abermals zu entsprechenden Reaktionen – nämlich sinkenden Kursen.

Mögen Investoren und Spekulanten durch diesen Strom von Meldungen vielleicht auf dem falschen Fuß erwischt worden sein, so geht aus einer Grafik der Bank of America hervor, dass eine solche Entwicklung unter heimischen Öl- und Gasunternehmen keineswegs als große Überraschung wahrgenommen zu werden scheint.

 

Denn die Anträge für neue Lizenzvergaben zur Exploration und Förderung von Öl und Gas auf staatseigenen Ländereien waren zum Ende des vergangenen Jahres massiv in die Höhe geschossen, da Unternehmen in diesem Sektor wahrscheinlich mit einem Explorations- und Förderbann auf Ländereien der Bundesregierung gerechnet hatten.

Sich intensivierende Spekulationen drehen sich schon lange nicht mehr nur darum, welchen Einfluss die aktuellen Entwicklungen auf Öl- und Gasunternehmen – und hier speziell Firmen im umstrittenen Fracking-Bereich – zeitigen werden.

Vielmehr stellen sich Händler an den internationalen Ölmärkten zudem die Frage, welche Preisentwicklung sich an den Öl- und Gasmärkten unter Berücksichtigung von Joe Bidens Interventionen in der Zukunft in diesem wichtigen Bereich, der nachhaltige Auswirkungen auf die mittel- bis langfristige Inflationsentwicklung haben könnte, erwarten lässt.

Bei Goldman Sachs heißt es hierzu, dass es die neue Biden-Administration augenscheinlich nicht eilig damit habe, sich mit der Führung des Irans an einen Tisch zu setzen, um mit der Teheraner Regierung über eine Wiederinstandsetzung des durch die Trump-Administration einseitig aufgekündigten Nuklearabkommens (JCPOA) zu verhandeln.

Israelis warnen lautstark

Seitens der israelischen Führung erging vorbehaltlich schon einmal die Warnung, den Iran ohne eine Unterstützung der US-Regierung bombardieren und attackieren zu wollen, falls Joe Biden und das Weiße Haus zu einer Re-Etablierung von JCPOA Bereitschaft zeigen sollten.

In einem Bericht von Breaking Defense heißt es hierzu unter Bezugnahme auf Insider, dass die israelische Führung von der neu ins Amt gekommenen Biden-Administration sofort und ohne Zeitverzögerung wissen wolle, ob sich die US-Regierung dem potenziellen Bau einer iranischen Atombombe mit Entschlossenheit entgegenstellen wolle oder nicht.

Sollte dies nicht der Fall sein, so würde Israel ohne Rückendeckung der Vereinigten Staaten die Dinge im Mittleren Osten selbst und auf eigene Faust in die Hand nehmen, um den Iran gegebenenfalls auch militärisch zu attackieren. Aus Sicht der US-Regierung müssen sich diese Worte wie eine Drohung anhören.

Die Biden-Administration wird gewiss mit dem Gedanken spielen, durch die Administration von Donald Trump gegen den Iran verhängte US-Sanktionen zu lockern, um zu einer besseren Verhandlungsgrundlage mit der Teheraner Regierung zurückzukehren. Bei Goldman Sachs heißt es hierzu weiter, dass die internationalen Ölmärkte auf diese Weise mit mehr Rohöl versorgt werden könnten, was wiederum die Ölpreisentwicklung im Zaun halten würde.

Aktuelle Prognosen rechnen angesichts der geplanten Verabschiedung eines neuen Fiskal- und Konjunkturanreizprogramms in den USA in Höhe von bis zu 1,9 Billionen US-Dollar mit einer möglichen Überhitzung der amerikanischen Ölnachfrage und einem Nachfrageanstieg in Höhe von 200.000 Fass pro Tag im Fiskaljahr 2021/22.

Nicht nur eine potenzielle sinkende Ölförderung in der Heimat, sondern auch die Aussicht auf eine mögliche Beibehaltung des außenpolitischen Kurses gegenüber Teheran könnten die Öl- und Gaspreise über die nächsten Monate unter Umständen deutlich steigen lassen. Goldman Sachs weist auf das für jedermann Offensichtliche hin:

Strategien zur Unterstützung der Energienachfrage, die andererseits jedoch mit Zielen zu einer Reduzierung der Kohlenwasserstoffproduktion beziehungsweise einer Erhöhung der Kosten in der Finanzierung und Förderung in diesem Bereich konkurrieren, werden sich in den kommenden Jahren als inflationstreibend erweisen. Hierzu trägt die zum aktuellen Zeitpunkt nach wie vor zu vernachlässigende Nachfrage im Bereich der Elektrofahrzeuge und der alternativen Energien bei.“

Stopp für die Keystone-Pipeline irritiert Kanada

Dass Joe Biden und das Weiße Haus inzwischen erklärt haben, den Bau der bislang als einen der größten Meilensteine im heimischen Infrastrukturbereich bezeichneten Projekte, namentlich die Keystone-Pipeline, nicht beenden zu wollen, hat nicht nur zu aufkommender Wut in der amerikanischen Öl- und Gasindustrie, sondern auch zu Irritationen beim Nachbarn Kanada geführt.

Während in Kanada damit gerechnet wird, dass die durch Joe Biden getroffene Entscheidung zu einem mehrjährigen Rückschlag in der Entwicklung der heimischen Erdölindustrie führen könnte, sieht Goldman Sachs bisher noch keine Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Schrumpfung des Ölangebots an den internationalen Märkten.

Trotz eines wahrscheinlicher werdenden Fracking-Banns in den Vereinigten Staaten würde sich aus aktueller Sicht noch immer ein Zeitfenster von etwa zwei Jahren auftun, um zuvor durch die Bundesregierung vergebene Lizenzen zur Öl- und Gasförderung auf staatseigenen Ländereien noch vollumfänglich zu nutzen.

Vielmehr ließe sich damit rechnen, dass amerikanische Förderunternehmen ihre Aktivitäten in diesem Zeitraum verstärkt auf eine Ölförderung auf bundeseigenen Ländereien konzentrieren werden, um die zeitlich auslaufenden Lizenzen maximal auszubeuten. Gleichzeitig dürften sich in diesem Zeitraum parallel auch die Anstrengungen der Unternehmen forcieren, neue Förderquellen auf Ländereien in Privathand zu erschließen.

Zu rechnen sei damit, so Goldman, dass die Unternehmen in diesem Sektor ihre Bohrungen und Explorationen auf Ländereien in Privathand über die kommenden Jahre deutlich forcieren werden, um ein zukünftig ausfallendes Angebot mittels einer Erschließung von anderen potenziellen Quellen auszugleichen.

Lauernde Gefahren werden bei Goldman Sachs auch im Hinblick auf die Entwicklung des US-Dollars ausgemacht. Mit massiv zunehmenden Staatsausgaben ginge das Potenzial einher, den Außenwert des US-Dollars gegenüber anderen wichtigen Papierwährungen unter Druck zu setzen. Ein anhaltend sinkender US-Dollar würde sich wiederum preistreibend an den Ölmärkten auswirken.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Insbesondere an den Energiemärkten bahnen sich weitreichende Umbrüche an, die sich unter Umständen irgendwann einmal mit jenen Umbrüchen vergleichen lassen werden, welche das Ende des Kohlezeitalters hin zu fossilen Energieträgern eingeleitet hatten. Regierungen rund um den Globus scheinen dazu entschlossen zu sein, das Ende des Zeitalters der fossilen Energieträger zugunsten von „grünen“ oder alternativen Energien wie Wind und Solar einzuläuten. Wie erfolgreich dieser Ansatz sein wird, bleibt indes abzuwarten.

An dieser Stelle sei nochmals angemerkt, dass es auch erst einmal abzuwarten bleibt, ob sich die vielerorts gehegten Erwartungen an einen wie ein Stein sinkenden US-Dollar tatsächlich manifestieren werden. Denn nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit drucken beziehungsweise erzeugen Notenbanken elektronisch Geld bis zum Abwinken.

Es lässt sich damit rechnen, dass sich der globale Währungskrieg abermals verschärfen wird, womit sich der Abwertungswettlauf unter den Fiat- und Papierwährungen fortsetzen wird. Stellen Sie einzelne Fiat-Währungen deshalb nicht nur mit anderen Papierwährungen in Vergleich, sondern setzen Sie diese Währungen stets auch in Relation zum Goldpreis und anderen wichtigen Rohstoffen wie Rohöl oder Kupfer.

Es empfiehlt sich, die Erwartungen an den Währungsmärkten nicht zu emotional und vor allem einseitig zu betrachten. Nehmen wir nur einmal an, es würde zum Ausbruch einer neuen globalen Finanzkrise kommen.

Der US-Dollar würde spätestens ab diesem Moment wahrscheinlich Bocksprünge machen. Zu berücksichtigen bleibt in diesem Kontext nämlich nicht nur die auf globaler Ebene irrsinnig hohe Verschuldung auf US-Dollar-Basis, sondern auch der beschränkte Zugang zu US-Dollars (trotz initiierter Swap-Linien durch die Fed) im Rest der Welt. Dies gilt umso mehr in Krisenzeiten.

Dass der US-Dollar zudem zur Grundlage von vielen sogenannten Carry Trades gemacht worden ist, macht die Sache nicht besser, sondern mahnt zu zusätzlicher Vorsicht…

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einer Reihe von Berichten (HIER, <link beitrag post usa-oel-und-gasunternehmen-sitzt-energiepolitisch-alternativer-hauch-im-nacken _blank>HIER, HIER und HIER) zu den aktuellen Ereignissen an den amerikanischen und internationalen Ölmärkten.

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