Im heutigen Bericht blicken wir nach Afrika und auf einige wichtige energiepolitische Entwicklungen vor Ort. Denn neben der Volksrepublik China scheint auch die Russische Föderation mittlerweile einen wachsenden Einfluss auf die Situation auf dem afrikanischen Kontinent auszuüben.

Beginnen wir bei dem südwestafrikanischen Staat Angola. Das äußerst ressourcenreiche Land hat russische Unternehmen kürzlich dazu aufgefordert, in einem zunehmenden Ausmaß in die heimische Wirtschaft zu investieren.

Angola öffnet russischen Unternehmen Tür und Tor

Gleichzeitig hat die angolanische Regierung dem Moskauer Kreml ihre vollumfängliche Diplomatieunterstützung zugesichert. Schon seit dem Jahr 2018 hat sich der bilaterale Handel zwischen den beiden Nationen, darunter russische Waffenlieferungen sowie eine Ausbeutung von wichtigen Rohstoffressourcen, spürbar intensiviert.

Kürzlich machte der angolanische Botschafter in Moskau in einem Gespräch gegenüber der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti darauf aufmerksam, dass die Präsenz russischer Unternehmen im eigenen Land bislang trotz allem noch recht überschaubar wäre.

Augusto da Silva Cunha wies gleichzeitig jedoch auch darauf hin, dass sich die weltweiten Interessen an einem Abbau der in Angola reichlich vorhanden Rohstoffressourcen seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine signifikant gesteigert haben, was den Westen mit einschließt.

Es sind allen voran die angolanischen Erdöl- und Gasreserven, die in diesem Zusammenhang weltweite Begehrlichkeiten geweckt haben. Der angolanische Botschafter machte überhaupt keinen Hehl daraus, russische Unternehmen und Geschäftsleute in einem verstärkten Ausmaß in sein Land locken zu wollen, um sich die mit ausländischen Direktinvestitionen in seinem Land verbundenen Vorteile zu sichern.

Ein interessante Aussage

Als interessant erwies sich die durch Augusto da Silva Cunha getätigte Aussage, dass im bilateralen Handel niemand auf der Welt seine Konten eingefroren sehen und sich weder etwaigen Sanktionen noch anderweitigen Interventionsmaßnahmen durch Dritte ausgesetzt sehen wolle.

Diese Aussage hörte sich tatsächlich ganz danach an, wie sie wohl auch gemeint war, nämlich als Seitenhieb gegenüber den westlichen Nationen. In einem Bericht auf der Seite von Russia Today hieß es hierzu im August letzten Jahres zudem, dass sich Angola möglicherweise auch dem russischen Kartenzahlungssystem MIR anschließen wird.

An den internationalen Energiemärkten gehen Analysten in einem zunehmenden Ausmaß davon aus, dass diese Entwicklungen mit Anzeichen für die aktuelle Herausbildung von neuen Energieallianzen einhergingen.

Nichtsdestotrotz erweisen sich die Dinge als komplex, weil in unserer Welt alles mit allem auf irgendeine Weise verbunden ist. Selbstverständlich wirkte sich die erfolgte Sprengung der Ostsee-Pipeline Nord Stream sofort negativ auf die Aktivitäten des russischen Erdgasriesen Gazprom aus.

Einsatz von Erdöl und Kohle wird wichtiger, nicht unwichtiger

Auch aus Perspektive des europäischen Kontinents ist dieses Ereignis keineswegs ohne Folgen geblieben. Denn spätestens seitdem müssen die Mitgliedsländer der Europäischen Union ihre Energiebedürfnisse verstärkt mittels Erdöleinfuhren und wachsenden Importen von Kohle befriedigen, auch wenn die Kohlepreise zuletzt spürbar unter Druck geraten sind.

Dass mit dieser Entwicklung neue Möglichkeiten samt einer Goldgräberstimmung Hand in Hand gehen, wurde vor Kurzem beispielsweise in diesem Bericht unter die Lupe genommen.

Wie dem auch sei, auch die Zusammenarbeit zwischen der Russischen Föderation und dem nordafrikanischen Staat Algerien wird sich in der Zukunft intensivieren. So hatten Moskau und Algier im September vergangenen Jahres eine Reihe von bilateralen Vereinbarungen im Rahmen des Eastern Economic Forum in Wladiwostok unterzeichnet.

Neben dem Rohstoffsektor soll auch die Kooperation zwischen beiden Nationen im StartUp- und Technologiebereich ausgebaut werden. Bereits zuvor befand sich Algerien unter den drei größten Handelspartnern der Russischen Föderation auf dem afrikanischen Kontinent.

Im Jahr 2021 belief sich der bilaterale Handel zwischen den beiden Nationen auf Basis von russischen Angaben auf gut drei Milliarden US-Dollar. Damit habe sich dieser Wert gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt.

Algerien möchte den BRICS beitreten

Die zuletzt neu unterzeichneten Kooperationsvereinbarungen sollen mit dafür sorgen, das russisch-algerische Handelsvolumen auch in den nächsten Jahren beständig zu steigern. Im Sommer letzten Jahres hatte der algerische Staatspräsident Abdelmajid Tebboune überdies erklärt, Interesse an einem BRICS-Beitritt seines Landes zu hegen.

Ergänzend ließ Abdelmajid Tebboune zum damaligen Zeitpunkt erkennen, dass Algerien die Aufnahmekriterien für einen solchen Beitritt bereits weitläufig erfülle. Inzwischen hat der Maghreb-Staat sein Beitrittsgesuch offiziell bei den BRICS-Nationen (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) eingereicht.

An der letztjährigen Zusammenkunft der BRICS-Nationen nahmen neben Algerien ferner auch zwölf weitere mögliche Beitrittskandidaten teil. Abdelmajid Tebboune hielt in diesem Zuge auch eine Gastrede, in welcher der algerische Staatspräsident darauf hinwies, dass die Herausbildung einer neuen Wirtschaftsordnung notwendig sei, in welcher neben Parität auch Gleichbehandlung die höchsten Werte darstellen müssten.

Auch diese damals getätigte Aussage fassten geopolitische Beobachter als einen Seitenhieb gegenüber dem noch immer durch westliche Institutionen dominierten Weltfinanzsystem auf.

Nigeria will Kooperation mit Russland vertiefen

Auch der westafrikanische Staat Nigeria scheint Interesse daran zu hegen, die Beziehungen zur Russischen Föderation zukünftig auszubauen und zu intensivieren. So hieß es im Herbst letzten Jahres beispielsweise, dass Russland ohnehin schon zu den größten Handelspartnern Nigerias gehöre.

Nichtsdestotrotz herrsche in Nigeria der Wunsch vor, den gemeinsamen Handel wie auch die diplomatisch-politischen Beziehungen zur Moskauer Kreml-Regierung zu stärken. So hatte beispielsweise der nigerianische Wirtschaftsmagnat David Oktapuma am Rande des letztjährigen Eastern Economic Forums in Wladiwostok erklärt, dass sich der Fokus der ganzen Welt weg von einer bipolaren hin zu einer multipolaren Weltordnung verändern müsse.

Unter Bezugnahme auf David Oktapuma verfüge die Russische Föderation teilweise über dieselben reichhaltigen Rohstoffressourcen wie sein eigenes Land Nigeria. Was Nigeria von Russland lernen könne, sei, wie sich diese Rohstoffressourcen auf die effizienteste Weise erschließen, fördern und vermarkten lassen.

Der russische Ressourcenreichtum habe der dortigen Bevölkerung über die vergangenen Jahrzehnte eine Steigerung des allgemeinen Wohlstands beschert. In Nigeria gäbe es Bestrebungen, in die Fußstapfen Russlands zu treten und diesem Beispiel zukünftig zu folgen.

So stünde eine Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums mit ganz oben auf der Agenda der nigerianischen Regierung. Angestrebt werde in der Zukunft insbesondere ein nachhaltiges Wachstum.

Um den allgemeinen Lebensstandard der nigerianischen Bevölkerung sukzessive anzuheben, sei es wichtig, sich nicht co-abhängig von westlichen Industriestaaten oder anderen Ländern auf der Welt zu machen.

Die Herstellung eines sich die Waage haltenden Ausgleichs werde in diesem Zusammenhang immer wichtiger, weswegen die politische, diplomatische und wirtschaftliche Bande mit der Russischen Föderation vertieft werden solle.

Weltbank-Präsident im Kreuzfeuer der Kritik

In Afrika werden zudem die im vergangenen Herbst durch Weltbank-Präsident Werner Hoyer getätigten Aussagen auf eine sehr kontroverse Weise diskutiert. Laut den damaligen Aussagen von Werner Hoyer gegenüber der Financial Times wolle und werde seine Institution nicht mehr in Vermögenswerte und / oder ökonomische Projekte investieren, die eines nicht allzu fernen Tages keinen Wert mehr aufweisen werden.

Die Weltbank habe sich auf die Fahnen geschrieben, zukünftig nur noch in nachhaltige, heißt nach Werner Hoyers Auffassung also nicht fossile Energieprojekte zu investieren. Auch die durch den Ausfall von russischen Erdgaslieferungen und zurzeit vorherrschende Energiekrise würde an dieser langfristigen Ausrichtung seiner Institution nichts ändern.

Um nur einmal ins ostafrikanische Tansania zu blicken, wo ein zwischen dem Viktoriasee und der tansanischen Küste am Indischen Ozean geplante Verlauf einer Erdgas-Pipeline zum Abschluss gebracht werden soll, stoßen derartige Aussagen auf einen immensen Grad der Ablehnung und Kritik.

Ferner wird westlichen Institutionen vielerorts Arroganz und Realitätsferne vorgeworfen. Viele afrikanische Nationen streben einen generellen Umstieg von Kohle auf Erdgas an. Da sich nahezu der halbe Kontinent in dieser Transformationsphase befindet, werden westlichen Vertretern sogar Boykott und neokoloniale Bestrebungen zum Vorwurf gemacht, wenn es zu solchen Aussagen kommt.

So sind nach einem im Jahr 2019 getroffenen Beschluss beispielsweise alle Finanzierungen im Erdgasbereich durch die Weltbank im Jahr 2021 ausgelaufen. Finanzierungszusagen sollen seitdem auch nicht mehr erneuert werden.

Vielmehr richtet sich der Fokus der Weltbank in diesem wichtigen Bereich fast ausschließlich auf eine Förderung von Projekten im Bereich der „erneuerbaren“ Energien. Unter anderem auch diese Entwicklung hatte zuletzt zu einer Intensivierung der Spannungen zwischen der Weltbank-Führung und einer Reihe von afrikanischen Nationen beigetragen.

Denn eine ganze Reihe von Nationen in Afrika verfolgen andere energiepolitische Pläne, ohne dabei – und im Sinne der heimischen Wachstumsankurbelung – zukünftig nur noch auf Wind- und Solarenergie setzen zu wollen, obwohl die gegebenen Voraussetzungen in Afrika hierfür bei Weitem besser sind als auf dem europäischen Kontinent.

Südafrika: Heuchelei ist Trumpf!

So hatte beispielsweise auch der südafrikanische Minister für Staatsunternehmen, Pravin Gordhan, im vergangenen Jahr öffentlich „die Heuchelei“ der mit den aktuellen Vorgaben der Europäischen Investitionsbank verbundenen Finanzierungsauflagen kritisiert.

Danach sei es ausgerechnet der europäische Kontinent, der seinen Emissionskreuzzug unter allen Weltregionen auf maximale Weise gesteigert habe, der sich nach dem Ausfall von russischen Gaslieferungen und verfehlten Energiestrategieentwicklungen nun in den größten Problemen befinde.

Den afrikanischen Nationen diktieren zu wollen, welchen Energiequellen sie sich in der Zukunft zu bedienen hätten, bliebe vielen Ländern auf dem europäischen Kontinent jetzt überhaupt nichts mehr anderes übrig, als die heimischen Kohleimporte zu steigern.

Unter Bezugnahme auf die damaligen Aussagen von Pravin Gordhan stelle sich angesichts dieser Entwicklungen automatisch die Frage, wie sich Änderungen der Finanzierungsauflagen durch die Europäische Investitionsbank mit jenen Dingen versöhnen und in Einklang bringen ließen, zu denen sich europäische Regierungen zurzeit gezwungen sehen.

Zu einem durch den afrikanischen Kontinent hallenden Aufschrei führte dann die jüngste Genehmigung und Regeländerung durch die europäischen Gesetzgeber, die Investitionen in Erdgas- und Atomprojekte den Stempel von nachhaltigen Energieträgern aufgedrückt haben.

Währenddessen sehen sich Regierungen in Afrika nicht mehr dazu in der Lage, sich mit dem Ziel von Finanzierungszusagen im Erdgasbereich an die Europäische Investitionsbank zu wenden.

Mancherorts, wie beispielsweise in Tansania, hat diese Entwicklung nicht nur zu Kritik, sondern vielmehr zu Wut und artikuliertem Frust geführt. Um abschließend noch einmal auf Werner Hoyer von der Weltbank zurückzukommen, so hätten die afrikanischen Länder ihre avisierten Projekte im fossilen Energieträgerbereich als „transformativ“ bei der Europäischen Investitionsbank beworben.

Werner Hoyer beklagt, dass Finanzierungszusagen für eine Instandsetzung von Projekten im Bereich der fossilen Energieträger die Nachfrage nach fossilen Energieträgern weiter erhöhen werde – und genau daran solle sich in der Zukunft etwas ändern.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt neben neuen Entwicklungen unter anderem auch Bezug auf einen schon etwas älteren Bericht auf der Seite von moderndiplomacy.eu.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Die Dinge lassen sich recht simpel auf den Punkt bringen. Wenn Europa nicht mehr möchte oder mitzieht, suchen sich die afrikanischen Nationen eben neue Partner – und werden neben China in der Russischen Föderation fündig.

Viele afrikanische Nationen haben sich über die letzten Jahre weiterentwickelt und zeigen mittlerweile ganz offen, sich von ihrer kolonialen Geschichte oder gar neokolonialistischen Bestrebungen des Westens (hauptsächlich wirtschaftlicher Natur) entziehen zu wollen.

Aus Sicht Afrikas bleibt zu hoffen, zukünftig nicht vom Regen in die Traufe zu geraten…

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