In Amerika setzt sich die Schließung von Filialen unter den Groß- und Regionalbanken des Landes fort. Mit ganz vorne befinden sich JPMorgan Chase, die jüngst durch die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) aufgefangene Citizens Bank wie auch PNC Bank.

Filialschließungen: Trend setzt sich im ganzen Land fort

Diese Schließungen begrenzen sich nicht nur auf ausgewählte Kommunen, sondern wurden zuletzt in einer ganzen Reihe von Bundesstaaten bekannt gegeben.

In der vorvergangenen Woche gab beispielsweise PNC Bank eine Schließung von weiteren 19 Filialen im ganzen Land bekannt, nachdem es bereits zu Jahresbeginn zur Ankündigung einer Schließung von landesweit 203 Filialen gekommen war.

Laut Office of the Comptroller of the Currency (OCC) sind von den zusätzlich angekündigten Schließungen die Bundesstaaten Ohio, Indiana, Massachusetts, New Jersey, Alabama, Texas, Illinois und Pennsylvania (in zahlenmäßig aufsteigender Reihenfolge) betroffen.

Auch JPMorgan gab im zuvor erwähnten Berichtszeitraum eine Schließung von weiteren achtzehn Filialen in insgesamt vierzehn Bundesstaaten bekannt. Ohio befindet sich mit drei Schließungen an der Spitze.

Die jüngst durch die FDIC übernommene und in der Folge geschlossene Citizens Bank steuert zusätzlich acht Filialen zu der neuen Schließungswelle bei. Der Bundesstaat New York ist mit sechs Filialen am stärksten hiervon betroffen. 

Weitere Ankündigungen: U.S. Bank (sieben Filialen), Bank of America (fünf Filialen), Citibank (zwei Filialen) sowie eine Reihe von kleineren und mittelgroßen Banken in unterschiedlicher Ausprägung. Summa summarum belaufen sich die in der vorvergangenen Woche angekündigten Filialschließungen auf 64.

Unter diesem Link lassen sich beispielsweise jene durch die Bank of America seit Beginn des Jahres angekündigten Filialschließungen und bereits aufgegebenen Standpunkte einsehen. Unter diesem Link findet sich die entsprechende Liste von Filialen der Chase Bank.

Filialschließungen verschärfen Sorgen und Probleme in anderen Bereichen

Selbstverständlich werden sich diese potenzierenden Schließungsankündigungen wiederum sehr negativ auf die hiervon betroffenen Regionen und Bundesstaaten wie auch die Lage an den Gewerbeimmobilienmärkten (Commercial Real Estate Markets / CRE) auswirken.

Einerseits hat die Versorgung mit wichtigen Bankdienstleistungen in manchen Regionen des Landes inzwischen kritische Werte erreicht. Wenn Banken, wie kürzlich im Fall der Citizens Bank geschehen, nicht durch die FDIC geschlossen und abgewickelt werden, so wird durch die anderen Institute unisono darauf hingewiesen, dass es angesichts einer flächendeckenden Verfügbarkeit von Online-Banking keine breite Filialversorgung mehr benötige.

Hierbei handelt es sich um ein Argument, das inzwischen zu einem zentralen Bestandteil von teils sehr emotional geführten Debatten im ganzen Land avanciert ist. Vielerorts wird nämlich kritisiert, dass es vor allem Bürger in einem fortgeschrittenen oder betagten Alter seien, denen das Dienstleistungsangebot mangels Internetnutzung oder mangelnder Kenntnisse schlichtweg mehr und mehr entzogen würde.

Darüber hinaus werde das stationäre Angebot nun auch schon seit Jahren im ländlichen Raum vermehrt ausgedünnt – oder komplett dicht gemacht. Hiervon betroffen sehen sich inzwischen selbst ganze Vororte oder Stadtteile von Metropolen wie San Francisco.

Ergebnis: Kunden, die in ihren speziellen Fällen ein stationäres Dienstleistungsangebot benötigen, müssen immer weiter mit dem Auto fahren, um zu einer operierenden Filiale zu gelangen. CO2-Emissionen werden auf diese Weise nicht eingespart.  

Andererseits droht angesichts der anhaltenden Filialschließungen im Bankenbereich ein zunehmendes Verwaisen von ganzen Landstrichen oder Stadtvierteln. Wenn Bankfilialen in für Gewöhnlich besten Lagen schließen, wirkt sich dies im Zeitablauf nicht selten auch auf die bislang bestehende Struktur vor Ort aus.

Die CRE-Märkte sowie deren Immobilieneigner und Vermieter, welche ohnehin bereits mit enormen Problemen im Büroflächenbereich zu kämpfen haben, werden hierdurch zusätzlich unter Druck gesetzt.

Schließungswelle hat sich zuletzt weiter intensiviert

Unter Bezugnahme auf aktuelle Daten summierten sich die Filialschließungen im Banksektor zwischen den Jahren 2017 und 2021 auf 9 Prozent in Relation zu allen bis dahin bestehenden Filialen.

Unter Bezugnahme auf Daten der Fed of St. Louis ist es zwischen den Jahren 2009 und 2021 zu einer Schließung von insgesamt elf Prozent aller Bankfilialen in den Vereinigten Staaten gekommen. 

Und so stellt sich automatisch die Frage danach, wie es seit Ende des Jahres 2021 in diesem Bereich weitergegangen ist. Antwort auf diese Frage liefert unter anderem die Ratingagentur S&P.

Danach ist es im Jahr 2022 zu weiteren 3.012 Filialschließungen bei einer Neueröffnung von 958 Filialen gekommen. Netto gingen also abermals 2.054 stationäre Bankfilialen im ganzen Land verloren.

Selbstverständlich sind mit diesen sich nun seit Jahren fortsetzenden Schließungen in erster Linie Kostenkürzungsprogramme verbunden. Was in einer zunehmenden Anzahl von Kommunen und Regionen auf Kosten der eigenen Kunden zurückbleibt sind verwaisende und einst einmal prosperierende Landschaften.

Anhand von Studien ist mittlerweile bekannt, dass Bankfilialschließungen sich häufig auch auf bis dahin bestehende Angebote unter anderen Dienstleistern in der Nachbarschaft negativ auswirken. Gleichzeitig wächst das Risiko, dass Bestandskunden ihre Konten kündigen.  

Diese Beobachtung lässt sich vor allem in ländlichen Regionen oder Vororten von Städten machen. Denn Entfernungen lassen sich in den Vereinigten Staaten nicht mit jenen auf dem europäischen Kontinent vergleichen. Mehr und mehr ländliche Regionen im Land kritisieren, dass sich die nächstgelegene Bankfiliale inzwischen mehr als zehn Meilen (gut 18 Kilometer) entfernt von den Wohnorten der dort lebenden Bürger befindet.

Bürgern bereitet der Trend inzwischen mehrheitlich Sorgen – was lässt sich selbst hiergegen unternehmen?

Aus einer Umfrage des britischen Daily Mail im September dieses Jahres ging im Ergebnis hervor, dass einer Mehrheit der US-Bürger die anhaltende Schließung von Bankfilialen im Land mittlerweile Sorgen bereitet.

Sonderbar oder auch ambivalent mutet an, dass sich angesichts dieser Umfrageergebnisse am individuellen Verhalten unter einer nicht zu definierenden Anzahl der hiervon Betroffenen irgendwie nichts ändert. Wer für einen Erhalt von Bankfilialen ist, sollte Bankfilialen und deren Angebot in seinem Alltag verstärkt nutzen.

Wer am Bargeld festhalten möchte, sollte Bargeld im alltäglichen Zahlungsverkehr nutzen – und nicht die EC- oder Kreditkarte. Eigentlich liegen die Dinge in diesem Punkt recht einfach auf der Hand. Denn was Kunden in einem verstärkten Ausmaß nachfragen, wird in einem marktwirtschaftlichen System auch angeboten.

Wem es – Menschen im fortgeschrittenen oder betagten Alter hier einmal ausgeklammert – Sorgen bereitet, dass in der Zukunft keine adäquaten Dienstleistungsangebote in der eigenen Umgebung mehr zur Verfügung stehen, sollte vielleicht nicht vorrangig Online-, sondern wieder vermehrt Offline-Angebote nutzen.

Dass die Probleme bei PNC, der sechstgrößten Bank des Landes, hingegen tiefer liegen und über reine Kosten- und Gewinnsteigerungsabsichten hinaus gehen könnten, zeigt sich daran, dass die generierten Profite des Instituts im dritten Quartal gesunken sind. Hierauf gab PNC eine Entlassung von vier Prozent der Mitarbeiterbelegschaft bekannt.

Grund hierfür scheint vor allem ein Rückgang der Nettozinseinnahmen der Bank, die im dritten Quartal um drei Prozent gesunken sind, zu sein. Alle anfallenden Kosten außerhalb der Zinssparte sollen aus diesem Grund gesenkt und an die aktuell vorherrschenden Bedingungen angepasst werden.

Blick auf BTFP

Interessant auch, dass sich amerikanische Geschäftsbanken nach wie vor mit Krediten über das im März eingerichtete Bailout-Fenster Bank Term Funding Program (BTFP) bei der Fed voll saugen.

Im November kletterten die in diesem Zuge aufgenommenen Darlehen unter Bezugnahme auf Daten der Federal Reserve Bank um mehr als fünf Milliarden US-Dollar. Insbesondere in der vorvergangenen Woche kam es plötzlich erneut zu einem Anstieg der Kreditaufnahme auf ein neues Rekordhoch von 114,1 Milliarden US-Dollar (Stand: 22. November).

Hierzu nachfolgend ein Chart der Federal Reserve Bank of St. Louis, aus dem dieser Anstieg graphisch hervorgeht. Die aktuelle Entwicklung lässt darauf schließen, dass es Banken in den USA finanziell nicht allzu gut gehen kann. Zumal die großen Refinanzierungswellen zu dann bedeutsam höheren Zinsen beispielsweise an den Gewerbeimmobilienmärkten (CRE) erst ab dem nächsten Jahr einsetzen werden.

 

Der Federal Reserve Bank werden sich ab März nächsten Jahres wahrscheinlich nur noch zwei Optionen mit Blick auf das weitere Prozedere (oder vielleicht besser den anhaltenden Drahtseilakt) anbieten. Entweder die Zinsen werden gesenkt. Oder BTFP wird zeitlich um ein weiteres Jahr verlängert.
      
Da sich im Wochenchart der Federal Reserve Bank of St. Louis abermals ein rasanter Anstieg der Kreditaufnahme über das BTFP-Fenster über den gesamten Monat November beobachten lässt, nachdem die Lage zwischen Anfang August und Mitte Oktober relativ stabil erschien, möchte sich niemand so recht ausmalen, wie es um die unrealisierten Verluste in den Bilanzen der heimischen Banken tatsächlich bestellt ist.   

Fairerweise sei erwähnt, dass manche Institute zuvor aufgenommene Kredite inzwischen zurückgezahlt haben, während die Kreditaufnahme unter anderen Banken wiederum steigt. Es lässt sich unter Berücksichtigung des oben abgebildeten Charts allerdings vermuten, dass die Probleme im amerikanischen Bankensystem zuletzt eher zu- als abgenommen haben.

Ein veritabler Crash

Um sich ein besseres Bild zu machen, folgt ein Blick auf den fünfjährigen Kursverlauf von TLT unter Zuhilfenahme der Seite stockcharts.com/h-sc/ui. Hierbei handelt es sich um den Ishares 20+ Year Treasury Bond ETF. In Relation zu dem im Februar 2020 ausgebildeten Hoch ist der Kurs bis heute um fast 50 Prozent (!) gefallen.

 

 

Wohlgemerkt, wir sprechen hier nicht von den Aktien-, sondern von den Bondmärkten! Anhand des oben abgebildeten Charts lässt sich ganz gut ermessen, wie es angesichts der aktuellen Lage an den amerikanischen Bond- und Staatsanleihemärkten in den Portfolios und Bilanzen einer übergroßen Mehrheit der Banken zurzeit aussehen dürfte.

Unter Bezugnahme auf den oben abgebildeten TLT-Chart (hier langfristige Anleihen mit einer Laufzeit von zwanzig oder mehr Jahren) darf durchaus von einem erfolgten Crash an den amerikanischen Bond- und Staatsanleihemärkten gesprochen werden. BTFP ermöglicht es den Banken, ihre gehaltenen Bonds, die momentan auf Verluste von zwischen dreißig und fünfzig Prozent blicken, bei der Fed zum NENNWERT gegen frische Kredite einzutauschen.

Der durch die Fed hierfür berechnete Zins orientiert sich an der Fed Funds Rate. Zwar halten sich viele Banken auf diese Weise (noch) mit dem Kopf über Wasser, doch die anhaltenden Filialschließungen und die sich fortsetzenden Ankündigungen zu (Massen-)Entlassungen und Kostenkürzungsprogrammen lassen darauf schließen, dass es unterhalb der Oberfläche des Bankensystems weiterhin gehörig brodelt.

Es bleibt somit zu beobachten, wann der Vulkan letztendlich ausbrechen wird. Solange sich die Bond- und Staatsanleihekurse bei weiter sinkenden Zinsen nicht kräftig erholen sollten, werden Amerikas Banken zu den bereits bestehenden Problemen im kommenden Jahr auch einer signifikanten Zunahme der Kreditausfälle ins Auge blicken.

Nicht von ungefähr haben die Kreditausfallrückstellungen unter kleinen, mittelgroßen wie auch großen Banken im zweiten Halbjahr deutlich zugenommen. Neben den CRE-Märkten sind es vor allem auch die auf Rekordhöhen gestiegenen Konsumentendarlehen, darunter Fahrzeugkredite und Kreditkartendarlehen, die in einem zunehmenden Ausmaß nicht mehr zurückbezahlt werden können.

Da viele Banken in den USA – zumindest auf dem Papier – schon zum aktuellen Zeitpunkt einen unterkapitalisierten Eindruck erwecken, werden sich die Probleme in diesem Bereich im kommenden Jahr unter aller Voraussicht noch verschärfen.

Nun darf nicht außer Acht gelassen werden, dass sich amerikanische Institute auf dem bisherigen Höhepunkt der Bankenkrise im März dieses Jahres damals auch am verpönten Discount Window der Fed bereits mit über 300 Milliarden US-Dollar vollgesaugt hatten.

Die Kreditvergabekonditionen, welche die Fed Geschäftsbanken in diesem Zuge auferlegt, sind allerdings noch ein wenig strikter als im Vergleich mit BTFP, weshalb ein großer Teil der damals über das Discount Window der Fed aufgenommenen Darlehen in der Zwischenzeit beglichen wurde.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite the-sun.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Anders verhält es sich mit Blick auf BTFP. Fast Woche um Woche lassen sich in diesem Bereich seit März neue Rekordkreditaufnahmen durch die Banken beobachten. Abermals sei auf den folgenden Umstand hingewiesen: Solange sich die Bond- und Staatsanleihekurse nicht kräftig erholen, werden sich die unrealisierten (Bilanz-)Verluste unter den Banken nicht verflüchtigen.

Die BTFP-Nutzung ist allein von der bisherigen Summe her betrachtet für den Moment noch überschaubar. Doch die anhaltend nach oben tendierende Kreditaufnahme über dieses hastig eingerichtete Bailout-Fenster der Fed legt nahe, dass es ein Feuer gibt, wo Rauch aufsteigt – zumal der Ausbruch der Bankenkrise in den USA nun bereits gut acht Monate zurückliegt.

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