Wer eine verlässliche Stromversorgung und ein stabiles Stromnetz sicherstellen will, der achtet vor allem auf zwei Dinge. Zum einen sollte der Strom bedarfsorientiert zur Verfügung gestellt werden können. Andererseits sollten die Schwankungen in der Erzeugung und damit der Einspeisung in das Netz nicht zu groß werden, um die Netzstabilität ohne extreme Verrenkungen bei der Steuerung gewährleisten zu können.

Deutschland verfolgt hingegen die gegensätzliche Strategie, um Strom unabhängig davon zu produzieren, ob er gebraucht wird oder nicht, und den Anteil dieser ebenso schwankungsfreudigen Erzeugung zu vergrößern. Da dies dauerhaft nicht funktioniert, soll künftig eben der Strombedarf der Verbraucher gesteuert werden. Da dies in der Industrie aus nachvollziehbaren Gründen nicht sinnvoll möglich ist, darf der private Verbraucher als Versuchskaninchen herhalten.

Die Vorgehensweise, den Stromverbrauch an die vorhandene Erzeugung anzupassen, ist aus der Zeit der ersten Windmühlen bekannt. Wehte der Wind, drehte sich der Mühlstein. Wehte der Wind nicht, dann verharrte der Stein bewegungslos. Geheizt wurde seinerzeit mit Holz und auch die Pferde waren unabhängig von Wind und Sonne, sodass man auch nachts bei Windstille die Kammer warm und den Karren in Bewegung halten konnte.

Die aktuellen Planungen sehen jedoch die umfassende Umstellung der privaten Heizungen sowie der individuellen Mobilität auf elektrischen Strom vor. Trotz des in diesem Falle absehbaren massiven Anstiegs des Strombedarfs wurde zeitgleich mit dem Ausbau von Photovoltaik und Windkraftanlagen der schrittweise Abbau zahlreicher Kohlekraftwerke und sämtlicher Kernreaktoren in Deutschland umgesetzt.

Dies führt zu einer dauerhaft nicht mehr ausreichenden grundlastfähigen Erzeugung bei einem gleichzeitigen Anstieg der saisonal zyklisch und wetterbedingt erratisch schwankenden Erzeugungsarten. Die Abschaltung der konventionellen und nuklearen Kraftwerke ist vor diesem Hintergrund aus ökonomischer Sicht und hinsichtlich der Sicherstellung einer funktionierenden Infrastruktur gefährlicher Unsinn.

Diese im Zeitverlauf auch von vielen Bürgern in Wahlen bestätigte Vorgehensweise zeigt seit Jahren ihre Schattenseiten, die nicht erst seit der Abschaltung der letzten Atommeiler auch richtig ins Steuergeld gehen. Es gibt zwei wesentliche Kostenfaktoren, die eine erratische, nicht bedarfsorientierte Erzeugung im operativen Sinne mit sich bringt. Zum einen müssen im Falle einer deutlich am Bedarf vorbeigehenden zu hohen Erzeugung Photovoltaik- und Windkraftanlagen abgeregelt werden.

Diese Redispatch-Maßnahmen erläutert die Bundesnetzagentur wie folgt: „Unter Redispatch versteht man Eingriffe in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken, um Leitungsabschnitte vor einer Überlastung zu schützen. Droht an einer bestimmten Stelle im Netz ein Engpass, werden Kraftwerke diesseits des Engpasses angewiesen, ihre Einspeisung zu drosseln, während Anlagen jenseits des Engpasses ihre Einspeiseleistung erhöhen müssen. Auf diese Weise wird ein Lastfluss erzeugt, der dem Engpass entgegenwirkt.“

Weiter liest man: „Der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie und die vermehrte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien wirken sich auf die Lastflüsse im Netz aus und führen dazu, dass Netzbetreiber häufiger als bisher Redispatch-Maßnahmen vornehmen müssen.“

Für die Abregelung werden die Erzeuger von „Erneuerbaren“ auf Kosten der Steuerzahler jedoch vergütet. Basis für die Vergütung ist die sogenannte Ausfallarbeit, ein Wert der angibt, wie viel die Anlagen im Normalbetrieb während der Abregelung erzeugt hätten. Seit 2013 weist die Bundesnetzagentur eine Verzehnfachung dieser Ausfallarbeit – also des Stroms der nicht erzeugt, aber vom Steuerzahler dennoch bezahlt wurde – auf mehr als 5.800 Gigawattstunden aus. Mehr als 90 % des Volumens entfiel auf onshore und offshore Windkraftanlagen. Im letzten Berichtsjahr 2021 summierten sich allein diese Zahlungen auf mehr als 800 Millionen Euro.

 

Dazu gesellen sich weitere Kosten in Höhe von mehr als 200 Mio. Euro für die ebenfalls notwendige Bereitstellung so genannter Reservekraftwerksleistung für diese netzstabilisierenden „Redispatch-Maßnahmen.“

Von einer Verbesserung der Lage ist vorerst nicht auszugehen.

Ein weiteres Problem stellt der trotz aller Maßnahmen und Eingriffe zur falschen Zeit erzeugte Strom dar. An windigen und sonnigen Sommertagen wird Strom erzeugt, den uns die Nachbarländer nicht mehr abkaufen wollen. Sie nehmen ihn uns nur dann ab, wenn wir negative Preise verlangen, wir also für die Abnahme des Stroms bezahlen.

Die Kosten hierfür läppern sich, denn auch Preise von -50 Cent/kWh kommen durchaus vor. Die Nachbarländer entsorgen so gegen Bezahlung den Strommüll, der in Deutschland mit hochsubventionierten Anlagen produziert wurde. Zur Erinnerung: Trotz im Zeitverlauf sinkender Einspeisevergütung beläuft sich die mittlere Einspeisevergütung für Solarstrom auf immer noch mehr als 20 Cent/kWh. Bei hohen positiven Importpreisen und negativen Exportpreisen kam im Juli ein hohes zweistelliges Millionendefizit zustande.

Ein interessantes Konzept, bei dem man sich fragt, warum man erstens die Vergrößerung des Problems durch die Förderung bestimmter Erzeugungsarten weiterhin fördert, und zweitens, warum die Betreiber nicht einfach den Marktpreis erhalten. In dem Falle würden diese sich den Bau weiterer Anlagen gut überlegen. Wenn es aber gefördert wird, Strom zu produzieren, den man gegen hohe Gebühren entsorgen muss, dann ist es für die Betreiber egal. Klima und so, Sie wissen schon.

Neben den Problemen, die mit einer stark schwankenden und kaum planbaren Energieversorgung einhergehen, machen auch stark gestiegene Kosten den Windparkbauern zu schaffen. So wurden im Ausland bereits mehrere große Projekte abgeblasen, weil sie sich schlichtweg nicht mehr rechnen. In Deutschland aber rodet man bis zum Innehalten vermutlich noch ein paar tausend Hektar Wald, was das Ergebnis in finanzieller und in ökologischer Sicht nur verschlimmern wird. Viele selbst ernannte Weltenretter interessieren sich offenbar nur für ausgewählte Bäume.

Zwar sind im diesjährigen Hitzesommer, der wohl feuchtesten Dürre seit dem Pleistozän, die normalisierten Erzeugungszahlen (Erzeugung pro GW installierter Leistung) mau. Wird jedoch am weiteren Ausbau von Photovoltaik und Windkraft festgehalten, dann wird auch die Menge des überflüssigen Stroms zunehmen.

Wer glaubt, mit dem Einbau „intelligenter“ Meß- und Steuergeräte käme das alles schon wieder in Ordnung, der sollte sich nicht in die Irre führen lassen. Während es zwar möglich ist, die programmierbare Spülmaschine anzuwerfen, wenn die Sonne scheint, so ist dies, ebenso wie die Waschmaschine, ein lächerlich geringer Posten im Vergleich zu den wesentlichen Verbrauchern Industrie, Heizung und Mobilität. Autos im Sommer aufzuladen, um im Winter damit zu fahren, oder auch an sonnigen Tagen die Wohnung so aufheizen, dass es für ein paar bewölkte Tage reicht, ist schlichtweg Blödsinn, für den sich selbst die Schildbürger schämen würden.

Abgesehen davon, glaubt zudem angesichts der Entwicklungen der letzten 30 Jahre niemand, dass ausgerechnet Deutschland dazu in der Lage wäre, eine auch nur halbwegs funktionierende digitale Infrastruktur zur Steuerung bereitzustellen, die flächendeckend eingesetzt werden könnte. Schulen, Straßen und digitale Infrastruktur sind - höflich formuliert - schon lange nicht mehr auf dem aktuellen Stand, und selbst überschaubare Großprojekte wie ein Flughafen von global betrachtet eher kleinen Ausmaßen scheitern reihenweise.

Da kaum mehr neues auf die Beine gestellt wird, weil dies Arbeit und Zähigkeit erfordert, ist der neue Stolz auf alles was man nicht mehr macht, erklärbar. Wer nichts mehr kann, der klopft sich halt für das auf die Schulter, was er nicht gemacht hat. Nichtleistung als neue Leistung, die gerne mit Forderungen garniert wird.

Sollte es bei der Elektrifizierung zum großen planwirtschaftlichen Sprung nach vorn kommen, wird der Bedarf an elektrischem Strom massiv zunehmen. Dieser Bedarf fällt jedoch nicht nur im Sommer bei ausreichendem und stabilen Wind an, wie man sich am Beispiel der Heizung gut vor Augen führen kann. Wird dieser steigende Bedarf über Gesetze de facto erzwungen und gleichzeitig der eingeschlagene Weg bei der zunehmenden Steigerung des Anteils der erratischen Erzeugung fortgesetzt, dann wird die Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten nicht abnehmen, sondern deutlich zunehmen.

Eine starke Verhandlungsposition sieht anders aus, denn wer auf Stromimporte angewiesen ist, der sollte sich nicht einbilden, denjenigen, die ihn beliefern, die Art der Erzeugung vorschreiben zu können. Aber bei importieren Energieträgern ist die Quelle ja bereits jetzt egal.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Ein weiterer Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen ist angesichts der bereits jetzt sichtbaren Probleme und Kosten ebenso unsinnig wie teuer. Dies gilt insbesondere, da großflächige Rodungen von Wäldern ein weiterer Beleg dafür sind, dass Maßnahmen für den so genannten „Klimaschutz“ oft genau das Gegenteil von Umweltschutz darstellen. Um vorgeblich die Natur zu retten, wird sie erst einmal abgeholzt. Ein interessantes Konzept.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"