Der folgende Chart von Fidelity zeigt die Entwicklung der Kaufkraft verschiedener Anlagen seit dem Jahr 1900 ohne Steuern und Transaktionskosten. Auffällig sind die bekannten langen Seitwärtsphasen des Goldpreises, die nichts mit dem Markt, sondern mit den Restriktionen zu tun haben, denen der Handel und Besitz von Gold in den USA unterlag (Siehe dazu unser Artikel “50 Jahre „temporär“. Happy Birthday.”).
Insgesamt suggeriert die Abbildung eine geradezu zwingende dauerhafte Outperformance des Aktienmarktes gegenüber Gold und allen anderen Anlageklassen.
Zeitweise war der Besitz von Gold in den USA verboten und der Preis wurde staatlich festgelegt. Der Chart des Investmenthauses ist zumindest hinsichtlich der Entwicklung des Goldpreises daher irreführend. Sinnvollere Startpunkte für einen Vergleich von Gold mit anderen Anlageklassen sind die Jahre zwischen 1964 und 1977, als es zu Lockerungen und schließlich der Rücknahme der damals geltenden Restriktionen kam.
Ändert man das Startdatum auf den Beginn der Datenreihen der bekannten MSCI-Aktienindizes und vergleicht die seither erfolgte Entwicklung weltweiter Aktien mit Gold, dann zeigt sich ein anderes Bild als das, was die Grafik von Fidelity vermittelt. Aufschlussreich ist vor allem der Unterschied zwischen dem Index, der die Werte aus den USA enthält und demjenigen, der diese Titel ausschließt.
Die vielzitierte Outperformance der Aktien trifft offenbar vor allem auf die US-Werte zu und lässt sich nicht mit einer generellen “Aktienprämie” erklären. Dazu gesellen sich in einigen Ländern Steuervorteile für die Goldanleger, die nach einem Jahr die Steuerfreiheit der Erträge genießen dürfen, während andere sich mit der Abgeltungssteuer herumschlagen dürfen. Diese Reduktion der Aktienerträge sind in der Grafik nicht enthalten.
Die Grafik von Fidelity zeigt also einen hinkenden Vergleich verschiedener Anlageklassen, bei dem Gold deutlich zu negativ dargestellt wird. Schlussendlich sollte bei all diesen Darstellungen ohnehin nicht vergessen werden, auf die Bedeutung des Startzeitpunktes hinzuweisen.
Schon eine Verschiebung um wenige Jahre kann die relative Entwicklung des MSCI World ex-USA im Vergleich zum Gold wieder in positives Terrain hieven. Zum MSCI World sei ergänzend erwähnt, dass dieser in der Vergangenheit deutlich schlechter abgeschnitten hat als der reine US-Markt, da auch dieser Index natürlich Titel aus anderen Ländern enthält.
Alles in allem läuft es wieder auf den schönen Satz hinaus: Vergangene Entwicklungen sind keine Garantie für zukünftige Entwicklungen. Da hat der Regulierer dann doch mal wahre Worte in die Finanzbroschüren der Branche gepflanzt.
„Was heißt das konkret für mich!?“
Bei langfristigen Vergleichen des Goldpreises mit anderen Anlageklassen ist oft der Mangel zu erkennen, den auch der Fidelity-Chart zeigt. Während die Zahlen sachlich richtig sind und die Preishistorie korrekt wiedergeben, können Einflussfaktoren wie das Goldverbot oder die Festlegung des Preises über lange Jahre nicht einfach ignoriert werden.
Kommentare
Würde jetzt noch jemand den USD in Erwägung dafür ziehen?
Gold hingegen ist der eigentliche Massstab. Eine Unze Gold bleibt eine Unze Gold.
Das berühmte Beispiel mit der römischen Toga, die eine Unze Gold damals kostete und dem eleganten Anzug, der heute etwa das gleiche kostet, beantwortet vielleicht besser die Frage nach der Kaufkraft.
Der Titel der Fidelity Grafik soll suggerieren, dass der USD der geeignete Massstab/Messmittel ist, um die "Purchasing Power" zu beurteilen. Mehr Lüge und Manipulation geht fast nicht mehr.
Letzlich bleibt doch das oberste Gebot die Diversifikation. Gleich danach sollte man ehrlich zu sich sein wenns um die Frage danach geht, wie viel Schmerzen (Risiko) man aushalten kann und will. Die beste langfristige Performance einer Anlageklasse nutzt einem gar nichts, wenn einen auf halber Strecke der Mut verlässt und man zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kalte Füße bekommt.
Das Beispiel mit der Toga ist bekannt und durchaus richtig.
Mal angenommen man würde beim Vergleich Gold vs. Dollar vs. MSCI-World statt Dollar Gold als Maßstab verwenden, so würde man der Graphik entnehmen können, dass man im Zeitablauf immer mehr Dollar, aber immer weniger MSCI-World für 1 Oz Gold bekommt. An den Relationen ändert sich also nichts.
So wie der Autor in dem Artikel auf den Einfluss verschiedener Faktoren (Zeitachse, Goldverbot) auf diese Zusammenhänge hinwies, wollte ich lediglich ergänzen, dass es noch mehr zu bemängeln gibt an dieser Grafik. So könnte man auch durchaus noch ergänzen, dass der Dollar um 1900 ein anderer (goldgedeckter) Dollar war im Vergleich zu dem ab 1973.
Es gibt noch weitere "Distraction" in der Grafik. Was hat dieser undefinierte "Inflation Index" in dieser Grafik verloren?
Grundsätzlich haben Sie recht: Wenn man Gold als Massstab genommen hätte würden die Relationen gleich bleiben, aber die Message wäre eine andere gewesen.
Die Grafik soll aber wohl dazu verleiten, dass die "Purchasing Power of stocks" zu dem Anlageprodukt der Wahl werden soll, um schön weiter in die Fidelity Produkte zu investieren. Was würde wohl das Ablassen der heissen Luft, die in den Stocks und Bonds steckt wohl mit der "Purchasing Power" anrichten? Eine Unze Gold würde aber auch nach dem Luftablassen eine Unze Gold bleiben mit etwa gleichbleibender Kaufkraft, da natürlich alle Preise runterkommen würden (gemessen in Fiat).
Das soll aber auf keinen Fall ein Plädoyer für Gold werden und Diversifikation ist vollkommen richtig. Ein Blick auf das Buch "The Great Taking" könnte aber einen vielleicht doch ins Grübeln bringen (https://thegreattaking.com/read-online-or-download)
Die Grafik ist mit der Frage betitelt: Was wäre ein Dollar von 1900 heute "wert"?
- wenn man ihn in die verschiedenen Anlageklassen investiert hätte? (was nicht dabei steht)
Mit "Cash" ist wohl gemeint, wenn man ihn auf dem Konto rumliegen gelassen hätte und dafür Zins und Zinseszins bekommen hätte. Mit dem Papierchen hätte man heute wohl kaum noch was machen können.
Nach dieser Grafik wären aus einem Dollar "Cash" von 1900 auf dem Konto heute 72USD geworden.
Die "Inflation Index" Kurve soll uns wohl sagen, dass wir von allen Anlageklassen 41USD jeweils noch abziehen müssen, um die heutige jeweilige "Purchasing Power" zu bekommen.
Die "Purchasing Power of Fiat" ist die eigentlich wichtige, wenn man die Kaufkraft beurteilen will. Sie ist nämlich invers zum "Inflation Index" (wenn man diesem Wert Glauben schenkt). Anders ausgedrückt wäre die tatsächliche Kaufkraft eines Dollars von 1900 heute 1/41USD oder eben 0,02USD.
Wer hingegen einen "Silver Eagle" Dollar von 1900 behalten hätte, stünde heute etwas besser da (was dummerweise von Fidelity "vergessen" wurde noch anzumerken).
Gold ist weltweit ein anerkanntes Zahlungsmittel. Vergleichen wir den Kurs von Gold von 1999 (Kurs ca.
€ 244) und von 2023 ( Kurs ca. € 1865), dann hat der Euro enorm an Wert verloren.
Wie sieht es mit Deutschland und der EU aus.
Nach 1945 waren der Großteil der deutschen Städte eine Trümmerwüste. Doch bereits 10 Jahre später waren die Deutschen dabei die Franzosen und Engländer wirtschaftlich wieder zu überholen. Der durchschnittliche Industriearbeiter in Westdeutschland verdiente 1955 schon das Doppelte eines britischen Industriearbeiters. Die in Frankreich und England herrschenden Sozialisten waren trotz intensivster planerischer Anstrengungen nicht in der Lage, mit der liberal regierten Wirtschaft Westdeutschlands Schritt zu halten. Das Bedürfnis, als Siegermächte Einfluss auf die Entwicklung in Westdeutschland zu nehmen, bekräftigte insofern wiederum die Impulse, eine europäische Integration voranzutreiben. (Aus "Rettet Europa vor der EU"/ Carlos A. Gebauer) Die Teilung Deutschlands 1945 ist übrigends den Allierten zu verdanken, denn eine Neutralität für das gesamte Deutschland war angeblich nicht gewollt.