Die einzigen beiden Mittel gegen die Misere am deutschen Energiemarkt, die manchen einzufallen scheinen, sind sparen und hoffen. Während das Sparen von Energie zwar einen positiven Effekt auf das Verhältnis von Erzeugung zu Verbrauch hat, bedeutet es in der Industrie vor allem einen Rückgang der Produktion.

Natürlich gibt es immer Prozesse, bei denen der Energieverbrauch bei gleichem Ausstoß um das eine oder andere Prozent reduziert werden kann. Davon auszugehen, die deutsche Industrie sei in den letzten Jahren so schludrig mit den Energiekosten umgegangen, dass sich auch 20 % Verbrauchsreduktion mal so eben locker durch Prozessverbesserungen erreichen ließen, ist absurd.

Die Entwicklung der gesamten Industrieproduktion im Vergleich zur Tendenz in den energieintensiven Branchen spricht für sich.

 

Abgesehen von der erschreckenden Tendenz der roten Linie in der Darstellung, sollte dies nicht dazu verleiten, die blaue Linie zu ignorieren. Die Industrieproduktion Deutschlands ist auch insgesamt unter dem Niveau von 2015. Wenn man die aktuelle Situation betrachtet, dürfte sie auch in den kommenden beiden Jahren nicht über die 100er Linie zurückkehren.

In dem Fall stünde einer über zehn Jahre spürbar wachsenden Bevölkerung eine ebenso spürbar sinkende Industrieproduktion gegenüber. Am Jahresende 2014 lag die Gesamtbevölkerung Deutschlands noch bei 81,2 Mio. Derzeit gibt das Statistische Bundesamt 84,5 Mio. Einwohner an. Die Industrieproduktion pro Kopf ist also noch deutlicher rückläufig.

Es gibt zahlreiche Ursachen für die Probleme der deutschen Industrie. Nicht alles lässt sich an den Konsequenzen der „Energiewende“ festmachen, aber der Einfluss dieser dogmatischen Politik ist signifikant, dauerhaft und zunehmend.

Das Festhalten an nachweislich nicht funktionierenden Dingen wird nicht zu einer Trendwende führen. Das gilt auch für die Hoffnung, wenn man nur mehr von dem mache, was nicht funktioniert, dann werde es schon klappen. Die Situation ist vergleichbar mit einem Wettbewerb, bei dem es darum geht, möglichst viele Liegestütze in fünf Minuten zu absolvieren. Wenn die Teilnehmer nach Ablauf der ersten fünf Minuten noch weitere fünf Minuten zugestanden bekommen, wird das die Gesamtzahl der Liegestütze nicht mehr spürbar erhöhen. Das kann jeder für sich ausprobieren.

Zur schlechteren Versorgung und Stabilität gesellen sich steigende Kosten, bei denen sich schon lange nicht mehr der Eindruck einstellt, jemand hätte diese noch unter Kontrolle. So steigen alleine die Kosten für Netzentgelte im kommenden Jahr um rund ein Zehntel, womit bereits rund 25 % des Strompreises auf diesen Faktor entfallen. Für ausreichende und funktionierende Netze wird das natürlich dennoch nicht genügen. Gerade der Netzausbau ist eine der großen Herausforderungen, bei denen man sich nüchtern die Frage stellen muss, ob sich die zugehörigen Investitionen überhaupt irgendwann einmal rechnen können.

Ein nennenswerter Teil der Netzentgelte resultiert aus den Abregelungen der Stromerzeugung zur Stabilisierung der Netze. Diese betreffen größtenteils die Windenergie. Diese Eingriffe in den Strommarkt werden unter „Redispatch-Maßnahmen“ zusammengefasst, die von der Bundesnetzagentur wie folgt beschrieben werden:

Unter Redispatch versteht man Eingriffe in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken, um Leitungsabschnitte vor einer Überlastung zu schützen. Droht an einer bestimmten Stelle im Netz ein Engpass, werden Kraftwerke diesseits des Engpasses angewiesen, ihre Einspeisung zu drosseln, während Anlagen jenseits des Engpasses ihre Einspeiseleistung erhöhen müssen. Auf diese Weise wird ein Lastfluss erzeugt, der dem Engpass entgegenwirkt.“

Die Anweisungen, die Produktion zu erhöhen richten sich aus technischen Gründen an die Betreiber konventioneller Kraftwerke. Die Abregelungen hingegen betreffen die „erneuerbaren“ Energien, darunter vor allem die Windkraft. Bei Windstille den Windparkbetreiber anzurufen, er möge doch bitte die Produktion um 10 % steigern, funktioniert bekanntlich nicht. Da die Betreiber von Anlagen aus dem Bereich der „erneuerbaren“ aber eine Vergütung erhalten, wenn sie abgeregelt werden, fallen entsprechende Kosten an, die sich mit dem Ausbau dieser Erzeugungsformen in die Höhe bewegen.

Gerade wurde mit rund drei Mrd. Euro (Vorjahr 2,2 Mrd. Euro) ein neuer Rekord für diese Kosten aufgestellt. Wie gesagt, dieses Geld wird dafür bezahlt, dass keine Leistung erbracht wird und stellt somit eine Art energietechnisches Bürgergeld dar. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele vorgebliche Weltenretter ihre Anlagen weiterbetreiben würden, wenn auf Basis von Marktpreisen vergütet würde und es keine Entgelte für nicht geleistete Arbeit gäbe. Das ist kein Vorwurf an Besitzer von Windrädern, sondern eher ein Aufruf zur Aufrichtigkeit. Man sollte keine hehren Motive herauskehren, wenn es im Kern ums Geld geht.

Während die Schildbürger also einerseits den Strom teurer machen und auch dann eine Vergütung zahlen, wenn kein Strom fließt, wird andernorts nach Alternativen gesucht. So wurde unlängst die Gründung eines Konsortiums bekanntgegeben, das sich der Entwicklung kleinerer Kernreaktoren in Europa widmen soll. Mitglieder sind die italienischen Unternehmen Ansaldo und ENEA, die rumänische Forschungseinrichtung RATEN und das belgische Kernforschungszentrum SCK CEN. Brüderlich zur Seite steht dieser Gruppe der US-Konzern Westinghouse.

Besiegelt wurde die Partnerschaft vom belgischen Premierminister Alexander de Croo, vom rumänischen Präsidenten Klaus Johannis und von Vertretern der italienischen und amerikanischen Botschaft in Belgien. So gehen die Wege in Europa auseinander. Das eine Land zahlt Unsummen für weniger als nichts, andere werfen zumindest einen Blick auf zukunftsfähige Alternativen.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Von der Hoffnung auf Besserung kann man sich nichts kaufen. Sinnvoller als die Aufrechterhaltung einer aus dem Ruder laufenden Versorgung eines Systems, das nicht funktioniert, wäre es, sich wieder auf sinnvolle Rezepte der Vergangenheit zu konzentrieren. Wer aber Forschung und Entwicklung in nicht genehmen Bereichen unterbindet, der hat entweder keinen Plan oder aber Ziele, die seinem Posten nicht angemessen sind.

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