Die aus Deutschland wohl bekanntesten und vielleicht auch beliebtesten Rüstungsaktien sind Rheinmetall und Hensoldt. Sie verteuerten sich auf dem Kurszettel um rund 150 Prozent. Wer konnte auch bei den anderen Aktien wie Lockheed Martin (+27 %) Raytheon (+ 10 %), Northtrop Grumman (+27 %) BAE Systems (+ 55 %) oder bei den Rüstungs-ETFs schon „Nein!“ sagen?

Im vorletzten Jahr „investierten“ die weltweiten Staaten nach Angaben von Friedensforschern 2,1 Billionen US-Dollar in ihr Militär, davon die USA, 801 Milliarden US-Dollar. China war mit 293 Milliarden US-Dollar dabei. Man mag sich nicht ausmalen, wenn dieses Geld in die Bekämpfung von Hunger gesteckt worden wäre.

Im Grunde sind Rüstungsfirmen nur Dienstleister für die Interessen der Staaten und deren Politik. Sind sie deshalb ein unmoralisches Investment? Der Börse ist Moralisches fremd, wie dem horizontalen Gewerbe die Keuschheit. Fakt ist: Rüstungsaktien sind besser gelaufen als DAX, Dow & Co. - und noch mehr Waffen sollen jetzt mehr Frieden schaffen. Diese Aktien zählen zu den sogenannten „Sünden-Aktien“, zum „Pfui Bäh!“ in der Investmentwelt und „Sünden“ laufen an der Börse oft am besten. Geraucht, gefressen, gespielt und gesoffen wird immer. Und geschossen auch...

Krieg auch im Portemonnaie der Leute

Nicht nur in der Ukraine tobt der Krieg. Auch in den heimischen Geldbörsen. Am Ende des Geldes ist oft noch viel Monat übrig. Das ist ärgerlich. Binnen eines Jahres stieg der Benzinpreis von 1,47 Euro auf 1,82 Euro pro Liter. Diesel kostet heute 35 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Strom- und Gasrechnungen des Grauens liegen jedem noch wie ein Stein im Magen, und der tägliche Einkauf bleibt ein Spießrutenlauf im unteren Regal.

Dabei begannen die Preise schon weit vor dem Krieg in diese luftigen Höhen zu steigen. Wer genügend Geld druckt, bekommt immer Inflation, sagte der frühere EZB-Chefvolkswirt Praet. Der Krieg in der Ukraine wirkte dann wie ein Preisbooster.

Was kann man tun? Etwas Mathematik wirkt Wunder. Die Waffen der Statistiker haben dabei geholfen, dank einer ganz speziellen Aufrüstung, die 2022er-Inflation von ursprünglich 7,9 Prozent um einen ganzen Prozentpunkt auf nur noch 6,9 Prozent zu drücken. Hurra! Also doch kein Nachkriegsrekord, sondern nur noch die höchste Inflation seit der Ölkrise. Danke!

Dafür wurde der Warenkorb vom 2015er-Niveau auf das von 2020 angepasst, denn auch die Lebensrealität der Leute habe sich verändert, heißt es. Dabei wurden die neuen Zahlen auch noch verspätet gemeldet. Hatten sich da die Computer an der neuen Berechnungsmethode und dem neuen Wägungsschema verschluckt? Vielleicht. Man darf staunen. Oder schimpfen. Vielleicht beides.

Was war am auffälligsten? Der Anteil für unser aller „Wohnen“ am Warenkorb inklusive der Haushaltsenergie sank von 32,5 auf nur noch 26 Prozent. Was bedeutet das? Die Energieschocks und etwaige Mieterhöhungen fallen jetzt nicht mehr so stark ins Gewicht. Sollten Sie etwas anderes spüren, fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihren Apotheker oder die Apothekerin – oder den/der/die/das, was Ihnen gerade im Weg steht.

Man nennt das auch produzierten „Seelenfrieden schaffen mit immer schärferen statistischen Waffen“. Man sollte heute ohnehin keiner Statistik mehr trauen, die man nicht selbst hat optimieren können. Als Ostkind hätte ich ja nie gedacht, dass so etwas wiederkommt. Und in der DDR gab es ja wirklich keine Inflation.

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