Mit dem Ende eines Zeitalters verbindet man eine umfassende Veränderung. Beim globalen Energieverbrauch sollte sich ein Ende des fossilen Zeitalters durch eine rückläufige Bedeutung der fossilen Energieträger bemerkbar machen. Dies ist nachweislich nicht der Fall, wie der auch über die letzten Jahre und Jahrzehnte steigende Verbrauch dieser Energieträger zeigt.

So zeigt sich über die Jahre ein bekanntes Muster. Der Anteil der „erneuerbaren Energien“ am Primärenergieverbrauch legt zu. Durch ihren überschaubaren Anteil am gesamten Energieverbrauch ist jedoch die absolute Zunahme des Verbrauchs der fossilen Energieträger und der Atomenergie genauso hoch.

Selbst wenn die Wachstumsraten der „Erneuerbaren“ beibehalten werden könnten, ist man in der absoluten Betrachtung daher von einer Ablösung der fossilen Energieträger genauso weit entfernt wie vor ein paar Jahren.

Durch den unter anderem von Indien und China angekündigten Ausbau der Erzeugungskapazitäten im konventionellen Bereich, ist in der weltweiten Betrachtung auch ein Sinken der Anteile der „Erneuerbaren“ nicht auszuschließen.

Auch die Betrachtung der Kernenergie bietet ein Bild, das den Berliner Erzählungen von deren baldigem Ende widerspricht. Denn während man sich hierzulande mit dem Verfassen von Nachrufen auf diese Erzeugungsart die Zeit vertreibt, ist der vermeintlich bereits verstorbene Patient putzmunter.

Dies zeigt sich vor allem im asiatisch-pazifischen Raum. Mehr als 27% des weltweit erzeugten Atomstroms stammt mittlerweile aus dieser Region. Die jährliche Zuwachsrate der Erzeugung über die letzte Dekade lag bei 8%. Vom 27,7%-igen Anteil der Europäer ist man somit nicht mehr weit entfernt. Bereits im laufenden Jahr sollte das Überholmanöver abgeschlossen sein.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der jährlichen Erzeugung in TWh in den Regionen Nordamerika, Europa und Asien-Pazifik seit den 60iger Jahren.

 

Die beiden relevanten Faktoren für den deutlichen Rückgang der europäischen Zahlen sind der Rückgang der französischen Erzeugung sowie der deutsche Atomausstieg. Die Erzeugung von Kernenergie in unserem Nachbarland ist vom Gipfel in 2005 mittlerweile um rund ein Drittel gesunken, was sich auf Grund des hohen Niveaus spürbar in der Aggregation niederschlägt.

Mittlerweile ist aber wie in anderen Ländern auch in der ehemaligen Grande Nation neben Laufzeitverlängerungen auch ein Ausbau der Kernenergie wieder salonfähig. Wie die Umsetzung erfolgen soll und ob sie Erfolg hat, ist in Europa naturgemäß kaum einzuschätzen.

In Deutschland ist der Fall einfacher. Wenn man alle Kraftwerke abschaltet, dann sinkt die Erzeugung auf Null. Da im laufenden Jahr noch eine Weile produziert wurde, zeigen sich die vollumfänglichen Auswirkungen dieses Schrittes erst in den Auswertungen, die im kommenden Jahr erscheinen.

Auch ohne bereits bei der Null angelangt zu sein illustriert die folgende Grafik den Aufstieg und den ohne Not verursachten Fall der deutschen Kernenergie im Zeitverlauf. Zu den besten Zeiten machte die Kernenergie einen bedeutenden Anteil an der gesamten Stromversorgung Deutschlands aus. Der Übersichtlichkeit halber haben wir die französische Erzeugung aus der Grafik herausgelassen, da diese sich sehr deutlich oberhalb des deutschen Niveaus befindet.

 

Die Entwicklung der kommenden Jahre verspricht spannend zu werden, denn zahlreiche Länder denken bei der Kernenergie um. Selbst in Regionen, in denen die Nutzung dieser Erzeugungsform geradezu undenkbar erschien, ändern sich unter dem Druck der Realität die Sichtweisen rasch und umfassend.

Unterdessen ändert sich auch das, was man mittlerweile mit Narrativ bezeichnet. Zwar gilt die Kernenergie in manchen Kreisen in Deutschland als Schmuddelkind. In anderen Ländern positionieren sich aber die entsprechenden Unternehmen oder Förderer von Uran als Protagonisten der „Clean Energy“-Bewegung. Das folgende Bild zeigt dies am Beispiel der Darstellung des Unternehmens enCore.

 

In Berlin wird daher so mancher künftig von der Klimakeule getroffen werden, die er selbst so gerne gegen andere erhebt. Auch diese Revolution frisst ihre Kinder. Wie im Handwerk dürfte es bei einem global wieder anziehenden Markt für Kernenergie auch zu einer Knappheit der Experten kommen. Dank der hierzulande beschlossenen Kappung der diesbezüglichen Forschung und Entwicklung wird Deutschland von diesem Wandel nicht mehr profitieren können.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Eine nüchterne Auswertung der Entwicklungen auf dem globalen Energiemarkt scheint derzeit in Deutschland nicht möglich zu sein. Das Ausblenden der Fakten – die man mögen kann oder auch nicht – erreicht ein immer beachtliches Ausmaß. Die Probleme werden durch das Wegschauen jedoch nicht weniger. Ein Loch im Zahn verschwindet nicht, wenn man sich nicht darum kümmert. Es wird größer.

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