Wer kann die Aussagen auf den Plakaten überhaupt noch den einzelnen Parteien zuordnen? Für jeden ist etwas dabei im wahlplakatlichen Einheitsbrei. Und wer weiß, wie viele der Laternen, Zäune und Ampelmasten nach dieser Wahl psychologische Hilfe brauchen?

Jetzt regen Sie sich mal wieder ab! Alle Parteien wollen für uns doch nur das Beste: Gutes Klima, sichere Renten und Arbeitsplätze, gerechte Löhne, Gleichberechtigung, bezahlbare Zahlungen und machen anderen Schabernack mit Gendersternchen. Erst geht es um unsere Stimme und dann um unser Geld bzw. um das derer, die noch etwas haben. Stichwort: Reichensteuer. Die vielen Versprechen müssen irgendwie bezahlt werden. Am besten von den Anderen.

Ach, Sie haben nichts? Glückskeks! Die Börse zumindest wird sich in einer Woche für ein paar Tage lang fragen, was für die Unternehmen unterm Strich übrigbleibt oder bleiben darf. Zum Glück gibt es für die Großen die Möglichkeit der Steuervermeidung in den berühmten Steueroasen. Aber für die kleinen Steuermichel? Der erinnert sich an den Leitspruch: Haben andere Geld, und du hast keins, biste Steuerklasse 1.

Sie kennen die Zehn Gebote?

Du sollst nicht lügen!“ hat es auf die Hitliste leider und aus guten Gründen nicht geschafft. Zum Glück ist in knapp einer Woche alles vorbei und wir beißen dann beherzt in die fast schon trocken gewordenen Lebkuchen aus dem August, freuen uns auf Halloween, Black Friday, Nikolaus und den ersten Schnee. Ach ja, dann werden wir ja auch wieder mit den Jahresrückblicken beglückt, wo es doch auch 2021 wieder hieß: Augen zu und durch! Wer will da schon zurückblicken?

Außerdem kommt es heute gar nicht so darauf an, was versprochen wird, sondern welche Form man dafür wählt. Die Form ist weit wichtiger als der Inhalt. Ein bisschen Realitätsverlust und Abgehobenheit vom Alltag sind auch mit dabei. Herz, was willst du mehr?

Ein Knacks für den DAX?

Die Börse ist in der Hinsicht ehrlicher und sie verzeiht vor allem nichts. Sie verschenkt nichts, straft ab und belohnt die Besseren. Das riecht irgendwie noch nach Kapitalismus und purer Ausbeutung. Deshalb greift ja auch der Staat immer tiefer in das Geschehen ein und schöpft dort ab, wo noch Rahm oben schwimmt. Der Mittelstand kann ein Lied davon singen.

Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Was nicht reicht, wird geborgt. Die Börse ist inzwischen politisch geworden, wobei politische Börsen immer die kürzeren Beine haben und dann beginnen zu stolpern. Vielleicht ist da die Immobilientragödie um die chinesische Evergrande die Ouvertüre für einen heißen Herbst, in dem nicht nur Blätter, sondern auch mal Kurse fallen...

Fakt ist: Wir werden uns auf ein teureres Leben einrichten müssen. Die Teuerung frisst sich von den Rändern erst durch die Börse, was ja ganz angenehm sein kann, dann in den Alltag der Leute. Die Gelddrucker rufen: Haltet den Dieb! Das Zusammensparen eines Kapitalstocks wird zunehmend zur Kunst, falls es für die Jüngeren unter uns überhaupt noch möglich ist.

Sollten Sie heute den DAX beobachten, besteht dieser nun aus 40 statt 30 Werten. Deutschlands Aushängeschild wird attraktiver, merken führende Meinungsexperten an. Das macht auch mehr her. Doch die Musik spielt hierzulande hör- und sichtbar immer leiser. Viele Bereiche sehen etwas abgewirtschaftet aus mit einem gewissen Drang für eine Renovierung.

Die Eingriffe der Politik haben mit viel Maß und noch mehr Mitte eine beharrliche Art von Mittelmaß hinbekommen. Vielleicht war das aber auch eine Art von politischer Absicht, den Stärksten in Europa zu schwächen, wenn man viele Jahre lang die Schwachen in Europa mit viel Geld und noch mehr gutem Willen nicht stärker bekommen konnte. Wer weiß?

Auch wenn man das heute nicht mehr so laut sagen sollte, der DAX taugt inzwischen nur noch als Beimischung für ein Investment und nicht mehr wie früher als Grundstock für eine Kapitalanlage. Ob sich daran nach der Wahl etwas ändert? Die Zukunft überholt sich woanders, wo nicht nur geredet, sondern auch gehandelt wird. Mit Worten auf bunten Wahlplakaten ohne Inhalt ist es nach 16 Jahren inzwischen nicht mehr getan. Aber was bleibt sonst noch übrig?

„Was bedeutet das für mich konkret?!“

Egal, was am kommenden Wochenende ausgezählt wird, wir kennen das alles schon. Doch erstaunlich ist es immer wieder, wie bereitwillig die Leute auf Versprechen bauen. Das ist mit Börsenprognosen, Kurszielen und selbst in den Beziehungen nicht anders. Wir wollen es doch irgendwie alle. Die Evolution des Menschen verläuft offenbar sehr viel langsamer, als es die Taktung der Schlagzeilen der Neuzeit vermuten lassen. Die Musik spielt weiter. Haben Sie schon ein Notstrom-Aggregat?

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